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Burckhard, Gottfried: Himmlische Johanna Elisabeth. Breslau, 1673.

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dencket alsdenn ein Christ er sey von GOtt verlassen/ der
Job. XXX. 21.sey ihm in einen Grausamen verwandelt. Es ist wol
ehe ein mutiger starcker Löwe/ vor einem geringen Hanen-
Gen. XXXII.
11.
Schrey erschrocken/ daß er gebebet hat. Jacob/ war unter
dem Schutz der Mahanaim/ noch furchte er sich vor Esau.
Jos. VII. 5.Josua der Heerführer Gottes/ war seines GOttes Bey-
stand versichert/ noch zerriß er auß Furcht seine Kleider/
Ps. III. 5.und sein Hertz zerfloß wie Wasser. David furchte nicht
Ps. CXIX. 12viel 100000. gleichwol entsatzte er sich vor Gott/ daß ihm
Mat. XIV. 36.die Haut schauerte. Petrus wagte sich dem HErren
auff dem Meer entgegen/ und sagte doch einmal auß Furcht:
Luc. V. 8.HErr gehe von mir/ ich bin ein sündiger Mensch.

Nicht daß diß ein Zeichen ein zweifelnden Glaubens:
Sondern die Anzeige deß Falles/ unserer Schwachheit/
Gal. V. 17.und die reliquien deß Streits/ deß Geistes und deß Flei-
sches ist. Welches am allermeisten in der letzten Lucta mit
dem Tode gespüret wird. Dessen der Mensch so wenig ü-
berhoben seyn kan/ als wenig geläugnet werden darff/ daß
unser Hochverdienter Heiland nicht eben solches in den Ta-
gen seines Fleisches nach seiner Menschheit uns zu Trost
empfunden. Seine Menschheit erschütterte sich ja vor
dem Tode/ dener so willig auff sich nahm/ die Ankündigung
Luc. XII. 50.
XXII. 42.
seines Leidens Zwang das Wort herauß: Mir ist bange!
Und sein Todes-Kampff am Oelberge pressete blutigen
Schweiß.

Wer wil es denn einem schwachen Menschen übel deu-
ten/ wenn noch unter lang wieriger Creutzes-Hitze/ oder her-
beynahendem letzten Stündlein/ Bangigkeit und Furcht
das Hertze bestreiten? Homo sum, & humani a me nihil
alienum.
Christlicher ists/ ein hertzliches Mitleiden/ als
unzeitiges Urtheil über fromer Christen Angst haben/ und

sich

dencket alsdenn ein Chriſt er ſey von GOtt verlaſſen/ der
Job. XXX. 21.ſey ihm in einen Grauſamen verwandelt. Es iſt wol
ehe ein mutiger ſtarcker Loͤwe/ vor einem geringen Hanen-
Gen. XXXII.
11.
Schrey erſchrocken/ daß er gebebet hat. Jacob/ war unteꝛ
dem Schutz der Mahanaim/ noch furchte er ſich vor Eſau.
Joſ. VII. 5.Joſua der Heerfuͤhrer Gottes/ war ſeines GOttes Bey-
ſtand verſichert/ noch zerriß er auß Furcht ſeine Kleider/
Pſ. III. 5.und ſein Hertz zerfloß wie Waſſer. David furchte nicht
Pſ. CXIX. 12viel 100000. gleichwol entſatzte er ſich vor Gott/ daß ihm
Mat. XIV. 36.die Haut ſchauerte. Petrus wagte ſich dem HErren
auff dem Meer entgegen/ und ſagte doch einmal auß Furcht:
Luc. V. 8.HErr gehe von mir/ ich bin ein ſuͤndiger Menſch.

Nicht daß diß ein Zeichen ein zweifelnden Glaubens:
Sondern die Anzeige deß Falles/ unſerer Schwachheit/
Gal. V. 17.und die reliquien deß Streits/ deß Geiſtes und deß Flei-
ſches iſt. Welches am allermeiſten in der letzten Luctâ mit
dem Tode geſpuͤret wird. Deſſen der Menſch ſo wenig uͤ-
berhoben ſeyn kan/ als wenig gelaͤugnet werden darff/ daß
unſer Hochverdienter Heiland nicht eben ſolches in den Ta-
gen ſeines Fleiſches nach ſeiner Menſchheit uns zu Troſt
empfunden. Seine Menſchheit erſchuͤtterte ſich ja vor
dem Tode/ dener ſo willig auff ſich nahm/ die Ankuͤndigung
Luc. XII. 50.
XXII. 42.
ſeines Leidens Zwang das Wort herauß: Mir iſt bange!
Und ſein Todes-Kampff am Oelberge preſſete blutigen
Schweiß.

Wer wil es denn einem ſchwachen Menſchen uͤbel deu-
ten/ wenn noch unter lang wieriger Cꝛeutzes-Hitze/ oder her-
beynahendem letzten Stuͤndlein/ Bangigkeit und Furcht
das Hertze beſtreiten? Homo ſum, & humani à me nihil
alienum.
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Zitationshilfe: Burckhard, Gottfried: Himmlische Johanna Elisabeth. Breslau, 1673, S. [48]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/511301/48>, abgerufen am 21.11.2024.