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Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628.

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Gott kan nicht anders alß nur freundlich/ Leutselig
vnd barmhertzig sein. Oder/ wie Er an einem andern
Ort spricht: Plus Deus vult misereri quam nos
a miseria liberari.
Vnser Goot wil sich vnser ehe
erbarmen/ ehe wir seiner erbarmung begehren.

Ach wie vnbarmhertzig ist Herodes mit den Be-Matth. 2.
16.

thlehemitischen Kinderlein vmbgegangen? Ach welch
eine schreckliche Blutschwemme hat er vnter jhnen an-
gerichtet? Alle so zwey Jahr vnnd drunter gewesen/
hat er jämmerlicher weise erwürgen vnd vmbbringen
lassen.

Was that auch vor zeiten König Cambyses? AlsHerod. l. 3
er von seinem trewen Raht Prexaspe der trunckenheit
halber gestrafft worden? Wolan/ sprach er/ du
solt erfahren daß ich in trunckener weise bey
guter vernunfft bin.
Lesset darauff alsbald Pre-
xaspis Sohn ins Panquet bringen/ stellet jhn in die
Thür am Saal/ nimbt Bogen vnd Pfeil/ vnd scheust
jhm das Hertz entzwey. Lächelt endlich vnd fraget den
Vater: Ob Er auch wenn Er gesoffen/ so eine gewiß-
se faust hette/ alß wenn Er nüchtern were?

Solcher schrecklichen Tyranney/ dürfft jhr euch/
O jhr Christlichen Eltern bey ewrem Kindlein nicht
befahren: es ist bey einem solchen Herrn/ welcher/
wie wir gehöret/ eine solche fewrige Hertzens-liebe zu
jhm treget/ daß jhm auch das Hertz für fewriger Liebe
brechen vnd zerschmeltzen möchte.

Nicht

Gott kan nicht anders alß nur freundlich/ Leutſelig
vnd barmhertzig ſein. Oder/ wie Er an einem andern
Ort ſpricht: Plus Deus vult miſereri quàm nos
á miſeria liberari.
Vnſer Goot wil ſich vnſer ehe
erbarmen/ ehe wir ſeiner erbarmung begehren.

Ach wie vnbarmhertzig iſt Herodes mit den Be-Matth. 2.
16.

thlehemitiſchen Kinderlein vmbgegangen? Ach welch
eine ſchreckliche Blutſchwemme hat er vnter jhnen an-
gerichtet? Alle ſo zwey Jahr vnnd drunter geweſen/
hat er jaͤmmerlicher weiſe erwuͤrgen vnd vmbbringen
laſſen.

Was that auch vor zeiten Koͤnig Cambyſes? AlsHerod. l. 3
er von ſeinem trewen Raht Prexaſpe der trunckenheit
halber geſtrafft worden? Wolan/ ſprach er/ du
ſolt erfahren daß ich in trunckener weiſe bey
guter vernunfft bin.
Leſſet darauff alsbald Pre-
xaſpis Sohn ins Panquet bringen/ ſtellet jhn in die
Thuͤr am Saal/ nimbt Bogen vnd Pfeil/ vnd ſcheuſt
jhm das Hertz entzwey. Laͤchelt endlich vnd fraget den
Vater: Ob Er auch wenn Er geſoffen/ ſo eine gewiß-
ſe fauſt hette/ alß wenn Er nuͤchtern were?

Solcher ſchrecklichen Tyranney/ duͤrfft jhr euch/
O jhr Chriſtlichen Eltern bey ewrem Kindlein nicht
befahren: es iſt bey einem ſolchen Herrn/ welcher/
wie wir gehoͤret/ eine ſolche fewrige Hertzens-liebe zu
jhm treget/ daß jhm auch das Hertz fuͤr fewriger Liebe
brechen vnd zerſchmeltzen moͤchte.

Nicht
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[[23]/0023] Gott kan nicht anders alß nur freundlich/ Leutſelig vnd barmhertzig ſein. Oder/ wie Er an einem andern Ort ſpricht: Plus Deus vult miſereri quàm nos á miſeria liberari. Vnſer Goot wil ſich vnſer ehe erbarmen/ ehe wir ſeiner erbarmung begehren. Ach wie vnbarmhertzig iſt Herodes mit den Be- thlehemitiſchen Kinderlein vmbgegangen? Ach welch eine ſchreckliche Blutſchwemme hat er vnter jhnen an- gerichtet? Alle ſo zwey Jahr vnnd drunter geweſen/ hat er jaͤmmerlicher weiſe erwuͤrgen vnd vmbbringen laſſen. Matth. 2. 16. Was that auch vor zeiten Koͤnig Cambyſes? Als er von ſeinem trewen Raht Prexaſpe der trunckenheit halber geſtrafft worden? Wolan/ ſprach er/ du ſolt erfahren daß ich in trunckener weiſe bey guter vernunfft bin. Leſſet darauff alsbald Pre- xaſpis Sohn ins Panquet bringen/ ſtellet jhn in die Thuͤr am Saal/ nimbt Bogen vnd Pfeil/ vnd ſcheuſt jhm das Hertz entzwey. Laͤchelt endlich vnd fraget den Vater: Ob Er auch wenn Er geſoffen/ ſo eine gewiß- ſe fauſt hette/ alß wenn Er nuͤchtern were? Herod. l. 3 Solcher ſchrecklichen Tyranney/ duͤrfft jhr euch/ O jhr Chriſtlichen Eltern bey ewrem Kindlein nicht befahren: es iſt bey einem ſolchen Herrn/ welcher/ wie wir gehoͤret/ eine ſolche fewrige Hertzens-liebe zu jhm treget/ daß jhm auch das Hertz fuͤr fewriger Liebe brechen vnd zerſchmeltzen moͤchte. Nicht

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Zitationshilfe: Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628, S. [23]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522424/23>, abgerufen am 28.03.2024.