Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628.

Bild:
<< vorherige Seite

Coelius
lib. 17. c.
9.
weiß/ wo er hinter sich oder für sich kommen sol. A-
ber wie vorzeiten Theseus/ alß er in seinen Jrrgarten
A. L.
& satel.
lib. 6. c.
1.
gegangen/ einen faden nach sich gezogen/ vnd endlich
im ruckwege demselben wieder nachgegangen/ vnd al-
so dem greulichen Wunder-Thiere dem Minotauro
glücklich entkommen. Also mögen betrübte Eltern/
nur bey dem angehörten Trost-sprüchlein verbleiben/
dasselbe wird jhnen ein gewisse richtschnur sein/ welche
sie auß dem gefehrlichen Jrrgarten jhrer trawrigkeit
gar leicht führen vnd bringen wird.

Zweyerley aber pflegt der Satan vornemlich den
Eltern in weg zu schieben/ das sie sich nicht so bald auß
jhrem Hertzbetrübnuß heraus wickeln vnnd wircken
sollen.

Erstlich macht Er jhnen gedancken vber
jhrer Kinderlein Seligkeit:
Darnach auch vber jhrem all zu früh-
zeitigem sterben vnd abscheyd.

Was das erste belanget/ weiß Er dasselbe
hoch auffzumutzen. Ja/ spricht er/ wenn dein
Kind vorhin zu rechtem verstande hette kom-
men können: so möchte es seinen geweise-
ten weg haben. Aber nu ist es hinweg ge-
storben/ ehe es an Gott seinen Herrn
glauben: ehe es jhn anruffen: vnd ehe es jhm
dienen können. Jst derowegen sehr zweifel-

hafftig

Cœlius
lib. 17. c.
9.
weiß/ wo er hinter ſich oder fuͤr ſich kommen ſol. A-
ber wie vorzeiten Theſeus/ alß er in ſeinen Jrrgarten
A. L.
& ſatel.
lib. 6. c.
1.
gegangen/ einen faden nach ſich gezogen/ vnd endlich
im ruckwege demſelben wieder nachgegangen/ vnd al-
ſo dem greulichen Wunder-Thiere dem Minotauro
gluͤcklich entkommen. Alſo moͤgen betruͤbte Eltern/
nur bey dem angehoͤrten Troſt-ſpruͤchlein verbleiben/
daſſelbe wird jhnen ein gewiſſe richtſchnur ſein/ welche
ſie auß dem gefehrlichen Jrrgarten jhrer trawrigkeit
gar leicht fuͤhren vnd bringen wird.

Zweyerley aber pflegt der Satan vornemlich den
Eltern in weg zu ſchieben/ das ſie ſich nicht ſo bald auß
jhrem Hertzbetruͤbnuß heraus wickeln vnnd wircken
ſollen.

Erſtlich macht Er jhnen gedancken vber
jhrer Kinderlein Seligkeit:
Darnach auch vber jhrem all zu fruͤh-
zeitigem ſterben vnd abſcheyd.

Was das erſte belanget/ weiß Er daſſelbe
hoch auffzumutzen. Ja/ ſpricht er/ wenn dein
Kind vorhin zu rechtem verſtande hette kom-
men koͤnnen: ſo moͤchte es ſeinen geweiſe-
ten weg haben. Aber nu iſt es hinweg ge-
ſtorben/ ehe es an Gott ſeinen Herrn
glauben: ehe es jhn anruffen: vnd ehe es jhm
dienen koͤnnen. Jſt derowegen ſehr zweifel-

hafftig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0044" n="[44]"/><note place="left"><hi rendition="#aq">C&#x0153;lius<lb/>
lib. 17. c.</hi> 9.</note>weiß/ wo er hinter &#x017F;ich oder fu&#x0364;r &#x017F;ich kommen &#x017F;ol. A-<lb/>
ber wie vorzeiten The&#x017F;eus/ alß er in &#x017F;einen Jrrgarten<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">A. L.<lb/>
&amp; &#x017F;atel.<lb/>
lib. 6. c.</hi> 1.</note>gegangen/ einen faden nach &#x017F;ich gezogen/ vnd endlich<lb/>
im ruckwege dem&#x017F;elben wieder nachgegangen/ vnd al-<lb/>
&#x017F;o dem greulichen Wunder-Thiere dem Minotauro<lb/>
glu&#x0364;cklich entkommen. Al&#x017F;o mo&#x0364;gen betru&#x0364;bte Eltern/<lb/>
nur bey dem angeho&#x0364;rten Tro&#x017F;t-&#x017F;pru&#x0364;chlein verbleiben/<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe wird jhnen ein gewi&#x017F;&#x017F;e richt&#x017F;chnur &#x017F;ein/ welche<lb/>
&#x017F;ie auß dem gefehrlichen Jrrgarten jhrer trawrigkeit<lb/>
gar leicht fu&#x0364;hren vnd bringen wird.</p><lb/>
            <p>Zweyerley aber pflegt der Satan vornemlich den<lb/>
Eltern in weg zu &#x017F;chieben/ das &#x017F;ie &#x017F;ich nicht &#x017F;o bald auß<lb/>
jhrem Hertzbetru&#x0364;bnuß heraus wickeln vnnd wircken<lb/>
&#x017F;ollen.</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Er&#x017F;tlich macht Er jhnen gedancken vber<lb/>
jhrer Kinderlein Seligkeit:<lb/>
Darnach auch vber jhrem all zu fru&#x0364;h-<lb/>
zeitigem &#x017F;terben vnd ab&#x017F;cheyd.</hi> </hi> </p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Was das er&#x017F;te belanget/ weiß Er da&#x017F;&#x017F;elbe</hi><lb/>
hoch auffzumutzen. <hi rendition="#fr">Ja/</hi> &#x017F;pricht er/ <hi rendition="#fr">wenn dein<lb/>
Kind vorhin zu rechtem ver&#x017F;tande hette kom-<lb/>
men ko&#x0364;nnen: &#x017F;o mo&#x0364;chte es &#x017F;einen gewei&#x017F;e-<lb/>
ten weg haben. Aber nu i&#x017F;t es hinweg ge-<lb/>
&#x017F;torben/ ehe es an <hi rendition="#k">Gott</hi> &#x017F;einen <hi rendition="#k">Herrn</hi><lb/>
glauben: ehe es jhn anruffen: vnd ehe es jhm<lb/>
dienen ko&#x0364;nnen. J&#x017F;t derowegen &#x017F;ehr zweifel-</hi><lb/>
<fw type="catch" place="bottom"><hi rendition="#fr">hafftig</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[44]/0044] weiß/ wo er hinter ſich oder fuͤr ſich kommen ſol. A- ber wie vorzeiten Theſeus/ alß er in ſeinen Jrrgarten gegangen/ einen faden nach ſich gezogen/ vnd endlich im ruckwege demſelben wieder nachgegangen/ vnd al- ſo dem greulichen Wunder-Thiere dem Minotauro gluͤcklich entkommen. Alſo moͤgen betruͤbte Eltern/ nur bey dem angehoͤrten Troſt-ſpruͤchlein verbleiben/ daſſelbe wird jhnen ein gewiſſe richtſchnur ſein/ welche ſie auß dem gefehrlichen Jrrgarten jhrer trawrigkeit gar leicht fuͤhren vnd bringen wird. Cœlius lib. 17. c. 9. A. L. & ſatel. lib. 6. c. 1. Zweyerley aber pflegt der Satan vornemlich den Eltern in weg zu ſchieben/ das ſie ſich nicht ſo bald auß jhrem Hertzbetruͤbnuß heraus wickeln vnnd wircken ſollen. Erſtlich macht Er jhnen gedancken vber jhrer Kinderlein Seligkeit: Darnach auch vber jhrem all zu fruͤh- zeitigem ſterben vnd abſcheyd. Was das erſte belanget/ weiß Er daſſelbe hoch auffzumutzen. Ja/ ſpricht er/ wenn dein Kind vorhin zu rechtem verſtande hette kom- men koͤnnen: ſo moͤchte es ſeinen geweiſe- ten weg haben. Aber nu iſt es hinweg ge- ſtorben/ ehe es an Gott ſeinen Herrn glauben: ehe es jhn anruffen: vnd ehe es jhm dienen koͤnnen. Jſt derowegen ſehr zweifel- hafftig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/522424
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/522424/44
Zitationshilfe: Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628, S. [44]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522424/44>, abgerufen am 29.03.2024.