Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehen, Melchior: Optimus mulierum ornatus. Jena, 1617.

Bild:
<< vorherige Seite

Bester Weiberschmuck.
eusserlichen vnnd leiblichen Schmuckes/ weil derselbe zum
theil wegen der Natur/ zum theil wegen Ländlicher Sitten
sehr vngleich ist: Dennoch ist vnd soll der jnnerliche vnnd
Geistliche Schmuck bey Männern so wol als bey Wei-
bern/ vnnd wiederumb beyn Weibern so wol als beyn
Männern einerley vnd gleichförmig seyn.

Darumb soll auch bey Christlichen Mannes Personen
seyn rechtschaffener Glaube/ Liebe/ Heiligung/ Zucht vnd
Bestendigkeit.

Philip. 4.Denn darvon saget Paulus also: Lieben Brüder/
was warhafftig ist/ was erbar/ was gerecht/ was
keusch/ was lieblich/ was wol lautet: Jst etwa eine
Tugend/ ist etwa ein Lob/ dem dencket nach/ welches
jhr auch gelernet/ vnd empfangen vnnd gehört vnnd
gesehen habt an mir. Das thut/ so wird der Herr
des Friedens mit Euch seyn.

Vnd warumb wolten Mannes Personen diesen Tu-
gendspiegel nicht eben so wol als WeibsPersonen anneh-
men/ vnd sich offt darinnen beschawen?

Plutarch.
de praece-
ptis conju-
gum, Er[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]s.
in Apopht.
Socratis.
Denn so der weise Philosophus Socrates seine Schü-
ler vermahnet hat/ daß sie sich solten in Glässernen vnd an-
dern Spiegeln offt beschawen/ Zu dem Ende/ auff daß
wenn sie fein vnnd schön an Gestalt weren/ solten sie sich
auch feiner schöner Sitten befleissigen/ damit beydes die
Schönheit jhrer eusserlichen Gestalt vnd guten Sitten fein
miteinander möchten vbereinstimmen: Dargegen aber
wenn sie am Leib vngestalt vnnd garstig weren/ solten sie
nicht durch böse Sitten jhre böse Gestalt ärger vnd schend-
licher machen: Ey so wil vns Christen viel mehr gebüren/
deß wir im Spiegel Göttliches Worts den Schmuck des

verbor-

Beſter Weiberſchmuck.
euſſerlichen vnnd leiblichen Schmuckes/ weil derſelbe zum
theil wegen der Natur/ zum theil wegen Laͤndlicher Sitten
ſehr vngleich iſt: Dennoch iſt vnd ſoll der jnnerliche vnnd
Geiſtliche Schmuck bey Maͤnnern ſo wol als bey Wei-
bern/ vnnd wiederumb beyn Weibern ſo wol als beyn
Maͤnnern einerley vnd gleichfoͤrmig ſeyn.

Darumb ſoll auch bey Chriſtlichen Mannes Perſonen
ſeyn rechtſchaffener Glaube/ Liebe/ Heiligung/ Zucht vnd
Beſtendigkeit.

Philip. 4.Denn darvon ſaget Paulus alſo: Lieben Bruͤder/
was warhafftig iſt/ was erbar/ was gerecht/ was
keuſch/ was lieblich/ was wol lautet: Jſt etwa eine
Tugend/ iſt etwa ein Lob/ dem dencket nach/ welches
jhr auch gelernet/ vnd empfangen vnnd gehoͤrt vnnd
geſehen habt an mir. Das thut/ ſo wird der Herr
des Friedens mit Euch ſeyn.

Vnd warumb wolten Mannes Perſonen dieſen Tu-
gendſpiegel nicht eben ſo wol als WeibsPerſonen anneh-
men/ vnd ſich offt darinnen beſchawen?

Plutarch.
de præce-
ptis conju-
gum, Er[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ſ.
in Apopht.
Socratis.
Denn ſo der weiſe Philoſophus Socrates ſeine Schuͤ-
ler vermahnet hat/ daß ſie ſich ſolten in Glaͤſſernen vnd an-
dern Spiegeln offt beſchawen/ Zu dem Ende/ auff daß
wenn ſie fein vnnd ſchoͤn an Geſtalt weren/ ſolten ſie ſich
auch feiner ſchoͤner Sitten befleiſſigen/ damit beydes die
Schoͤnheit jhrer euſſerlichen Geſtalt vnd guten Sitten fein
miteinander moͤchten vbereinſtimmen: Dargegen aber
wenn ſie am Leib vngeſtalt vnnd garſtig weren/ ſolten ſie
nicht durch boͤſe Sitten jhre boͤſe Geſtalt aͤrger vnd ſchend-
licher machen: Ey ſo wil vns Chriſten viel mehr gebuͤren/
deß wir im Spiegel Goͤttliches Worts den Schmuck des

verbor-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0040" n="38"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Be&#x017F;ter Weiber&#x017F;chmuck.</hi></fw><lb/>
eu&#x017F;&#x017F;erlichen vnnd leiblichen Schmuckes/ weil der&#x017F;elbe zum<lb/>
theil wegen der Natur/ zum theil wegen La&#x0364;ndlicher Sitten<lb/>
&#x017F;ehr vngleich i&#x017F;t: Dennoch i&#x017F;t vnd &#x017F;oll der jnnerliche vnnd<lb/>
Gei&#x017F;tliche Schmuck bey Ma&#x0364;nnern &#x017F;o wol als bey Wei-<lb/>
bern/ vnnd wiederumb beyn Weibern &#x017F;o wol als beyn<lb/>
Ma&#x0364;nnern einerley vnd gleichfo&#x0364;rmig &#x017F;eyn.</p><lb/>
              <p>Darumb &#x017F;oll auch bey Chri&#x017F;tlichen Mannes Per&#x017F;onen<lb/>
&#x017F;eyn recht&#x017F;chaffener Glaube/ Liebe/ Heiligung/ Zucht vnd<lb/>
Be&#x017F;tendigkeit.</p><lb/>
              <p><note place="left"><hi rendition="#aq">Philip.</hi> 4.</note>Denn darvon &#x017F;aget Paulus al&#x017F;o: Lieben Bru&#x0364;der/<lb/>
was warhafftig i&#x017F;t/ was erbar/ was gerecht/ was<lb/>
keu&#x017F;ch/ was lieblich/ was wol lautet: J&#x017F;t etwa eine<lb/>
Tugend/ i&#x017F;t etwa ein Lob/ dem dencket nach/ welches<lb/>
jhr auch gelernet/ vnd empfangen vnnd geho&#x0364;rt vnnd<lb/>
ge&#x017F;ehen habt an mir. Das thut/ &#x017F;o wird der <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herr</hi></hi><lb/>
des Friedens mit Euch &#x017F;eyn.</p><lb/>
              <p>Vnd warumb wolten Mannes Per&#x017F;onen die&#x017F;en Tu-<lb/>
gend&#x017F;piegel nicht eben &#x017F;o wol als WeibsPer&#x017F;onen anneh-<lb/>
men/ vnd &#x017F;ich offt darinnen be&#x017F;chawen?</p><lb/>
              <p><note place="left"><hi rendition="#aq">Plutarch.<lb/>
de præce-<lb/>
ptis conju-<lb/>
gum, Er<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>&#x017F;.<lb/>
in Apopht.<lb/>
Socratis.</hi></note>Denn &#x017F;o der wei&#x017F;e <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophus Socrates</hi> &#x017F;eine Schu&#x0364;-<lb/>
ler vermahnet hat/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;olten in Gla&#x0364;&#x017F;&#x017F;ernen vnd an-<lb/>
dern Spiegeln offt be&#x017F;chawen/ Zu dem Ende/ auff daß<lb/>
wenn &#x017F;ie fein vnnd &#x017F;cho&#x0364;n an Ge&#x017F;talt weren/ &#x017F;olten &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
auch feiner &#x017F;cho&#x0364;ner Sitten beflei&#x017F;&#x017F;igen/ damit beydes die<lb/>
Scho&#x0364;nheit jhrer eu&#x017F;&#x017F;erlichen Ge&#x017F;talt vnd guten Sitten fein<lb/>
miteinander mo&#x0364;chten vberein&#x017F;timmen: Dargegen aber<lb/>
wenn &#x017F;ie am Leib vnge&#x017F;talt vnnd gar&#x017F;tig weren/ &#x017F;olten &#x017F;ie<lb/>
nicht durch bo&#x0364;&#x017F;e Sitten jhre bo&#x0364;&#x017F;e Ge&#x017F;talt a&#x0364;rger vnd &#x017F;chend-<lb/>
licher machen: Ey &#x017F;o wil vns Chri&#x017F;ten viel mehr gebu&#x0364;ren/<lb/>
deß wir im Spiegel Go&#x0364;ttliches Worts den Schmuck des<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">verbor-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0040] Beſter Weiberſchmuck. euſſerlichen vnnd leiblichen Schmuckes/ weil derſelbe zum theil wegen der Natur/ zum theil wegen Laͤndlicher Sitten ſehr vngleich iſt: Dennoch iſt vnd ſoll der jnnerliche vnnd Geiſtliche Schmuck bey Maͤnnern ſo wol als bey Wei- bern/ vnnd wiederumb beyn Weibern ſo wol als beyn Maͤnnern einerley vnd gleichfoͤrmig ſeyn. Darumb ſoll auch bey Chriſtlichen Mannes Perſonen ſeyn rechtſchaffener Glaube/ Liebe/ Heiligung/ Zucht vnd Beſtendigkeit. Denn darvon ſaget Paulus alſo: Lieben Bruͤder/ was warhafftig iſt/ was erbar/ was gerecht/ was keuſch/ was lieblich/ was wol lautet: Jſt etwa eine Tugend/ iſt etwa ein Lob/ dem dencket nach/ welches jhr auch gelernet/ vnd empfangen vnnd gehoͤrt vnnd geſehen habt an mir. Das thut/ ſo wird der Herr des Friedens mit Euch ſeyn. Philip. 4. Vnd warumb wolten Mannes Perſonen dieſen Tu- gendſpiegel nicht eben ſo wol als WeibsPerſonen anneh- men/ vnd ſich offt darinnen beſchawen? Denn ſo der weiſe Philoſophus Socrates ſeine Schuͤ- ler vermahnet hat/ daß ſie ſich ſolten in Glaͤſſernen vnd an- dern Spiegeln offt beſchawen/ Zu dem Ende/ auff daß wenn ſie fein vnnd ſchoͤn an Geſtalt weren/ ſolten ſie ſich auch feiner ſchoͤner Sitten befleiſſigen/ damit beydes die Schoͤnheit jhrer euſſerlichen Geſtalt vnd guten Sitten fein miteinander moͤchten vbereinſtimmen: Dargegen aber wenn ſie am Leib vngeſtalt vnnd garſtig weren/ ſolten ſie nicht durch boͤſe Sitten jhre boͤſe Geſtalt aͤrger vnd ſchend- licher machen: Ey ſo wil vns Chriſten viel mehr gebuͤren/ deß wir im Spiegel Goͤttliches Worts den Schmuck des verbor- Plutarch. de præce- ptis conju- gum, Er_ſ. in Apopht. Socratis.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/523541
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/523541/40
Zitationshilfe: Lehen, Melchior: Optimus mulierum ornatus. Jena, 1617, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523541/40>, abgerufen am 21.11.2024.