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Anther, Nicolaus; Heermann, Georg: Zwo Christliche LeichPredigten. Brieg, 1606.

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Die II. LeichPredigt.
fromen hinauff ins Gestirn führen vnd alda Hauseten:
der bösen aber würden wider in andere Cörper gestossen/
das sie daselbst gestrafft würden/ wie Augustin. von jnen
meldet/ Serm. 139. de temp. Die Papisten habens zu jhrem
vortheyl etwas klüger angegriffen. Denn vorzeiten haben
sie gedichtet/ wenn ein Mensch gestorben sey/ so komme seine
Seele die erste Nacht dahin/ da S. Michael sein wesen
habe/ der lege sie auff eine Wage/ vnd wäge sie ab/ ob sie in
Himmel oder in die Helle gehören. Aber diese fabel vnd ge-
dicht bedürffen wir nicht. Gott ist es der vns abwäget
mit der Wage seiner Gerechtigkeit. Vnd zwar wenn wir
in vnserm thun vnd lassen vor Gott betrachtet/ vnd auff
die Wage seiner Gerechtigkeit geleget werden/ da befindet
sichs/ dz wir an Sünden freylich nur alzu schwer sein/ die
vns auch als eine grosse last/ biß in die Helle hinunter dru-
cken/ aber am guten/ am Glauben/ an der Liebe vnd andern
tugenden sein wir von Natur vber die massen leichte/ das
wir weniger denn nichts wägen/ soviel vnser ist. Da wir nu
wollen dz gewicht haben/ das wir vor dem Gericht Gottes
bestehen mögen/ da muß sich einander zu vns in die wage
schüssel legen/ der das Gewicht vnd ausschlag gebe/ der ist
vnser L. HErr vnd Heyland J. C. mit seinem H. Ver-
dienst vnd gehorsam/ der kan der gestrengen Gerechtigkeit
Gottes gleich wägen/ als welcher er volkomlich hat gethan
vnd für alle Sünde bezalet/ vnd schlegt also weit weit vber
alle Sünde/ Todt/ Teuffel/ Hell/ vnd allen Jammer vnd
Hertzleyd/ des sollen sich trösten alle/ die sich in Gehor-
sam der Gebot Gottes vben/ vnd derwegen betrübt sein/
das sie demnach sein vnnütze Knechte/ Luc: 17.

quinque
Loca a
nimarun
defuncta-
rnn a Papistis excogitata

Die jtzigen Papisten erdichten sonderlich fünfferley
örter/ dahin die Seelen/ wenn sie vom Leibe abgescheyden/
kommen/ aber doch ohne grundt.

Die II. LeichPꝛedigt.
fromen hinauff ins Geſtirn fuͤhren vnd alda Hauſeten:
der boͤſen aber wuͤrden wider in andere Coͤrper geſtoſſen/
das ſie daſelbſt geſtrafft wuͤrden/ wie Auguſtin. von jnen
meldet/ Serm. 139. de temp. Die Papiſten habens zu jhꝛem
voꝛtheyl etwas kluͤger angegriffen. Deñ vorzeiten haben
ſie gedichtet/ weñ ein Menſch geſtoꝛben ſey/ ſo kom̃e ſeine
Seele die erſte Nacht dahin/ da S. Michael ſein weſen
habe/ der lege ſie auff eine Wage/ vñ waͤge ſie ab/ ob ſie in
Him̃el oder in die Helle gehoͤren. Aber dieſe fabel vnd ge-
dicht beduͤrffen wir nicht. Gott iſt es der vns abwaͤget
mit der Wage ſeiner Gerechtigkeit. Vnd zwar weñ wir
in vnſerm thun vnd laſſen vor Gott betrachtet/ vnd auff
die Wage ſeiner Gerechtigkeit geleget werdẽ/ da befindet
ſichs/ dz wir an Suͤnden freylich nur alzu ſchwer ſein/ die
vns auch als eine gꝛoſſe laſt/ biß in die Helle hinunter dꝛu-
cken/ aber am guten/ am Glaubẽ/ an der Liebe vñ andern
tugenden ſein wir von Natur vber die maſſen leichte/ das
wir weniger deñ nichts waͤgen/ ſoviel vnſer iſt. Da wir nu
wollen dz gewicht habẽ/ das wir vor dem Gericht Gottes
beſtehen moͤgen/ da muß ſich einander zu vns in die wage
ſchuͤſſel legen/ der das Gewicht vñ ausſchlag gebe/ der iſt
vnſer L. HErr vnd Heyland J. C. mit ſeinem H. Ver-
dienſt vñ gehorſam/ der kan der geſtrengen Gerechtigkeit
Gottes gleich waͤgen/ als welcher er volkomlich hat gethã
vnd fuͤr alle Suͤnde bezalet/ vñ ſchlegt alſo weit weit vber
alle Suͤnde/ Todt/ Teuffel/ Hell/ vnd allen Jam̃er vnd
Hertzleyd/ des ſollen ſich troͤſten alle/ die ſich in Gehor-
ſam der Gebot Gottes vben/ vnd derwegen betruͤbt ſein/
das ſie demnach ſein vnnuͤtze Knechte/ Luc: 17.

quinquè
Loca a
nimarũ
defũcta-
rñ à Papiſtis excogitata

Die jtzigen Papiſten erdichten ſonderlich fuͤnfferley
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kommen/ aber doch ohne grundt.

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[[51]/0051] Die II. LeichPꝛedigt. fromen hinauff ins Geſtirn fuͤhren vnd alda Hauſeten: der boͤſen aber wuͤrden wider in andere Coͤrper geſtoſſen/ das ſie daſelbſt geſtrafft wuͤrden/ wie Auguſtin. von jnen meldet/ Serm. 139. de temp. Die Papiſten habens zu jhꝛem voꝛtheyl etwas kluͤger angegriffen. Deñ vorzeiten haben ſie gedichtet/ weñ ein Menſch geſtoꝛben ſey/ ſo kom̃e ſeine Seele die erſte Nacht dahin/ da S. Michael ſein weſen habe/ der lege ſie auff eine Wage/ vñ waͤge ſie ab/ ob ſie in Him̃el oder in die Helle gehoͤren. Aber dieſe fabel vnd ge- dicht beduͤrffen wir nicht. Gott iſt es der vns abwaͤget mit der Wage ſeiner Gerechtigkeit. Vnd zwar weñ wir in vnſerm thun vnd laſſen vor Gott betrachtet/ vnd auff die Wage ſeiner Gerechtigkeit geleget werdẽ/ da befindet ſichs/ dz wir an Suͤnden freylich nur alzu ſchwer ſein/ die vns auch als eine gꝛoſſe laſt/ biß in die Helle hinunter dꝛu- cken/ aber am guten/ am Glaubẽ/ an der Liebe vñ andern tugenden ſein wir von Natur vber die maſſen leichte/ das wir weniger deñ nichts waͤgen/ ſoviel vnſer iſt. Da wir nu wollen dz gewicht habẽ/ das wir vor dem Gericht Gottes beſtehen moͤgen/ da muß ſich einander zu vns in die wage ſchuͤſſel legen/ der das Gewicht vñ ausſchlag gebe/ der iſt vnſer L. HErr vnd Heyland J. C. mit ſeinem H. Ver- dienſt vñ gehorſam/ der kan der geſtrengen Gerechtigkeit Gottes gleich waͤgen/ als welcher er volkomlich hat gethã vnd fuͤr alle Suͤnde bezalet/ vñ ſchlegt alſo weit weit vber alle Suͤnde/ Todt/ Teuffel/ Hell/ vnd allen Jam̃er vnd Hertzleyd/ des ſollen ſich troͤſten alle/ die ſich in Gehor- ſam der Gebot Gottes vben/ vnd derwegen betruͤbt ſein/ das ſie demnach ſein vnnuͤtze Knechte/ Luc: 17. Die jtzigen Papiſten erdichten ſonderlich fuͤnfferley oͤrter/ dahin die Seelen/ weñ ſie vom Leibe abgeſcheyden/ kommen/ aber doch ohne grundt.

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Zitationshilfe: Anther, Nicolaus; Heermann, Georg: Zwo Christliche LeichPredigten. Brieg, 1606, S. [51]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523629/51>, abgerufen am 24.11.2024.