Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Daniel: Leich- und ValetPredigt. Stettin, 1611.

Bild:
<< vorherige Seite

meinete gen Jerusalem zu ziehen/ das er gedachte im
Predigampt dem Vnglück/ Anfechtungen/ Mühe/
vnnd Verfolgung/ aus dem wege zu ziehen: Denn so
hette er müssen die gantze Welt reumen/ wie er
selbst saget 1. Cor. 5. Vnd das muste ein einfältiges
Schaff sein/ der sich von deßwegen anfänglich ins
heilige Predigampt begebe/ als wenn da der Himmel
voller Geigen hienge/ oder das er dadurch gedachte
gros Glück/ gros Reichthumb/ grosse gunsten vnd
befoderung der Leute/ zu erlangen: Viele närri-
scher thete der/ der schon im Predigampt lange gewe-
sen/ wol versucht/ vnd mit dem heiligen Apostel Pau-
lo/ wol durch gelauffen were/ das er meinte/ an einem
orte weren die Steine weicher als am andern; Awy
Nein; darumb war es dem heiligen Apostel Paulo
gar nicht zu thun/ das vermuhtet er sich auch nicht zu
Jerusalem/ darumb spricht er: Bande vnd Trüb-
sahl warten mein daselbst:
Es wird dar mir
nicht besser gehen/ als bey euch vnnd andern örtern/
vnd Gott gebe auch/ noch wol ärger. Aber mein lie-
ber Apostel Paule/ ein wunder ding/ warumb bleibe-
stu denn da nicht weg? Drauff antwortet er mit den
Worten: Jch im Geiste gebunden. Vnd haben

die Wort

meinete gen Jeruſalem zu ziehen/ das er gedachte im
Predigampt dem Vngluͤck/ Anfechtungen/ Muͤhe/
vnnd Verfolgung/ aus dem wege zu ziehen: Denn ſo
hette er muͤſſen die gantze Welt reumen/ wie er
ſelbſt ſaget 1. Cor. 5. Vnd das muſte ein einfaͤltiges
Schaff ſein/ der ſich von deßwegen anfaͤnglich ins
heilige Predigampt begebe/ als wenn da der Himmel
voller Geigen hienge/ oder das er dadurch gedachte
gros Gluͤck/ gros Reichthumb/ groſſe gunſten vnd
befoderung der Leute/ zu erlangen: Viele naͤrri-
ſcher thete der/ der ſchon im Predigampt lange gewe-
ſen/ wol verſucht/ vnd mit dem heiligen Apoſtel Pau-
lo/ wol durch gelauffen were/ das er meinte/ an einem
orte weren die Steine weicher als am andern; Awy
Nein; darumb war es dem heiligen Apoſtel Paulo
gar nicht zu thun/ das vermuhtet er ſich auch nicht zu
Jeruſalem/ darumb ſpricht er: Bande vnd Truͤb-
ſahl warten mein daſelbſt:
Es wird dar mir
nicht beſſer gehen/ als bey euch vnnd andern oͤrtern/
vnd Gott gebe auch/ noch wol aͤrger. Aber mein lie-
ber Apoſtel Paule/ ein wunder ding/ warumb bleibe-
ſtu denn da nicht weg? Drauff antwortet er mit den
Worten: Jch im Geiſte gebunden. Vnd haben

die Wort
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0026" n="[26]"/>
meinete gen Jeru&#x017F;alem zu ziehen/ das er gedachte im<lb/>
Predigampt dem Vnglu&#x0364;ck/ Anfechtungen/ Mu&#x0364;he/<lb/>
vnnd Verfolgung/ aus dem wege zu ziehen: Denn &#x017F;o<lb/>
hette er mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#fr">die gantze Welt reumen/</hi> wie er<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;aget 1. <hi rendition="#aq">Cor.</hi> 5. Vnd das mu&#x017F;te ein einfa&#x0364;ltiges<lb/>
Schaff &#x017F;ein/ der &#x017F;ich von deßwegen anfa&#x0364;nglich ins<lb/>
heilige Predigampt begebe/ als wenn da der Himmel<lb/>
voller Geigen hienge/ oder das er dadurch gedachte<lb/>
gros Glu&#x0364;ck/ gros Reichthumb/ gro&#x017F;&#x017F;e gun&#x017F;ten vnd<lb/>
befoderung der Leute/ zu erlangen: Viele na&#x0364;rri-<lb/>
&#x017F;cher thete der/ der &#x017F;chon im Predigampt lange gewe-<lb/>
&#x017F;en/ wol ver&#x017F;ucht/ vnd mit dem heiligen Apo&#x017F;tel Pau-<lb/>
lo/ wol durch gelauffen were/ das er meinte/ an einem<lb/>
orte weren die Steine weicher als am andern; Awy<lb/>
Nein; darumb war es dem heiligen Apo&#x017F;tel Paulo<lb/>
gar nicht zu thun/ das vermuhtet er &#x017F;ich auch nicht zu<lb/>
Jeru&#x017F;alem/ darumb &#x017F;pricht er: <hi rendition="#fr">Bande vnd Tru&#x0364;b-<lb/>
&#x017F;ahl warten mein da&#x017F;elb&#x017F;t:</hi> Es wird dar mir<lb/>
nicht be&#x017F;&#x017F;er gehen/ als bey euch vnnd andern o&#x0364;rtern/<lb/>
vnd Gott gebe auch/ noch wol a&#x0364;rger. Aber mein lie-<lb/>
ber Apo&#x017F;tel Paule/ ein wunder ding/ warumb bleibe-<lb/>
&#x017F;tu denn da nicht weg? Drauff antwortet er mit den<lb/>
Worten: <hi rendition="#fr">Jch im Gei&#x017F;te gebunden.</hi> Vnd haben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die Wort</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[26]/0026] meinete gen Jeruſalem zu ziehen/ das er gedachte im Predigampt dem Vngluͤck/ Anfechtungen/ Muͤhe/ vnnd Verfolgung/ aus dem wege zu ziehen: Denn ſo hette er muͤſſen die gantze Welt reumen/ wie er ſelbſt ſaget 1. Cor. 5. Vnd das muſte ein einfaͤltiges Schaff ſein/ der ſich von deßwegen anfaͤnglich ins heilige Predigampt begebe/ als wenn da der Himmel voller Geigen hienge/ oder das er dadurch gedachte gros Gluͤck/ gros Reichthumb/ groſſe gunſten vnd befoderung der Leute/ zu erlangen: Viele naͤrri- ſcher thete der/ der ſchon im Predigampt lange gewe- ſen/ wol verſucht/ vnd mit dem heiligen Apoſtel Pau- lo/ wol durch gelauffen were/ das er meinte/ an einem orte weren die Steine weicher als am andern; Awy Nein; darumb war es dem heiligen Apoſtel Paulo gar nicht zu thun/ das vermuhtet er ſich auch nicht zu Jeruſalem/ darumb ſpricht er: Bande vnd Truͤb- ſahl warten mein daſelbſt: Es wird dar mir nicht beſſer gehen/ als bey euch vnnd andern oͤrtern/ vnd Gott gebe auch/ noch wol aͤrger. Aber mein lie- ber Apoſtel Paule/ ein wunder ding/ warumb bleibe- ſtu denn da nicht weg? Drauff antwortet er mit den Worten: Jch im Geiſte gebunden. Vnd haben die Wort

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/523696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/523696/26
Zitationshilfe: Cramer, Daniel: Leich- und ValetPredigt. Stettin, 1611, S. [26]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523696/26>, abgerufen am 03.12.2024.