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Bernhertz, Michael: Exequiae Lothiniane. Nürnberg, 1615.

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che der Vatter Psammenitus sitzend/ vnter andern gefange-
nen wol gesehen fürüber gehen/ welches die anderen gefangenen
schmertzlichen beweinet. Aber der Vatter hat nur die Augen
zur Erden nidergeschlagen etc. Bald darnach wirdt er seines
Sohns vnter andern gefangenen gewar/ daß man jn Tödten
soll/ da sitzt er ebenmessig mit nidergeschlagenen Augen/ vnnd
weinet nicht. Da aber sein getrewer alter Hofdiener vnd freund
auch zum Todt geführet wurd/ da fengt der König an bitter-
lich zuweinen/ raufft vnnd schlegt sich im Kopff. Da dieses
Cambyses jnnen wirt/ lest er den gefangenen König fragen/
wie er es verstehen solt/ daß er jetz so kläglich thue vnnd so weine/
da er doch zuuor der Tochter vnnd deß Sohnes gefahr nicht
mit einem tränlein beklaget hette? Antwortet er: Ah dome-
stica mala, maiora sunt Lachrymis,
Sein vnnd seiner Kin-
der elendt sey viel zu groß/ denn daß ers beweinen kundte/ aber
über dieser seines freundes noth kundte er mit threnen noch sei-
nen schmertzen bezeugen. Denn je grösser die Lieb ist/ je grösser
ist der schmertzen etc.

Als der Keyser Theodosius inn der Statt Thessalonic
sieben tausent Menschen hat lassen tödten vnnd vmbbringen:
Da waren in gedachter Zal zween Brüder/ eines reichen Kauf-
mans Söhne/ vmb welche der Vatter/ da mit er seine Söh-
ne beim leben erhalten möchte/ sich selbst für sie Tödten lassen
wollen/ vnnd drüber all sein gut zu geben anerbotten etc. Die
Kriegsleut wurden durch deß Vatterslieb vnnd trew zu mit-
leiden bewegt/ vnd gaben jhme die wahl/ daß er einen von den
beeden/ welchen er wolt/ erwehlen solte/ weil sie jhme beyde
nicht loß geben kündten/ auff daß die zahl derer die getödtet
werden solten/ nach deß Keysers ernstem befehl/ erfüllet werden
müste. Da nun dem Vatter die wahl frey stund/ stehet er
vnnd sihet sie beyde an/ ach das Vätterliche liebs
Hertz war halt auff beyde gerichtet/ hebet bitterlich

an

che der Vatter Pſammenitus ſitzend/ vnter andern gefange-
nen wol geſehen fuͤruͤber gehen/ welches die anderen gefangenen
ſchmertzlichen beweinet. Aber der Vatter hat nur die Augen
zur Erden nidergeſchlagen ꝛc. Bald darnach wirdt er ſeines
Sohns vnter andern gefangenen gewar/ daß man jn Toͤdten
ſoll/ da ſitzt er ebenmeſſig mit nidergeſchlagenen Augen/ vnnd
weinet nicht. Da aber ſein getrewer alter Hofdiener vnd freund
auch zum Todt gefuͤhret wurd/ da fengt der Koͤnig an bitter-
lich zuweinen/ raufft vnnd ſchlegt ſich im Kopff. Da dieſes
Cambyſes jnnen wirt/ leſt er den gefangenen Koͤnig fragen/
wie er es verſtehen ſolt/ daß er jetz ſo klaͤglich thue vnnd ſo weine/
da er doch zuuor der Tochter vnnd deß Sohnes gefahr nicht
mit einem traͤnlein beklaget hette? Antwortet er: Ah dome-
ſtica mala, maiora ſunt Lachrymis,
Sein vnnd ſeiner Kin-
der elendt ſey viel zu groß/ denn daß ers beweinen kundte/ aber
uͤber dieſer ſeines freundes noth kundte er mit threnen noch ſei-
nen ſchmertzen bezeugen. Denn je groͤſſer die Lieb iſt/ je groͤſſer
iſt der ſchmertzen ꝛc.

Als der Keyſer Theodoſius inn der Statt Theſſalonic
ſieben tauſent Menſchen hat laſſen toͤdten vnnd vmbbringen:
Da waren in gedachter Zal zween Bruͤder/ eines reichen Kauf-
mans Soͤhne/ vmb welche der Vatter/ da mit er ſeine Soͤh-
ne beim leben erhalten moͤchte/ ſich ſelbſt fuͤr ſie Toͤdten laſſen
wollen/ vnnd druͤber all ſein gut zu geben anerbotten ꝛc. Die
Kriegsleut wurden durch deß Vatterslieb vnnd trew zu mit-
leiden bewegt/ vnd gaben jhme die wahl/ daß er einen von den
beeden/ welchen er wolt/ erwehlen ſolte/ weil ſie jhme beyde
nicht loß geben kuͤndten/ auff daß die zahl derer die getoͤdtet
werden ſolten/ nach deß Keyſers ernſtem befehl/ erfuͤllet werden
muͤſte. Da nun dem Vatter die wahl frey ſtund/ ſtehet er
vnnd ſihet ſie beyde an/ ach das Vaͤtterliche liebs
Hertz war halt auff beyde gerichtet/ hebet bitterlich

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[[15]/0043] che der Vatter Pſammenitus ſitzend/ vnter andern gefange- nen wol geſehen fuͤruͤber gehen/ welches die anderen gefangenen ſchmertzlichen beweinet. Aber der Vatter hat nur die Augen zur Erden nidergeſchlagen ꝛc. Bald darnach wirdt er ſeines Sohns vnter andern gefangenen gewar/ daß man jn Toͤdten ſoll/ da ſitzt er ebenmeſſig mit nidergeſchlagenen Augen/ vnnd weinet nicht. Da aber ſein getrewer alter Hofdiener vnd freund auch zum Todt gefuͤhret wurd/ da fengt der Koͤnig an bitter- lich zuweinen/ raufft vnnd ſchlegt ſich im Kopff. Da dieſes Cambyſes jnnen wirt/ leſt er den gefangenen Koͤnig fragen/ wie er es verſtehen ſolt/ daß er jetz ſo klaͤglich thue vnnd ſo weine/ da er doch zuuor der Tochter vnnd deß Sohnes gefahr nicht mit einem traͤnlein beklaget hette? Antwortet er: Ah dome- ſtica mala, maiora ſunt Lachrymis, Sein vnnd ſeiner Kin- der elendt ſey viel zu groß/ denn daß ers beweinen kundte/ aber uͤber dieſer ſeines freundes noth kundte er mit threnen noch ſei- nen ſchmertzen bezeugen. Denn je groͤſſer die Lieb iſt/ je groͤſſer iſt der ſchmertzen ꝛc. Als der Keyſer Theodoſius inn der Statt Theſſalonic ſieben tauſent Menſchen hat laſſen toͤdten vnnd vmbbringen: Da waren in gedachter Zal zween Bruͤder/ eines reichen Kauf- mans Soͤhne/ vmb welche der Vatter/ da mit er ſeine Soͤh- ne beim leben erhalten moͤchte/ ſich ſelbſt fuͤr ſie Toͤdten laſſen wollen/ vnnd druͤber all ſein gut zu geben anerbotten ꝛc. Die Kriegsleut wurden durch deß Vatterslieb vnnd trew zu mit- leiden bewegt/ vnd gaben jhme die wahl/ daß er einen von den beeden/ welchen er wolt/ erwehlen ſolte/ weil ſie jhme beyde nicht loß geben kuͤndten/ auff daß die zahl derer die getoͤdtet werden ſolten/ nach deß Keyſers ernſtem befehl/ erfuͤllet werden muͤſte. Da nun dem Vatter die wahl frey ſtund/ ſtehet er vnnd ſihet ſie beyde an/ ach das Vaͤtterliche liebs Hertz war halt auff beyde gerichtet/ hebet bitterlich an

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Zitationshilfe: Bernhertz, Michael: Exequiae Lothiniane. Nürnberg, 1615, S. [15]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524263/43>, abgerufen am 21.11.2024.