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Spangenberg, Wolfhart: Leichpredig/ Bey der trawrigen Leich Begängniß. [Buchbach], 1613.

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Leichpredigt.
braucht es auch der heylig Apostel Paulus 1. Corin. 10. vers. 12.
Wer sich läßt duncken er stehe/ der mag wol zusehen/ das er nit
falle. Col. 2. ver. 8. Sehet zu! das euch niemand beraube durch
die Philosophia/ vnd lose verführung/ nach der Menschen Leh-
re/ vnd nach der Welt Satzungen vnd nicht nach Christo Heb.
3. vers. 12. Sehet zu/ liebe Brüder! das nit jemand vnder euch
ein arges vnglaubiges Hertz habe/ das da abtrette von dem le-
bendigen Gott. Heb. 12. vers. 51. Sehet drauff! das nicht je-
mand Gottes Gnad versaume/ etc. Jn weichen Sprüchen al-
len das Wörtlein Sehet zu! ein ernstliche Erinnerung vnnd
Warnung ist/ wol/ ja wol in achtung zu nehmen/ vnd jhme
hart angelegen sein lassen/ was jhme gesagt vnd wo für er ge-
warnet werde.

Darnach so nennet der Herr Christus die Kinder Klein/
nit nur allein von jhrer geringen Person/ Statur vnd Kind-
heit wegen: Sondern weil die Welt dieselben gering schätzet/
für klein helt/ vnd nichts achtet/ ja auch wol gar verachtet vnd
ärgert. Wie dann die erfahrung bezeuget/ das man offtmals
für ein Hündlein mehr Sorg tregt vnd fleiß anwendet/ wie das-
selbig gehalten vnd erzogen werde: als das man sich der Kin-
der also solt annemmen/ wie Christus alhie befiehlet. Wann
es wol geraht/ so versorgt man sie mit gutem Essen vnd Trin-
cken/ das jhre Gesundheit erhalten werde: Mit hüpscher vnd
reinlicher Kleidung/ zur Hoffahrt: vnd das sie feine Adeliche
Geberden konnen führen/ der Welt damit zugefallen. Aber
wie sie an der Seelen versorget werden/ im Gebet vnderrichtet/
vnd im Glauben zunehmen möchten/ da werden sie zu jung/
zu klein/ zu gering geschätzet/ geachtet/ oder wie Christus alhier
sagt/ verachtet. Der Herr Christus aber will/ das wir anders
gesinnet sein sollen. Dann kurtz vor jetzt erzehlten worten inn
diesem Capitel/ da die Jünger den Herren fragen: Wer der

gröste

Leichpredigt.
braucht es auch der heylig Apoſtel Paulus 1. Corin. 10. verſ. 12.
Wer ſich laͤßt duncken er ſtehe/ der mag wol zuſehen/ das er nit
falle. Col. 2. ver. 8. Sehet zu! das euch niemand beraube durch
die Philoſophia/ vnd loſe verfuͤhrung/ nach der Menſchen Leh-
re/ vnd nach der Welt Satzungen vnd nicht nach Chriſto Heb.
3. verſ. 12. Sehet zu/ liebe Bruͤder! das nit jemand vnder euch
ein arges vnglaubiges Hertz habe/ das da abtrette von dem le-
bendigen Gott. Heb. 12. verſ. 51. Sehet drauff! das nicht je-
mand Gottes Gnad verſaume/ ꝛc. Jn weichen Spruͤchen al-
len das Woͤrtlein Sehet zu! ein ernſtliche Erinnerung vnnd
Warnung iſt/ wol/ ja wol in achtung zu nehmen/ vnd jhme
hart angelegen ſein laſſen/ was jhme geſagt vnd wo fuͤr er ge-
warnet werde.

Darnach ſo nennet der Herr Chriſtus die Kinder Klein/
nit nur allein von jhrer geringen Perſon/ Statur vnd Kind-
heit wegen: Sondern weil die Welt dieſelben gering ſchaͤtzet/
fuͤr klein helt/ vnd nichts achtet/ ja auch wol gar verachtet vnd
aͤrgert. Wie dann die erfahrung bezeuget/ das man offtmals
fuͤr ein Huͤndlein mehr Sorg tregt vñ fleiß anwendet/ wie daſ-
ſelbig gehalten vnd erzogen werde: als das man ſich der Kin-
der alſo ſolt annemmen/ wie Chriſtus alhie befiehlet. Wann
es wol geraht/ ſo verſorgt man ſie mit gutem Eſſen vnd Trin-
cken/ das jhre Geſundheit erhalten werde: Mit huͤpſcher vnd
reinlicher Kleidung/ zur Hoffahrt: vnd das ſie feine Adeliche
Geberden konnen fuͤhren/ der Welt damit zugefallen. Aber
wie ſie an der Seelen verſorget werdẽ/ im Gebet vnderꝛichtet/
vnd im Glauben zunehmen moͤchten/ da werden ſie zu jung/
zu klein/ zu gering geſchaͤtzet/ geachtet/ oder wie Chriſtus alhier
ſagt/ verachtet. Der Herꝛ Chriſtus aber will/ das wir anders
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Zitationshilfe: Spangenberg, Wolfhart: Leichpredig/ Bey der trawrigen Leich Begängniß. [Buchbach], 1613, S. [10]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/526006/10>, abgerufen am 30.04.2024.