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Spangenberg, Wolfhart: Leichpredig/ Bey der trawrigen Leich Begängniß. [Buchbach], 1613.

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Leichpredig.
den Zeitlichen Todt auß dieser Welt scheiden müssen.

Diese warnung/ Lehr vnd Trost wollen wir/ so viel Gott
gnad verleihen wird/ weiter betrachten.

Erstlich so setzet der Herr Christus allhie eine Ernste vnd
trewe Warnung/ das wir die getaufften glaubige Kinder/ ja
nicht sollen verachten: das ist sein Will vnd ernste Meinung.
Darauß ja folgen muß/ das solche glaubige Kinder/ gewißlich
Gott dem Herren sehr Lieb vnd angenem sein müssen/ weil er
sie kurtzumb will vnverachtet haben. Dann wir ja selbsten nit
leiden können/ daß man das jenige/ so vns lieb vnd werth ist/
vernichtige/ verwerffe/ oder verachte: viel weniger wirdt es
Gott leyden vnd zugeben: sonderlich weil solche Kinder durch
das Blut Jesu Christi Thewer erkaufft seind. Vnd damit
wir deß Herren Christi Wort recht verstehen/ müssen wir alhie
dreyerley Wörtlein betrachten. 1. Warumb Er sagt/ Sehet
zu! 2. Woher Er sie Klein nennet. 3. Was er meine mit dem
Wort/ Verachten.

Es spricht der Herr Christus nicht nur schlecht/ Ver-
achtet die Kleinen nicht: sondern Sehet zu! das ist/ Last es
euch ein Ernst vnd hoch angelegen sein/ habt wol acht/ tragt
Sorg dafür/ vnd hütet euch. Dann also brauchet die Heyl:
Schrifft diß Wörtlein: nicht nur vom eusserlichen auffsehen:
sondern von innerlicher Sorg/ Vleiß vnd Hertzlichem anligen.
Jn solchem Verstandt spricht auch der Herr Christus Matth.
24. vers. 5. Sehet zu! das euch nicht jemand verführe: dann
es werden viel kommen vnder meinem Namen vnd sagen/ Jch
bin Christus/ vnd werden viel verführen. Vnd Marc. 13. v. 23.
Jhr aber sehet euch für/ Siehe! Jch habe euch alles zu vor ge-
sagt. Luc. 11. vers. 35. Schawe drauff/ das nicht das Liecht inn
dir Finster sey. Marc. 13 vers. 33. Sehet zu! wachet vnd betet.
Luc. 12. vers. 15. Sehet zu vnd hütet euch vor dem Geitz Also

braucht
B
Leichpredig.
den Zeitlichen Todt auß dieſer Welt ſcheiden muͤſſen.

Dieſe warnung/ Lehr vnd Troſt wollen wir/ ſo viel Gott
gnad verleihen wird/ weiter betrachten.

Erſtlich ſo ſetzet der Herꝛ Chriſtus allhie eine Ernſte vnd
trewe Warnung/ das wir die getaufften glaubige Kinder/ ja
nicht ſollen verachten: das iſt ſein Will vnd ernſte Meinung.
Darauß ja folgen muß/ das ſolche glaubige Kinder/ gewißlich
Gott dem Herꝛen ſehr Lieb vnd angenem ſein muͤſſen/ weil er
ſie kurtzumb will vnverachtet haben. Dann wir ja ſelbſten nit
leiden koͤnnen/ daß man das jenige/ ſo vns lieb vnd werth iſt/
vernichtige/ verwerffe/ oder verachte: viel weniger wirdt es
Gott leyden vnd zugeben: ſonderlich weil ſolche Kinder durch
das Blut Jeſu Chriſti Thewer erkaufft ſeind. Vnd damit
wir deß Herꝛen Chriſti Wort recht verſtehen/ muͤſſen wir alhie
dreyerley Woͤrtlein betrachten. 1. Warumb Er ſagt/ Sehet
zu! 2. Woher Er ſie Klein nennet. 3. Was er meine mit dem
Wort/ Verachten.

Es ſpricht der Herꝛ Chriſtus nicht nur ſchlecht/ Ver-
achtet die Kleinen nicht: ſondern Sehet zu! das iſt/ Laſt es
euch ein Ernſt vnd hoch angelegen ſein/ habt wol acht/ tragt
Sorg dafuͤr/ vnd huͤtet euch. Dann alſo brauchet die Heyl:
Schrifft diß Woͤrtlein: nicht nur vom euſſerlichen auffſehen:
ſondern von iñerlicher Sorg/ Vleiß vnd Hertzlichem anligen.
Jn ſolchem Verſtandt ſpricht auch der Herꝛ Chriſtus Matth.
24. verſ. 5. Sehet zu! das euch nicht jemand verfuͤhre: dann
es werden viel kommen vnder meinem Namen vnd ſagen/ Jch
bin Chriſtus/ vnd werden viel verfuͤhren. Vnd Marc. 13. v. 23.
Jhr aber ſehet euch fuͤr/ Siehe! Jch habe euch alles zu vor ge-
ſagt. Luc. 11. verſ. 35. Schawe drauff/ das nicht das Liecht inn
dir Finſter ſey. Marc. 13 verſ. 33. Sehet zu! wachet vnd betet.
Luc. 12. verſ. 15. Sehet zu vnd huͤtet euch vor dem Geitz Alſo

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[[9]/0009] Leichpredig. den Zeitlichen Todt auß dieſer Welt ſcheiden muͤſſen. Dieſe warnung/ Lehr vnd Troſt wollen wir/ ſo viel Gott gnad verleihen wird/ weiter betrachten. Erſtlich ſo ſetzet der Herꝛ Chriſtus allhie eine Ernſte vnd trewe Warnung/ das wir die getaufften glaubige Kinder/ ja nicht ſollen verachten: das iſt ſein Will vnd ernſte Meinung. Darauß ja folgen muß/ das ſolche glaubige Kinder/ gewißlich Gott dem Herꝛen ſehr Lieb vnd angenem ſein muͤſſen/ weil er ſie kurtzumb will vnverachtet haben. Dann wir ja ſelbſten nit leiden koͤnnen/ daß man das jenige/ ſo vns lieb vnd werth iſt/ vernichtige/ verwerffe/ oder verachte: viel weniger wirdt es Gott leyden vnd zugeben: ſonderlich weil ſolche Kinder durch das Blut Jeſu Chriſti Thewer erkaufft ſeind. Vnd damit wir deß Herꝛen Chriſti Wort recht verſtehen/ muͤſſen wir alhie dreyerley Woͤrtlein betrachten. 1. Warumb Er ſagt/ Sehet zu! 2. Woher Er ſie Klein nennet. 3. Was er meine mit dem Wort/ Verachten. Es ſpricht der Herꝛ Chriſtus nicht nur ſchlecht/ Ver- achtet die Kleinen nicht: ſondern Sehet zu! das iſt/ Laſt es euch ein Ernſt vnd hoch angelegen ſein/ habt wol acht/ tragt Sorg dafuͤr/ vnd huͤtet euch. Dann alſo brauchet die Heyl: Schrifft diß Woͤrtlein: nicht nur vom euſſerlichen auffſehen: ſondern von iñerlicher Sorg/ Vleiß vnd Hertzlichem anligen. Jn ſolchem Verſtandt ſpricht auch der Herꝛ Chriſtus Matth. 24. verſ. 5. Sehet zu! das euch nicht jemand verfuͤhre: dann es werden viel kommen vnder meinem Namen vnd ſagen/ Jch bin Chriſtus/ vnd werden viel verfuͤhren. Vnd Marc. 13. v. 23. Jhr aber ſehet euch fuͤr/ Siehe! Jch habe euch alles zu vor ge- ſagt. Luc. 11. verſ. 35. Schawe drauff/ das nicht das Liecht inn dir Finſter ſey. Marc. 13 verſ. 33. Sehet zu! wachet vnd betet. Luc. 12. verſ. 15. Sehet zu vnd huͤtet euch vor dem Geitz Alſo braucht B

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Zitationshilfe: Spangenberg, Wolfhart: Leichpredig/ Bey der trawrigen Leich Begängniß. [Buchbach], 1613, S. [9]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/526006/9>, abgerufen am 30.04.2024.