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Friese, Paul: Mnema [gr.] sive statua. Görlitz, 1627.

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denn sonst seind sie wie ein dönend ertzt oder klingende schel-
le/ 1. Cor. 13. . 1. Sie seind wie die glocken/ so andern zur kir-
chen leuten vnd sie beruffen/ aber selber nicht hienein kom-
men. Sie seind wie die bildstöcke/ so an den scheide wegen
stehen/ vnd weisen welches die rechte landstrasse sey vor den
andern so nur auff die äcker gehen/ vnd gehen doch dieselbi-
ge selber nicht/ sondern bleiben immer stehen. Sie reissen
mit jhrem ergerlichen leben selber wider nider/ was sie mit
der lehre gebawet haben. Sie seind jhren Zuhörern erger-
lich/ Sie verdammen sich mit jhrem eigenen munde.

Es ward einsmals Roberto Liciensi einem wolbegab-Erasmus de
ratione con-
cionandi pag.

609.

ten vnd beredten Prediger/ aber böses vnd ergerlichen lebens
in einem Convivio von einem vornehmen frommen manne
auffgerückt: Seine predigten schafften schlechten frommen/
weil sie jhme nicht von hertzen gingen/ vnnd er selber nicht
thete/ wozu er andere vermahnete. Solches von sich ab-
zulehnen/ antwortet er/ er könte seine zuhörer so offt er wolte
zum weinen bewegen. Was? sagte der fromme mann: zum
weinen bewegen? etwa vielleicht kinder/ oder alte einfeltige
mütterlein/ mich wol nicht. Robertus schlug eine wette an/
er solte in seine nechste predigt kommen/ vnd jhme gegen vber
ins gesichte sitzen/ das er jhn sehen köntte/ würde er als denn
nicht auch jhn selber dahin bringen/ das er weinen müsse/ so
wolte er verloren haben. Was geschicht? der fromme mann
kömpt in die predigt/ der prediger helt seinen zuhörern fleis-
sig vnnd mit vielen worten vor/ die grosse vnaußsprechliche
liebe vnd barmhertzigkeit Gottes gegen vns/ vnd seine viel-
faltige wolthaten/ damit er vns gerne zur gegen liebe reitzen
vnd bewegen wolte. Dagegen wuste er auch jhnen mit ge-
schickten worten aufzurücken/ der menschen grosse vnd anck-
barkeit/ vnnd jhres hertzen hertigkeit/ das sie sich durch so
vielfaltige wolthaten nicht zur gegen liebe/ vnd zu ernster
rechtschaffener busse bewegen liessen. O jhr harten steinerne
stelerne vnd Adamantische hertzen! Sthal vnd eisen werden
durchs fewer bezwungen vnd weich gemacht. Den harten
Demant kan man mit bocksblut gewinnen/ vnd jhr wollet

euch

denn ſonſt ſeind ſie wie ein doͤnend ertzt oder klingende ſchel-
le/ 1. Cor. 13. ꝟ. 1. Sie ſeind wie die glocken/ ſo andern zur kir-
chen leuten vnd ſie beruffen/ aber ſelber nicht hienein kom-
men. Sie ſeind wie die bildſtoͤcke/ ſo an den ſcheide wegen
ſtehen/ vnd weiſen welches die rechte landſtraſſe ſey vor den
andern ſo nur auff die aͤcker gehen/ vnd gehen doch dieſelbi-
ge ſelber nicht/ ſondern bleiben immer ſtehen. Sie reiſſen
mit jhrem ergerlichen leben ſelber wider nider/ was ſie mit
der lehre gebawet haben. Sie ſeind jhren Zuhoͤrern erger-
lich/ Sie verdammen ſich mit jhrem eigenen munde.

Es ward einsmals Roberto Licienſi einem wolbegab-Eraſmus de
ratione con-
cionandi pag.

609.

ten vnd beredten Prediger/ aber boͤſes vñ ergerlichen lebens
in einem Convivio von einem vornehmen frommen manne
auffgeruͤckt: Seine predigten ſchafften ſchlechten from̃en/
weil ſie jhme nicht von hertzen gingen/ vnnd er ſelber nicht
thete/ wozu er andere vermahnete. Solches von ſich ab-
zulehnen/ antwortet er/ er koͤnte ſeine zuhoͤrer ſo offt er wolte
zum weinen bewegen. Was? ſagte der fromme mann: zum
weinen bewegen? etwa vielleicht kinder/ oder alte einfeltige
muͤtterlein/ mich wol nicht. Robertus ſchlug eine wette an/
er ſolte in ſeine nechſte predigt kommen/ vñ jhme gegen vber
ins geſichte ſitzen/ das er jhn ſehen koͤntte/ wuͤrde er als denn
nicht auch jhn ſelber dahin bringen/ das er weinen muͤſſe/ ſo
wolte er verloren haben. Was geſchicht? der fromme mañ
koͤmpt in die predigt/ der prediger helt ſeinen zuhoͤrern fleiſ-
ſig vnnd mit vielen worten vor/ die groſſe vnaußſprechliche
liebe vnd barmhertzigkeit Gottes gegen vns/ vnd ſeine viel-
faltige wolthaten/ damit er vns gerne zur gegen liebe reitzen
vnd bewegen wolte. Dagegen wuſte er auch jhnen mit ge-
ſchickten worten aufzuruͤcken/ der menſchen groſſe vnd anck-
barkeit/ vnnd jhres hertzen hertigkeit/ das ſie ſich durch ſo
vielfaltige wolthaten nicht zur gegen liebe/ vnd zu ernſter
rechtſchaffener buſſe bewegen lieſſen. O jhr harten ſteinerne
ſtelerne vnd Adamantiſche hertzen! Sthal vnd eiſen werden
durchs fewer bezwungen vnd weich gemacht. Den harten
Demant kan man mit bocksblut gewinnen/ vnd jhr wollet

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Zitationshilfe: Friese, Paul: Mnema [gr.] sive statua. Görlitz, 1627, S. [31]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/527001/31>, abgerufen am 23.11.2024.