Friese, Paul: Mnema [gr.] sive statua. Görlitz, 1627.euch gar nicht bewegen lassen einen einigen threnen zu ver- Dieses dienet nun abermals nicht allein vor lehrer/ Sondern es dienet auch vor wissende gelehrte ver- Applicatio.Diesem nach nun hat vnser Herr Frisius seeliger gedecht- Schu-
euch gar nicht bewegen laſſen einen einigen threnen zu ver- Dieſes dienet nun abermals nicht allein vor lehrer/ Sondern es dienet auch vor wiſſende gelehrte ver- Applicatio.Dieſem nach nun hat vnſer Herr Friſius ſeeliger gedecht- Schu-
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsMainPart" n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0032" n="[32]"/> euch gar nicht bewegen laſſen einen einigen threnen zu ver-<lb/> giſſen/ vnd das trieb er mit vielen worten ſo lange/ biß nicht<lb/> allein vielen andern ſeinen zuhoͤrern die threnen mildiglich<lb/> zu den augen heraus floſſen/ ſondern auch der fromme mann<lb/> ſelber des weinens ſich nicht lenger enthalten konte. Als<lb/> nun hernach der prediger <hi rendition="#aq">Robertus</hi> ſich ruͤhmete/ er hette ge-<lb/> wonnen. Antwortete der fromme mann/ es hette jhn nicht<lb/> ſeine beredſamkeit zum weinen beweget/ ſondern das hette<lb/> jhn gejammert/ das ein ſolch begabter menſch viel mehr der<lb/> welt als dem Herren <hi rendition="#fr">Chriſto</hi> dienete.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Dieſes dienet nun abermals nicht allein vor lehrer/</hi><lb/> das ſie auch die wiſſenden zuhoͤrer/ wie geſagt anmanen/ ſie<lb/> hoͤrens gerne oder nicht gerne/ ſie ſollen anhalten/ ſtraffen/<lb/> drewen vñ ermahnen/ <hi rendition="#i">2. <hi rendition="#aq">Tim. 4. ꝟ.</hi> 2.</hi> Sie ſollen getroſt ruf-<lb/> fen vñ nicht ſchonen/ jhre ſtimme erheben wie eine poſaune/<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Eſaia 58. ꝟ.</hi> 1.</hi> vnd dabey auch mit guten exempeln andern<lb/> vorgehen.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Sondern es dienet auch vor wiſſende gelehrte ver-<lb/> ſtendige vnd beleſene zuhoͤrer/</hi> das ſie jhres wiſſenshalben<lb/> nicht auffgeblaſen werden/ <hi rendition="#i">1. <hi rendition="#aq">Cor. 8. ꝟ.</hi> 2.</hi> nicht daruͤmb die<lb/> predigten Goͤttliches wortes verachten vnd verſeumen/ deñ<lb/> doͤrffen ſie nicht der lehre/ ſo bedoͤrffen ſie doch des ermah-<lb/> nens/ vnd ob ſie auch vermeinten/ ſie bedoͤrfften auch des er-<lb/> mahnens nicht/ ſo ſollen ſie doch andern leutten nicht erger-<lb/> lich ſein/ damit ſie nicht das wehe/ <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Matth. 18. ꝟ.</hi> 7.</hi> vber ſich<lb/> zihen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head/> <p><note place="left"><hi rendition="#aq">Applicatio.</hi></note>Dieſem nach nun hat vnſer Herr <hi rendition="#aq">Friſius</hi> ſeeliger gedecht-<lb/> nuͤß auch in der jugend fleiſſig ſtudiret. Wie er denn im 10.<lb/> Jahr zum Lauban als in <hi rendition="#aq">Schola patria</hi> in <hi rendition="#aq">primam claſſem<lb/> transferiret</hi> vnd verſetzet worden. <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1581. den 20. <hi rendition="#aq">Maii</hi><lb/> im 11. Jahr ſeines alters hat er ſich mit ſeinem numehr auch<lb/> ſeeligen bruder <hi rendition="#aq">Ioſepho</hi> in Nider Sachſen nach Obisfeld 7.<lb/> meilen vnter Magdeburg gelegen/ zu ſeinem elttern bruder<lb/> Herren <hi rendition="#aq">Paullo/</hi> der damals derſelben ſchulen <hi rendition="#aq">Rector</hi> war/ be-<lb/> geben/ bey deme er eine zeitlang verblieben vnd fleiſſig ſtu-<lb/> diret/ vnd hernach durch ſeine befoͤderung die vornembſten<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Schu-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[32]/0032]
euch gar nicht bewegen laſſen einen einigen threnen zu ver-
giſſen/ vnd das trieb er mit vielen worten ſo lange/ biß nicht
allein vielen andern ſeinen zuhoͤrern die threnen mildiglich
zu den augen heraus floſſen/ ſondern auch der fromme mann
ſelber des weinens ſich nicht lenger enthalten konte. Als
nun hernach der prediger Robertus ſich ruͤhmete/ er hette ge-
wonnen. Antwortete der fromme mann/ es hette jhn nicht
ſeine beredſamkeit zum weinen beweget/ ſondern das hette
jhn gejammert/ das ein ſolch begabter menſch viel mehr der
welt als dem Herren Chriſto dienete.
Dieſes dienet nun abermals nicht allein vor lehrer/
das ſie auch die wiſſenden zuhoͤrer/ wie geſagt anmanen/ ſie
hoͤrens gerne oder nicht gerne/ ſie ſollen anhalten/ ſtraffen/
drewen vñ ermahnen/ 2. Tim. 4. ꝟ. 2. Sie ſollen getroſt ruf-
fen vñ nicht ſchonen/ jhre ſtimme erheben wie eine poſaune/
Eſaia 58. ꝟ. 1. vnd dabey auch mit guten exempeln andern
vorgehen.
Sondern es dienet auch vor wiſſende gelehrte ver-
ſtendige vnd beleſene zuhoͤrer/ das ſie jhres wiſſenshalben
nicht auffgeblaſen werden/ 1. Cor. 8. ꝟ. 2. nicht daruͤmb die
predigten Goͤttliches wortes verachten vnd verſeumen/ deñ
doͤrffen ſie nicht der lehre/ ſo bedoͤrffen ſie doch des ermah-
nens/ vnd ob ſie auch vermeinten/ ſie bedoͤrfften auch des er-
mahnens nicht/ ſo ſollen ſie doch andern leutten nicht erger-
lich ſein/ damit ſie nicht das wehe/ Matth. 18. ꝟ. 7. vber ſich
zihen.
Dieſem nach nun hat vnſer Herr Friſius ſeeliger gedecht-
nuͤß auch in der jugend fleiſſig ſtudiret. Wie er denn im 10.
Jahr zum Lauban als in Schola patria in primam claſſem
transferiret vnd verſetzet worden. Anno 1581. den 20. Maii
im 11. Jahr ſeines alters hat er ſich mit ſeinem numehr auch
ſeeligen bruder Ioſepho in Nider Sachſen nach Obisfeld 7.
meilen vnter Magdeburg gelegen/ zu ſeinem elttern bruder
Herren Paullo/ der damals derſelben ſchulen Rector war/ be-
geben/ bey deme er eine zeitlang verblieben vnd fleiſſig ſtu-
diret/ vnd hernach durch ſeine befoͤderung die vornembſten
Schu-
Applicatio.
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