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Schlegel, Christoph: Glückseliger Reichthumb. Leutschau, 1647.

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Herr dein Gott erwehlen wird/ und zu den Priestern/ den
Leviten/ und zu dem Richter/ der zur zeit seyn wird/ kommen

5. B. Mos.
17. v. 8. 9.
und fragen/ Die sollen dir das Vrtheil sprechen. 5. B. Mos: 17.
Wurden also/ umb Rechtes sich zu belernen/ gewiesen an den
Grossen Rath und das Ober Hoffgerichte zu Jerusalem. (San-
hedrin Gedolah. Rabbinis: Schibhim Sanhedrin, hem
Schibhim Sekenim schel Beth Din haggadol b[i]ruschala-
jim.
) Heutiges Tages pflegen an dessen Statt die Richter in
wichtigen und streittigen fällen/ da allerhand bedencken wegen
eines Rechtschlusses vorfället/ die sachen an Juristische/ auch nach
beschaffenheit der Fälle/ zugleich an Theologische Faculteten/ an
Consistoria, an Schöppenstüle gelangen zu lassen/ das sie bey de-
nenselben sich eines Rechtlichen Ausspruches erholen. Wo man
aber hiezu gelegenheit nicht hat/ und auch wohl durch nähere
mittel dem zweiffel kan abgeholffen werden/ soll ein Richter sich
nicht beschweren anderer Weisen Leute/ besonders derer jhm im
Gerichte zugeordneten Beysitzer/ Rath zu vernehmen/ und den-
selben nachzudencken/ damit er ja nicht einen Ausspruch thue/
davon er in seinem Gewissen nicht versichert ist/ das derselbe den
Rechten gemeß sey. Erkenne mit fleiß deinen Nechsten/ und
wo du Rath bedarffst/ so suchs bey Weisen Leuten/ und be-
sprich dich mit den Verständigen/ und richte alle deine Sache

Sirach 9.
verß 21. 22
c. 37. v. 8.
folg.
nach Gottes Wort/ ermahnet Sirach cap. 9. Jm 37. Capit-
tel
giebt er feine Regeln/ bey wem/ und wie man sich Raths er-
holen solle. Setzt aber diese nothwendige erinnerung dazu:
Doch in dem allen ruffe auch den Allerhöhesten an/ das er
dein Thun gelingen und nicht feilen lasse.
Manche achtens
jhnen vor eine schande/ das sie andere sollten umb Rath fragen/
und machen alles nach jhrem eigenen Kopffe und gutdüncken/ A-
ber eben auff solche weise ziehen sie jhnen die größte Schande ü-
bern hals/ wenn sie einmahl etwas versehen/ das fast jedermann
jhrer spottet/ den schimpff/ das unheil und schaden/ den haß und
feindschafft/ so auff dergleichen fehler zu folgen pflegen/ jhm al-

lein zu-

Herr dein Gott erwehlen wird/ und zu den Prieſtern/ den
Leviten/ und zu dem Richter/ der zur zeit ſeyn wird/ kommen

5. B. Moſ.
17. v. 8. 9.
und fragen/ Die ſollen dir das Vrtheil ſprechen. 5. B. Moſ: 17.
Wurden alſo/ umb Rechtes ſich zu belernen/ gewieſen an den
Groſſen Rath und das Ober Hoffgerichte zu Jeruſalem. (San-
hedrín Gedoláh. Rabbinis: Schibhím Sanhedrín, hem
Schibhím Sekením ſchel Beth Din haggadól b[i]ruſchalá-
jim.
) Heutiges Tages pflegen an deſſen Statt die Richter in
wichtigen und ſtreittigen faͤllen/ da allerhand bedencken wegen
eines Rechtſchluſſes vorfaͤllet/ die ſachen an Juriſtiſche/ auch nach
beſchaffenheit der Faͤlle/ zugleich an Theologiſche Faculteten/ an
Conſiſtoria, an Schoͤppenſtuͤle gelangen zu laſſen/ das ſie bey de-
nenſelben ſich eines Rechtlichen Ausſpruches erholen. Wo man
aber hiezu gelegenheit nicht hat/ und auch wohl durch naͤhere
mittel dem zweiffel kan abgeholffen werden/ ſoll ein Richter ſich
nicht beſchweren anderer Weiſen Leute/ beſonders derer jhm im
Gerichte zugeordneten Beyſitzer/ Rath zu vernehmen/ und den-
ſelben nachzudencken/ damit er ja nicht einen Ausſpruch thue/
davon er in ſeinem Gewiſſen nicht verſichert iſt/ das derſelbe den
Rechten gemeß ſey. Erkenne mit fleiß deinen Nechſten/ und
wo du Rath bedarffſt/ ſo ſuchs bey Weiſen Leuten/ und be-
ſprich dich mit den Verſtaͤndigen/ und richte alle deine Sache

Sirach 9.
verß 21. 22
c. 37. v. 8.
folg.
nach Gottes Wort/ ermahnet Sirach cap. 9. Jm 37. Capit-
tel
giebt er feine Regeln/ bey wem/ und wie man ſich Raths er-
holen ſolle. Setzt aber dieſe nothwendige erinnerung dazu:
Doch in dem allen ruffe auch den Allerhoͤheſten an/ das er
dein Thun gelingen und nicht feilen laſſe.
Manche achtens
jhnen vor eine ſchande/ das ſie andere ſollten umb Rath fragen/
und machen alles nach jhrem eigenen Kopffe und gutduͤncken/ A-
ber eben auff ſolche weiſe ziehen ſie jhnen die groͤßte Schande uͤ-
bern hals/ wenn ſie einmahl etwas verſehen/ das faſt jedermann
jhrer ſpottet/ den ſchimpff/ das unheil und ſchaden/ den haß und
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Zitationshilfe: Schlegel, Christoph: Glückseliger Reichthumb. Leutschau, 1647, S. [40]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/537788/40>, abgerufen am 21.11.2024.