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Richter, Gottfried: Fröliches Himmlisches Bewillkommen/ Treuer Prediger und Knechte Gottes. Liegnitz, [1678].

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hertzlich lieb gehabt/ als Brüder auch verträulich biß
an dein Ende gelebet: Sage demnach mit Bernhar-
do,
als Er die Leiche seines Hertzen-Freundes Ge-
rardi
sahe: O amice, dulcissime Frater, dilectissi-
me Compater, Unum Cor & una Anima fuimus,
amicissimi & conjunctissimi in tota vita nostra. U-
num hoc Mors dissecuit.
Es ist mir leid umb dich
mein lieber Bruder/ mein liebwertester Herr Gevat-
ter/
Wir sind ja jederzeit ein Hertz und eine Seele
gewesen/ die Vertrautesten in diesem Leben/ unser
Hertze hat niemand zerschnitten oder zertrennet/ als
der Tod. Wir waren ja freundlich mit einander/
und wandelten im Hause GOttes zu Hauffen/ Ps. 55.
und mag ich wol Paulo seine Worte abborgen/ die er
von seinem lieben Philemone geschrieben: Jch hatte
grosse Freude und Trost an deiner Liebe/ und würde
offte durch dich erquicket/ lieber Bruder/ v. 7. Aber
eines fällt mir schwer/ daß du ein so unmögliches ge-
stern 8. Tage von mir begehret/ daß Jch dir in dieser
Städte parentiren sol; Ach wie schwer fällt mirs!
Gleich so schwer/ als dem Ambrosio der dem Gottseel.
Kayser Theodosio in einer Leich-Sermon die letzte Eh-
re erweisen wollen/ welches Jhm aber so tieff zu Her-
tzen gangen/ daß er nichts mehr sagen können/ als:
Nihil habeo praeter lacrymas & fletus, Jch kan nichts
mehr vorbringen/ als thränen und weinen. Jch
recolligire mich aber billich/ daß Thränen ohne diß/
der Betrübten allerseits Jhr stetes und tägliches
Speiß- und Tranck-Opffer gewesen/ bemühe mich de-
rowegen Jhnen zu weisen/ daß des Seeligen Herrn
Vaters/ Seelsorgers/ Collegen/ Bruders und

Bluts-

hertzlich lieb gehabt/ als Bruͤder auch vertraͤulich biß
an dein Ende gelebet: Sage demnach mit Bernhar-
do,
als Er die Leiche ſeines Hertzen-Freundes Ge-
rardi
ſahe: O amice, dulciſſime Frater, dilectiſſi-
me Compater, Unum Cor & una Anima fuimus,
amiciſſimi & conjunctiſſimi in tota vita noſtra. U-
num hoc Mors diſſecuit.
Es iſt mir leid umb dich
mein lieber Bruder/ mein liebwerteſter Herr Gevat-
ter/
Wir ſind ja jederzeit ein Hertz und eine Seele
geweſen/ die Vertrauteſten in dieſem Leben/ unſer
Hertze hat niemand zerſchnitten oder zertrennet/ als
der Tod. Wir waren ja freundlich mit einander/
und wandelten im Hauſe GOttes zu Hauffen/ Pſ. 55.
und mag ich wol Paulo ſeine Worte abborgen/ die er
von ſeinem lieben Philemone geſchrieben: Jch hatte
groſſe Freude und Troſt an deiner Liebe/ und wuͤrde
offte durch dich erquicket/ lieber Bruder/ v. 7. Aber
eines faͤllt mir ſchwer/ daß du ein ſo unmoͤgliches ge-
ſtern 8. Tage von mir begehret/ daß Jch dir in dieſer
Staͤdte parentiren ſol; Ach wie ſchwer faͤllt mirs!
Gleich ſo ſchwer/ als dem Ambroſio der dem Gottſeel.
Kayſer Theodoſio in einer Leich-Sermon die letzte Eh-
re erweiſen wollen/ welches Jhm aber ſo tieff zu Her-
tzen gangen/ daß er nichts mehr ſagen koͤnnen/ als:
Nihil habeo præter lacrymas & fletus, Jch kan nichts
mehr vorbringen/ als thraͤnen und weinen. Jch
recolligire mich aber billich/ daß Thraͤnen ohne diß/
der Betruͤbten allerſeits Jhr ſtetes und taͤgliches
Speiß- und Tranck-Opffer geweſen/ bemuͤhe mich de-
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Vaters/ Seelſorgers/ Collegen/ Bruders und

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[[55]/0055] hertzlich lieb gehabt/ als Bruͤder auch vertraͤulich biß an dein Ende gelebet: Sage demnach mit Bernhar- do, als Er die Leiche ſeines Hertzen-Freundes Ge- rardi ſahe: O amice, dulciſſime Frater, dilectiſſi- me Compater, Unum Cor & una Anima fuimus, amiciſſimi & conjunctiſſimi in tota vita noſtra. U- num hoc Mors diſſecuit. Es iſt mir leid umb dich mein lieber Bruder/ mein liebwerteſter Herr Gevat- ter/ Wir ſind ja jederzeit ein Hertz und eine Seele geweſen/ die Vertrauteſten in dieſem Leben/ unſer Hertze hat niemand zerſchnitten oder zertrennet/ als der Tod. Wir waren ja freundlich mit einander/ und wandelten im Hauſe GOttes zu Hauffen/ Pſ. 55. und mag ich wol Paulo ſeine Worte abborgen/ die er von ſeinem lieben Philemone geſchrieben: Jch hatte groſſe Freude und Troſt an deiner Liebe/ und wuͤrde offte durch dich erquicket/ lieber Bruder/ v. 7. Aber eines faͤllt mir ſchwer/ daß du ein ſo unmoͤgliches ge- ſtern 8. Tage von mir begehret/ daß Jch dir in dieſer Staͤdte parentiren ſol; Ach wie ſchwer faͤllt mirs! Gleich ſo ſchwer/ als dem Ambroſio der dem Gottſeel. Kayſer Theodoſio in einer Leich-Sermon die letzte Eh- re erweiſen wollen/ welches Jhm aber ſo tieff zu Her- tzen gangen/ daß er nichts mehr ſagen koͤnnen/ als: Nihil habeo præter lacrymas & fletus, Jch kan nichts mehr vorbringen/ als thraͤnen und weinen. Jch recolligire mich aber billich/ daß Thraͤnen ohne diß/ der Betruͤbten allerſeits Jhr ſtetes und taͤgliches Speiß- und Tranck-Opffer geweſen/ bemuͤhe mich de- rowegen Jhnen zu weiſen/ daß des Seeligen Herrn Vaters/ Seelſorgers/ Collegen/ Bruders und Bluts-

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Zitationshilfe: Richter, Gottfried: Fröliches Himmlisches Bewillkommen/ Treuer Prediger und Knechte Gottes. Liegnitz, [1678], S. [55]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/539562/55>, abgerufen am 18.12.2024.