Richter, Gottfried: Fröliches Himmlisches Bewillkommen/ Treuer Prediger und Knechte Gottes. Liegnitz, [1678].Das tieffe Leyd der Freundschafft zu bestillen? Jch bin ein Weib das Leyde trägt/ Die GOttes Hand sehr schmertzlich schlägt/ Mein halber Theil wird hin ins Grab getragen/ So hörer man die traurge Witwe klagen: Mein Haupt/ mein Hertz/ mein Eh-Schatz gehet hin. Glaubt/ daß ich itzt mehr todt/ als lebend bin. Wie sehnlich klagt der Kinder Reih/ Ach Schutz/ ach Rath/ ach Vater-Treu! Wir gehen nun wie Schaffe sonder Hirten: Wer wird/ wer wil mit Rathen uns bewirthen? Der Freunde Schaar streut Aschen in die Lufft: Jhr Hoffnung/ Cron und Haupt fällt in die Grufft. Und wie ist mir so weh geschehn/ Daß ich dis Licht nicht mehr sol sehn/ Und Vaters Rath in Kummer fällen pflegen? Jn welche Schoß sol ich mein Haupt nun legen? Ein redlich Hertz ein' unverfälschte Brust/ Jst wenig itzt der letzten Welt bewust. Was aber hilfft der Thränen-Bach/ Ein Lied gefüllt mit Weh und Ach? Was dienen hier die viel vergossnen Zehren? Es wird kein Mann/ kein Vater widerkehren. Der werthe Freund/ der treu erkandte Sinn/ Jst/ wo der Mensch nicht wiederkommet/ hin. Jst aber denn auch gar kein Licht/ Das durch die Nacht des Traurens bricht? Stürtzt gleich der Sturm des Baumes Haupt darnieder/ So bringt der Lentz die grünen Zweige wieder. Wann
Das tieffe Leyd der Freundſchafft zu beſtillen? Jch bin ein Weib das Leyde traͤgt/ Die GOttes Hand ſehr ſchmertzlich ſchlaͤgt/ Mein halber Theil wird hin ins Grab getragen/ So hoͤrer man die traurge Witwe klagen: Mein Haupt/ mein Hertz/ mein Eh-Schatz gehet hin. Glaubt/ daß ich itzt mehr todt/ als lebend bin. Wie ſehnlich klagt der Kinder Reih/ Ach Schutz/ ach Rath/ ach Vater-Treu! Wir gehen nun wie Schaffe ſonder Hirten: Wer wird/ wer wil mit Rathen uns bewirthen? Der Freunde Schaar ſtreut Aſchen in die Lufft: Jhr Hoffnung/ Cron und Haupt faͤllt in die Grufft. Und wie iſt mir ſo weh geſchehn/ Daß ich dis Licht nicht mehr ſol ſehn/ Und Vaters Rath in Kummer faͤllen pflegen? Jn welche Schoß ſol ich mein Haupt nun legen? Ein redlich Hertz ein’ unverfaͤlſchte Bruſt/ Jſt wenig itzt der letzten Welt bewuſt. Was aber hilfft der Thraͤnen-Bach/ Ein Lied gefuͤllt mit Weh und Ach? Was dienen hier die viel vergoſſnen Zehren? Es wird kein Mann/ kein Vater widerkehren. Der werthe Freund/ der treu erkandte Sinn/ Jſt/ wo der Menſch nicht wiederkommet/ hin. Jſt aber denn auch gar kein Licht/ Das durch die Nacht des Traurens bricht? Stuͤrtzt gleich der Sturm des Baumes Haupt darnieder/ So bringt der Lentz die gruͤnen Zweige wieder. Wann
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Das tieffe Leyd der Freundſchafft zu beſtillen?
Wer ſol allhier die leere Stelle fuͤllen?
Das gantze Hauß hat Traurens-Nacht bedeckt/
Weil ſich ſein Licht ins finſtre Grab verſteckt.
Jch bin ein Weib das Leyde traͤgt/
Die GOttes Hand ſehr ſchmertzlich ſchlaͤgt/
Mein halber Theil wird hin ins Grab getragen/
So hoͤrer man die traurge Witwe klagen:
Mein Haupt/ mein Hertz/ mein Eh-Schatz gehet hin.
Glaubt/ daß ich itzt mehr todt/ als lebend bin.
Wie ſehnlich klagt der Kinder Reih/
Ach Schutz/ ach Rath/ ach Vater-Treu!
Wir gehen nun wie Schaffe ſonder Hirten:
Wer wird/ wer wil mit Rathen uns bewirthen?
Der Freunde Schaar ſtreut Aſchen in die Lufft:
Jhr Hoffnung/ Cron und Haupt faͤllt in die Grufft.
Und wie iſt mir ſo weh geſchehn/
Daß ich dis Licht nicht mehr ſol ſehn/
Und Vaters Rath in Kummer faͤllen pflegen?
Jn welche Schoß ſol ich mein Haupt nun legen?
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Jſt wenig itzt der letzten Welt bewuſt.
Was aber hilfft der Thraͤnen-Bach/
Ein Lied gefuͤllt mit Weh und Ach?
Was dienen hier die viel vergoſſnen Zehren?
Es wird kein Mann/ kein Vater widerkehren.
Der werthe Freund/ der treu erkandte Sinn/
Jſt/ wo der Menſch nicht wiederkommet/ hin.
Jſt aber denn auch gar kein Licht/
Das durch die Nacht des Traurens bricht?
Stuͤrtzt gleich der Sturm des Baumes Haupt darnieder/
So bringt der Lentz die gruͤnen Zweige wieder.
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