Römer, Daniel: Jesus! Himmels-Verlangen Stillt Seelen-Bangen. Bautzen, 1678.Himmels-Verlangen Luc. 24.vers. 32.gen Emaus giengeu/ sagten: Brandte nicht das Hertz in uns/ da ER uns die Schrifft öffnete? Vere desiderium ignis August. Tom. 10. col. 228.est in corde latens sub emere infirmitatis, sub fumo ad- scendentium suspiriorum, ignis cor ardere faciens, & si- tim spiritualem inducens, ignis cordi lucem infundens: Desiderando enim DEUM, agnoscit ejus misericordi- am & bonitatem, quae notitia maxima est lux. Warhaf- tig ist diß Verlangen der gläubigen Kinder GOttes ein rechtes Göttliches Feuer/ ein solches Feuer/ das da verborgen lieget in dem Hertzen unter der Aschen ihrer Schwachheit/ und uuter dem Ps. 102, 21.Rauch ihrer aufsteigender Seufzer zu GOtt/ als der Gefan- Psal 84. v. 2: 3.genen; Ein solches Feuer/ das das Hertz erhitzet/ und einen Durst erwecket; Ein solches Feuer/ das in ein Hertz ein Feuer hinein wirfft/ dann indem es auf GOtt fället/ indem erkennet damit der Mensch GOttes seine Gütigkeit und Barmhertzigkeit/ welches Ps. 139, 12.dann ein solches Licht ist/ das uns in der Finsternis aufgehet/ daß Finsternis nicht maß Finsternis seyn/ sondern Licht. Eben der angeführte Augustin vergleichet das Seelen-Verlangen August. Tom. 8. col. 1170.mit einer unsichtbaren Hand: Desiderium hominis creden- tis manus est invisibilis DEI januam pulsans, spricht Er; Das Verlangen eines recht gläubigen Christen ist eine unsicht- bare Hand/ mit welcher wir an die Thüre/ ja an das Hertz GOttes anklopffen. Unsichtbar ist diese geheimte Hand/ dann die Menschen sehen sie nicht/ sie hören sie nicht/ sie empfinden sie nicht/ ja sie verstehen sie auch nicht; Der Drey-Einige GOtt aber der siehet sie/ der höret sie/ der verstehet sie. So schwach als aber die Hand des Verlangens denen Menschen vorkömmt/ so staeck ist doch selbige in den Augen und Hertzen des Majestätischen Rom. 8. vers. 26.GOttes/ weil GOtt der Heilige Geist derselben Schwach- heit auf hilfft. Das schwache Anrühren/ dadurch ein kranckes Weib nur den Saum des Kleides JEsu berühret/ hat ein schlecht Ausehen
Himmels-Verlangen Luc. 24.verſ. 32.gen Emaus giengeu/ ſagten: Brandte nicht das Hertz in uns/ da ER uns die Schrifft oͤffnete? Verè deſiderium ignis Auguſt. Tom. 10. col. 228.eſt in corde latens ſub emere infirmitatis, ſub fumo ad- ſcendentium ſuſpiriorum, ignis cor ardere faciens, & ſi- tim ſpiritualem inducens, ignis cordi lucem infundens: Deſiderando enim DEUM, agnoſcit ejus miſericordi- am & bonitatem, quæ notitia maxima eſt lux. Warhaf- tig iſt diß Verlangen der glaͤubigen Kinder GOttes ein rechtes Goͤttliches Feuer/ ein ſolches Feuer/ das da verborgen lieget in dem Hertzen unter der Aſchen ihrer Schwachheit/ und uuter dem Pſ. 102, 21.Rauch ihrer aufſteigender Seufzer zu GOtt/ als der Gefan- Pſal 84. v. 2: 3.genen; Ein ſolches Feuer/ das das Hertz erhitzet/ und einen Durſt erwecket; Ein ſolches Feuer/ das in ein Hertz ein Feuer hinein wirfft/ dann indem es auf GOtt faͤllet/ indem erkennet damit der Menſch GOttes ſeine Guͤtigkeit und Barmhertzigkeit/ welches Pſ. 139, 12.dann ein ſolches Licht iſt/ das uns in der Finſternis aufgehet/ daß Finſternis nicht maß Finſternis ſeyn/ ſondern Licht. Eben der angefuͤhrte Auguſtin vergleichet das Seelen-Verlangen Auguſt. Tom. 8. col. 1170.mit einer unſichtbaren Hand: Deſiderium hominis creden- tis manus eſt inviſibilis DEI januam pulſans, ſpricht Er; Das Verlangen eines recht glaͤubigen Chriſten iſt eine unſicht- bare Hand/ mit welcher wir an die Thuͤre/ ja an das Hertz GOttes anklopffen. Unſichtbar iſt dieſe geheimte Hand/ dann die Menſchen ſehen ſie nicht/ ſie hoͤren ſie nicht/ ſie empfinden ſie nicht/ ja ſie verſtehen ſie auch nicht; Der Drey-Einige GOtt aber der ſiehet ſie/ der hoͤret ſie/ der verſtehet ſie. So ſchwach als aber die Hand des Verlangens denen Menſchen vorkoͤmmt/ ſo ſtaeck iſt doch ſelbige in den Augen und Hertzen des Majeſtaͤtiſchen Rom. 8. verſ. 26.GOttes/ weil GOtt der Heilige Geiſt derſelben Schwach- heit auf hilfft. Das ſchwache Anruͤhren/ dadurch ein kranckes Weib nur den Saum des Kleides JEſu beruͤhret/ hat ein ſchlecht Auſehen
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ſcendentium ſuſpiriorum, ignis cor ardere faciens, & ſi-
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Deſiderando enim DEUM, agnoſcit ejus miſericordi-
am & bonitatem, quæ notitia maxima eſt lux. Warhaf-
tig iſt diß Verlangen der glaͤubigen Kinder GOttes ein rechtes
Goͤttliches Feuer/ ein ſolches Feuer/ das da verborgen lieget in
dem Hertzen unter der Aſchen ihrer Schwachheit/ und uuter dem
Rauch ihrer aufſteigender Seufzer zu GOtt/ als der Gefan-
genen; Ein ſolches Feuer/ das das Hertz erhitzet/ und einen Durſt
erwecket; Ein ſolches Feuer/ das in ein Hertz ein Feuer hinein
wirfft/ dann indem es auf GOtt faͤllet/ indem erkennet damit der
Menſch GOttes ſeine Guͤtigkeit und Barmhertzigkeit/ welches
dann ein ſolches Licht iſt/ das uns in der Finſternis aufgehet/ daß
Finſternis nicht maß Finſternis ſeyn/ ſondern Licht. Eben
der angefuͤhrte Auguſtin vergleichet das Seelen-Verlangen
mit einer unſichtbaren Hand: Deſiderium hominis creden-
tis manus eſt inviſibilis DEI januam pulſans, ſpricht Er;
Das Verlangen eines recht glaͤubigen Chriſten iſt eine unſicht-
bare Hand/ mit welcher wir an die Thuͤre/ ja an das Hertz
GOttes anklopffen. Unſichtbar iſt dieſe geheimte Hand/ dann
die Menſchen ſehen ſie nicht/ ſie hoͤren ſie nicht/ ſie empfinden
ſie nicht/ ja ſie verſtehen ſie auch nicht; Der Drey-Einige GOtt
aber der ſiehet ſie/ der hoͤret ſie/ der verſtehet ſie. So ſchwach
als aber die Hand des Verlangens denen Menſchen vorkoͤmmt/ ſo
ſtaeck iſt doch ſelbige in den Augen und Hertzen des Majeſtaͤtiſchen
GOttes/ weil GOtt der Heilige Geiſt derſelben Schwach-
heit auf hilfft. Das ſchwache Anruͤhren/ dadurch ein kranckes
Weib nur den Saum des Kleides JEſu beruͤhret/ hat ein ſchlecht
Auſehen
Luc. 24.
verſ. 32.
Auguſt.
Tom. 10.
col. 228.
Pſ. 102, 21.
Pſal 84.
v. 2: 3.
Pſ. 139, 12.
Auguſt.
Tom. 8.
col. 1170.
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