Römer, Daniel: Jesus! Himmels-Verlangen Stillt Seelen-Bangen. Bautzen, 1678.Stillt Seelen-Bangen. Ausehen vor den Menschen: Das wäre tieffer in die Augen undHertzen derer Menschen hinein gefallen/ wann sie Jhn gar in ihre Arme hätte eingeschlossen/ oder wann sie sich an seinen gantzen Heiligen Leib hätte angehangen/ und gleichwohl ward sie durchMatth. 9, vers. 20. das schwache Berühren gesund. Noch schwücher und geringer kömt uns vor das blosse Ansehen der Ehernen Schlangen/ welches der Majestätische Wunder-GOtt denen von den feurigen Schlan- gen gestochenen Juden hatte anbefohlen. Das wäre etwas grös- seres gewesen in den Augen der Menschen/ wann sie diese Eherne Schlange hätten müssen umbfassen/ oder den Pfal/ daran sie ge- hangen/ küssen/ oder sich vor derselben neigen/ und mit auffgeha- benen Händen an sie antreten. Allein der allwissende GOtt hatte gar wohl gewust/ daß etliche so schwach würden seyn/ daß sie nicht könten heran kommen/ darumm hat er auch nichts mehrers von ihnen begehret/ als das Ausehen der auffgerichteten Schlangen. SoNum. v. 21, 8, 9. schwach und gering ist auch das göttliche Verlangen eines geängste- ten Kindes GOttes vor denen Menschen/ daß sie auch dasselbe vor nichts halten; Allein vordem Thron des Hertzens des Majestätischen GOttes da gilt es viel/ so gar/ daß er dasselbe hält vor ein Begehren dem er nicht könne abfallen mit seiner Hülffe/ wie er selber davon spricht: Erbegehret mein/ (nehmlich durch sein Verlangen)Ps. 91, 14. so will ich ihm außhelffen; Dann es fället in das Hertz GOttes des Vaters/ des Vaters der Barmhertzigkeit/ und des GOttes alles Trostes/ und verlanget nur ein Bröcklein/ das von dem Tisch seiner Kinder fället; Es fället auf das Hertz GOttes des Sohnes/ des HERRN JEsu und verlanget nur ein Tröpf- lein seines Göttlichen Blutes; Es fället auf das Hertz GOttes des Heil. Geistes/ und verlanget nur ein Tröpflein seines Tröstenden Gnaden-Meers. Dannenhero nennet König David sein Gött- liches Verlangen eine Erhebung seiner Seele in GOTT/ wann er also seuftzet: Ad te animam meam levavi Das D
Stillt Seelen-Bangen. Auſehen vor den Menſchen: Das waͤre tieffer in die Augen undHertzen derer Menſchen hinein gefallen/ wann ſie Jhn gar in ihre Arme haͤtte eingeſchloſſen/ oder wann ſie ſich an ſeinen gantzen Heiligen Leib haͤtte angehangen/ und gleichwohl ward ſie durchMatth. 9, verſ. 20. das ſchwache Beruͤhren geſund. Noch ſchwücher und geringer koͤmt uns vor das bloſſe Anſehen der Ehernen Schlangen/ welches der Majeſtaͤtiſche Wunder-GOtt denen von den feurigen Schlan- gen geſtochenen Juden hatte anbefohlen. Das waͤre etwas groͤſ- ſeres geweſen in den Augen der Menſchen/ wann ſie dieſe Eherne Schlange haͤtten muͤſſen umbfaſſen/ oder den Pfal/ daran ſie ge- hangen/ kuͤſſen/ oder ſich vor derſelben neigen/ und mit auffgeha- benen Haͤnden an ſie antreten. Allein der allwiſſende GOtt hatte gar wohl gewuſt/ daß etliche ſo ſchwach wuͤrden ſeyn/ daß ſie nicht koͤnten heran kommen/ darum̃ hat er auch nichts mehrers von ihnen begehret/ als das Auſehen der auffgerichteten Schlangen. SoNum. v. 21, 8, 9. ſchwach und gering iſt auch das goͤttliche Verlangen eines geaͤngſte- ten Kindes GOttes vor denen Menſchen/ daß ſie auch daſſelbe vor nichts halten; Allein vordem Thron des Hertzens des Majeſtaͤtiſchen GOttes da gilt es viel/ ſo gar/ daß er daſſelbe haͤlt vor ein Begehren dem er nicht koͤnne abfallen mit ſeiner Huͤlffe/ wie er ſelber davon ſpricht: Erbegehret mein/ (nehmlich durch ſein Verlangen)Pſ. 91, 14. ſo will ich ihm außhelffen; Dann es faͤllet in das Hertz GOttes des Vaters/ des Vaters der Barmhertzigkeit/ und des GOttes alles Troſtes/ und verlanget nur ein Broͤcklein/ das von dem Tiſch ſeiner Kinder faͤllet; Es faͤllet auf das Hertz GOttes des Sohnes/ des HERRN JEſu und verlanget nur ein Troͤpf- lein ſeines Goͤttlichen Blutes; Es faͤllet auf das Hertz GOttes des Heil. Geiſtes/ und verlanget nur ein Troͤpflein ſeines Troͤſtenden Gnaden-Meers. Dannenhero nennet Koͤnig David ſein Goͤtt- liches Verlangen eine Erhebung ſeiner Seele in GOTT/ wann er alſo ſeuftzet: Ad te animam meam levavi Das D
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsMainPart" n="2"> <p><pb facs="#f0025" n="[25]"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Stillt Seelen-Bangen.</hi></fw><lb/> Auſehen vor den Menſchen: Das waͤre tieffer in die Augen und<lb/> Hertzen derer Menſchen hinein gefallen/ wann ſie Jhn gar in ihre<lb/> Arme haͤtte eingeſchloſſen/ oder wann ſie ſich an ſeinen gantzen<lb/> Heiligen Leib haͤtte angehangen/ und gleichwohl ward ſie durch<note place="right"><hi rendition="#aq">Matth. 9,<lb/> verſ.</hi> 20.</note><lb/> das ſchwache Beruͤhren geſund. Noch ſchwücher und geringer<lb/> koͤmt uns vor das bloſſe Anſehen der Ehernen Schlangen/ welches<lb/> der Majeſtaͤtiſche Wunder-GOtt denen von den feurigen Schlan-<lb/> gen geſtochenen Juden hatte anbefohlen. Das waͤre etwas groͤſ-<lb/> ſeres geweſen in den Augen der Menſchen/ wann ſie dieſe Eherne<lb/> Schlange haͤtten muͤſſen umbfaſſen/ oder den Pfal/ daran ſie ge-<lb/> hangen/ kuͤſſen/ oder ſich vor derſelben neigen/ und mit auffgeha-<lb/> benen Haͤnden an ſie antreten. Allein der allwiſſende GOtt hatte<lb/> gar wohl gewuſt/ daß etliche ſo ſchwach wuͤrden ſeyn/ daß ſie nicht<lb/> koͤnten heran kommen/ darum̃ hat er auch nichts mehrers von ihnen<lb/> begehret/ als das Auſehen der auffgerichteten Schlangen. So<note place="right"><hi rendition="#aq">Num. v.</hi><lb/> 21, 8, 9.</note><lb/> ſchwach und gering iſt auch das goͤttliche Verlangen eines geaͤngſte-<lb/> ten Kindes GOttes vor denen Menſchen/ daß ſie auch daſſelbe vor<lb/> nichts halten; Allein vordem Thron des Hertzens des Majeſtaͤtiſchen<lb/> GOttes da gilt es viel/ ſo gar/ daß er daſſelbe haͤlt vor ein Begehren<lb/> dem er nicht koͤnne abfallen mit ſeiner Huͤlffe/ wie er ſelber davon<lb/> ſpricht: <hi rendition="#fr">Erbegehret mein/</hi> (nehmlich durch ſein Verlangen)<note place="right"><hi rendition="#aq">Pſ.</hi> 91, 14.</note><lb/><hi rendition="#fr">ſo will ich ihm außhelffen;</hi> Dann es faͤllet in das Hertz GOttes<lb/> des Vaters/ des Vaters der Barmhertzigkeit/ und des GOttes<lb/> alles Troſtes/ und verlanget nur ein Broͤcklein/ das von dem<lb/> Tiſch ſeiner Kinder faͤllet; Es faͤllet auf das Hertz GOttes<lb/> des Sohnes/ des HERRN JEſu und verlanget nur ein Troͤpf-<lb/> lein ſeines Goͤttlichen Blutes; Es faͤllet auf das Hertz GOttes des<lb/> Heil. Geiſtes/ und verlanget nur ein Troͤpflein ſeines Troͤſtenden<lb/> Gnaden-Meers. Dannenhero nennet Koͤnig David ſein Goͤtt-<lb/> liches Verlangen eine Erhebung ſeiner Seele in GOTT/ wann<lb/> er alſo ſeuftzet: <hi rendition="#aq">Ad te animam meam levavi</hi><lb/> <fw type="sig" place="bottom">D</fw><fw type="catch" place="bottom">Das</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[25]/0025]
Stillt Seelen-Bangen.
Auſehen vor den Menſchen: Das waͤre tieffer in die Augen und
Hertzen derer Menſchen hinein gefallen/ wann ſie Jhn gar in ihre
Arme haͤtte eingeſchloſſen/ oder wann ſie ſich an ſeinen gantzen
Heiligen Leib haͤtte angehangen/ und gleichwohl ward ſie durch
das ſchwache Beruͤhren geſund. Noch ſchwücher und geringer
koͤmt uns vor das bloſſe Anſehen der Ehernen Schlangen/ welches
der Majeſtaͤtiſche Wunder-GOtt denen von den feurigen Schlan-
gen geſtochenen Juden hatte anbefohlen. Das waͤre etwas groͤſ-
ſeres geweſen in den Augen der Menſchen/ wann ſie dieſe Eherne
Schlange haͤtten muͤſſen umbfaſſen/ oder den Pfal/ daran ſie ge-
hangen/ kuͤſſen/ oder ſich vor derſelben neigen/ und mit auffgeha-
benen Haͤnden an ſie antreten. Allein der allwiſſende GOtt hatte
gar wohl gewuſt/ daß etliche ſo ſchwach wuͤrden ſeyn/ daß ſie nicht
koͤnten heran kommen/ darum̃ hat er auch nichts mehrers von ihnen
begehret/ als das Auſehen der auffgerichteten Schlangen. So
ſchwach und gering iſt auch das goͤttliche Verlangen eines geaͤngſte-
ten Kindes GOttes vor denen Menſchen/ daß ſie auch daſſelbe vor
nichts halten; Allein vordem Thron des Hertzens des Majeſtaͤtiſchen
GOttes da gilt es viel/ ſo gar/ daß er daſſelbe haͤlt vor ein Begehren
dem er nicht koͤnne abfallen mit ſeiner Huͤlffe/ wie er ſelber davon
ſpricht: Erbegehret mein/ (nehmlich durch ſein Verlangen)
ſo will ich ihm außhelffen; Dann es faͤllet in das Hertz GOttes
des Vaters/ des Vaters der Barmhertzigkeit/ und des GOttes
alles Troſtes/ und verlanget nur ein Broͤcklein/ das von dem
Tiſch ſeiner Kinder faͤllet; Es faͤllet auf das Hertz GOttes
des Sohnes/ des HERRN JEſu und verlanget nur ein Troͤpf-
lein ſeines Goͤttlichen Blutes; Es faͤllet auf das Hertz GOttes des
Heil. Geiſtes/ und verlanget nur ein Troͤpflein ſeines Troͤſtenden
Gnaden-Meers. Dannenhero nennet Koͤnig David ſein Goͤtt-
liches Verlangen eine Erhebung ſeiner Seele in GOTT/ wann
er alſo ſeuftzet: Ad te animam meam levavi
Das
Matth. 9,
verſ. 20.
Num. v.
21, 8, 9.
Pſ. 91, 14.
D
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |