Römer, Daniel: Jesus! Himmels-Verlangen Stillt Seelen-Bangen. Bautzen, 1678.Himmels-Verlangen nem neuen Kleidchen ausgekleidet zu werden; da zehlen sie Tageund Stunden/ da reden sie davon/ da träumen sie davon für gros- sem Verlaugen. Jn diesem Stücke müssen wir alte und Hun- dert jährige Knaben umbkehren/ und wie die Kinder werden/ und nach dieser unser Himmlischen und Göttlichen Uberkleidung ver- Es. 26, 8: 9.langen/ und mit dem Propheten Esaia sagen: HERR/ wir warten auf dich im Wege deines Rechten/ des Hertzens Lust stehet zu deinem Nahmen/ und deinem Gedächtnis. Von Hertzen begehr ich dein des Nachts/ darzu mit mei- nem Geist in mir wache ich frühe zu dir. Ein Hungriger ver- langet Speisen/ ein durstiger sehnet sich nach einem Trunck/ ein Siechling wündschet Gesundheit/ ein Sterbling kirret nach dem Leben/ ein Armer suchet Reichthumb/ ein Ermüdeter ächtzet nach der Ruhe/ ein Gefangener seuftzet nach der Erlösung: Ein recht schaffenes Kind GOttes aber ächtzet und lechtzet nach dem Himmel/ weil es weis/ das es daselbst wird erlangen die Spei- Ps. 17, 17.se/ die es wird satt machen ohn einigen Hunger; Einen Trunck/ Apoc. 7. vers. 17.der es wird träncken/ daß kein Durst mehr an ihm wird hafften können; Gesundheit ohe eintziger Empfindung einiger Schmer- Apoc. 21. vers. 4.tzen; Leben ohne eintziger Furcht des Todes/ als der da nicht Apoc. 21. vers. 4.mehr wird seyn; Reichthum ohne eintzigen Mangel an jr- gends einem Gute; Eine Ruhe ohne einiger Verurunhigung; Ps. 34, 11.Eine ewige Erlösung/ bey welcher auf die Erlöseten keine Son- Hebr. 4. vers. 10.ne/ oder jrgend eine Hitze wird fallen. Wann ein Kind in der Frembde herumb treibet ausser dem Vaterlande/ abgesondert von Apoc. 7. vers. 16.Vater/ Mutter und allen Befreundten/ so treibet es das natür- liche Verlangen ohn Unterlaß in sein Vaterland/ und zu den lie- ben Seinigen/ da es auch mit demselben mehr ist/ als in der Ge- gend/ da es sich wesentlich aufhält/ wie der H. Augustinus von der liebenden Seele saget: Anima plus est, ubi amat, quam ubi animat, die Seele ist mehr da/ da sie liebet/ (oder das sie verlanget) als da/ da sie beseelet. Wir gläubige Kinder GOt- tes
Himmels-Verlangen nem neuen Kleidchen ausgekleidet zu werden; da zehlen ſie Tageund Stunden/ da reden ſie davon/ da traͤumen ſie davon fuͤr groſ- ſem Verlaugen. Jn dieſem Stuͤcke muͤſſen wir alte und Hun- dert jaͤhrige Knaben umbkehren/ und wie die Kinder werden/ und nach dieſer unſer Himmliſchen und Goͤttlichen Uberkleidung ver- Eſ. 26, 8: 9.langen/ und mit dem Propheten Eſaia ſagen: HERR/ wir warten auf dich im Wege deines Rechten/ des Hertzens Luſt ſtehet zu deinem Nahmen/ und deinem Gedaͤchtnis. Von Hertzen begehr ich dein des Nachts/ darzu mit mei- nem Geiſt in mir wache ich fruͤhe zu dir. Ein Hungriger ver- langet Speiſen/ ein durſtiger ſehnet ſich nach einem Trunck/ ein Siechling wuͤndſchet Geſundheit/ ein Sterbling kirret nach dem Leben/ ein Armer ſuchet Reichthumb/ ein Ermuͤdeter aͤchtzet nach der Ruhe/ ein Gefangener ſeuftzet nach der Erloͤſung: Ein recht ſchaffenes Kind GOttes aber aͤchtzet und lechtzet nach dem Himmel/ weil es weis/ das es daſelbſt wird erlangen die Spei- Pſ. 17, 17.ſe/ die es wird ſatt machen ohn einigen Hunger; Einen Trunck/ Apoc. 7. verſ. 17.der es wird traͤncken/ daß kein Durſt mehr an ihm wird hafften können; Geſundheit ohe eintziger Empfindung einiger Schmer- Apoc. 21. verſ. 4.tzen; Leben ohne eintziger Furcht des Todes/ als der da nicht Apoc. 21. verſ. 4.mehr wird ſeyn; Reichthum ohne eintzigen Mangel an jr- gends einem Gute; Eine Ruhe ohne einiger Verurunhigung; Pſ. 34, 11.Eine ewige Erloͤſung/ bey welcher auf die Erlöſeten keine Son- Hebr. 4. verſ. 10.ne/ oder jrgend eine Hitze wird fallen. Wann ein Kind in der Frembde herumb treibet auſſer dem Vaterlande/ abgeſondert von Apoc. 7. verſ. 16.Vater/ Mutter und allen Befreundten/ ſo treibet es das natuͤr- liche Verlangen ohn Unterlaß in ſein Vaterland/ und zu den lie- ben Seinigen/ da es auch mit demſelben mehr iſt/ als in der Ge- gend/ da es ſich weſentlich aufhaͤlt/ wie der H. Auguſtinus von der liebenden Seele ſaget: Anima plus eſt, ubi amat, quàm ubi animat, die Seele iſt mehr da/ da ſie liebet/ (oder das ſie verlanget) als da/ da ſie beſeelet. Wir glaͤubige Kinder GOt- tes
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Himmels-Verlangen
nem neuen Kleidchen ausgekleidet zu werden; da zehlen ſie Tage
und Stunden/ da reden ſie davon/ da traͤumen ſie davon fuͤr groſ-
ſem Verlaugen. Jn dieſem Stuͤcke muͤſſen wir alte und Hun-
dert jaͤhrige Knaben umbkehren/ und wie die Kinder werden/ und
nach dieſer unſer Himmliſchen und Goͤttlichen Uberkleidung ver-
langen/ und mit dem Propheten Eſaia ſagen: HERR/ wir
warten auf dich im Wege deines Rechten/ des Hertzens
Luſt ſtehet zu deinem Nahmen/ und deinem Gedaͤchtnis.
Von Hertzen begehr ich dein des Nachts/ darzu mit mei-
nem Geiſt in mir wache ich fruͤhe zu dir. Ein Hungriger ver-
langet Speiſen/ ein durſtiger ſehnet ſich nach einem Trunck/ ein
Siechling wuͤndſchet Geſundheit/ ein Sterbling kirret nach dem
Leben/ ein Armer ſuchet Reichthumb/ ein Ermuͤdeter aͤchtzet
nach der Ruhe/ ein Gefangener ſeuftzet nach der Erloͤſung: Ein
recht ſchaffenes Kind GOttes aber aͤchtzet und lechtzet nach dem
Himmel/ weil es weis/ das es daſelbſt wird erlangen die Spei-
ſe/ die es wird ſatt machen ohn einigen Hunger; Einen Trunck/
der es wird traͤncken/ daß kein Durſt mehr an ihm wird hafften
können; Geſundheit ohe eintziger Empfindung einiger Schmer-
tzen; Leben ohne eintziger Furcht des Todes/ als der da nicht
mehr wird ſeyn; Reichthum ohne eintzigen Mangel an jr-
gends einem Gute; Eine Ruhe ohne einiger Verurunhigung;
Eine ewige Erloͤſung/ bey welcher auf die Erlöſeten keine Son-
ne/ oder jrgend eine Hitze wird fallen. Wann ein Kind in der
Frembde herumb treibet auſſer dem Vaterlande/ abgeſondert von
Vater/ Mutter und allen Befreundten/ ſo treibet es das natuͤr-
liche Verlangen ohn Unterlaß in ſein Vaterland/ und zu den lie-
ben Seinigen/ da es auch mit demſelben mehr iſt/ als in der Ge-
gend/ da es ſich weſentlich aufhaͤlt/ wie der H. Auguſtinus von
der liebenden Seele ſaget: Anima plus eſt, ubi amat, quàm
ubi animat, die Seele iſt mehr da/ da ſie liebet/ (oder das ſie
verlanget) als da/ da ſie beſeelet. Wir glaͤubige Kinder GOt-
tes
Eſ. 26, 8: 9.
Pſ. 17, 17.
Apoc. 7.
verſ. 17.
Apoc. 21.
verſ. 4.
Apoc. 21.
verſ. 4.
Pſ. 34, 11.
Hebr. 4.
verſ. 10.
Apoc. 7.
verſ. 16.
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