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Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].

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Was sich nicht ändern läßt, muß man geduldig tragen.
Durch Klagen macht man sich sein Creutz nur noch so schwer.
Wen hilfft ein banges Ach! wem nützt ein schmertzlich Klagen!
Durch unser Weinen wird des Wassers nur noch mehr,
Das an die Seele reicht. Sein Ungemach verschweigen
Kan einen hohen Geist und tapffern Muth bezeugen.
So pflegt den Traurigen in ihrer Noth zu rathen
Wer seines Leidens Trost in der Verstellung sucht.
Je unempfindlicher, je größre Helden-Thaten!
Jedoch wie lange währt des eitlen Ruhmes Frucht?
Von aussen kan man leicht den Wahn von uns betrügen,
Von innen aber wird uns doch der Schmertz besiegen.
Ein GOttergebner Christ, der wahre Klugheit übet,
Giebt der Empfindlichkeit in seiner Seele Raum,
Doch weiß er das dabey, daß ihn der Höchste liebet,
Und so vergeht sein Schmertz allmählig wie ein Traum,
Die Wunde, die sein Hertz durchdringet und zertheilet,
Wird bloß durch GOttes Trost und mit der Zeit getheilet.
Das siehet man an Euch, Jhr schmertzlich Hochbetrübten!
Um deren Wohnung itzt das Leid Cypressen setzt.
Wie hertzlich sehnt Jhr Euch zugleich nach dem Geliebten,
Das eure Lieb und Treu stets für ein Gutt geschätzt,
An dem sich eure Brust beständig laben sollen,
Wofern der Himmel es nur länger lassen wollen.
Die Klagen sind gerecht, Geliebte, die Jhr führet.
Ein Kind so guter Art, das so viel hoffen ließ,
Das so viel Tugend-Schmuck als Leibes-Anmuth zieret,
Jm Sarge liegen sehn, das rührt, das schmertzt gewiß.
Ach ja, Jhr Eltern habt an Eurer Theodoren
Den alten Schmertz verneut, den neuen Trost verlohren.
An statt des Hochzeit-Mahls der Braut die Bahre schmücken,
O welch ein herber Dienst! Wie hefftig ist das Leid
Vor einen Bräutigam! Diß alles auszudrücken
Bekenn ich mich zu schwach bey eigner Traurigkeit,
Die
G 3
Was ſich nicht aͤndern laͤßt, muß man geduldig tragen.
Durch Klagen macht man ſich ſein Creutz nur noch ſo ſchwer.
Wen hilfft ein banges Ach! wem nuͤtzt ein ſchmertzlich Klagen!
Durch unſer Weinen wird des Waſſers nur noch mehr,
Das an die Seele reicht. Sein Ungemach verſchweigen
Kan einen hohen Geiſt und tapffern Muth bezeugen.
So pflegt den Traurigen in ihrer Noth zu rathen
Wer ſeines Leidens Troſt in der Verſtellung ſucht.
Je unempfindlicher, je groͤßre Helden-Thaten!
Jedoch wie lange waͤhrt des eitlen Ruhmes Frucht?
Von auſſen kan man leicht den Wahn von uns betruͤgen,
Von innen aber wird uns doch der Schmertz beſiegen.
Ein GOttergebner Chriſt, der wahre Klugheit uͤbet,
Giebt der Empfindlichkeit in ſeiner Seele Raum,
Doch weiß er das dabey, daß ihn der Hoͤchſte liebet,
Und ſo vergeht ſein Schmertz allmaͤhlig wie ein Traum,
Die Wunde, die ſein Hertz durchdringet und zertheilet,
Wird bloß durch GOttes Troſt und mit der Zeit getheilet.
Das ſiehet man an Euch, Jhr ſchmertzlich Hochbetruͤbten!
Um deren Wohnung itzt das Leid Cypreſſen ſetzt.
Wie hertzlich ſehnt Jhr Euch zugleich nach dem Geliebten,
Das eure Lieb und Treu ſtets fuͤr ein Gutt geſchaͤtzt,
An dem ſich eure Bruſt beſtaͤndig laben ſollen,
Wofern der Himmel es nur laͤnger laſſen wollen.
Die Klagen ſind gerecht, Geliebte, die Jhr fuͤhret.
Ein Kind ſo guter Art, das ſo viel hoffen ließ,
Das ſo viel Tugend-Schmuck als Leibes-Anmuth zieret,
Jm Sarge liegen ſehn, das ruͤhrt, das ſchmertzt gewiß.
Ach ja, Jhr Eltern habt an Eurer Theodoren
Den alten Schmertz verneut, den neuen Troſt verlohren.
An ſtatt des Hochzeit-Mahls der Braut die Bahre ſchmuͤcken,
O welch ein herber Dienſt! Wie hefftig iſt das Leid
Vor einen Braͤutigam! Diß alles auszudruͤcken
Bekenn ich mich zu ſchwach bey eigner Traurigkeit,
Die
G 3
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[[53]/0053] Was ſich nicht aͤndern laͤßt, muß man geduldig tragen. Durch Klagen macht man ſich ſein Creutz nur noch ſo ſchwer. Wen hilfft ein banges Ach! wem nuͤtzt ein ſchmertzlich Klagen! Durch unſer Weinen wird des Waſſers nur noch mehr, Das an die Seele reicht. Sein Ungemach verſchweigen Kan einen hohen Geiſt und tapffern Muth bezeugen. So pflegt den Traurigen in ihrer Noth zu rathen Wer ſeines Leidens Troſt in der Verſtellung ſucht. Je unempfindlicher, je groͤßre Helden-Thaten! Jedoch wie lange waͤhrt des eitlen Ruhmes Frucht? Von auſſen kan man leicht den Wahn von uns betruͤgen, Von innen aber wird uns doch der Schmertz beſiegen. Ein GOttergebner Chriſt, der wahre Klugheit uͤbet, Giebt der Empfindlichkeit in ſeiner Seele Raum, Doch weiß er das dabey, daß ihn der Hoͤchſte liebet, Und ſo vergeht ſein Schmertz allmaͤhlig wie ein Traum, Die Wunde, die ſein Hertz durchdringet und zertheilet, Wird bloß durch GOttes Troſt und mit der Zeit getheilet. Das ſiehet man an Euch, Jhr ſchmertzlich Hochbetruͤbten! Um deren Wohnung itzt das Leid Cypreſſen ſetzt. Wie hertzlich ſehnt Jhr Euch zugleich nach dem Geliebten, Das eure Lieb und Treu ſtets fuͤr ein Gutt geſchaͤtzt, An dem ſich eure Bruſt beſtaͤndig laben ſollen, Wofern der Himmel es nur laͤnger laſſen wollen. Die Klagen ſind gerecht, Geliebte, die Jhr fuͤhret. Ein Kind ſo guter Art, das ſo viel hoffen ließ, Das ſo viel Tugend-Schmuck als Leibes-Anmuth zieret, Jm Sarge liegen ſehn, das ruͤhrt, das ſchmertzt gewiß. Ach ja, Jhr Eltern habt an Eurer Theodoren Den alten Schmertz verneut, den neuen Troſt verlohren. An ſtatt des Hochzeit-Mahls der Braut die Bahre ſchmuͤcken, O welch ein herber Dienſt! Wie hefftig iſt das Leid Vor einen Braͤutigam! Diß alles auszudruͤcken Bekenn ich mich zu ſchwach bey eigner Traurigkeit, Die G 3

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733], S. [53]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542451/53>, abgerufen am 22.11.2024.