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Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].

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MARTIALIS.
Heu qualis pietas! heu quam brevis occidit aetas.


JE grösser der Verlust, je herber ist der Schmertz,
Den er in uns gebürt. Fühlt nicht der Eltern Hertz
Die größte Bangigkeit, so offt ein Liebes-Pfand
Von ihrer Ehe stirbt, und durch das dürre Land
Der schnöden Sterblichkeit in jene Gräntzen geht,
Wo nichts als seelge Lust vor seinen Augen steht!
Wo Kinder Schätze sind, die GOttes Güte giebt,
Wofern sie unser Hertz so, wie sich selber liebt,
So muß ihr Abschied uns gewiß empfindlich seyn,
Denn die Natur prägt uns dergleichen Regung ein.
Wie solte denn ietzund nicht schwere Traurigkeit
Das werthe RECTOR-Haus durch unverhofftes Leid
Betrüben und durchgehn. Denn weil sein Kleinod fällt,
So bricht die Hoffnung ein, so wird die Lust vergällt.
Die, so der einge Trost so werther Eltern hieß,
Die der Vergnügung Frucht in schönster Blüthe wieß,
Die wahre Gottesfurcht so sehr beliebt gemacht,
Erkranckt, verbleicht und wird zu früh ins Grab gebracht.
Wie beugt der schwere Fall itzt unser Schulen Haupt,
Wenn ihm der Blattern Gifft sein einges Schäfgen raubt,
Die liebste Tochter, die sein Hertz so sehr geliebt,
Die ihn das erstemahl durch ihren Tod betrübt!
Was Jammer überfällt die Edle Rectorin!
Das herbe Schicksal reist ihr allerliebstes hin.
Die schönste Hoffnung, so ihr Christianchen gab,
Verwelcket durch den Tod, und fällt mit ihr ins Grab.
Ein wohlgezognes Kind von ungemeiner Art,
An dem der Tugend Trieb sich längst schon offenbart,
So bald erblaßt zu sehn, das heißt ein Centner-Leid,
Das Eltern fast den Tod bey dessen Tode dräut.
Verüble, wer da will, der Brust ihr banges Ach,
Den Augen ihre Fluth: Wer Schertz und Ungemach
Hier
H 3
MARTIALIS.
Heu qualis pietas! heu quam brevis occidit ætas.


JE groͤſſer der Verluſt, je herber iſt der Schmertz,
Den er in uns gebuͤrt. Fuͤhlt nicht der Eltern Hertz
Die groͤßte Bangigkeit, ſo offt ein Liebes-Pfand
Von ihrer Ehe ſtirbt, und durch das duͤrre Land
Der ſchnoͤden Sterblichkeit in jene Graͤntzen geht,
Wo nichts als ſeelge Luſt vor ſeinen Augen ſteht!
Wo Kinder Schaͤtze ſind, die GOttes Guͤte giebt,
Wofern ſie unſer Hertz ſo, wie ſich ſelber liebt,
So muß ihr Abſchied uns gewiß empfindlich ſeyn,
Denn die Natur praͤgt uns dergleichen Regung ein.
Wie ſolte denn ietzund nicht ſchwere Traurigkeit
Das werthe RECTOR-Haus durch unverhofftes Leid
Betruͤben und durchgehn. Denn weil ſein Kleinod faͤllt,
So bricht die Hoffnung ein, ſo wird die Luſt vergaͤllt.
Die, ſo der einge Troſt ſo werther Eltern hieß,
Die der Vergnuͤgung Frucht in ſchoͤnſter Bluͤthe wieß,
Die wahre Gottesfurcht ſo ſehr beliebt gemacht,
Erkranckt, verbleicht und wird zu fruͤh ins Grab gebracht.
Wie beugt der ſchwere Fall itzt unſer Schulen Haupt,
Wenn ihm der Blattern Gifft ſein einges Schaͤfgen raubt,
Die liebſte Tochter, die ſein Hertz ſo ſehr geliebt,
Die ihn das erſtemahl durch ihren Tod betruͤbt!
Was Jammer uͤberfaͤllt die Edle Rectorin!
Das herbe Schickſal reiſt ihr allerliebſtes hin.
Die ſchoͤnſte Hoffnung, ſo ihr Chriſtianchen gab,
Verwelcket durch den Tod, und faͤllt mit ihr ins Grab.
Ein wohlgezognes Kind von ungemeiner Art,
An dem der Tugend Trieb ſich laͤngſt ſchon offenbart,
So bald erblaßt zu ſehn, das heißt ein Centner-Leid,
Das Eltern faſt den Tod bey deſſen Tode draͤut.
Veruͤble, wer da will, der Bruſt ihr banges Ach,
Den Augen ihre Fluth: Wer Schertz und Ungemach
Hier
H 3
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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733], S. [61]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542451/61>, abgerufen am 09.11.2024.