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Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].

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Da Sie Jhr letztes Kind mit Jhrer Theodoren,
Jch aber meinen Sohn mit Benjamin verlohren.

Das Vater-Hertze weint noch statt der Thränen Blut,
Und also weiß ich schon, wie weh es Eltern thut,
Wenn Sie Jhr Fleisch und Blut mit ängstlichem Gewissen
Jn bester Blüthe schon zu Grabe tragen müssen.
Gewiß! dergleichen Flor ist Eltern Centner schwer;
Denn Kinder kommen doch von unsren Hertzen her;
Man sorgt vor Jhre Zucht und vor Jhr Wohlgedeyen,
Uns endlich mit der Zeit im Alter zu erfreuen.
Doch, wenn wir uns vor sie gleich noch so sehr bemühn,
Und endlich selbige sorgfältig auferziehn:
So fällt zuletzt noch offt die Blüthe ihrer Jahre,
Eh wir es uns versehn, auf eine Todten-Baare.
Jch weiß dergleichen Schmertz, da GOtt, wie vorgedacht,
Mir meinen Benjamin zur Leiche hat gemacht;
Dahero glaub ich auch, daß Deine Eltern thränen,
Und sich vor Traurigkeit ins Grab zur Tochter sehnen.
Du hast Sie Lebens lang gefürchtet und geliebt,
Und Sie durch sonsten nichts, als durch den Todt, betrübt.
Wie gerne mochtest Du der Eltern treue Lehren
Vom wahren Christenthum als Christiana hören.
Dein Wohlverhalten war der gantzen Stadt bekandt,
Weil allemahl Dein Sinn nach ächter Tugend stand,
Biß Deine Eltern es zuletzt vor gut befunden,
Und Deinem Seidel Dich als seine Braut verbunden.
Wie Dein Gesetze nun Derselben Wille war:
So bothest Du die Hand auch zur Verbindung dar;
GOtt aber änderte der Menschen Schluß auf Erden,
Und ließ den Bräutigam zu einem Wittwer werden.
Solch Menetekel schreibt des Höchsten Allmachts-Hand!
So bald zerreist der Tod offt ein Verlobungs-Band!
So leicht macht sein Befehl, nach eingebildter Freude,
Uns einen Sterbe-Rock aus einem Hochzeit-Kleide!
Du
J

Da Sie Jhr letztes Kind mit Jhrer Theodoren,
Jch aber meinen Sohn mit Benjamin verlohren.

Das Vater-Hertze weint noch ſtatt der Thraͤnen Blut,
Und alſo weiß ich ſchon, wie weh es Eltern thut,
Wenn Sie Jhr Fleiſch und Blut mit aͤngſtlichem Gewiſſen
Jn beſter Bluͤthe ſchon zu Grabe tragen muͤſſen.
Gewiß! dergleichen Flor iſt Eltern Centner ſchwer;
Denn Kinder kommen doch von unſren Hertzen her;
Man ſorgt vor Jhre Zucht und vor Jhr Wohlgedeyen,
Uns endlich mit der Zeit im Alter zu erfreuen.
Doch, wenn wir uns vor ſie gleich noch ſo ſehr bemuͤhn,
Und endlich ſelbige ſorgfaͤltig auferziehn:
So faͤllt zuletzt noch offt die Bluͤthe ihrer Jahre,
Eh wir es uns verſehn, auf eine Todten-Baare.
Jch weiß dergleichen Schmertz, da GOtt, wie vorgedacht,
Mir meinen Benjamin zur Leiche hat gemacht;
Dahero glaub ich auch, daß Deine Eltern thraͤnen,
Und ſich vor Traurigkeit ins Grab zur Tochter ſehnen.
Du haſt Sie Lebens lang gefuͤrchtet und geliebt,
Und Sie durch ſonſten nichts, als durch den Todt, betruͤbt.
Wie gerne mochteſt Du der Eltern treue Lehren
Vom wahren Chriſtenthum als Chriſtiana hoͤren.
Dein Wohlverhalten war der gantzen Stadt bekandt,
Weil allemahl Dein Sinn nach aͤchter Tugend ſtand,
Biß Deine Eltern es zuletzt vor gut befunden,
Und Deinem Seidel Dich als ſeine Braut verbunden.
Wie Dein Geſetze nun Derſelben Wille war:
So botheſt Du die Hand auch zur Verbindung dar;
GOtt aber aͤnderte der Menſchen Schluß auf Erden,
Und ließ den Braͤutigam zu einem Wittwer werden.
Solch Menetekel ſchreibt des Hoͤchſten Allmachts-Hand!
So bald zerreiſt der Tod offt ein Verlobungs-Band!
So leicht macht ſein Befehl, nach eingebildter Freude,
Uns einen Sterbe-Rock aus einem Hochzeit-Kleide!
Du
J
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[[65]/0065] Da Sie Jhr letztes Kind mit Jhrer Theodoren, Jch aber meinen Sohn mit Benjamin verlohren. Das Vater-Hertze weint noch ſtatt der Thraͤnen Blut, Und alſo weiß ich ſchon, wie weh es Eltern thut, Wenn Sie Jhr Fleiſch und Blut mit aͤngſtlichem Gewiſſen Jn beſter Bluͤthe ſchon zu Grabe tragen muͤſſen. Gewiß! dergleichen Flor iſt Eltern Centner ſchwer; Denn Kinder kommen doch von unſren Hertzen her; Man ſorgt vor Jhre Zucht und vor Jhr Wohlgedeyen, Uns endlich mit der Zeit im Alter zu erfreuen. Doch, wenn wir uns vor ſie gleich noch ſo ſehr bemuͤhn, Und endlich ſelbige ſorgfaͤltig auferziehn: So faͤllt zuletzt noch offt die Bluͤthe ihrer Jahre, Eh wir es uns verſehn, auf eine Todten-Baare. Jch weiß dergleichen Schmertz, da GOtt, wie vorgedacht, Mir meinen Benjamin zur Leiche hat gemacht; Dahero glaub ich auch, daß Deine Eltern thraͤnen, Und ſich vor Traurigkeit ins Grab zur Tochter ſehnen. Du haſt Sie Lebens lang gefuͤrchtet und geliebt, Und Sie durch ſonſten nichts, als durch den Todt, betruͤbt. Wie gerne mochteſt Du der Eltern treue Lehren Vom wahren Chriſtenthum als Chriſtiana hoͤren. Dein Wohlverhalten war der gantzen Stadt bekandt, Weil allemahl Dein Sinn nach aͤchter Tugend ſtand, Biß Deine Eltern es zuletzt vor gut befunden, Und Deinem Seidel Dich als ſeine Braut verbunden. Wie Dein Geſetze nun Derſelben Wille war: So botheſt Du die Hand auch zur Verbindung dar; GOtt aber aͤnderte der Menſchen Schluß auf Erden, Und ließ den Braͤutigam zu einem Wittwer werden. Solch Menetekel ſchreibt des Hoͤchſten Allmachts-Hand! So bald zerreiſt der Tod offt ein Verlobungs-Band! So leicht macht ſein Befehl, nach eingebildter Freude, Uns einen Sterbe-Rock aus einem Hochzeit-Kleide! Du J

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733], S. [65]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542451/65>, abgerufen am 09.11.2024.