Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].Daß Klugheit und beliebte Sitten, O Seidel! solte sich nun hier Ein weites Thränen-Meer ergiessen, Daß Deiner Tugend Lohn und Zier Der frühe Tod dahin gerissen; So dencke, daß Dein liebster Schatz Nicht einen solchen Ruhe-Platz Nicht solche Lust bey Dir gefunden; Und lindere damit den Schmertz, Daß sich Jhr keusch und treues Hertz, Das selbst der Himmel schätzt, mit Deiner Brust verbunden. Nun Lehrer! die Jhr manches Bild Jn unsere Gedancken mahlet, Und in die zarten Sinnen hüllt, Wie dies und das so lieblich prahlet: Stellt Euch auch itzt das Grab allhier Wie jenes Mausoleum für, Als läge da dies Kind begraben; Da dencke, Böttner! dieses war Der Tugend bestes Exemplar, Ein Kind, von himmlischen und ungemeinen Gaben. Jedoch wir rühmen Euern Fleiß, Jhr Lehrer! auch bey diesem Trauren, Jhr laßt Euch weder Müh noch Schweiß Zum Wachsthum unsrer Schule thauren. Drum
Daß Klugheit und beliebte Sitten, O Seidel! ſolte ſich nun hier Ein weites Thraͤnen-Meer ergieſſen, Daß Deiner Tugend Lohn und Zier Der fruͤhe Tod dahin geriſſen; So dencke, daß Dein liebſter Schatz Nicht einen ſolchen Ruhe-Platz Nicht ſolche Luſt bey Dir gefunden; Und lindere damit den Schmertz, Daß ſich Jhr keuſch und treues Hertz, Das ſelbſt der Himmel ſchaͤtzt, mit Deiner Bruſt verbunden. Nun Lehrer! die Jhr manches Bild Jn unſere Gedancken mahlet, Und in die zarten Sinnen huͤllt, Wie dies und das ſo lieblich prahlet: Stellt Euch auch itzt das Grab allhier Wie jenes Mauſoleum fuͤr, Als laͤge da dies Kind begraben; Da dencke, Boͤttner! dieſes war Der Tugend beſtes Exemplar, Ein Kind, von himmliſchen und ungemeinen Gaben. Jedoch wir ruͤhmen Euern Fleiß, Jhr Lehrer! auch bey dieſem Trauren, Jhr laßt Euch weder Muͤh noch Schweiß Zum Wachsthum unſrer Schule thauren. Drum
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Daß Klugheit und beliebte Sitten,
Daß Demuth, Huld und Froͤmmigkeit,
Daß Ehrfurcht und Gelaſſenheit,
Und Sanfftmuth und Geduld ſich um den Vorzug ſtritten.
O Seidel! ſolte ſich nun hier
Ein weites Thraͤnen-Meer ergieſſen,
Daß Deiner Tugend Lohn und Zier
Der fruͤhe Tod dahin geriſſen;
So dencke, daß Dein liebſter Schatz
Nicht einen ſolchen Ruhe-Platz
Nicht ſolche Luſt bey Dir gefunden;
Und lindere damit den Schmertz,
Daß ſich Jhr keuſch und treues Hertz,
Das ſelbſt der Himmel ſchaͤtzt, mit Deiner Bruſt verbunden.
Nun Lehrer! die Jhr manches Bild
Jn unſere Gedancken mahlet,
Und in die zarten Sinnen huͤllt,
Wie dies und das ſo lieblich prahlet:
Stellt Euch auch itzt das Grab allhier
Wie jenes Mauſoleum fuͤr,
Als laͤge da dies Kind begraben;
Da dencke, Boͤttner! dieſes war
Der Tugend beſtes Exemplar,
Ein Kind, von himmliſchen und ungemeinen Gaben.
Jedoch wir ruͤhmen Euern Fleiß,
Jhr Lehrer! auch bey dieſem Trauren,
Jhr laßt Euch weder Muͤh noch Schweiß
Zum Wachsthum unſrer Schule thauren.
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