Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839.An Julius Eduard Hitzig von Adelbert von Chamisso. Du vergissest Niemanden, Du wirst Dich noch eines An Julius Eduard Hitzig von Adelbert von Chamisso. Du vergiſſeſt Niemanden, Du wirſt Dich noch eines <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0013" n="[XI]"/> <div n="1"> <opener> <salute><hi rendition="#g">An</hi><lb/><hi rendition="#b">Julius Eduard Hitzig</hi><lb/> von<lb/><hi rendition="#b">Adelbert von Chamisso.</hi></salute> </opener><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Du vergiſſeſt Niemanden, Du wirſt Dich noch eines<lb/> gewiſſen <hi rendition="#g">Peter Schlemihl’s</hi> erinnern, den Du in frü-<lb/> heren Jahren ein paar Mal bei mir geſehen haſt, ein lang-<lb/> beiniger Burſch’, den man ungeſchickt glaubte, weil er<lb/> linkiſch war, und der wegen ſeiner Trägheit für faul galt.<lb/> Ich hatte ihn lieb, — Du kannſt nicht vergeſſen haben,<lb/><hi rendition="#g">Eduard,</hi> wie er uns einmal in unſerer grünen Zeit durch<lb/> die Sonette lief, ich brachte ihn mit auf einen der poeti-<lb/> ſchen Thee’s, wo er mir noch während des Schreibens ein-<lb/> ſchlief, ohne das Leſen abzuwarten. Nun erinnere ich mich<lb/> auch eines Witzes, den Du auf ihn machteſt. Du hatteſt<lb/> ihn nämlich ſchon, Gott weiß wo und wann, in einer<lb/> alten ſchwarzen Kurtka geſehen, die er freilich damals noch<lb/> immer trug, und ſagteſt: 〟der ganze Kerl wäre glücklich<lb/> zu ſchätzen, wenn ſeine Seele nur halb ſo unſterblich wäre,<lb/> als ſeine Kurtka.〞 — So wenig galt er bei Euch. —<lb/> Ich hatte ihn lieb. — Von dieſem Schlemihl nun, den<lb/> ich ſeit langen Jahren aus dem Geſicht verloren hatte,<lb/> rührt das Heft her, das ich dir mittheilen will — Dir<lb/> nur, <hi rendition="#g">Eduard,</hi> meinem nächſten, innigſten Freunde,<lb/> meinem beſſ’ren Ich, vor dem ich kein Geheimniß verwah-<lb/> ren kann, theil’ ich es mit, nur Dir und, es verſteht ſich<lb/> von ſelbſt, unſerm <hi rendition="#g">Fouqué,</hi> gleich Dir in meiner Seele<lb/> eingewurzelt — aber in ihm theil’ ich es blos dem Freunde<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[XI]/0013]
An
Julius Eduard Hitzig
von
Adelbert von Chamisso.
Du vergiſſeſt Niemanden, Du wirſt Dich noch eines
gewiſſen Peter Schlemihl’s erinnern, den Du in frü-
heren Jahren ein paar Mal bei mir geſehen haſt, ein lang-
beiniger Burſch’, den man ungeſchickt glaubte, weil er
linkiſch war, und der wegen ſeiner Trägheit für faul galt.
Ich hatte ihn lieb, — Du kannſt nicht vergeſſen haben,
Eduard, wie er uns einmal in unſerer grünen Zeit durch
die Sonette lief, ich brachte ihn mit auf einen der poeti-
ſchen Thee’s, wo er mir noch während des Schreibens ein-
ſchlief, ohne das Leſen abzuwarten. Nun erinnere ich mich
auch eines Witzes, den Du auf ihn machteſt. Du hatteſt
ihn nämlich ſchon, Gott weiß wo und wann, in einer
alten ſchwarzen Kurtka geſehen, die er freilich damals noch
immer trug, und ſagteſt: 〟der ganze Kerl wäre glücklich
zu ſchätzen, wenn ſeine Seele nur halb ſo unſterblich wäre,
als ſeine Kurtka.〞 — So wenig galt er bei Euch. —
Ich hatte ihn lieb. — Von dieſem Schlemihl nun, den
ich ſeit langen Jahren aus dem Geſicht verloren hatte,
rührt das Heft her, das ich dir mittheilen will — Dir
nur, Eduard, meinem nächſten, innigſten Freunde,
meinem beſſ’ren Ich, vor dem ich kein Geheimniß verwah-
ren kann, theil’ ich es mit, nur Dir und, es verſteht ſich
von ſelbſt, unſerm Fouqué, gleich Dir in meiner Seele
eingewurzelt — aber in ihm theil’ ich es blos dem Freunde
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