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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839.

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anfing: "Ordentliche Leute pflegten ihren Schatten mit sich
zu nehmen, wenn sie in die Sonne gingen." Um sie von mir
abzuwehren, warf ich Gold zu vollen Händen unter sie, und
sprang in einen Miethswagen, zu dem mir mitleidige Seelen
verhalfen.

[Abbildung]

Sobald ich mich in der rollenden Kutsche allein fand, fing
ich bitterlich an zu weinen. Es mußte schon die Ahnung in
mir aufsteigen: daß, um so viel das Gold auf Erden Verdienst
und Tugend überwiegt, um so viel der Schatten höher als
selbst das Gold geschätzt werde; und wie ich früher den Reich-
thum meinem Gewissen aufgeopfert, hatte ich jetzt den Schat-
ten für bloßes Gold hingegeben; was konnte, was sollte auf
Erden aus mir werden!

Ich war noch sehr verstört, als der Wagen vor meinem
alten Wirthshause hielt; ich erschrak über die Vorstellung,
nur noch jenes schlechte Dachzimmer zu betreten. Ich ließ mir
meine Sachen herabholen, empfing den ärmlichen Bündel mit

anfing: »Ordentliche Leute pflegten ihren Schatten mit ſich
zu nehmen, wenn ſie in die Sonne gingen.« Um ſie von mir
abzuwehren, warf ich Gold zu vollen Händen unter ſie, und
ſprang in einen Miethswagen, zu dem mir mitleidige Seelen
verhalfen.

[Abbildung]

Sobald ich mich in der rollenden Kutſche allein fand, fing
ich bitterlich an zu weinen. Es mußte ſchon die Ahnung in
mir aufſteigen: daß, um ſo viel das Gold auf Erden Verdienſt
und Tugend überwiegt, um ſo viel der Schatten höher als
ſelbſt das Gold geſchätzt werde; und wie ich früher den Reich-
thum meinem Gewiſſen aufgeopfert, hatte ich jetzt den Schat-
ten für bloßes Gold hingegeben; was konnte, was ſollte auf
Erden aus mir werden!

Ich war noch ſehr verſtört, als der Wagen vor meinem
alten Wirthshauſe hielt; ich erſchrak über die Vorſtellung,
nur noch jenes ſchlechte Dachzimmer zu betreten. Ich ließ mir
meine Sachen herabholen, empfing den ärmlichen Bündel mit

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[11/0029] anfing: »Ordentliche Leute pflegten ihren Schatten mit ſich zu nehmen, wenn ſie in die Sonne gingen.« Um ſie von mir abzuwehren, warf ich Gold zu vollen Händen unter ſie, und ſprang in einen Miethswagen, zu dem mir mitleidige Seelen verhalfen. [Abbildung] Sobald ich mich in der rollenden Kutſche allein fand, fing ich bitterlich an zu weinen. Es mußte ſchon die Ahnung in mir aufſteigen: daß, um ſo viel das Gold auf Erden Verdienſt und Tugend überwiegt, um ſo viel der Schatten höher als ſelbſt das Gold geſchätzt werde; und wie ich früher den Reich- thum meinem Gewiſſen aufgeopfert, hatte ich jetzt den Schat- ten für bloßes Gold hingegeben; was konnte, was ſollte auf Erden aus mir werden! Ich war noch ſehr verſtört, als der Wagen vor meinem alten Wirthshauſe hielt; ich erſchrak über die Vorſtellung, nur noch jenes ſchlechte Dachzimmer zu betreten. Ich ließ mir meine Sachen herabholen, empfing den ärmlichen Bündel mit

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/Yw_7531_1/29>, abgerufen am 21.11.2024.