Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839.Bendel am andern Morgen eröffnete mir im Vertrauen, Es war nicht weiter die Rede davon. Rascal blieb der Die Pracht meines Festes und mein Benehmen dabei erhiel- Bendel am andern Morgen eröffnete mir im Vertrauen, Es war nicht weiter die Rede davon. Rascal blieb der Die Pracht meines Feſtes und mein Benehmen dabei erhiel- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0046" n="28"/> <p><hi rendition="#g">Bendel</hi> am andern Morgen eröffnete mir im Vertrauen,<lb/> der Verdacht, den er längſt gegen <hi rendition="#g">Rascal</hi>’s Redlichkeit<lb/> gehegt, ſei nunmehr zur Gewißheit worden. Er habe geſtern<lb/> ganze Säcke Goldes unterſchlagen. »Laß uns,« erwiedert’<lb/> ich, »dem armen Schelmen die kleine Beute gönnen; ich ſpende<lb/> gern Allen, warum nicht auch ihm? Geſtern hat er mir,<lb/> haben mir alle neuen Leute, die Du mir gegeben, redlich<lb/> gedient, ſie haben mir froh ein frohes Feſt begehen helfen.«</p><lb/> <p>Es war nicht weiter die Rede davon. <hi rendition="#g">Rascal</hi> blieb der<lb/> erſte meiner Dienerſchaft, <hi rendition="#g">Bendel</hi> war aber mein Freund<lb/> und mein Vertrauter. Dieſer war gewohnt worden, meinen<lb/> Reichthum als unerſchöpflich zu denken, und er ſpähte nicht<lb/> nach deſſen Quellen; er half mir vielmehr, in meinen Sinn<lb/> eingehend, Gelegenheiten erſinnen, ihn darzuthun und Gold<lb/> zu vergeuden. Von jenem Unbekannten, dem blaſſen Schlei-<lb/> cher, wußt’ er nur ſo viel: Ich dürfe allein durch ihn von<lb/> dem Fluche erlöſt werden, der auf mir laſte, und fürchte ihn,<lb/> auf dem meine einzige Hoffnung ruhe. Uebrigens ſei ich davon<lb/> überzeugt, er könne mich überall auffinden, ich ihn nirgends,<lb/> darum ich, den verſprochenen Tag erwartend, jede vergebliche<lb/> Nachſuchung eingeſtellt.</p><lb/> <p>Die Pracht meines Feſtes und mein Benehmen dabei erhiel-<lb/> ten anfangs die ſtarkgläubigen Einwohner der Stadt bei ihrer<lb/> vorgefaßten Meinung. Es ergab ſich freilich ſehr bald aus<lb/> den Zeitungen, daß die ganze fabelhafte Reiſe des Königs von<lb/> Preußen ein bloßes ungegründetes Gerücht geweſen. Ein Kö-<lb/> nig war ich aber nun einmal, und mußte ſchlechterdings ein<lb/> König bleiben, und zwar einer der reichſten und königlichſten,<lb/> die es immer geben mag. Nur wußte man nicht recht, wel-<lb/> cher. Die Welt hat nie Grund gehabt, über Mangel an<lb/> Monarchen zu klagen, am wenigſten in unſern Tagen; die<lb/> guten Leute, die noch keinen mit Augen geſehen, riethen mit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0046]
Bendel am andern Morgen eröffnete mir im Vertrauen,
der Verdacht, den er längſt gegen Rascal’s Redlichkeit
gehegt, ſei nunmehr zur Gewißheit worden. Er habe geſtern
ganze Säcke Goldes unterſchlagen. »Laß uns,« erwiedert’
ich, »dem armen Schelmen die kleine Beute gönnen; ich ſpende
gern Allen, warum nicht auch ihm? Geſtern hat er mir,
haben mir alle neuen Leute, die Du mir gegeben, redlich
gedient, ſie haben mir froh ein frohes Feſt begehen helfen.«
Es war nicht weiter die Rede davon. Rascal blieb der
erſte meiner Dienerſchaft, Bendel war aber mein Freund
und mein Vertrauter. Dieſer war gewohnt worden, meinen
Reichthum als unerſchöpflich zu denken, und er ſpähte nicht
nach deſſen Quellen; er half mir vielmehr, in meinen Sinn
eingehend, Gelegenheiten erſinnen, ihn darzuthun und Gold
zu vergeuden. Von jenem Unbekannten, dem blaſſen Schlei-
cher, wußt’ er nur ſo viel: Ich dürfe allein durch ihn von
dem Fluche erlöſt werden, der auf mir laſte, und fürchte ihn,
auf dem meine einzige Hoffnung ruhe. Uebrigens ſei ich davon
überzeugt, er könne mich überall auffinden, ich ihn nirgends,
darum ich, den verſprochenen Tag erwartend, jede vergebliche
Nachſuchung eingeſtellt.
Die Pracht meines Feſtes und mein Benehmen dabei erhiel-
ten anfangs die ſtarkgläubigen Einwohner der Stadt bei ihrer
vorgefaßten Meinung. Es ergab ſich freilich ſehr bald aus
den Zeitungen, daß die ganze fabelhafte Reiſe des Königs von
Preußen ein bloßes ungegründetes Gerücht geweſen. Ein Kö-
nig war ich aber nun einmal, und mußte ſchlechterdings ein
König bleiben, und zwar einer der reichſten und königlichſten,
die es immer geben mag. Nur wußte man nicht recht, wel-
cher. Die Welt hat nie Grund gehabt, über Mangel an
Monarchen zu klagen, am wenigſten in unſern Tagen; die
guten Leute, die noch keinen mit Augen geſehen, riethen mit
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