Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839.gleichem Glück bald auf diesen, bald auf jenen -- Graf Einst erschien unter den Badegästen ein Handelsmann, der Bei der königlichen Pracht und Verschwendung, womit O mein guter Chamisso, ich will hoffen, Du habest gleichem Glück bald auf dieſen, bald auf jenen — Graf Einſt erſchien unter den Badegäſten ein Handelsmann, der Bei der königlichen Pracht und Verſchwendung, womit O mein guter Chamiſſo, ich will hoffen, Du habeſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0047" n="29"/> gleichem Glück bald auf dieſen, bald auf jenen — <hi rendition="#g">Graf<lb/> Peter</hi> blieb immer, der er war. —</p><lb/> <p>Einſt erſchien unter den Badegäſten ein Handelsmann, der<lb/> Bankerott gemacht hatte, um ſich zu bereichern, der allgemei-<lb/> ner Achtung genoß und einen breiten, obgleich etwas blaſſen<lb/> Schatten von ſich warf. Er wollte hier das Vermögen, das<lb/> er geſammelt, zum Prunk ausſtellen, und es fiel ſogar ihm<lb/> ein, mit mir wetteifern zu wollen. Ich ſprach meinem Seckel<lb/> zu, und hatte ſehr bald den armen Teufel ſo weit, daß er, um<lb/> ſein Anſehen zu retten, abermals Bankerott machen mußte<lb/> und über das Gebirge ziehen. So ward ich ihn los. — Ich<lb/> habe in dieſer Gegend viele Taugenichts und Müſſiggänger<lb/> gemacht!</p><lb/> <p>Bei der königlichen Pracht und Verſchwendung, womit<lb/> ich mir Alles unterwarf, lebt’ ich in meinem Hauſe ſehr ein-<lb/> fach und eingezogen. Ich hatte mir die größte Vorſicht zur<lb/> Regel gemacht, es durfte, unter keinem Vorwand, kein An-<lb/> derer, als <hi rendition="#g">Bendel</hi>, die Zimmer, die ich bewohnte, betreten.<lb/> So lange die Sonne ſchien, hielt ich mich mit ihm darin ver-<lb/> ſchloſſen, und es hieß: der Graf arbeite in ſeinem Kabinet.<lb/> Mit dieſen Arbeiten ſtanden die häufigen Kuriere in Verbin-<lb/> dung, die ich um jede Kleinigkeit abſchickte und erhielt. — Ich<lb/> nahm nur am Abend unter meinen Bäumen, oder in meinem,<lb/> nach <hi rendition="#g">Bendel</hi>’s Angabe geſchickt und reich erleuchteten Saale<lb/> Geſellſchaft an. Wenn ich ausging, wobei mich ſtets <hi rendition="#g">Ben-<lb/> del</hi> mit Argusaugen bewachen mußte, ſo war es nur nach<lb/> dem Förſtergarten, und um der Einen willen; denn meines<lb/> Lebens innerlichſtes Herz war meine Liebe.</p><lb/> <p>O mein guter <hi rendition="#g">Chamiſſo</hi>, ich will hoffen, Du habeſt<lb/> noch nicht vergeſſen, was Liebe ſei! Ich laſſe Dir hier Vieles<lb/> zu ergänzen. <hi rendition="#g">Mina</hi> war wirklich ein liebewerthes, gutes,<lb/> frommes Kind. Ich hatte ihre ganze Phantaſie an mich gefeſ-<lb/> ſelt, ſie wußte in ihrer Demuth nicht, womit ſie werth geweſen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0047]
gleichem Glück bald auf dieſen, bald auf jenen — Graf
Peter blieb immer, der er war. —
Einſt erſchien unter den Badegäſten ein Handelsmann, der
Bankerott gemacht hatte, um ſich zu bereichern, der allgemei-
ner Achtung genoß und einen breiten, obgleich etwas blaſſen
Schatten von ſich warf. Er wollte hier das Vermögen, das
er geſammelt, zum Prunk ausſtellen, und es fiel ſogar ihm
ein, mit mir wetteifern zu wollen. Ich ſprach meinem Seckel
zu, und hatte ſehr bald den armen Teufel ſo weit, daß er, um
ſein Anſehen zu retten, abermals Bankerott machen mußte
und über das Gebirge ziehen. So ward ich ihn los. — Ich
habe in dieſer Gegend viele Taugenichts und Müſſiggänger
gemacht!
Bei der königlichen Pracht und Verſchwendung, womit
ich mir Alles unterwarf, lebt’ ich in meinem Hauſe ſehr ein-
fach und eingezogen. Ich hatte mir die größte Vorſicht zur
Regel gemacht, es durfte, unter keinem Vorwand, kein An-
derer, als Bendel, die Zimmer, die ich bewohnte, betreten.
So lange die Sonne ſchien, hielt ich mich mit ihm darin ver-
ſchloſſen, und es hieß: der Graf arbeite in ſeinem Kabinet.
Mit dieſen Arbeiten ſtanden die häufigen Kuriere in Verbin-
dung, die ich um jede Kleinigkeit abſchickte und erhielt. — Ich
nahm nur am Abend unter meinen Bäumen, oder in meinem,
nach Bendel’s Angabe geſchickt und reich erleuchteten Saale
Geſellſchaft an. Wenn ich ausging, wobei mich ſtets Ben-
del mit Argusaugen bewachen mußte, ſo war es nur nach
dem Förſtergarten, und um der Einen willen; denn meines
Lebens innerlichſtes Herz war meine Liebe.
O mein guter Chamiſſo, ich will hoffen, Du habeſt
noch nicht vergeſſen, was Liebe ſei! Ich laſſe Dir hier Vieles
zu ergänzen. Mina war wirklich ein liebewerthes, gutes,
frommes Kind. Ich hatte ihre ganze Phantaſie an mich gefeſ-
ſelt, ſie wußte in ihrer Demuth nicht, womit ſie werth geweſen,
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