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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839.

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ßen könne, sie, die das einzige Licht, das einzige Glück, das
einzige Herz meines Lebens sei. Dann weinte sie wieder, daß
ich unglücklich war. Ach, sie war so liebevoll, so gut! Um
Eine Thräne nur mir zu erkaufen, hätte sie, mit welcher
Seligkeit, sich selbst ganz hingeopfert.

Sie war indeß weit entfernt, meine Worte richtig zu
deuten, sie ahnete nun in mir irgend einen Fürsten, den ein
schwerer Bann getroffen, irgend ein hohes, geächtetes Haupt,
und ihre Einbildungskraft malte sich geschäftig unter heroi-
schen Bildern den Geliebten herrlich aus.

Einst sagte ich ihr: "Mina, der letzte Tag im künfti-
gen Monat kann mein Schicksal ändern und entscheiden --
geschieht es nicht, so muß ich sterben, weil ich Dich nicht un-
glücklich machen will." -- Sie verbarg weinend ihr Haupt
an meiner Brust. "Aendert sich Dein Schicksal, laß mich nur
Dich glücklich wissen, ich habe keinen Anspruch an Dich --
Bist du elend, binde mich an Dein Elend, daß ich es Dir
tragen helfe."

"Mädchen, Mädchen, nimm es zurück, das rasche Wort,
das thörichte, das Deinen Lippen entflohen -- und kennst
Du es, dieses Elend, kennst Du ihn, diesen Fluch? Weißt
Du, wer Dein Geliebter -- -- was er --? -- Siehst Du
mich nicht krampfhaft zusammenschaudern, und vor Dir ein
Geheimniß haben?" Sie fiel schluchzend mir zu Füßen, und
wiederholte mit Eidschwur ihre Bitte. --

Ich erklärte mich gegen den hereintretenden Forstmeister,
meine Absicht sei, am ersten des nächstkünftigen Monats um
die Hand seiner Tochter anzuhalten -- ich setzte diese Zeit fest,
weil sich bis dahin Manches ereignen dürfte, was Einfluß
auf mein Schicksal haben könnte. Unwandelbar sei nur meine
Liebe zu seiner Tochter. --

Der gute Mann erschrak ordentlich, als er solche Worte
aus dem Munde des Grafen Peter vernahm. Er fiel mir

ßen könne, ſie, die das einzige Licht, das einzige Glück, das
einzige Herz meines Lebens ſei. Dann weinte ſie wieder, daß
ich unglücklich war. Ach, ſie war ſo liebevoll, ſo gut! Um
Eine Thräne nur mir zu erkaufen, hätte ſie, mit welcher
Seligkeit, ſich ſelbſt ganz hingeopfert.

Sie war indeß weit entfernt, meine Worte richtig zu
deuten, ſie ahnete nun in mir irgend einen Fürſten, den ein
ſchwerer Bann getroffen, irgend ein hohes, geächtetes Haupt,
und ihre Einbildungskraft malte ſich geſchäftig unter heroi-
ſchen Bildern den Geliebten herrlich aus.

Einſt ſagte ich ihr: »Mina, der letzte Tag im künfti-
gen Monat kann mein Schickſal ändern und entſcheiden —
geſchieht es nicht, ſo muß ich ſterben, weil ich Dich nicht un-
glücklich machen will.« — Sie verbarg weinend ihr Haupt
an meiner Bruſt. »Aendert ſich Dein Schickſal, laß mich nur
Dich glücklich wiſſen, ich habe keinen Anſpruch an Dich —
Biſt du elend, binde mich an Dein Elend, daß ich es Dir
tragen helfe.«

»Mädchen, Mädchen, nimm es zurück, das raſche Wort,
das thörichte, das Deinen Lippen entflohen — und kennſt
Du es, dieſes Elend, kennſt Du ihn, dieſen Fluch? Weißt
Du, wer Dein Geliebter — — was er —? — Siehſt Du
mich nicht krampfhaft zuſammenſchaudern, und vor Dir ein
Geheimniß haben?« Sie fiel ſchluchzend mir zu Füßen, und
wiederholte mit Eidſchwur ihre Bitte. —

Ich erklärte mich gegen den hereintretenden Forſtmeiſter,
meine Abſicht ſei, am erſten des nächſtkünftigen Monats um
die Hand ſeiner Tochter anzuhalten — ich ſetzte dieſe Zeit feſt,
weil ſich bis dahin Manches ereignen dürfte, was Einfluß
auf mein Schickſal haben könnte. Unwandelbar ſei nur meine
Liebe zu ſeiner Tochter. —

Der gute Mann erſchrak ordentlich, als er ſolche Worte
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[32/0050] ßen könne, ſie, die das einzige Licht, das einzige Glück, das einzige Herz meines Lebens ſei. Dann weinte ſie wieder, daß ich unglücklich war. Ach, ſie war ſo liebevoll, ſo gut! Um Eine Thräne nur mir zu erkaufen, hätte ſie, mit welcher Seligkeit, ſich ſelbſt ganz hingeopfert. Sie war indeß weit entfernt, meine Worte richtig zu deuten, ſie ahnete nun in mir irgend einen Fürſten, den ein ſchwerer Bann getroffen, irgend ein hohes, geächtetes Haupt, und ihre Einbildungskraft malte ſich geſchäftig unter heroi- ſchen Bildern den Geliebten herrlich aus. Einſt ſagte ich ihr: »Mina, der letzte Tag im künfti- gen Monat kann mein Schickſal ändern und entſcheiden — geſchieht es nicht, ſo muß ich ſterben, weil ich Dich nicht un- glücklich machen will.« — Sie verbarg weinend ihr Haupt an meiner Bruſt. »Aendert ſich Dein Schickſal, laß mich nur Dich glücklich wiſſen, ich habe keinen Anſpruch an Dich — Biſt du elend, binde mich an Dein Elend, daß ich es Dir tragen helfe.« »Mädchen, Mädchen, nimm es zurück, das raſche Wort, das thörichte, das Deinen Lippen entflohen — und kennſt Du es, dieſes Elend, kennſt Du ihn, dieſen Fluch? Weißt Du, wer Dein Geliebter — — was er —? — Siehſt Du mich nicht krampfhaft zuſammenſchaudern, und vor Dir ein Geheimniß haben?« Sie fiel ſchluchzend mir zu Füßen, und wiederholte mit Eidſchwur ihre Bitte. — Ich erklärte mich gegen den hereintretenden Forſtmeiſter, meine Abſicht ſei, am erſten des nächſtkünftigen Monats um die Hand ſeiner Tochter anzuhalten — ich ſetzte dieſe Zeit feſt, weil ſich bis dahin Manches ereignen dürfte, was Einfluß auf mein Schickſal haben könnte. Unwandelbar ſei nur meine Liebe zu ſeiner Tochter. — Der gute Mann erſchrak ordentlich, als er ſolche Worte aus dem Munde des Grafen Peter vernahm. Er fiel mir

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/Yw_7531_1/50>, abgerufen am 21.11.2024.