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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839.

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zeugt von der Reinheit meiner Liebe -- sie konnten nichts
thun, als für ihr Kind beten.

Es fällt mir ein Brief in die Hand, den ich noch aus die-
ser Zeit von Mina habe. -- Ja, das sind ihre Züge! Ich
will Dir ihn abschreiben.

"Bin ein schwaches, thörichtes Mädchen, könnte mir ein-
bilden, daß mein Geliebter, weil ich ihn innig, innig liebe, dem
armen Mädchen nicht weh thun möchte. -- Ach, Du bist so
gut, so unaussprechlich gut; aber mißdeute mich nicht. Du
sollst mir nichts opfern, mir nichts opfern wollen; o Gott!
ich könnte mich hassen, wenn Du das thätest. Nein -- Du
hast mich unendlich glücklich gemacht, Du hast mich Dich lieben
gelehrt. Zeuch hin! -- Weiß doch mein Schicksal, Graf
Peter
gehört nicht mir, gehört der Welt an. Will stolz sein,
wenn ich höre: das ist er gewesen, und das war er wieder,
und das hat er vollbracht; da haben sie ihn angebetet, und
da haben sie ihn vergöttert. Siehe, wenn ich das denke,
zürne ich Dir, daß Du bei einem einfältigen Kinde Deiner
hohen Schicksale vergessen kannst. -- Zeuch hin, sonst macht
der Gedanke mich noch unglücklich, die ich, ach! durch Dich
so glücklich, so selig bin. -- Hab' ich nicht auch einen Oel-
zweig und eine Rosenknospe in Dein Leben geflochten, wie
in den Kranz, den ich Dir überreichen durfte? Habe Dich im
Herzen, mein Geliebter, fürchte nicht, von mir zu gehen --
werde sterben, ach! so selig, so unaussprechlich selig durch
Dich." --

Du kannst Dir denken, wie mir die Worte durch's Herz
schneiden mußten. Ich erklärte ihr, ich sei nicht das, wofür
man mich anzusehen schien; ich sei nur ein reicher, aber un-
endlich elender Mann. Auf mir ruhe ein Fluch, der das ein-
zige Geheimniß zwischen ihr und mir sein solle, weil ich noch
nicht ohne Hoffnung sei, daß er gelöst werde. Dies sei das
Gift meiner Tage: daß ich sie mit in den Abgrund hinrei-

zeugt von der Reinheit meiner Liebe — ſie konnten nichts
thun, als für ihr Kind beten.

Es fällt mir ein Brief in die Hand, den ich noch aus die-
ſer Zeit von Mina habe. — Ja, das ſind ihre Züge! Ich
will Dir ihn abſchreiben.

»Bin ein ſchwaches, thörichtes Mädchen, könnte mir ein-
bilden, daß mein Geliebter, weil ich ihn innig, innig liebe, dem
armen Mädchen nicht weh thun möchte. — Ach, Du biſt ſo
gut, ſo unausſprechlich gut; aber mißdeute mich nicht. Du
ſollſt mir nichts opfern, mir nichts opfern wollen; o Gott!
ich könnte mich haſſen, wenn Du das thäteſt. Nein — Du
haſt mich unendlich glücklich gemacht, Du haſt mich Dich lieben
gelehrt. Zeuch hin! — Weiß doch mein Schickſal, Graf
Peter
gehört nicht mir, gehört der Welt an. Will ſtolz ſein,
wenn ich höre: das iſt er geweſen, und das war er wieder,
und das hat er vollbracht; da haben ſie ihn angebetet, und
da haben ſie ihn vergöttert. Siehe, wenn ich das denke,
zürne ich Dir, daß Du bei einem einfältigen Kinde Deiner
hohen Schickſale vergeſſen kannſt. — Zeuch hin, ſonſt macht
der Gedanke mich noch unglücklich, die ich, ach! durch Dich
ſo glücklich, ſo ſelig bin. — Hab’ ich nicht auch einen Oel-
zweig und eine Roſenknospe in Dein Leben geflochten, wie
in den Kranz, den ich Dir überreichen durfte? Habe Dich im
Herzen, mein Geliebter, fürchte nicht, von mir zu gehen —
werde ſterben, ach! ſo ſelig, ſo unausſprechlich ſelig durch
Dich.« —

Du kannſt Dir denken, wie mir die Worte durch’s Herz
ſchneiden mußten. Ich erklärte ihr, ich ſei nicht das, wofür
man mich anzuſehen ſchien; ich ſei nur ein reicher, aber un-
endlich elender Mann. Auf mir ruhe ein Fluch, der das ein-
zige Geheimniß zwiſchen ihr und mir ſein ſolle, weil ich noch
nicht ohne Hoffnung ſei, daß er gelöſt werde. Dies ſei das
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[31/0049] zeugt von der Reinheit meiner Liebe — ſie konnten nichts thun, als für ihr Kind beten. Es fällt mir ein Brief in die Hand, den ich noch aus die- ſer Zeit von Mina habe. — Ja, das ſind ihre Züge! Ich will Dir ihn abſchreiben. »Bin ein ſchwaches, thörichtes Mädchen, könnte mir ein- bilden, daß mein Geliebter, weil ich ihn innig, innig liebe, dem armen Mädchen nicht weh thun möchte. — Ach, Du biſt ſo gut, ſo unausſprechlich gut; aber mißdeute mich nicht. Du ſollſt mir nichts opfern, mir nichts opfern wollen; o Gott! ich könnte mich haſſen, wenn Du das thäteſt. Nein — Du haſt mich unendlich glücklich gemacht, Du haſt mich Dich lieben gelehrt. Zeuch hin! — Weiß doch mein Schickſal, Graf Peter gehört nicht mir, gehört der Welt an. Will ſtolz ſein, wenn ich höre: das iſt er geweſen, und das war er wieder, und das hat er vollbracht; da haben ſie ihn angebetet, und da haben ſie ihn vergöttert. Siehe, wenn ich das denke, zürne ich Dir, daß Du bei einem einfältigen Kinde Deiner hohen Schickſale vergeſſen kannſt. — Zeuch hin, ſonſt macht der Gedanke mich noch unglücklich, die ich, ach! durch Dich ſo glücklich, ſo ſelig bin. — Hab’ ich nicht auch einen Oel- zweig und eine Roſenknospe in Dein Leben geflochten, wie in den Kranz, den ich Dir überreichen durfte? Habe Dich im Herzen, mein Geliebter, fürchte nicht, von mir zu gehen — werde ſterben, ach! ſo ſelig, ſo unausſprechlich ſelig durch Dich.« — Du kannſt Dir denken, wie mir die Worte durch’s Herz ſchneiden mußten. Ich erklärte ihr, ich ſei nicht das, wofür man mich anzuſehen ſchien; ich ſei nur ein reicher, aber un- endlich elender Mann. Auf mir ruhe ein Fluch, der das ein- zige Geheimniß zwiſchen ihr und mir ſein ſolle, weil ich noch nicht ohne Hoffnung ſei, daß er gelöſt werde. Dies ſei das Gift meiner Tage: daß ich ſie mit in den Abgrund hinrei-

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/Yw_7531_1/49>, abgerufen am 21.11.2024.