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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839.

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war, mußte vom Anbeginn mein Geheimniß besessen haben,
es schien, er habe, vom Golde angezogen, sich an mich zu
drängen gewußt, und schon in der ersten Zeit einen Schlüssel
zu jenem Goldschrank sich verschafft, wo er den Grund zu
dem Vermögen gelegt, den noch zu vermehren er jetzt ver-
schmähen konnte.

Das Alles erzählte mir Bendel unter häufigen Thränen,
und weinte dann wieder vor Freuden, daß er mich wieder sah,
mich wieder hatte, und daß, nachdem er lange gezweifelt,
wohin das Unglück mich gebracht haben möchte, er mich es
ruhig und gefaßt ertragen sah. Denn solche Gestaltung hatte
nun die Verzweiflung in mir genommen. Ich sah mein
Elend riesengroß, unwandelbar vor mir, ich hatte ihm meine
Thränen ausgeweint, es konnte kein Geschrei mehr aus mei-
ner Brust pressen, ich trug ihm kalt und gleichgültig mein
entblößtes Haupt entgegen.

"Bendel," hub ich an, "Du weißt mein Loos. Nicht
ohne früheres Verschulden trifft mich schwere Strafe. Du
sollst länger nicht, unschuldiger Mann, Dein Schicksal an
das meine binden, ich will es nicht. Ich reite die Nacht noch
fort, sattle mir ein Pferd, ich reite allein; Du bleibst, ich
will's. Es müssen hier noch einige Kisten Goldes liegen, das
behalte Du. Ich werde allein unstät in der Welt wandern;
wann mir aber je eine heitere Stunde wieder lacht und das
Glück mich versöhnt anblickt, dann will ich Deiner getreu ge-
denken, denn ich habe an Deiner getreuen Brust in schweren,
schmerzlichen Stunden geweint."

Mit gebrochenem Herzen mußte der Redliche diesem letzten
Befehle seines Herrn, worüber er in der Seele erschrak,
gehorchen; ich war seinen Bitten, seinen Vorstellungen taub,
blind seinen Thränen; er führte mir das Pferd vor.

war, mußte vom Anbeginn mein Geheimniß beſeſſen haben,
es ſchien, er habe, vom Golde angezogen, ſich an mich zu
drängen gewußt, und ſchon in der erſten Zeit einen Schlüſſel
zu jenem Goldſchrank ſich verſchafft, wo er den Grund zu
dem Vermögen gelegt, den noch zu vermehren er jetzt ver-
ſchmähen konnte.

Das Alles erzählte mir Bendel unter häufigen Thränen,
und weinte dann wieder vor Freuden, daß er mich wieder ſah,
mich wieder hatte, und daß, nachdem er lange gezweifelt,
wohin das Unglück mich gebracht haben möchte, er mich es
ruhig und gefaßt ertragen ſah. Denn ſolche Geſtaltung hatte
nun die Verzweiflung in mir genommen. Ich ſah mein
Elend rieſengroß, unwandelbar vor mir, ich hatte ihm meine
Thränen ausgeweint, es konnte kein Geſchrei mehr aus mei-
ner Bruſt preſſen, ich trug ihm kalt und gleichgültig mein
entblößtes Haupt entgegen.

»Bendel,« hub ich an, »Du weißt mein Loos. Nicht
ohne früheres Verſchulden trifft mich ſchwere Strafe. Du
ſollſt länger nicht, unſchuldiger Mann, Dein Schickſal an
das meine binden, ich will es nicht. Ich reite die Nacht noch
fort, ſattle mir ein Pferd, ich reite allein; Du bleibſt, ich
will’s. Es müſſen hier noch einige Kiſten Goldes liegen, das
behalte Du. Ich werde allein unſtät in der Welt wandern;
wann mir aber je eine heitere Stunde wieder lacht und das
Glück mich verſöhnt anblickt, dann will ich Deiner getreu ge-
denken, denn ich habe an Deiner getreuen Bruſt in ſchweren,
ſchmerzlichen Stunden geweint.«

Mit gebrochenem Herzen mußte der Redliche dieſem letzten
Befehle ſeines Herrn, worüber er in der Seele erſchrak,
gehorchen; ich war ſeinen Bitten, ſeinen Vorſtellungen taub,
blind ſeinen Thränen; er führte mir das Pferd vor.

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/Yw_7531_1/74>, abgerufen am 21.11.2024.