Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839.nervolk regte sich mehr darin. Er lachte laut auf neben mir: Ich hatte wiederholt geklingelt, es erschien Licht; Ben- Er führte mich durch die verödeten Zimmer nach einem nervolk regte ſich mehr darin. Er lachte laut auf neben mir: Ich hatte wiederholt geklingelt, es erſchien Licht; Ben- Er führte mich durch die verödeten Zimmer nach einem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0073" n="55"/> nervolk regte ſich mehr darin. Er lachte laut auf neben mir:<lb/> »Ja, ja, ſo geht’s! Aber Ihren <hi rendition="#g">Bendel</hi> finden Sie wohl<lb/> daheim, den hat man jüngſt vorſorglich ſo müde nach Hauſe<lb/> geſchickt, daß er es wohl ſeitdem gehütet haben wird.« Er<lb/> lachte wieder. »Der wird Geſchichten zu erzählen haben! —<lb/> Wohlan denn! für heute gute Nacht, auf baldiges Wieder-<lb/> ſehen!«</p><lb/> <p>Ich hatte wiederholt geklingelt, es erſchien Licht; <hi rendition="#g">Ben-<lb/> del</hi> frug von Innen, wer geklingelt habe. Als der gute Mann<lb/> meine Stimme erkannte, konnte er ſeine Freude kaum bändi-<lb/> gen; die Thür flog’ auf, wir lagen weinend einander in den<lb/> Armen. Ich fand ihn ſehr verändert, ſchwach und krank;<lb/> mir war aber das Haar ganz grau geworden.</p><lb/> <p>Er führte mich durch die verödeten Zimmer nach einem<lb/> innern, verſchont gebliebenen Gemach; er holte Speiſe und<lb/> Trank herbei, wir ſetzten uns, er fing wieder an zu weinen.<lb/> Er erzählte mir, daß er letzthin den grau gekleideten dürren<lb/> Mann, den er mit meinem Schatten angetroffen hatte, ſo<lb/> lange und ſo weit geſchlagen habe, bis er ſelbſt meine Spur<lb/> verloren und vor Müdigkeit hingeſunken ſei; daß nachher,<lb/> wie er mich nicht wieder finden gekonnt, er nach Hauſe zu-<lb/> rückgekehrt, wo bald darauf der Pöbel, auf <hi rendition="#g">Rascal’s</hi> An-<lb/> ſtiften, herangeſtürmt, die Fenſter eingeſchlagen und ſeine<lb/> Zerſtörungsluſt gebüßt. So hatten ſie an ihrem Wohlthäter<lb/> gehandelt. Meine Dienerſchaft war aus einander geflohen.<lb/> Die örtliche Polizei hatte mich als verdächtig aus der Stadt<lb/> verwieſen, und mir eine Friſt von vier und zwanzig Stun-<lb/> den feſtgeſetzt, um deren Gebiet zu verlaſſen. Zu dem, was<lb/> mir von <hi rendition="#g">Rascal’s</hi> Reichthum und Vermählung bekannt<lb/> war, wußte er noch Vieles hinzuzufügen. Dieſer Böſewicht,<lb/> von dem Alles ausgegangen, was hier gegen mich geſchehen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [55/0073]
nervolk regte ſich mehr darin. Er lachte laut auf neben mir:
»Ja, ja, ſo geht’s! Aber Ihren Bendel finden Sie wohl
daheim, den hat man jüngſt vorſorglich ſo müde nach Hauſe
geſchickt, daß er es wohl ſeitdem gehütet haben wird.« Er
lachte wieder. »Der wird Geſchichten zu erzählen haben! —
Wohlan denn! für heute gute Nacht, auf baldiges Wieder-
ſehen!«
Ich hatte wiederholt geklingelt, es erſchien Licht; Ben-
del frug von Innen, wer geklingelt habe. Als der gute Mann
meine Stimme erkannte, konnte er ſeine Freude kaum bändi-
gen; die Thür flog’ auf, wir lagen weinend einander in den
Armen. Ich fand ihn ſehr verändert, ſchwach und krank;
mir war aber das Haar ganz grau geworden.
Er führte mich durch die verödeten Zimmer nach einem
innern, verſchont gebliebenen Gemach; er holte Speiſe und
Trank herbei, wir ſetzten uns, er fing wieder an zu weinen.
Er erzählte mir, daß er letzthin den grau gekleideten dürren
Mann, den er mit meinem Schatten angetroffen hatte, ſo
lange und ſo weit geſchlagen habe, bis er ſelbſt meine Spur
verloren und vor Müdigkeit hingeſunken ſei; daß nachher,
wie er mich nicht wieder finden gekonnt, er nach Hauſe zu-
rückgekehrt, wo bald darauf der Pöbel, auf Rascal’s An-
ſtiften, herangeſtürmt, die Fenſter eingeſchlagen und ſeine
Zerſtörungsluſt gebüßt. So hatten ſie an ihrem Wohlthäter
gehandelt. Meine Dienerſchaft war aus einander geflohen.
Die örtliche Polizei hatte mich als verdächtig aus der Stadt
verwieſen, und mir eine Friſt von vier und zwanzig Stun-
den feſtgeſetzt, um deren Gebiet zu verlaſſen. Zu dem, was
mir von Rascal’s Reichthum und Vermählung bekannt
war, wußte er noch Vieles hinzuzufügen. Dieſer Böſewicht,
von dem Alles ausgegangen, was hier gegen mich geſchehen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |