Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

die Erlangung dieser Böhmischen Cron were / das erwiese Praxis der Römischen Succession / dann ausser eigenthumblichem anderm Einkommen / köndte sich ein Keyser von deß Reichs Einkommen schwerlich erhalten / wie Keyser Carl der Vierte zu sagen pflegte: ein Römischer Keyser müßte mit der Böhmen Vberfluß sein Tafel bedecken / vnd seine Hochheit zieren. Daß also Jhre Majestät / wann sie wolte die Cron mit Gewalt vnd Schwerdt angreiffen / jhre vnd deß gantzen Hauses Oesterreich Macht vnd Hochheit mit höchster Gefahr daran wagen müßte: welches keines Wegs zu rahten / sondern allzeit auff den sicheren Weg zu gehen / das were / daß Potentaten vnd Monarchen in allen grossen Rebellionen vnd mißlichen Handlungen der Zeit nachgeben solten: dann wann das Vnwesen gestillet / Landt vnd Leute erhalten / so were die Reputation durch weißliche Remedirung in kurtzem wider zu erholen: wo aber auch mit Gewalt Landt vnd Leute erhalten würden / da were die Reputation auch dahin / vnd nicht widerzubringen. Keyser Ludwig der Gottseelige were wegen der grossen Thaten seines Vatters vnd Anherrn der höchsten Monarchen einer gewesen: da er aber wegen seines hohen Alters sich vnd seine gewaltige Landt vnd Leute durch ein einzigen / ehrgetzigen / vermessenen / vbermütigen vnd eigennützigen Mann Bernhardum Hispanum seinen Cämmerern / deme die Keyserin selbsten Vorschub gab / regieren liesse / vnd vngeachtet man sich gleich beschwerete / der Keyser doch sich dieses Menschen nicht kondte entschlagen: seynd die Leute auffgestanden / vnd haben zuverstehen geben / daß sie diese schädliche Regierung nicht leyden köndten: da wolte der Keyser dieses Vnwesen mit Macht vnd grossem Kriegesvolck dämpffen / weil er aber gesehen / daß dardurch die Rebellion nur grösser vnd gefährlicher worden / also daß er sich gar der Entsetzung besorgen müssen / hette er den Bernhardum abgeschafft / auch die Keyserin / biß die Lande widerumb gestillet / von sich beyseits geschickt / vnd seine Regierung darauff so vernünfftig angestellt / daß männiglichen damit zu frieden gewesen / vnd were die Vnruhe damit für sich selbsten gestillet worden. Hette demnach die Keyserin wider zu sich genommen / vnd hinfüro sein Reich vnd Land in guter vnd beständiger Reputation behalten / dessen er sonsten wider seinen Willen were entsetzet worden.

Der König in Böheim der Blinde genandt / vom Hauß Lützenburg / ein berühmbter dapfferer Heldt / hette stets Rheinländer vmb sich gehabt / mit denen er die Empter in Böheimb seines Gefallens besetzt / vnd sie in seinem Abwesen zu Statthaltern verordnet / die alles nach jhrem Gutdüncken angestellt hetten: darüber hetten sich die Böhmen beschweret / aber nichts erhalten können: derhalben die fürnembste Herrn auff gestanden / als Leipp / Wartenberg / Rosenstein / Landenstein vnd andere / die hetten Kriegsvolck geworben / dem König vnd der Königin deß Reichs Kleynodien genommen: vnd obwol der König auch viel Volcks gehabt / were er doch mit der Königin biß an die Grentz gewichen. Keyser Ludwig hette sich darein geschlagen / beyde Theil nach Eger erfordert / vnd zu Verhütung mehrer Weyterung die Differentz mit beyder Theilen Einwilligung dahin verglichen / daß erstlichen der König schweren müssen / die Rheinländer vnd Frembden / darunter ein Bischoff zu Mayntz / vnd ein Bischoff von Olentz / neben dem Cantzler gewesen / von sich zuthun / die Empter mit Böhmen zubesetzen / vnd in seiner Abwesenheit dieselben zu Statthaltern zu machen / auch in Gegenwart deß Keysers zu vollnziehen. Darnach hetten erst die Böhmen geschworen / dem König hinfüro allen Gehorsamb vnd Trew zu leysten: darauff sie den Cantzler / der vorhin den König / vnd fast die gantze Regierung in Händen gehabt / zu Prag in Berhafft genommen / darinnen er auch gestorben: König Johannes hette darauff glücklich / vnd mit mehrer Reputation / als zuvor nie / biß an sein Ende regieret. Dieser König were eines Römischen Keysers Sohn / Keyser Carlen deß Vierten Vatter / zweyer Römischen Keyser Anherr / einer Römischen Keyserin Branherr / einer der weisesten Potentaten vnd dapffersten Helden / so jemals regieret / vnd der von Freundschafft vnd Vermögen im gantzen Römischen Reich mächtig gewesen / doch hette er für rahtsamer gehalten / in wehrender Rebellion seiner Ständen die Reputation zu suspendiren vnd nachzugeben / als sein Recht mit dem Schwerdt gefährlich zuverfechten: dann es liesse sich mit mächtigen vnd resolvirten Ständen / wie mit kleinen Provincien nicht vmbgehen / die Erfahrenheit hette es zu allen Zeiten mit sich gebracht / daß welche Potentaten die Rebellion mit der Güte vnd Suspension der Reputation hetten hinzulegen versucht / vnd in dergleichen Gefährlichkeiten gewesen / jederzeit jhre Reputation wider erlangt / welche aber auß Respect der Repuation / mit Gewalt von dem Schwerdt solcher Anstöß sich hetten erwehren wöllen / hetten sich vmb die Reputation gebracht / vnd allzeit den kürtzern gezogen.

Keyser Carl der Fünffte / ein Großmütiger vnd Siegreicher Monarch / hette den Petern von Toledo / Vice König zu Neapels / auff der Neapolitaner vielfältig beschweren vber sein Indiscretion / so er gegen den Adel gebraucht / nicht nach Raht deß Fürsten von Salerno / vnd Marggraffen von Geasto nach Spanien abfordern / in Meynung / es möchte Jhrer Majest. Reputation schmälern / wann sie den / welchen sie so hoch erhaben / von den Würden wider absetzen solte: Als er aber vermerckete / daß sich die Stände wegen jhrer Beschwerung an Franckreich wolten hencken / hette er lieber den Vice König nacher Spanien abfordern lassen / als in Gefahr vnd Verlust deß Königreichs gerahten wöllen. Dergleichen hette Keyser Carl mit Ferdinando Gonzaga / welchem der König sein gantzes Regiment in Italien vertrawet / auch gethan / als die Meyländer vnd Italiäner vber seinen grossen Geitz geklagt / hetten jhre Majestät vngeachtet Ferdinandus jhro den höchsten Dienst schon verwaltet / doch den Consalvum als

die Erlangung dieser Böhmischen Cron were / das erwiese Praxis der Römischen Succession / dann ausser eigenthumblichem anderm Einkommen / köndte sich ein Keyser von deß Reichs Einkommen schwerlich erhalten / wie Keyser Carl der Vierte zu sagen pflegte: ein Römischer Keyser müßte mit der Böhmen Vberfluß sein Tafel bedecken / vnd seine Hochheit zieren. Daß also Jhre Majestät / wann sie wolte die Cron mit Gewalt vnd Schwerdt angreiffen / jhre vnd deß gantzen Hauses Oesterreich Macht vñ Hochheit mit höchster Gefahr daran wagen müßte: welches keines Wegs zu rahten / sondern allzeit auff den sicheren Weg zu gehen / das were / daß Potentaten vnd Monarchen in allen grossen Rebellionẽ vnd mißlichen Handlungẽ der Zeit nachgeben solten: dann wann das Vnwesen gestillet / Landt vnd Leute erhalten / so were die Reputation durch weißliche Remedirung in kurtzem wider zu erholen: wo aber auch mit Gewalt Landt vnd Leute erhalten würden / da were die Reputation auch dahin / vnd nicht widerzubringen. Keyser Ludwig der Gottseelige were wegen der grossen Thaten seines Vatters vnd Anherrn der höchsten Monarchen einer gewesen: da er aber wegen seines hohen Alters sich vnd seine gewaltige Landt vnd Leute durch ein einzigen / ehrgetzigen / vermessenen / vbermütigen vnd eigennützigen Mann Bernhardum Hispanum seinen Cämmerern / deme die Keyserin selbsten Vorschub gab / regieren liesse / vnd vngeachtet man sich gleich beschwerete / der Keyser doch sich dieses Menschen nicht kondte entschlagẽ: seynd die Leute auffgestanden / vnd haben zuverstehen geben / daß sie diese schädliche Regierung nicht leyden köndten: da wolte der Keyser dieses Vnwesen mit Macht vnd grossem Kriegesvolck dämpffen / weil er aber gesehen / daß dardurch die Rebellion nur grösser vnd gefährlicher worden / also daß er sich gar der Entsetzung besorgen müssen / hette er den Bernhardum abgeschafft / auch die Keyserin / biß die Lande widerumb gestillet / von sich beyseits geschickt / vnd seine Regierung darauff so vernünfftig angestellt / daß männiglichen damit zu frieden gewesen / vnd were die Vnruhe damit für sich selbsten gestillet worden. Hette demnach die Keyserin wider zu sich genommen / vnd hinfüro sein Reich vnd Land in guter vnd beständiger Reputation behalten / dessen er sonsten wider seinen Willen were entsetzet worden.

Der König in Böheim der Blinde genandt / vom Hauß Lützenburg / ein berühmbter dapfferer Heldt / hette stets Rheinländer vmb sich gehabt / mit denen er die Empter in Böheimb seines Gefallens besetzt / vñ sie in seinem Abwesen zu Statthaltern verordnet / die alles nach jhrem Gutdüncken angestellt hetten: darüber hetten sich die Böhmen beschweret / aber nichts erhalten können: derhalben die fürnembste Herrn auff gestanden / als Leipp / Wartenberg / Rosenstein / Landenstein vnd andere / die hetten Kriegsvolck geworben / dem König vnd der Königin deß Reichs Kleynodien genommen: vnd obwol der König auch viel Volcks gehabt / were er doch mit der Königin biß an die Grentz gewichen. Keyser Ludwig hette sich darein geschlagen / beyde Theil nach Eger erfordert / vnd zu Verhütung mehrer Weyterung die Differentz mit beyder Theilen Einwilligung dahin verglichen / daß erstlichen der König schweren müssen / die Rheinländer vnd Frembden / darunter ein Bischoff zu Mayntz / vnd ein Bischoff von Olentz / neben dem Cantzler gewesen / von sich zuthun / die Empter mit Böhmen zubesetzen / vnd in seiner Abwesenheit dieselben zu Statthaltern zu machen / auch in Gegenwart deß Keysers zu vollnziehen. Darnach hetten erst die Böhmen geschworen / dem König hinfüro allen Gehorsamb vnd Trew zu leysten: darauff sie den Cantzler / der vorhin den König / vnd fast die gantze Regierung in Händen gehabt / zu Prag in Berhafft genommen / darinnen er auch gestorben: König Johannes hette darauff glücklich / vnd mit mehrer Reputation / als zuvor nie / biß an sein Ende regieret. Dieser König were eines Römischen Keysers Sohn / Keyser Carlen deß Vierten Vatter / zweyer Römischen Keyser Anherr / einer Römischen Keyserin Branherr / einer der weisesten Potentaten vnd dapffersten Helden / so jemals regieret / vnd der von Freundschafft vnd Vermögen im gantzen Römischen Reich mächtig gewesen / doch hette er für rahtsamer gehalten / in wehrender Rebellion seiner Ständen die Reputation zu suspendiren vnd nachzugeben / als sein Recht mit dem Schwerdt gefährlich zuverfechten: dann es liesse sich mit mächtigen vnd resolvirten Ständen / wie mit kleinen Provincien nicht vmbgehen / die Erfahrenheit hette es zu allen Zeiten mit sich gebracht / daß welche Potentaten die Rebellion mit der Güte vnd Suspension der Reputation hetten hinzulegen versucht / vnd in dergleichen Gefährlichkeiten gewesen / jederzeit jhre Reputation wider erlangt / welche aber auß Respect der Repuation / mit Gewalt von dem Schwerdt solcher Anstöß sich hetten erwehren wöllen / hetten sich vmb die Reputation gebracht / vnd allzeit den kürtzern gezogen.

Keyser Carl der Fünffte / ein Großmütiger vnd Siegreicher Monarch / hette den Petern von Toledo / Vice König zu Neapels / auff der Neapolitaner vielfältig beschweren vber sein Indiscretion / so er gegen den Adel gebraucht / nicht nach Raht deß Fürsten von Salerno / vnd Marggraffen von Geasto nach Spanien abfordern / in Meynung / es möchte Jhrer Majest. Reputation schmälern / wann sie den / welchen sie so hoch erhaben / von den Würden wider absetzen solte: Als er aber vermerckete / daß sich die Stände wegen jhrer Beschwerung an Franckreich wolten hencken / hette er lieber den Vice König nacher Spanien abfordern lassen / als in Gefahr vnd Verlust deß Königreichs gerahten wöllen. Dergleichen hette Keyser Carl mit Ferdinando Gonzaga / welchem der König sein gantzes Regiment in Italien vertrawet / auch gethan / als die Meyländer vnd Italiäner vber seinen grossen Geitz geklagt / hetten jhre Majestät vngeachtet Ferdinandus jhro den höchsten Dienst schon verwaltet / doch den Consalvum als

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0101" n="64"/>
die Erlangung dieser Böhmischen                      Cron were / das erwiese Praxis der Römischen Succession / dann ausser                      eigenthumblichem anderm Einkommen / köndte sich ein Keyser von deß Reichs                      Einkommen schwerlich erhalten / wie Keyser Carl der Vierte zu sagen pflegte: ein                      Römischer Keyser müßte mit der Böhmen Vberfluß sein Tafel bedecken / vnd seine                      Hochheit zieren. Daß also Jhre Majestät / wann sie wolte die Cron mit Gewalt vnd                      Schwerdt angreiffen / jhre vnd deß gantzen Hauses Oesterreich Macht vn&#x0303; Hochheit mit höchster Gefahr daran wagen müßte: welches keines                      Wegs zu rahten / sondern allzeit auff den sicheren Weg zu gehen / das were / daß                      Potentaten vnd Monarchen in allen grossen Rebellione&#x0303; vnd mißlichen Handlunge&#x0303; der                      Zeit nachgeben solten: dann wann das Vnwesen gestillet / Landt vnd Leute                      erhalten / so were die Reputation durch weißliche Remedirung in kurtzem wider zu                      erholen: wo aber auch mit Gewalt Landt vnd Leute erhalten würden / da were die                      Reputation auch dahin / vnd nicht widerzubringen. Keyser Ludwig der Gottseelige                      were wegen der grossen Thaten seines Vatters vnd Anherrn der höchsten                      Monarchen einer gewesen: da er aber wegen seines hohen Alters sich vnd seine                      gewaltige Landt vnd Leute durch ein einzigen / ehrgetzigen / vermessenen /                      vbermütigen vnd eigennützigen Mann Bernhardum Hispanum seinen Cämmerern / deme                      die Keyserin selbsten Vorschub gab / regieren liesse / vnd vngeachtet man sich                      gleich beschwerete / der Keyser doch sich dieses Menschen nicht kondte                      entschlage&#x0303;: seynd die Leute auffgestanden / vnd haben zuverstehen geben / daß                      sie diese schädliche Regierung nicht leyden köndten: da wolte der Keyser dieses                      Vnwesen mit Macht vnd grossem Kriegesvolck dämpffen / weil er aber gesehen / daß                      dardurch die Rebellion nur grösser vnd gefährlicher worden / also daß er sich                      gar der Entsetzung besorgen müssen / hette er den Bernhardum abgeschafft / auch                      die Keyserin / biß die Lande widerumb gestillet / von sich beyseits geschickt /                      vnd seine Regierung darauff so vernünfftig angestellt / daß männiglichen damit                      zu frieden gewesen / vnd were die Vnruhe damit für sich selbsten gestillet                      worden. Hette demnach die Keyserin wider zu sich genommen / vnd hinfüro sein                      Reich vnd Land in guter vnd beständiger Reputation behalten / dessen er sonsten                      wider seinen Willen were entsetzet worden.</p>
          <p>Der König in Böheim der Blinde genandt / vom Hauß Lützenburg / ein berühmbter                      dapfferer Heldt / hette stets Rheinländer vmb sich gehabt / mit denen er die                      Empter in Böheimb seines Gefallens besetzt / vn&#x0303; sie in seinem                      Abwesen zu Statthaltern verordnet / die alles nach jhrem Gutdüncken angestellt                      hetten: darüber hetten sich die Böhmen beschweret / aber nichts erhalten können:                      derhalben die fürnembste Herrn auff gestanden / als Leipp / Wartenberg /                      Rosenstein / Landenstein vnd andere / die hetten Kriegsvolck geworben / dem                      König vnd der Königin deß Reichs Kleynodien genommen: vnd obwol der König auch                      viel Volcks gehabt / were er doch mit der Königin biß an die Grentz gewichen.                      Keyser Ludwig hette sich darein geschlagen / beyde Theil nach Eger erfordert /                      vnd zu Verhütung mehrer Weyterung die Differentz mit beyder Theilen Einwilligung                      dahin verglichen / daß erstlichen der König schweren müssen / die Rheinländer                      vnd Frembden / darunter ein Bischoff zu Mayntz / vnd ein Bischoff von Olentz /                      neben dem Cantzler gewesen / von sich zuthun / die Empter mit Böhmen zubesetzen                      / vnd in seiner Abwesenheit dieselben zu Statthaltern zu machen / auch in                      Gegenwart deß Keysers zu vollnziehen. Darnach hetten erst die Böhmen geschworen                      / dem König hinfüro allen Gehorsamb vnd Trew zu leysten: darauff sie den                      Cantzler / der vorhin den König / vnd fast die gantze Regierung in Händen gehabt                      / zu Prag in Berhafft genommen / darinnen er auch gestorben: König Johannes                      hette darauff glücklich / vnd mit mehrer Reputation / als zuvor nie / biß an                      sein Ende regieret. Dieser König were eines Römischen Keysers Sohn / Keyser                      Carlen deß Vierten Vatter / zweyer Römischen Keyser Anherr / einer Römischen                      Keyserin Branherr / einer der weisesten Potentaten vnd dapffersten Helden / so                      jemals regieret / vnd der von Freundschafft vnd Vermögen im gantzen Römischen                      Reich mächtig gewesen / doch hette er für rahtsamer gehalten / in wehrender                      Rebellion seiner Ständen die Reputation zu suspendiren vnd nachzugeben / als                      sein Recht mit dem Schwerdt gefährlich zuverfechten: dann es liesse sich mit                      mächtigen vnd resolvirten Ständen / wie mit kleinen Provincien nicht vmbgehen /                      die Erfahrenheit hette es zu allen Zeiten mit sich gebracht / daß welche                      Potentaten die Rebellion mit der Güte vnd Suspension der Reputation hetten                      hinzulegen versucht / vnd in dergleichen Gefährlichkeiten gewesen / jederzeit                      jhre Reputation wider erlangt / welche aber auß Respect der Repuation / mit                      Gewalt von dem Schwerdt solcher Anstöß sich hetten erwehren wöllen / hetten sich                      vmb die Reputation gebracht / vnd allzeit den kürtzern gezogen.</p>
          <p>Keyser Carl der Fünffte / ein Großmütiger vnd Siegreicher Monarch / hette den                      Petern von Toledo / Vice König zu Neapels / auff der Neapolitaner vielfältig                      beschweren vber sein Indiscretion / so er gegen den Adel gebraucht / nicht nach                      Raht deß Fürsten von Salerno / vnd Marggraffen von Geasto nach Spanien abfordern                      / in Meynung / es möchte Jhrer Majest. Reputation schmälern / wann sie den /                      welchen sie so hoch erhaben / von den Würden wider absetzen solte: Als er aber                      vermerckete / daß sich die Stände wegen jhrer Beschwerung an Franckreich wolten                      hencken / hette er lieber den Vice König nacher Spanien abfordern lassen / als                      in Gefahr vnd Verlust deß Königreichs gerahten wöllen. Dergleichen hette Keyser                      Carl mit Ferdinando Gonzaga / welchem der König sein gantzes Regiment in Italien                      vertrawet / auch gethan / als die Meyländer vnd Italiäner vber seinen grossen                      Geitz geklagt / hetten jhre Majestät vngeachtet Ferdinandus jhro den höchsten                      Dienst schon verwaltet / doch den Consalvum als
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0101] die Erlangung dieser Böhmischen Cron were / das erwiese Praxis der Römischen Succession / dann ausser eigenthumblichem anderm Einkommen / köndte sich ein Keyser von deß Reichs Einkommen schwerlich erhalten / wie Keyser Carl der Vierte zu sagen pflegte: ein Römischer Keyser müßte mit der Böhmen Vberfluß sein Tafel bedecken / vnd seine Hochheit zieren. Daß also Jhre Majestät / wann sie wolte die Cron mit Gewalt vnd Schwerdt angreiffen / jhre vnd deß gantzen Hauses Oesterreich Macht vñ Hochheit mit höchster Gefahr daran wagen müßte: welches keines Wegs zu rahten / sondern allzeit auff den sicheren Weg zu gehen / das were / daß Potentaten vnd Monarchen in allen grossen Rebellionẽ vnd mißlichen Handlungẽ der Zeit nachgeben solten: dann wann das Vnwesen gestillet / Landt vnd Leute erhalten / so were die Reputation durch weißliche Remedirung in kurtzem wider zu erholen: wo aber auch mit Gewalt Landt vnd Leute erhalten würden / da were die Reputation auch dahin / vnd nicht widerzubringen. Keyser Ludwig der Gottseelige were wegen der grossen Thaten seines Vatters vnd Anherrn der höchsten Monarchen einer gewesen: da er aber wegen seines hohen Alters sich vnd seine gewaltige Landt vnd Leute durch ein einzigen / ehrgetzigen / vermessenen / vbermütigen vnd eigennützigen Mann Bernhardum Hispanum seinen Cämmerern / deme die Keyserin selbsten Vorschub gab / regieren liesse / vnd vngeachtet man sich gleich beschwerete / der Keyser doch sich dieses Menschen nicht kondte entschlagẽ: seynd die Leute auffgestanden / vnd haben zuverstehen geben / daß sie diese schädliche Regierung nicht leyden köndten: da wolte der Keyser dieses Vnwesen mit Macht vnd grossem Kriegesvolck dämpffen / weil er aber gesehen / daß dardurch die Rebellion nur grösser vnd gefährlicher worden / also daß er sich gar der Entsetzung besorgen müssen / hette er den Bernhardum abgeschafft / auch die Keyserin / biß die Lande widerumb gestillet / von sich beyseits geschickt / vnd seine Regierung darauff so vernünfftig angestellt / daß männiglichen damit zu frieden gewesen / vnd were die Vnruhe damit für sich selbsten gestillet worden. Hette demnach die Keyserin wider zu sich genommen / vnd hinfüro sein Reich vnd Land in guter vnd beständiger Reputation behalten / dessen er sonsten wider seinen Willen were entsetzet worden. Der König in Böheim der Blinde genandt / vom Hauß Lützenburg / ein berühmbter dapfferer Heldt / hette stets Rheinländer vmb sich gehabt / mit denen er die Empter in Böheimb seines Gefallens besetzt / vñ sie in seinem Abwesen zu Statthaltern verordnet / die alles nach jhrem Gutdüncken angestellt hetten: darüber hetten sich die Böhmen beschweret / aber nichts erhalten können: derhalben die fürnembste Herrn auff gestanden / als Leipp / Wartenberg / Rosenstein / Landenstein vnd andere / die hetten Kriegsvolck geworben / dem König vnd der Königin deß Reichs Kleynodien genommen: vnd obwol der König auch viel Volcks gehabt / were er doch mit der Königin biß an die Grentz gewichen. Keyser Ludwig hette sich darein geschlagen / beyde Theil nach Eger erfordert / vnd zu Verhütung mehrer Weyterung die Differentz mit beyder Theilen Einwilligung dahin verglichen / daß erstlichen der König schweren müssen / die Rheinländer vnd Frembden / darunter ein Bischoff zu Mayntz / vnd ein Bischoff von Olentz / neben dem Cantzler gewesen / von sich zuthun / die Empter mit Böhmen zubesetzen / vnd in seiner Abwesenheit dieselben zu Statthaltern zu machen / auch in Gegenwart deß Keysers zu vollnziehen. Darnach hetten erst die Böhmen geschworen / dem König hinfüro allen Gehorsamb vnd Trew zu leysten: darauff sie den Cantzler / der vorhin den König / vnd fast die gantze Regierung in Händen gehabt / zu Prag in Berhafft genommen / darinnen er auch gestorben: König Johannes hette darauff glücklich / vnd mit mehrer Reputation / als zuvor nie / biß an sein Ende regieret. Dieser König were eines Römischen Keysers Sohn / Keyser Carlen deß Vierten Vatter / zweyer Römischen Keyser Anherr / einer Römischen Keyserin Branherr / einer der weisesten Potentaten vnd dapffersten Helden / so jemals regieret / vnd der von Freundschafft vnd Vermögen im gantzen Römischen Reich mächtig gewesen / doch hette er für rahtsamer gehalten / in wehrender Rebellion seiner Ständen die Reputation zu suspendiren vnd nachzugeben / als sein Recht mit dem Schwerdt gefährlich zuverfechten: dann es liesse sich mit mächtigen vnd resolvirten Ständen / wie mit kleinen Provincien nicht vmbgehen / die Erfahrenheit hette es zu allen Zeiten mit sich gebracht / daß welche Potentaten die Rebellion mit der Güte vnd Suspension der Reputation hetten hinzulegen versucht / vnd in dergleichen Gefährlichkeiten gewesen / jederzeit jhre Reputation wider erlangt / welche aber auß Respect der Repuation / mit Gewalt von dem Schwerdt solcher Anstöß sich hetten erwehren wöllen / hetten sich vmb die Reputation gebracht / vnd allzeit den kürtzern gezogen. Keyser Carl der Fünffte / ein Großmütiger vnd Siegreicher Monarch / hette den Petern von Toledo / Vice König zu Neapels / auff der Neapolitaner vielfältig beschweren vber sein Indiscretion / so er gegen den Adel gebraucht / nicht nach Raht deß Fürsten von Salerno / vnd Marggraffen von Geasto nach Spanien abfordern / in Meynung / es möchte Jhrer Majest. Reputation schmälern / wann sie den / welchen sie so hoch erhaben / von den Würden wider absetzen solte: Als er aber vermerckete / daß sich die Stände wegen jhrer Beschwerung an Franckreich wolten hencken / hette er lieber den Vice König nacher Spanien abfordern lassen / als in Gefahr vnd Verlust deß Königreichs gerahten wöllen. Dergleichen hette Keyser Carl mit Ferdinando Gonzaga / welchem der König sein gantzes Regiment in Italien vertrawet / auch gethan / als die Meyländer vnd Italiäner vber seinen grossen Geitz geklagt / hetten jhre Majestät vngeachtet Ferdinandus jhro den höchsten Dienst schon verwaltet / doch den Consalvum als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/101
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/101>, abgerufen am 22.11.2024.