Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.vom geringen Hauffen der Hussiten geschlagen worden: Oder wie es Balduino deß Ertzhertzogs Gottfridt von Bullion Bruder / der mit 1200. Mann den Colipho mit 29000. Mann geschlagen: Oder wie dem letzten Graffen Ludwig von Flandern / der da begundte einsmals seine widerspänstige Gentes zu Niderlegung der Waffen mit Gewalt zwingen vnd zubestraffen / bedröwete auch die Stätt / daß sie sich ergeben solten / doch dergestalt / woferrn sie die Waffen von sich legten / mit vnbedeckten Häuptern / gebogenen Knien / vnd ein jeder einen Strick vmb den Halß abbäthen / vnd sich auff Gnad vnd Vngnad ergeben / darüber sie in Desperation gerahten / vnd nur mit Fünff tausendt Mann / wie reysende Wölffe herauß den Grafen angefallen / vnd biß in 40000. Mann von seinem Volck erlegt. Dergleichen weren zu allen Zeiten vnzehlige Exempla in allen Landen / sonderlich auch in den Vngarischen Kriegen zu finden / daß mit wenigen grosse Menge der Feindt glücklich erlegt worden / vnd sich also grosse Potentaten jhrer Macht nicht zu vertrawen hetten: Darzu komme daß Jhrer Majestät Volck gemeiniglich vnbezahlet were / vnd dahero baldt zur Meuterey geriethe. Mann es sich nun verzehrte / vnd keine Bezahlung hoffen köndte / weren Jhre Majestät nicht allein mit jhren Diensten in der Noth nicht versichert / sondern dörffte sich so ein vnbezahltes Volck wol auff die ander Seyten begeben / wo sie jhre Bezahlung haben köndten / zu höchster Gefahr Jhrer Majestät. Were auch wol zu bedencken / da der arme Bawersmann / wann er durch die Soldaten vbel tractirt / deß Seinigen benommen / nichts mehr herzugeben / noch zu verlieren / vnd sein eusserstes außgestanden hette / auffstehen solte: So hette man sich nichts gewissers zu versehen / dann daß die nechst anreinende mit Böhmen eine Gelegenheit zum General Auffstandt in allen diesen Ländern / mit höchster Gefahr aller Ihr. Keyserl. Majest. getrewen Landschafften / geschweigend der Böhmen verursachen. Daß nun diese Sorg mit der Cron Böheim nicht zuverachten / weisen die vorige Zeiten vnd Läufften auß / da Böhmen zum dritten mahl von dem Hauß Oesterreich sich weg / vnd auff andere Häupter begeben / ein mahl nach Ableibung Königs Rudolphi deß Andern / im Jahr 1307. Das ander mahl nach Hertzog Friderichen deß Schönen / im Jahr 1309. da sie in die 120. Jahr bey den Graffen von Lützenburg verblieben: Das dritte mahl nach Königs Ladislai 1458. Vnd hette wenig gefehlet / daß nicht das vierte mahl nach König Ludwigs / Anno 1536. Todt / Jhrer Majestät Anherr / Keyser Ferdinandus / durch Sachsen vnd Bayern verdrungen worden: Darauß zu ersehen / wie leichtlich ein so schönes Königreich von einem solchen hohen Hauß köndte wegkommen / vnd wie schwer es widerumb zu erholen / auch zu der Zeit / da die Pacta, Sippschafften vnd das Geblüt / neben einer solchen Wahl / die doch auß dem Geschlecht nicht gienge / grossen Zutritt zur Succession bereiten köndte: bey diesen Zeiten aber / da die Praetension zum Königreich einig vnd allein auff die freye Wahl der Stände gestellt / vnd hinfüro nicht mehr an ein Hauß gebunden were / darein auch die vom Hauß Oesterreich regierende König durch Reverß gewilliget / vnd dardurch jhres habenden Rechts vnnd Zuspruchs sich gleichsamb begeben / würde auff solchen Verlust gleichsamb keine Hoffnung mehr seyn / wider darzu zukommen / weil die Cron solche Häupter finden möchte / die nicht allein kein andere Macht scheweten / sondern auch ein solchen Bissen jhrem Hauß nicht mehr würden entziehen lassen. Neben der Gefahr mit Böhmen / wer auch Gefahr mit Vngarn: Dann so bald die Römisch-Catholischen Jhr. Majestät wider die Böhmen würden Vngarn zuführen: würden die Vngarn / so dieses Vnwesen für eine Religions Sach hielten / auch auff seyn / vnd einander in die Haar fallen / factiones machen / den Siebenbürger an sich ziehen / vnd weil er mächtig / den Vngarn / wegen der Spraach Verwandtnuß / einerley Gebräuche / Reichthumb / vnd deß Regiments angenehm / deß Türcken halben / dessen Vasall er were / keiner Hinderung besorgete / der Palatinus aber wider jhn etwas fürzunehmen zu schwach were / etc. köndte das jenige / was nach König Ludwigs Todt geschehen / sich leichtlich auch jetzt zutragen / nämlichen daß der Siebenbürger zum König auffgeworffen vnd angenommen / auch die Cron Böheim vom Hauß Oesterreich weggenommen würde. Bey König Ferdinando were zwar noch der Vortheil gewesen / daß mit Hülff der reichen vnerschöpfften Länder vnd deß Reichs / vnd in Hoffnung der friedlichen Regierung man dem Siebenbürger dazumal vberlegen seyn können: dieser Zeit aber were die Böhmische Hülffe entgangen / die andern Länder gar zu sehr erschöpffet / deß Reichs Hülffen schlecht / die Cammergüter entblösset vnd gesperret / desto weniger Hoffnung der Recuperation zu fassen Vber das alles were wol zu bedencken / daß die Türckischen Gesandten noch nicht auß dem Land gereyset / die sehender Christlichen Länder Vneinigkeit / Kriegs-Confusion vnd Verderben mit Augen an / würden nach Constantinopel alles referiren / der Vernunfft nach jhrem König ins Spiel ziehen vnnd anreitzen / daß er diese Gelegenheiten die Christenheit anzugreiffen nicht auß Handen liesse. Mit was Christlichem Blutsvergiessen / Verderben vnd Verlust der Länder solches zugehen / vnd wie besorglich demselben sie gantz Tributaria vnd eygen werden möchte / were leicht zu erachten. Dessen Schuldt ob sie schon den Anfängern zuzumässen / würden doch Jhre Majestät vnd das Hauß Oesterreich vnnd Spanien wegen deß Kriegs ein grosse Bürde vnd Verdacht auff sich laden. Weitere Gefahr entstünde auch wegen Verlust deß Römis. Reichs: dann der Verlust mit Böheim ziehe nach sich den Verlust deß Röm. Reichs: wie hergegen die erste vnd sicherste Staffel zum Reich vom geringen Hauffen der Hussiten geschlagen worden: Oder wie es Balduino deß Ertzhertzogs Gottfridt von Bullion Bruder / der mit 1200. Mann den Colipho mit 29000. Mann geschlagen: Oder wie dem letzten Graffen Ludwig von Flandern / der da begundte einsmals seine widerspänstige Gentes zu Niderlegung der Waffen mit Gewalt zwingen vnd zubestraffen / bedröwete auch die Stätt / daß sie sich ergeben solten / doch dergestalt / woferrn sie die Waffen von sich legten / mit vnbedeckten Häuptern / gebogenen Knien / vnd ein jeder einen Strick vmb den Halß abbäthen / vnd sich auff Gnad vnd Vngnad ergeben / darüber sie in Desperation gerahten / vnd nur mit Fünff tausendt Mann / wie reysende Wölffe herauß den Grafen angefallẽ / vnd biß in 40000. Mann von seinem Volck erlegt. Dergleichen weren zu allen Zeiten vnzehlige Exempla in allen Landen / sonderlich auch in den Vngarischen Kriegen zu finden / daß mit wenigen grosse Menge der Feindt glücklich erlegt worden / vnd sich also grosse Potentaten jhrer Macht nicht zu vertrawen hetten: Darzu komme daß Jhrer Majestät Volck gemeiniglich vnbezahlet were / vnd dahero baldt zur Meuterey geriethe. Mann es sich nun verzehrte / vnd keine Bezahlung hoffen köndte / weren Jhre Majestät nicht allein mit jhren Diensten in der Noth nicht versichert / sondern dörffte sich so ein vnbezahltes Volck wol auff die ander Seyten begeben / wo sie jhre Bezahlung haben köndten / zu höchster Gefahr Jhrer Majestät. Were auch wol zu bedencken / da der arme Bawersmann / wann er durch die Soldaten vbel tractirt / deß Seinigen benommen / nichts mehr herzugeben / noch zu verlieren / vnd sein eusserstes außgestanden hette / auffstehen solte: So hette man sich nichts gewissers zu versehen / dann daß die nechst anreinende mit Böhmen eine Gelegenheit zum General Auffstandt in allen diesen Ländern / mit höchster Gefahr aller Ihr. Keyserl. Majest. getrewen Landschafften / geschweigend der Böhmen verursachen. Daß nun diese Sorg mit der Cron Böheim nicht zuverachten / weisen die vorige Zeiten vnd Läufften auß / da Böhmen zum dritten mahl von dem Hauß Oesterreich sich weg / vnd auff andere Häupter begeben / ein mahl nach Ableibung Königs Rudolphi deß Andern / im Jahr 1307. Das ander mahl nach Hertzog Friderichen deß Schönen / im Jahr 1309. da sie in die 120. Jahr bey den Graffen von Lützenburg verblieben: Das dritte mahl nach Königs Ladislai 1458. Vnd hette wenig gefehlet / daß nicht das vierte mahl nach König Ludwigs / Anno 1536. Todt / Jhrer Majestät Anherr / Keyser Ferdinandus / durch Sachsen vnd Bayern verdrungen worden: Darauß zu ersehen / wie leichtlich ein so schönes Königreich von einem solchen hohen Hauß köndte wegkommen / vnd wie schwer es widerumb zu erholen / auch zu der Zeit / da die Pacta, Sippschafften vnd das Geblüt / neben einer solchen Wahl / die doch auß dem Geschlecht nicht gienge / grossen Zutritt zur Succession bereiten köndte: bey diesen Zeiten aber / da die Praetension zum Königreich einig vnd allein auff die freye Wahl der Stände gestellt / vnd hinfüro nicht mehr an ein Hauß gebunden were / darein auch die vom Hauß Oesterreich regierende König durch Reverß gewilliget / vnd dardurch jhres habenden Rechts vnnd Zuspruchs sich gleichsamb begeben / würde auff solchen Verlust gleichsamb keine Hoffnung mehr seyn / wider darzu zukommen / weil die Cron solche Häupter finden möchte / die nicht allein kein andere Macht scheweten / sondern auch ein solchen Bissen jhrem Hauß nicht mehr würden entziehen lassen. Neben der Gefahr mit Böhmen / wer auch Gefahr mit Vngarn: Dann so bald die Römisch-Catholischen Jhr. Majestät wider die Böhmen würden Vngarn zuführen: würden die Vngarn / so dieses Vnwesen für eine Religions Sach hielten / auch auff seyn / vnd einander in die Haar fallen / factiones machen / den Siebenbürger an sich ziehen / vnd weil er mächtig / den Vngarn / wegen der Spraach Verwandtnuß / einerley Gebräuche / Reichthumb / vnd deß Regiments angenehm / deß Türcken halben / dessen Vasall er were / keiner Hinderung besorgete / der Palatinus aber wider jhn etwas fürzunehmen zu schwach were / etc. köndte das jenige / was nach König Ludwigs Todt geschehen / sich leichtlich auch jetzt zutragen / nämlichen daß der Siebenbürger zum König auffgeworffen vnd angenommen / auch die Cron Böheim vom Hauß Oesterreich weggenommen würde. Bey König Ferdinando were zwar noch der Vortheil gewesen / daß mit Hülff der reichen vnerschöpfften Länder vnd deß Reichs / vnd in Hoffnung der friedlichen Regierung man dem Siebenbürger dazumal vberlegen seyn können: dieser Zeit aber were die Böhmische Hülffe entgangen / die andern Länder gar zu sehr erschöpffet / deß Reichs Hülffen schlecht / die Cammergüter entblösset vnd gesperret / desto weniger Hoffnung der Recuperation zu fassen Vber das alles were wol zu bedencken / daß die Türckischen Gesandten noch nicht auß dem Land gereyset / die sehender Christlichen Länder Vneinigkeit / Kriegs-Confusion vnd Verderben mit Augen an / würden nach Constantinopel alles referiren / der Vernunfft nach jhrem König ins Spiel ziehen vnnd anreitzen / daß er diese Gelegenheiten die Christenheit anzugreiffen nicht auß Handen liesse. Mit was Christlichem Blutsvergiessen / Verderben vnd Verlust der Länder solches zugehen / vnd wie besorglich demselben sie gantz Tributaria vnd eygen werden möchte / were leicht zu erachten. Dessen Schuldt ob sie schon den Anfängern zuzumässen / würden doch Jhre Majestät vnd das Hauß Oesterreich vnnd Spanien wegen deß Kriegs ein grosse Bürde vnd Verdacht auff sich laden. Weitere Gefahr entstünde auch wegẽ Verlust deß Römis. Reichs: dañ der Verlust mit Böheim ziehe nach sich den Verlust deß Röm. Reichs: wie hergegen die erste vnd sicherste Staffel zum Reich <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0100" n="63"/> vom geringen Hauffen der Hussiten geschlagen worden: Oder wie es Balduino deß Ertzhertzogs Gottfridt von Bullion Bruder / der mit 1200. Mann den Colipho mit 29000. Mann geschlagen: Oder wie dem letzten Graffen Ludwig von Flandern / der da begundte einsmals seine widerspänstige Gentes zu Niderlegung der Waffen mit Gewalt zwingen vnd zubestraffen / bedröwete auch die Stätt / daß sie sich ergeben solten / doch dergestalt / woferrn sie die Waffen von sich legten / mit vnbedeckten Häuptern / gebogenen Knien / vnd ein jeder einen Strick vmb den Halß abbäthen / vnd sich auff Gnad vnd Vngnad ergeben / darüber sie in Desperation gerahten / vnd nur mit Fünff tausendt Mann / wie reysende Wölffe herauß den Grafen angefallẽ / vnd biß in 40000. Mann von seinem Volck erlegt. Dergleichen weren zu allen Zeiten vnzehlige Exempla in allen Landen / sonderlich auch in den Vngarischen Kriegen zu finden / daß mit wenigen grosse Menge der Feindt glücklich erlegt worden / vnd sich also grosse Potentaten jhrer Macht nicht zu vertrawen hetten: Darzu komme daß Jhrer Majestät Volck gemeiniglich vnbezahlet were / vnd dahero baldt zur Meuterey geriethe. Mann es sich nun verzehrte / vnd keine Bezahlung hoffen köndte / weren Jhre Majestät nicht allein mit jhren Diensten in der Noth nicht versichert / sondern dörffte sich so ein vnbezahltes Volck wol auff die ander Seyten begeben / wo sie jhre Bezahlung haben köndten / zu höchster Gefahr Jhrer Majestät. Were auch wol zu bedencken / da der arme Bawersmann / wann er durch die Soldaten vbel tractirt / deß Seinigen benommen / nichts mehr herzugeben / noch zu verlieren / vnd sein eusserstes außgestanden hette / auffstehen solte: So hette man sich nichts gewissers zu versehen / dann daß die nechst anreinende mit Böhmen eine Gelegenheit zum General Auffstandt in allen diesen Ländern / mit höchster Gefahr aller Ihr. Keyserl. Majest. getrewen Landschafften / geschweigend der Böhmen verursachen.</p> <p>Daß nun diese Sorg mit der Cron Böheim nicht zuverachten / weisen die vorige Zeiten vnd Läufften auß / da Böhmen zum dritten mahl von dem Hauß Oesterreich sich weg / vnd auff andere Häupter begeben / ein mahl nach Ableibung Königs Rudolphi deß Andern / im Jahr 1307. Das ander mahl nach Hertzog Friderichen deß Schönen / im Jahr 1309. da sie in die 120. Jahr bey den Graffen von Lützenburg verblieben: Das dritte mahl nach Königs Ladislai 1458.</p> <p>Vnd hette wenig gefehlet / daß nicht das vierte mahl nach König Ludwigs / Anno 1536. Todt / Jhrer Majestät Anherr / Keyser Ferdinandus / durch Sachsen vnd Bayern verdrungen worden: Darauß zu ersehen / wie leichtlich ein so schönes Königreich von einem solchen hohen Hauß köndte wegkommen / vnd wie schwer es widerumb zu erholen / auch zu der Zeit / da die Pacta, Sippschafften vnd das Geblüt / neben einer solchen Wahl / die doch auß dem Geschlecht nicht gienge / grossen Zutritt zur Succession bereiten köndte: bey diesen Zeiten aber / da die Praetension zum Königreich einig vnd allein auff die freye Wahl der Stände gestellt / vnd hinfüro nicht mehr an ein Hauß gebunden were / darein auch die vom Hauß Oesterreich regierende König durch Reverß gewilliget / vnd dardurch jhres habenden Rechts vnnd Zuspruchs sich gleichsamb begeben / würde auff solchen Verlust gleichsamb keine Hoffnung mehr seyn / wider darzu zukommen / weil die Cron solche Häupter finden möchte / die nicht allein kein andere Macht scheweten / sondern auch ein solchen Bissen jhrem Hauß nicht mehr würden entziehen lassen.</p> <p>Neben der Gefahr mit Böhmen / wer auch Gefahr mit Vngarn: Dann so bald die Römisch-Catholischen Jhr. Majestät wider die Böhmen würden Vngarn zuführen: würden die Vngarn / so dieses Vnwesen für eine Religions Sach hielten / auch auff seyn / vnd einander in die Haar fallen / factiones machen / den Siebenbürger an sich ziehen / vnd weil er mächtig / den Vngarn / wegen der Spraach Verwandtnuß / einerley Gebräuche / Reichthumb / vnd deß Regiments angenehm / deß Türcken halben / dessen Vasall er were / keiner Hinderung besorgete / der Palatinus aber wider jhn etwas fürzunehmen zu schwach were / etc. köndte das jenige / was nach König Ludwigs Todt geschehen / sich leichtlich auch jetzt zutragen / nämlichen daß der Siebenbürger zum König auffgeworffen vnd angenommen / auch die Cron Böheim vom Hauß Oesterreich weggenommen würde.</p> <p>Bey König Ferdinando were zwar noch der Vortheil gewesen / daß mit Hülff der reichen vnerschöpfften Länder vnd deß Reichs / vnd in Hoffnung der friedlichen Regierung man dem Siebenbürger dazumal vberlegen seyn können: dieser Zeit aber were die Böhmische Hülffe entgangen / die andern Länder gar zu sehr erschöpffet / deß Reichs Hülffen schlecht / die Cammergüter entblösset vnd gesperret / desto weniger Hoffnung der Recuperation zu fassen Vber das alles were wol zu bedencken / daß die Türckischen Gesandten noch nicht auß dem Land gereyset / die sehender Christlichen Länder Vneinigkeit / Kriegs-Confusion vnd Verderben mit Augen an / würden nach Constantinopel alles referiren / der Vernunfft nach jhrem König ins Spiel ziehen vnnd anreitzen / daß er diese Gelegenheiten die Christenheit anzugreiffen nicht auß Handen liesse. Mit was Christlichem Blutsvergiessen / Verderben vnd Verlust der Länder solches zugehen / vnd wie besorglich demselben sie gantz Tributaria vnd eygen werden möchte / were leicht zu erachten. Dessen Schuldt ob sie schon den Anfängern zuzumässen / würden doch Jhre Majestät vnd das Hauß Oesterreich vnnd Spanien wegen deß Kriegs ein grosse Bürde vnd Verdacht auff sich laden.</p> <p>Weitere Gefahr entstünde auch wegẽ Verlust deß Römis. Reichs: dañ der Verlust mit Böheim ziehe nach sich den Verlust deß Röm. Reichs: wie hergegen die erste vnd sicherste Staffel zum Reich </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0100]
vom geringen Hauffen der Hussiten geschlagen worden: Oder wie es Balduino deß Ertzhertzogs Gottfridt von Bullion Bruder / der mit 1200. Mann den Colipho mit 29000. Mann geschlagen: Oder wie dem letzten Graffen Ludwig von Flandern / der da begundte einsmals seine widerspänstige Gentes zu Niderlegung der Waffen mit Gewalt zwingen vnd zubestraffen / bedröwete auch die Stätt / daß sie sich ergeben solten / doch dergestalt / woferrn sie die Waffen von sich legten / mit vnbedeckten Häuptern / gebogenen Knien / vnd ein jeder einen Strick vmb den Halß abbäthen / vnd sich auff Gnad vnd Vngnad ergeben / darüber sie in Desperation gerahten / vnd nur mit Fünff tausendt Mann / wie reysende Wölffe herauß den Grafen angefallẽ / vnd biß in 40000. Mann von seinem Volck erlegt. Dergleichen weren zu allen Zeiten vnzehlige Exempla in allen Landen / sonderlich auch in den Vngarischen Kriegen zu finden / daß mit wenigen grosse Menge der Feindt glücklich erlegt worden / vnd sich also grosse Potentaten jhrer Macht nicht zu vertrawen hetten: Darzu komme daß Jhrer Majestät Volck gemeiniglich vnbezahlet were / vnd dahero baldt zur Meuterey geriethe. Mann es sich nun verzehrte / vnd keine Bezahlung hoffen köndte / weren Jhre Majestät nicht allein mit jhren Diensten in der Noth nicht versichert / sondern dörffte sich so ein vnbezahltes Volck wol auff die ander Seyten begeben / wo sie jhre Bezahlung haben köndten / zu höchster Gefahr Jhrer Majestät. Were auch wol zu bedencken / da der arme Bawersmann / wann er durch die Soldaten vbel tractirt / deß Seinigen benommen / nichts mehr herzugeben / noch zu verlieren / vnd sein eusserstes außgestanden hette / auffstehen solte: So hette man sich nichts gewissers zu versehen / dann daß die nechst anreinende mit Böhmen eine Gelegenheit zum General Auffstandt in allen diesen Ländern / mit höchster Gefahr aller Ihr. Keyserl. Majest. getrewen Landschafften / geschweigend der Böhmen verursachen.
Daß nun diese Sorg mit der Cron Böheim nicht zuverachten / weisen die vorige Zeiten vnd Läufften auß / da Böhmen zum dritten mahl von dem Hauß Oesterreich sich weg / vnd auff andere Häupter begeben / ein mahl nach Ableibung Königs Rudolphi deß Andern / im Jahr 1307. Das ander mahl nach Hertzog Friderichen deß Schönen / im Jahr 1309. da sie in die 120. Jahr bey den Graffen von Lützenburg verblieben: Das dritte mahl nach Königs Ladislai 1458.
Vnd hette wenig gefehlet / daß nicht das vierte mahl nach König Ludwigs / Anno 1536. Todt / Jhrer Majestät Anherr / Keyser Ferdinandus / durch Sachsen vnd Bayern verdrungen worden: Darauß zu ersehen / wie leichtlich ein so schönes Königreich von einem solchen hohen Hauß köndte wegkommen / vnd wie schwer es widerumb zu erholen / auch zu der Zeit / da die Pacta, Sippschafften vnd das Geblüt / neben einer solchen Wahl / die doch auß dem Geschlecht nicht gienge / grossen Zutritt zur Succession bereiten köndte: bey diesen Zeiten aber / da die Praetension zum Königreich einig vnd allein auff die freye Wahl der Stände gestellt / vnd hinfüro nicht mehr an ein Hauß gebunden were / darein auch die vom Hauß Oesterreich regierende König durch Reverß gewilliget / vnd dardurch jhres habenden Rechts vnnd Zuspruchs sich gleichsamb begeben / würde auff solchen Verlust gleichsamb keine Hoffnung mehr seyn / wider darzu zukommen / weil die Cron solche Häupter finden möchte / die nicht allein kein andere Macht scheweten / sondern auch ein solchen Bissen jhrem Hauß nicht mehr würden entziehen lassen.
Neben der Gefahr mit Böhmen / wer auch Gefahr mit Vngarn: Dann so bald die Römisch-Catholischen Jhr. Majestät wider die Böhmen würden Vngarn zuführen: würden die Vngarn / so dieses Vnwesen für eine Religions Sach hielten / auch auff seyn / vnd einander in die Haar fallen / factiones machen / den Siebenbürger an sich ziehen / vnd weil er mächtig / den Vngarn / wegen der Spraach Verwandtnuß / einerley Gebräuche / Reichthumb / vnd deß Regiments angenehm / deß Türcken halben / dessen Vasall er were / keiner Hinderung besorgete / der Palatinus aber wider jhn etwas fürzunehmen zu schwach were / etc. köndte das jenige / was nach König Ludwigs Todt geschehen / sich leichtlich auch jetzt zutragen / nämlichen daß der Siebenbürger zum König auffgeworffen vnd angenommen / auch die Cron Böheim vom Hauß Oesterreich weggenommen würde.
Bey König Ferdinando were zwar noch der Vortheil gewesen / daß mit Hülff der reichen vnerschöpfften Länder vnd deß Reichs / vnd in Hoffnung der friedlichen Regierung man dem Siebenbürger dazumal vberlegen seyn können: dieser Zeit aber were die Böhmische Hülffe entgangen / die andern Länder gar zu sehr erschöpffet / deß Reichs Hülffen schlecht / die Cammergüter entblösset vnd gesperret / desto weniger Hoffnung der Recuperation zu fassen Vber das alles were wol zu bedencken / daß die Türckischen Gesandten noch nicht auß dem Land gereyset / die sehender Christlichen Länder Vneinigkeit / Kriegs-Confusion vnd Verderben mit Augen an / würden nach Constantinopel alles referiren / der Vernunfft nach jhrem König ins Spiel ziehen vnnd anreitzen / daß er diese Gelegenheiten die Christenheit anzugreiffen nicht auß Handen liesse. Mit was Christlichem Blutsvergiessen / Verderben vnd Verlust der Länder solches zugehen / vnd wie besorglich demselben sie gantz Tributaria vnd eygen werden möchte / were leicht zu erachten. Dessen Schuldt ob sie schon den Anfängern zuzumässen / würden doch Jhre Majestät vnd das Hauß Oesterreich vnnd Spanien wegen deß Kriegs ein grosse Bürde vnd Verdacht auff sich laden.
Weitere Gefahr entstünde auch wegẽ Verlust deß Römis. Reichs: dañ der Verlust mit Böheim ziehe nach sich den Verlust deß Röm. Reichs: wie hergegen die erste vnd sicherste Staffel zum Reich
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