Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

gethan: aber da were grosser Vnterschiedt / dann die hetten die Stände nicht angetroffen / sondern seye durch Recht erkandl worden / das were nicht mit Krieg zugangen / hette auch Jhre Majestät nichts gekostet: Bey jetzigem Auffstandt aber seyen mächtige Stände vnd ein grosser Adel interessirt / Jhrer Majest. Werbungen seyen schwer / vnd köndte kein so grosse Victoria den auffgeloffenen Vnkosten vnd Schaden erstatten: wie dann kein Victoria / sie sey wie sie wölle / einem Potentaten Geldt eintrüge / sondern gebe allein territorium vnd regalia, so dieses Orts ohne das Jhrer Majest. zustünde / das Gelt aber bliebe dem Volck / Befelchshabern / Ministris vnd Officirern.

König Ferdinandus hette im Jahr 47. vnd 48. die Böhmen mehr als vorher kein König gethan / bezwungen / die meisten Geschlechter weren condemnirt gewesen / doch hette der Krieg mehr nicht erstattet / als die Victorj genutzet / dann die Ministri so vmb Jhre Majest. gewesen / hetten dardurch auffgenommen / Jhr. Majest. Schulden aber weren so weit vermehret worden / daß hernacher aller Gewinn den Böhmen wider zugestanden: Seydhero jhre Freyheiten die Keyserl. Majest. jhnen genommen / mehr vnd vber jhrer Vorältern Zeiten befestiget worden. Jhre Majestät hetten bißhero / als ein weiser Herr dero schweren Schulden-Last Jhr hoch angelegen seyn lassen / vnd in den jüngern Land Tag die benehmung der Außschuß zu dieser Berahtschlagung begehrt / welcher so hoch erwachsen / daß fast kein Mittel zur Abzahlung dessen zu erdencken / es were dann / daß beständige Ruhe vnd Frieden in dem Land einen Weg zeigeten. Solte nun Jhre Majest. sich in grosse Werbung einlassen / die Monatlich nit vnter 200000. Gülden sich belieffen / benebens die Länder sich täglich mehr erschöpfften / abödeten / an Mannschafft vnd Vermögen abnehmen / sonderlich aber die jenige / so vnter allen Jhr. Majest. Landen am meisten Schuldt hetten / vber sich nehmen solten vnd köndten: So würde hinfüro vnmüglich seyn auß der Last zukommen / vnd recht heissen mit dem güldenen Angel gefischet: darbey zubesorgen / daß alle Cammergüter / Stätte vnd Länder nicht endlichen in frembder Fürsten Hände / vnd gäntzlich vom Hauß Oesterreich hinweg kommen / dessen alles man vberhaben seyn köndte / wann Jhre M. ohne Waffen die Vnruhe zu dämpffen fürnehme. Nun were aber die eusserste Gefahr / so auß der Kriegswerbung Jhr. Majest. vnd dero Hauß Oesterreich zu besorgen / weit höher in Acht zunehmen: Dann zum Krieg weren allezeit die Vorschläge vnd Rähte Schein: vnd annehmlich / der Anfang leicht / das Mittel schwer vnd Mühsam / der Außgang vngewiß: Jhre Majest. weren hohes Alters / grossen Schwachheiten vnterworffen / bedörfften nur der Verschonung / vnd köndten das stetige Anlauffen / Sorg vnd Vnruhe / so bey solchen Kriegsvbungen vnvermeydlich / ohne Vermehrung dero Kranckheiten vnd Abkürtzung deß Lebens nicht außbleiben: Solte etwan mit Jhrer Majestät vnter wehrender dieser Vnruhe sich ein Fall zutragen / so were nichts gewissers / dann daß die Cron Böheim gantz vom Hauß Oesterreich wegkommen würde / dann schon von langen Jahren hero hetten beyde Religionen / sonderlich die Evangelische / so sich im Land mächtig befinden / vber die langsame Hoff-Expeditiones, schlechte Außrichtungen / Eingriff in die Freyheiten / vngleiche Außtheilung der Empter / beschwerliche Vrtheil / gefährliche Procedirung vnd Handlung in Land Tägen / Vbermütigkeit / Falschheit vnd Geitz der Regenten / Vermessenheit der Geistlichen / Verachtung vnd Vndertrückung der Evangelischen / ein groß Mißtrawen / heimliche Vngedult vnd Sorg der Privirung jhrer Gerechtigkeit in die Hertzen gefaßt / vber etliche in den Oesterreichischen vnnd Steyrischen Landen fürgeloffene scharpffe Handlungen sich erstreckt / vnd da sie bey jetziger Keys. Majest. Remedirung verl offt / verspüreten sie sich viel mehr durch die Ministros eingetrieben / als zuvor durch die Schärpffe Weyland Königs Ferdinandi: die ernstliche Handlung Ertzhertzogs Caroli / der vnversehene Einfall Ertzhertzogs Leopoldt / die verdächtige Handlung deß Königs Ferdinandi / Ertzhertzogs Maximiliani / vnd Alberti (die Mittler hetten seyn sollen) Kriegshülffe / aller deren Rähte Träwung vnd Partheyische Lästerung / hetten fast alles Vertrawen von jhren Hertzen abgewendet / vnd schiene / sie die Böhmen trachteren entweder auff eine Reformation oder Enderung. Dahero auff alle gütliche schleunige Vermittelung / ohne Wehr vnd Waffen bey Zeiten zu gedencken were.

Auff die Designation vnd Crönung deß Königs Ferdinandi zu bawen were mißlich: dann schon vielmals in Vngarn / Böhmen vnd andern Ländern sich zugetragen / daß sie bey Lebzeiten eines regierenden Königs / Landsfürsten vnd Herrns benandte / erwöhlte vnd gecrönte Successores andern hetten weichen müssen / rc. Darumb alle Vrsachen zum Mißtrawen höchlich zuver hüten / damit man nicht das wenige / was newlich mit grosser Mühe vnd Sorg erworben / hernach mit leichtem Vbersehen dem gantzen Hauß Oesterreich verliere. Gleiches Nachdencken were auch bey der Victorj / Jhre Majest. vnd. Kön. W. brächten mit Hülff deß gantzen Hauses Oesterreich ein grosses Volck zusammen / darüber auch erfahrne Häupter gesetzt weren / solches würde ohne zweifel der Cron mercklichen Schaden zufügen. Solte aber Gott auff Jhr. Majest. seiten Vnglück verhängen / wie offt geschehe / so köndte die Gemeine weniger Maß halten / als ein Potentat / dörffte nicht allein in die Länder fallen / sondern es würde auch seinen Herren gantz verlieren / sich mit einem andern Herrn versichern / vnd es nimmer zu voriger Regierung kommen lassen. Were also ein hochgefährlich Wesen / es weren gleich die Böhmen vbermannet / oder nicht: Dann weren sie vbermannet / so geriethen sie in gefährliche Desperation / die were einem jeden Potentaten mit Fleiß zu vmbgehen / damit jhm nicht geschehe / wie Keyser Sigismundo / der nicht aller deß Papsts / deß Röm. Reichs / deß Ertzhertzogen Alberti vnd seiner Brüder zusammen gesetzten mächtigen Hülffen vnd Ernst

gethan: aber da were grosser Vnterschiedt / dann die hetten die Stände nicht angetroffen / sondern seye durch Recht erkandl worden / das were nicht mit Krieg zugangen / hette auch Jhre Majestät nichts gekostet: Bey jetzigem Auffstandt aber seyen mächtige Stände vnd ein grosser Adel interessirt / Jhrer Majest. Werbungen seyen schwer / vnd köndte kein so grosse Victoria den auffgeloffenen Vnkosten vnd Schaden erstatten: wie dann kein Victoria / sie sey wie sie wölle / einem Potentaten Geldt eintrüge / sondern gebe allein territorium vnd regalia, so dieses Orts ohne das Jhrer Majest. zustünde / das Gelt aber bliebe dem Volck / Befelchshabern / Ministris vnd Officirern.

König Ferdinandus hette im Jahr 47. vñ 48. die Böhmen mehr als vorher kein König gethan / bezwungen / die meisten Geschlechter weren condemnirt gewesen / doch hette der Krieg mehr nicht erstattet / als die Victorj genutzet / dann die Ministri so vmb Jhre Majest. gewesen / hetten dardurch auffgenommen / Jhr. Majest. Schulden aber weren so weit vermehret worden / daß hernacher aller Gewinn den Böhmen wider zugestanden: Seydhero jhre Freyheiten die Keyserl. Majest. jhnen genommen / mehr vnd vber jhrer Vorältern Zeiten befestiget worden. Jhre Majestät hetten bißhero / als ein weiser Herr dero schweren Schulden-Last Jhr hoch angelegen seyn lassen / vnd in den jüngern Land Tag die benehmung der Außschuß zu dieser Berahtschlagung begehrt / welcher so hoch erwachsen / daß fast kein Mittel zur Abzahlung dessen zu erdencken / es were dann / daß beständige Ruhe vnd Frieden in dem Land einen Weg zeigeten. Solte nun Jhre Majest. sich in grosse Werbung einlassen / die Monatlich nit vnter 200000. Gülden sich belieffen / benebens die Länder sich täglich mehr erschöpfften / abödeten / an Mannschafft vnd Vermögen abnehmen / sonderlich aber die jenige / so vnter allen Jhr. Majest. Landen am meisten Schuldt hetten / vber sich nehmen solten vnd köndten: So würde hinfüro vnmüglich seyn auß der Last zukommen / vnd recht heissen mit dem güldenen Angel gefischet: darbey zubesorgen / daß alle Cammergüter / Stätte vnd Länder nicht endlichen in frembder Fürsten Hände / vnd gäntzlich vom Hauß Oesterreich hinweg kommen / dessen alles man vberhaben seyn köndte / wann Jhre M. ohne Waffen die Vnruhe zu dämpffen fürnehme. Nun were aber die eusserste Gefahr / so auß der Kriegswerbung Jhr. Majest. vnd dero Hauß Oesterreich zu besorgen / weit höher in Acht zunehmen: Dann zum Krieg weren allezeit die Vorschläge vnd Rähte Schein: vnd annehmlich / der Anfang leicht / das Mittel schwer vnd Mühsam / der Außgang vngewiß: Jhre Majest. weren hohes Alters / grossen Schwachheiten vnterworffen / bedörfften nur der Verschonung / vnd köndten das stetige Anlauffen / Sorg vnd Vnruhe / so bey solchen Kriegsvbungen vnvermeydlich / ohne Vermehrung dero Kranckheiten vnd Abkürtzung deß Lebens nicht außbleiben: Solte etwan mit Jhrer Majestät vnter wehrender dieser Vnruhe sich ein Fall zutragen / so were nichts gewissers / dann daß die Cron Böheim gantz vom Hauß Oesterreich wegkommen würde / dann schon von langen Jahren hero hetten beyde Religionen / sonderlich die Evangelische / so sich im Land mächtig befinden / vber die langsame Hoff-Expeditiones, schlechte Außrichtungẽ / Eingriff in die Freyheiten / vngleiche Außtheilung der Empter / beschwerliche Vrtheil / gefährliche Procedirung vnd Handlung in Land Tägen / Vbermütigkeit / Falschheit vnd Geitz der Regenten / Vermessenheit der Geistlichen / Verachtung vnd Vndertrückung der Evangelischen / ein groß Mißtrawen / heimliche Vngedult vnd Sorg der Privirung jhrer Gerechtigkeit in die Hertzen gefaßt / vber etliche in den Oesterreichischen vnnd Steyrischen Landen fürgeloffene scharpffe Handlungen sich erstreckt / vnd da sie bey jetziger Keys. Majest. Remedirung verl offt / verspüreten sie sich viel mehr durch die Ministros eingetriebẽ / als zuvor durch die Schärpffe Weyland Königs Ferdinandi: die ernstliche Handlung Ertzhertzogs Caroli / der vnversehene Einfall Ertzhertzogs Leopoldt / die verdächtige Handlung deß Königs Ferdinandi / Ertzhertzogs Maximiliani / vnd Alberti (die Mittler hetten seyn sollẽ) Kriegshülffe / aller deren Rähte Träwung vnd Partheyische Lästerung / hetten fast alles Vertrawen von jhren Hertzẽ abgewendet / vnd schiene / sie die Böhmen trachteren entweder auff eine Reformation oder Enderung. Dahero auff alle gütliche schleunige Vermittelung / ohne Wehr vnd Waffen bey Zeiten zu gedencken were.

Auff die Designation vnd Crönung deß Königs Ferdinandi zu bawen were mißlich: dann schon vielmals in Vngarn / Böhmen vnd andern Ländern sich zugetragẽ / daß sie bey Lebzeiten eines regierenden Königs / Landsfürsten vnd Herrns benandte / erwöhlte vnd gecrönte Successores andern hetten weichen müssen / rc. Darumb alle Vrsachen zum Mißtrawen höchlich zuver hüten / damit man nicht das wenige / was newlich mit grosser Mühe vnd Sorg erworben / hernach mit leichtem Vbersehen dem gantzen Hauß Oesterreich verliere. Gleiches Nachdencken were auch bey der Victorj / Jhre Majest. vnd. Kön. W. brächten mit Hülff deß gantzen Hauses Oesterreich ein grosses Volck zusam̃en / darüber auch erfahrne Häupter gesetzt weren / solches würde ohne zweifel der Cron mercklichen Schaden zufügen. Solte aber Gott auff Jhr. Majest. seiten Vnglück verhängen / wie offt geschehe / so köndte die Gemeine weniger Maß halten / als ein Potentat / dörffte nicht allein in die Länder fallen / sondern es würde auch seinen Herren gantz verlieren / sich mit einem andern Herrn versichern / vnd es nimmer zu voriger Regierung kommẽ lassen. Were also ein hochgefährlich Wesen / es weren gleich die Böhmen vbermannet / oder nicht: Dann weren sie vbermannet / so geriethen sie in gefährliche Desperation / die were einem jeden Potentaten mit Fleiß zu vmbgehen / damit jhm nicht geschehe / wie Keyser Sigismundo / der nicht aller deß Papsts / deß Röm. Reichs / deß Ertzhertzogen Alberti vnd seiner Brüder zusammen gesetzten mächtigen Hülffen vnd Ernst

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0099" n="62"/>
gethan: aber da were grosser Vnterschiedt / dann die hetten die Stände nicht                      angetroffen / sondern seye durch Recht erkandl worden / das were nicht mit Krieg                      zugangen / hette auch Jhre Majestät nichts gekostet: Bey jetzigem Auffstandt                      aber seyen mächtige Stände vnd ein grosser Adel interessirt / Jhrer Majest.                      Werbungen seyen schwer / vnd köndte kein so grosse Victoria den auffgeloffenen                      Vnkosten vnd Schaden erstatten: wie dann kein Victoria / sie sey wie sie wölle /                      einem Potentaten Geldt eintrüge / sondern gebe allein territorium vnd regalia,                      so dieses Orts ohne das Jhrer Majest. zustünde / das Gelt aber bliebe dem Volck                      / Befelchshabern / Ministris vnd Officirern.</p>
          <p>König Ferdinandus hette im Jahr 47. vn&#x0303; 48. die Böhmen mehr als                      vorher kein König gethan / bezwungen / die meisten Geschlechter weren condemnirt                      gewesen / doch hette der Krieg mehr nicht erstattet / als die Victorj genutzet /                      dann die Ministri so vmb Jhre Majest. gewesen / hetten dardurch auffgenommen /                      Jhr. Majest. Schulden aber weren so weit vermehret worden / daß hernacher aller                      Gewinn den Böhmen wider zugestanden: Seydhero jhre Freyheiten die Keyserl.                      Majest. jhnen genommen / mehr vnd vber jhrer Vorältern Zeiten befestiget worden.                      Jhre Majestät hetten bißhero / als ein weiser Herr dero schweren Schulden-Last                      Jhr hoch angelegen seyn lassen / vnd in den jüngern Land Tag die benehmung der                      Außschuß zu dieser Berahtschlagung begehrt / welcher so hoch erwachsen / daß                      fast kein Mittel zur Abzahlung dessen zu erdencken / es were dann / daß                      beständige Ruhe vnd Frieden in dem Land einen Weg zeigeten. Solte nun Jhre                      Majest. sich in grosse Werbung einlassen / die Monatlich nit vnter 200000.                      Gülden sich belieffen / benebens die Länder sich täglich mehr erschöpfften /                      abödeten / an Mannschafft vnd Vermögen abnehmen / sonderlich aber die jenige /                      so vnter allen Jhr. Majest. Landen am meisten Schuldt hetten / vber sich nehmen                      solten vnd köndten: So würde hinfüro vnmüglich seyn auß der Last zukommen / vnd                      recht heissen mit dem güldenen Angel gefischet: darbey zubesorgen / daß alle                      Cammergüter / Stätte vnd Länder nicht endlichen in frembder Fürsten Hände / vnd                      gäntzlich vom Hauß Oesterreich hinweg kommen / dessen alles man vberhaben seyn                      köndte / wann Jhre M. ohne Waffen die Vnruhe zu dämpffen fürnehme. Nun were aber                      die eusserste Gefahr / so auß der Kriegswerbung Jhr. Majest. vnd dero Hauß                      Oesterreich zu besorgen / weit höher in Acht zunehmen: Dann zum Krieg weren                      allezeit die Vorschläge vnd Rähte Schein: vnd annehmlich / der Anfang leicht /                      das Mittel schwer vnd Mühsam / der Außgang vngewiß: Jhre Majest. weren hohes                      Alters / grossen Schwachheiten vnterworffen / bedörfften nur der Verschonung /                      vnd köndten das stetige Anlauffen / Sorg vnd Vnruhe / so bey solchen                      Kriegsvbungen vnvermeydlich / ohne Vermehrung dero Kranckheiten vnd Abkürtzung                      deß Lebens nicht außbleiben: Solte etwan mit Jhrer Majestät vnter wehrender                      dieser Vnruhe sich ein Fall zutragen / so were nichts gewissers / dann daß die                      Cron Böheim gantz vom Hauß Oesterreich wegkommen würde / dann schon von langen                      Jahren hero hetten beyde Religionen / sonderlich die Evangelische / so sich im                      Land mächtig befinden / vber die langsame Hoff-Expeditiones, schlechte                      Außrichtunge&#x0303; / Eingriff in die Freyheiten / vngleiche Außtheilung der Empter /                      beschwerliche Vrtheil / gefährliche Procedirung vnd Handlung in Land Tägen /                      Vbermütigkeit / Falschheit vnd Geitz der Regenten / Vermessenheit der                      Geistlichen / Verachtung vnd Vndertrückung der Evangelischen / ein groß                      Mißtrawen / heimliche Vngedult vnd Sorg der Privirung jhrer Gerechtigkeit in die                      Hertzen gefaßt / vber etliche in den Oesterreichischen vnnd Steyrischen Landen                      fürgeloffene scharpffe Handlungen sich erstreckt / vnd da sie bey jetziger Keys.                      Majest. Remedirung verl offt / verspüreten sie sich viel mehr durch die                      Ministros eingetriebe&#x0303; / als zuvor durch die Schärpffe Weyland Königs Ferdinandi:                      die ernstliche Handlung Ertzhertzogs Caroli / der vnversehene Einfall                      Ertzhertzogs Leopoldt / die verdächtige Handlung deß Königs Ferdinandi /                      Ertzhertzogs Maximiliani / vnd Alberti (die Mittler hetten seyn solle&#x0303;)                      Kriegshülffe / aller deren Rähte Träwung vnd Partheyische Lästerung / hetten                      fast alles Vertrawen von jhren Hertze&#x0303; abgewendet / vnd schiene / sie die Böhmen                      trachteren entweder auff eine Reformation oder Enderung. Dahero auff alle                      gütliche schleunige Vermittelung / ohne Wehr vnd Waffen bey Zeiten zu gedencken                      were.</p>
          <p>Auff die Designation vnd Crönung deß Königs Ferdinandi zu bawen were mißlich:                      dann schon vielmals in Vngarn / Böhmen vnd andern Ländern sich zugetrage&#x0303; / daß                      sie bey Lebzeiten eines regierenden Königs / Landsfürsten vnd Herrns benandte /                      erwöhlte vnd gecrönte Successores andern hetten weichen müssen / rc. Darumb alle                      Vrsachen zum Mißtrawen höchlich zuver hüten / damit man nicht das wenige / was                      newlich mit grosser Mühe vnd Sorg erworben / hernach mit leichtem Vbersehen dem                      gantzen Hauß Oesterreich verliere. Gleiches Nachdencken were auch bey der                      Victorj / Jhre Majest. vnd. Kön. W. brächten mit Hülff deß gantzen Hauses                      Oesterreich ein grosses Volck zusam&#x0303;en / darüber auch erfahrne                      Häupter gesetzt weren / solches würde ohne zweifel der Cron mercklichen Schaden                      zufügen. Solte aber Gott auff Jhr. Majest. seiten Vnglück verhängen / wie offt                      geschehe / so köndte die Gemeine weniger Maß halten / als ein Potentat / dörffte                      nicht allein in die Länder fallen / sondern es würde auch seinen Herren gantz                      verlieren / sich mit einem andern Herrn versichern / vnd es nimmer zu voriger                      Regierung komme&#x0303; lassen. Were also ein hochgefährlich Wesen / es weren gleich die                      Böhmen vbermannet / oder nicht: Dann weren sie vbermannet / so geriethen sie in                      gefährliche Desperation / die were einem jeden Potentaten mit Fleiß zu vmbgehen                      / damit jhm nicht geschehe / wie Keyser Sigismundo / der nicht aller deß Papsts                      / deß Röm. Reichs / deß Ertzhertzogen Alberti vnd seiner Brüder zusammen                      gesetzten mächtigen Hülffen vnd Ernst
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0099] gethan: aber da were grosser Vnterschiedt / dann die hetten die Stände nicht angetroffen / sondern seye durch Recht erkandl worden / das were nicht mit Krieg zugangen / hette auch Jhre Majestät nichts gekostet: Bey jetzigem Auffstandt aber seyen mächtige Stände vnd ein grosser Adel interessirt / Jhrer Majest. Werbungen seyen schwer / vnd köndte kein so grosse Victoria den auffgeloffenen Vnkosten vnd Schaden erstatten: wie dann kein Victoria / sie sey wie sie wölle / einem Potentaten Geldt eintrüge / sondern gebe allein territorium vnd regalia, so dieses Orts ohne das Jhrer Majest. zustünde / das Gelt aber bliebe dem Volck / Befelchshabern / Ministris vnd Officirern. König Ferdinandus hette im Jahr 47. vñ 48. die Böhmen mehr als vorher kein König gethan / bezwungen / die meisten Geschlechter weren condemnirt gewesen / doch hette der Krieg mehr nicht erstattet / als die Victorj genutzet / dann die Ministri so vmb Jhre Majest. gewesen / hetten dardurch auffgenommen / Jhr. Majest. Schulden aber weren so weit vermehret worden / daß hernacher aller Gewinn den Böhmen wider zugestanden: Seydhero jhre Freyheiten die Keyserl. Majest. jhnen genommen / mehr vnd vber jhrer Vorältern Zeiten befestiget worden. Jhre Majestät hetten bißhero / als ein weiser Herr dero schweren Schulden-Last Jhr hoch angelegen seyn lassen / vnd in den jüngern Land Tag die benehmung der Außschuß zu dieser Berahtschlagung begehrt / welcher so hoch erwachsen / daß fast kein Mittel zur Abzahlung dessen zu erdencken / es were dann / daß beständige Ruhe vnd Frieden in dem Land einen Weg zeigeten. Solte nun Jhre Majest. sich in grosse Werbung einlassen / die Monatlich nit vnter 200000. Gülden sich belieffen / benebens die Länder sich täglich mehr erschöpfften / abödeten / an Mannschafft vnd Vermögen abnehmen / sonderlich aber die jenige / so vnter allen Jhr. Majest. Landen am meisten Schuldt hetten / vber sich nehmen solten vnd köndten: So würde hinfüro vnmüglich seyn auß der Last zukommen / vnd recht heissen mit dem güldenen Angel gefischet: darbey zubesorgen / daß alle Cammergüter / Stätte vnd Länder nicht endlichen in frembder Fürsten Hände / vnd gäntzlich vom Hauß Oesterreich hinweg kommen / dessen alles man vberhaben seyn köndte / wann Jhre M. ohne Waffen die Vnruhe zu dämpffen fürnehme. Nun were aber die eusserste Gefahr / so auß der Kriegswerbung Jhr. Majest. vnd dero Hauß Oesterreich zu besorgen / weit höher in Acht zunehmen: Dann zum Krieg weren allezeit die Vorschläge vnd Rähte Schein: vnd annehmlich / der Anfang leicht / das Mittel schwer vnd Mühsam / der Außgang vngewiß: Jhre Majest. weren hohes Alters / grossen Schwachheiten vnterworffen / bedörfften nur der Verschonung / vnd köndten das stetige Anlauffen / Sorg vnd Vnruhe / so bey solchen Kriegsvbungen vnvermeydlich / ohne Vermehrung dero Kranckheiten vnd Abkürtzung deß Lebens nicht außbleiben: Solte etwan mit Jhrer Majestät vnter wehrender dieser Vnruhe sich ein Fall zutragen / so were nichts gewissers / dann daß die Cron Böheim gantz vom Hauß Oesterreich wegkommen würde / dann schon von langen Jahren hero hetten beyde Religionen / sonderlich die Evangelische / so sich im Land mächtig befinden / vber die langsame Hoff-Expeditiones, schlechte Außrichtungẽ / Eingriff in die Freyheiten / vngleiche Außtheilung der Empter / beschwerliche Vrtheil / gefährliche Procedirung vnd Handlung in Land Tägen / Vbermütigkeit / Falschheit vnd Geitz der Regenten / Vermessenheit der Geistlichen / Verachtung vnd Vndertrückung der Evangelischen / ein groß Mißtrawen / heimliche Vngedult vnd Sorg der Privirung jhrer Gerechtigkeit in die Hertzen gefaßt / vber etliche in den Oesterreichischen vnnd Steyrischen Landen fürgeloffene scharpffe Handlungen sich erstreckt / vnd da sie bey jetziger Keys. Majest. Remedirung verl offt / verspüreten sie sich viel mehr durch die Ministros eingetriebẽ / als zuvor durch die Schärpffe Weyland Königs Ferdinandi: die ernstliche Handlung Ertzhertzogs Caroli / der vnversehene Einfall Ertzhertzogs Leopoldt / die verdächtige Handlung deß Königs Ferdinandi / Ertzhertzogs Maximiliani / vnd Alberti (die Mittler hetten seyn sollẽ) Kriegshülffe / aller deren Rähte Träwung vnd Partheyische Lästerung / hetten fast alles Vertrawen von jhren Hertzẽ abgewendet / vnd schiene / sie die Böhmen trachteren entweder auff eine Reformation oder Enderung. Dahero auff alle gütliche schleunige Vermittelung / ohne Wehr vnd Waffen bey Zeiten zu gedencken were. Auff die Designation vnd Crönung deß Königs Ferdinandi zu bawen were mißlich: dann schon vielmals in Vngarn / Böhmen vnd andern Ländern sich zugetragẽ / daß sie bey Lebzeiten eines regierenden Königs / Landsfürsten vnd Herrns benandte / erwöhlte vnd gecrönte Successores andern hetten weichen müssen / rc. Darumb alle Vrsachen zum Mißtrawen höchlich zuver hüten / damit man nicht das wenige / was newlich mit grosser Mühe vnd Sorg erworben / hernach mit leichtem Vbersehen dem gantzen Hauß Oesterreich verliere. Gleiches Nachdencken were auch bey der Victorj / Jhre Majest. vnd. Kön. W. brächten mit Hülff deß gantzen Hauses Oesterreich ein grosses Volck zusam̃en / darüber auch erfahrne Häupter gesetzt weren / solches würde ohne zweifel der Cron mercklichen Schaden zufügen. Solte aber Gott auff Jhr. Majest. seiten Vnglück verhängen / wie offt geschehe / so köndte die Gemeine weniger Maß halten / als ein Potentat / dörffte nicht allein in die Länder fallen / sondern es würde auch seinen Herren gantz verlieren / sich mit einem andern Herrn versichern / vnd es nimmer zu voriger Regierung kommẽ lassen. Were also ein hochgefährlich Wesen / es weren gleich die Böhmen vbermannet / oder nicht: Dann weren sie vbermannet / so geriethen sie in gefährliche Desperation / die were einem jeden Potentaten mit Fleiß zu vmbgehen / damit jhm nicht geschehe / wie Keyser Sigismundo / der nicht aller deß Papsts / deß Röm. Reichs / deß Ertzhertzogen Alberti vnd seiner Brüder zusammen gesetzten mächtigen Hülffen vnd Ernst

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/99
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/99>, abgerufen am 15.05.2024.