Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.lution vnd Verordnung / aller schuldigkeit nach / ohne einiges widersprechen accommodiren sollen. Derowegen liessen es J. M. bey jhrer hievor mit wolbedachtem Rath genommener Resolution / vnd Proseqvirung dieses bereit angefangenen Reformation Wercks / wie auch dem von ermelten Reformations Commissarien in J. M. Namen publicirten Patent gentzlich verbleiben / welchem sie die Supplicanten / sampt den jren gehorsambst pariren / vnd J. May. mit dergleichen vnverantwortlichen Begehren / vnnd Schrifften gewißlich zu verschonen haben würden. Wie jnen dann auch hiermit perpetuum silentium imponirt / vnd darneben anbefohlen würde / daß sie hiervber in den negsten 3. Tagen deren Schrifften steller zu J. M. fernern Verordnung namhafft machen solten. Da aber die Supplicanten ichts in politicis vor zu bringen / vnd zu begehren / wölten J. May. solches gnädigst vernemmen / vnd sich der Gebühr nach darvber resolviren. Was aber dz angefangene Reformation Wesen vnd die angeregte scharpffe Proces für Noth vnnd Jammer in dem Ertzhertzogthumb Oesterreich ob der Enß angerichtet / vnnd welcher gestalt endlich der Bawren auffstand darauß entsprungen / Niderländische Geschichten. davon wollen wir hernach Meldung thun. Jetzo wollen wir nu besehen / was das 1624. Jahr vber zwischen den Spaniern vnd den vereinigten Staden in den Niederlanden vnd sonsten vorgeloffen. Graff Henrich vom Berg nimpt eine Impressa in die Velaw. Zu Eingang dieses Jahrs ist Graff Henrich von dem Berg General vber die Spanische Reuterey / auff beschehene Königliche Beratschlagung zu Madritt vnd zu Brüssel beschlossene Ordinantz / mit einer starcken Armada zu Roß vnd Fuß neben 11. Stück Geschütz vnd einer grossen Anzahl Wägen mit Profiant / Mist / Laternen / Sturmb gezeug / Munition vnd andern Kriegs bereitschafftten beladen / in grosser Kält auffgezogen / vnd erstlich Emmerich vor bey / darinnen die Gvarnison Tag vnnd Nacht in armis gewesen / marchirend / das Haupt gegen Frießland zu gestreckt / nachmals aber sich wider gewendet vnd zwischen Doußburg vnd Bronck horst vber die Issel passirt / vnnd ob er wol 4. Stück Geschütz mit vber nemmen wollen / ist doch das gröste gesuncken / also daß er nur drey hinvber gebracht vnnd die Vbrige bey dem Hauß Bronckhorst / welches er eingenommen vnd geplündert / stehen lassen. Als er nun vber die Issel kommen hat er beym Dierer Busch viel Bäum abhawen lassen / vnnd Fuß Volck daselbs vor einem Vberfall sich zu verschantzen angeordnet / er aber hat mit der Reutterey seyn Qvartier zu Middachten / drithalbe Stund von Arnheim abgelegen genommen. Seyn Volck hat daherumb viel Dörffer geplündert / eines / Namens Spanckeren / wie auch etliche Höff / vngeachtet das Brennen ernstlich verbotten / angezündet vnnd ein grosse Forcht vnd Flucht vnder dem Land Volck erreget. Weil nu Graff Moritz vnd die Staden besorget / es würde auf Arnheimb bey solchen Zustand etwas tentirt werden / haben sie den Obristen Marquet mit mehrem Kriegs Volck hinein geschickt. Der hat gute Ordnung vnd der Gvarnison vnd Bürgerschafft angestellet. Dessen aber vngeachtet ist Graff Henrich vom Berg mit der Reutterey vnd etlichen Fuß Volck beneben zweyen Stücken Geschütz auf gerat wol darfür kommen / sich auff dem Berg beym Hochgericht sehen / vnd neben der Anblasung etlich Schüß hinein thun lassen / denen die in der Statt tapffer antworteten. Darauff sandte Graff Henrich ein in die Statt / vmb etliche / so gefangen worden / loß zu machen / ließ darneben Spott weiß fragen / ob die Herrn begerten von jm ein Salva Qvardi in Graff Ernsten von Nassaw Spielhauß ein zu legen? Weil dann ein schlechte Antwort erfolgt / vnd er wol erachttn können / daß deß Orths / bevorauß in der grossen Kält / kein Rath zu schaffen / vnd der eingeiagte Schrecken nit früchten wollen / ist er in guter Ordnung von dannen / vnd förter ins Land biß gen Ede gerucket / in welchen Flecken er sich losiret / vnd seyn Volck sich wollen recreiren lassen. Als sie aber am besten vermeint zu seyn / sind von Graff Moritzen zu Nacht etliche Trompetter vnd Heertrommler darfür kommen / welche im Bezirck Allarm geblassen vnnd geschlagen. Dieweil nun die Spanische vermeint / der Feind were mit gantzer Macht vorhanden / haben sie Tisch vnd Bänck vmbgeworffen vnnd sich auff die Flucht begeben / hinderlassende viel gefangene Bawren vnd Zäum / damit sie die gebeutete Pferd fort zu bringen vermeint; in solchem jhrem Abzug haben sie einen Stall angezündet / davon in 16. Häuser abgebrandt. Als nu Graff Henrich nachmals vekundschafftet / daß Printz Moritz mit seinem Bruder Printz Henrich Friderich ein starcke Armada zu Roß vnd Fuß versambleten / vnd das Fuß Volck meisten theils / damit es in Eyl / vnd vor der Kältetwas gesichert könte fortgebracht werden / in Schlitten ordneten / auch albereit mit 40. Stücken Geschütz neben der Reutterey zu Vtrecht angelangt weren / hat er sich nicht weiterwagen / noch der Enden lenger verharren vnd jhrer Zukunfft erwarten wollen / sonderlich weil die grosse Kält nachgelassen / vnd Schnee Regen vnd Thaw wetter eingefallen. Derowegen er vber die noch vberfrorne Issel / weil das Eiß noch getragen / wider marchiret. Ober nun wol scharpffe Disciplin vnderm Kriegs Volck zu halten gebotten / hat doch ein Theil desselben / vngeachtet die Velawische Refier sich in Contribution ergeben / gar barbarisch mit den Land sassen gehausset / viel Mann vnnd Weiber nackend außgezogen vnnd in der Spanier ziehen mit schlechter verrichtung wider auß der Velaw. grossen Kälte von Hauß vnnd Hoff verjaget / Frawen / Jungfrawen / vnd junge Töchter von 10. 11. vnnd 12. Jahren geschändet vnnd verderbet / Wein vnnd Bier / an dessen Statt sie nachmals Wasser trincken müssen / bey Plünderung der Edelleut Häusser / auff die Erden lauffen lassen / viel junge Kinder / deren Eltern auß Schrecken vnnd Forcht entlauffen / sind erfroren Todt gefunden worden. Hin / vnd wider sind auch viel Spanische durch die grosse Kält hingerichtet worden / vielen sind Nasen / Ohren / Händ vnd Füß erfroren / daß man jnen solche hernach lution vnd Verordnung / aller schuldigkeit nach / ohne einiges widersprechen accommodiren sollen. Derowegen liessen es J. M. bey jhrer hievor mit wolbedachtem Rath genommener Resolution / vnd Proseqvirung dieses bereit angefangenen Reformation Wercks / wie auch dem von ermelten Reformations Commissarien in J. M. Namen publicirten Patent gentzlich verbleiben / welchem sie die Supplicanten / sampt den jren gehorsambst pariren / vnd J. May. mit dergleichen vnverantwortlichen Begehren / vnnd Schrifften gewißlich zu verschonen haben würden. Wie jnen dann auch hiermit perpetuum silentium imponirt / vnd darneben anbefohlen würde / daß sie hiervber in den negsten 3. Tagen deren Schrifften steller zu J. M. fernern Verordnung namhafft machen solten. Da aber die Supplicanten ichts in politicis vor zu bringen / vnd zu begehren / wölten J. May. solches gnädigst vernemmen / vnd sich der Gebühr nach darvber resolviren. Was aber dz angefangene Reformation Wesen vnd die angeregte scharpffe Proces für Noth vnnd Jammer in dem Ertzhertzogthumb Oesterreich ob der Enß angerichtet / vnnd welcher gestalt endlich der Bawren auffstand darauß entsprungẽ / Niderländische Geschichten. davon wollen wir hernach Meldung thun. Jetzo wollen wir nu besehen / was das 1624. Jahr vber zwischen den Spaniern vnd den vereinigten Staden in den Niederlanden vnd sonsten vorgeloffen. Graff Henrich vom Berg nimpt eine Impressa in die Velaw. Zu Eingang dieses Jahrs ist Graff Henrich von dem Berg General vber die Spanische Reuterey / auff beschehene Königliche Beratschlagung zu Madritt vñ zu Brüssel beschlossene Ordinantz / mit einer starcken Armada zu Roß vnd Fuß neben 11. Stück Geschütz vnd einer grossen Anzahl Wägen mit Profiant / Mist / Laternen / Sturmb gezeug / Munition vnd andern Kriegs bereitschafftten beladen / in grosser Kält auffgezogen / vnd erstlich Emmerich vor bey / darinnen die Gvarnison Tag vnnd Nacht in armis gewesen / marchirend / das Haupt gegen Frießlãd zu gestreckt / nachmals aber sich wider gewendet vnd zwischen Doußburg vnd Bronck horst vber die Issel passirt / vnnd ob er wol 4. Stück Geschütz mit vber nemmen wollen / ist doch das gröste gesuncken / also daß er nur drey hinvber gebracht vnnd die Vbrige bey dem Hauß Bronckhorst / welches er eingenommen vnd geplündert / stehen lassen. Als er nun vber die Issel kommen hat er beym Dierer Busch viel Bäum abhawen lassen / vnnd Fuß Volck daselbs vor einem Vberfall sich zu verschantzen angeordnet / er aber hat mit der Reutterey seyn Qvartier zu Middachten / drithalbe Stund von Arnheim abgelegen genommen. Seyn Volck hat daherumb viel Dörffer geplündert / eines / Namens Spanckeren / wie auch etliche Höff / vngeachtet das Brennen ernstlich verbotten / angezündet vnnd ein grosse Forcht vnd Flucht vnder dem Land Volck erreget. Weil nu Graff Moritz vnd die Staden besorget / es würde auf Arnheimb bey solchẽ Zustand etwas tentirt werden / habẽ sie den Obristẽ Marquet mit mehrem Kriegs Volck hinein geschickt. Der hat gute Ordnung vnd der Gvarnison vñ Bürgerschafft angestellet. Dessen aber vngeachtet ist Graff Henrich vom Berg mit der Reutterey vnd etlichẽ Fuß Volck beneben zweyen Stücken Geschütz auf gerat wol darfür kommen / sich auff dem Berg beym Hochgericht sehen / vnd neben der Anblasung etlich Schüß hinein thũ lassen / denen die in der Statt tapffer antworteten. Darauff sandte Graff Henrich ein in die Statt / vmb etliche / so gefangen wordẽ / loß zu machen / ließ darneben Spott weiß fragẽ / ob die Herrn begertẽ von jm ein Salva Qvardi in Graff Ernstẽ von Nassaw Spielhauß ein zu legen? Weil dann ein schlechte Antwort erfolgt / vnd er wol erachttn können / daß deß Orths / bevorauß in der grossen Kält / kein Rath zu schaffẽ / vnd der eingeiagte Schrecken nit früchten wollen / ist er in guter Ordnung von dannen / vñ förter ins Land biß gen Ede gerucket / in welchen Flecken er sich losiret / vnd seyn Volck sich wollen recreiren lassen. Als sie aber am besten vermeint zu seyn / sind von Graff Moritzen zu Nacht etliche Trompetter vnd Heertrommler darfür kommen / welche im Bezirck Allarm geblassen vnnd geschlagen. Dieweil nun die Spanische vermeint / der Feind were mit gantzer Macht vorhanden / haben sie Tisch vnd Bänck vmbgeworffen vnnd sich auff die Flucht begeben / hinderlassende viel gefangene Bawren vnd Zäum / damit sie die gebeutete Pferd fort zu bringen vermeint; in solchem jhrem Abzug haben sie einen Stall angezündet / davon in 16. Häuser abgebrandt. Als nu Graff Henrich nachmals vekundschafftet / daß Printz Moritz mit seinem Bruder Printz Henrich Friderich ein starcke Armada zu Roß vnd Fuß versambleten / vnd das Fuß Volck meisten theils / damit es in Eyl / vnd vor der Kältetwas gesichert könte fortgebracht werden / in Schlitten ordneten / auch albereit mit 40. Stücken Geschütz neben der Reutterey zu Vtrecht angelangt weren / hat er sich nicht weiterwagen / noch der Enden lenger verharren vnd jhrer Zukunfft erwarten wollen / sonderlich weil die grosse Kält nachgelassen / vnd Schnee Regen vnd Thaw wetter eingefallen. Derowegen er vber die noch vberfrorne Issel / weil das Eiß noch getragen / wider marchiret. Ober nun wol scharpffe Disciplin vnderm Kriegs Volck zu halten gebotten / hat doch ein Theil desselben / vngeachtet die Velawische Refier sich in Contribution ergeben / gar barbarisch mit den Land sassen gehausset / viel Mann vnnd Weiber nackend außgezogen vnnd in der Spanier ziehen mit schlechter verrichtung wider auß der Velaw. grossen Kälte von Hauß vnnd Hoff verjaget / Frawen / Jungfrawen / vnd junge Töchter von 10. 11. vnnd 12. Jahren geschändet vnnd verderbet / Wein vnnd Bier / an dessen Statt sie nachmals Wasser trincken müssen / bey Plünderung der Edelleut Häusser / auff die Erden lauffen lassen / viel junge Kinder / deren Eltern auß Schrecken vnnd Forcht entlauffen / sind erfroren Todt gefunden worden. 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M. fernern Verordnung namhafft machen solten.</p> <p>Da aber die Supplicanten ichts in politicis vor zu bringen / vnd zu begehren / wölten J. May. solches gnädigst vernemmen / vnd sich der Gebühr nach darvber resolviren.</p> <p>Was aber dz angefangene Reformation Wesen vnd die angeregte scharpffe Proces für Noth vnnd Jammer in dem Ertzhertzogthumb Oesterreich ob der Enß angerichtet / vnnd welcher gestalt endlich der Bawren auffstand darauß entsprungẽ / <note place="left">Niderländische Geschichten.</note> davon wollen wir hernach Meldung thun. Jetzo wollen wir nu besehen / was das 1624. Jahr vber zwischen den Spaniern vnd den vereinigten Staden in den Niederlanden vnd sonsten vorgeloffen.</p> <p><note place="left">Graff Henrich vom Berg nimpt eine Impressa in die Velaw.</note> Zu Eingang dieses Jahrs ist Graff Henrich von dem Berg General vber die Spanische Reuterey / auff beschehene Königliche Beratschlagung zu Madritt vñ zu Brüssel beschlossene Ordinantz / mit einer starcken Armada zu Roß vnd Fuß neben 11. Stück Geschütz vnd einer grossen Anzahl Wägen mit Profiant / Mist / Laternen / Sturmb gezeug / Munition vnd andern Kriegs bereitschafftten beladen / in grosser Kält auffgezogen / vnd erstlich Emmerich vor bey / darinnen die Gvarnison Tag vnnd Nacht in armis gewesen / marchirend / das Haupt gegen Frießlãd zu gestreckt / nachmals aber sich wider gewendet vnd zwischen Doußburg vnd Bronck horst vber die Issel passirt / vnnd ob er wol 4. Stück Geschütz mit vber nemmen wollen / ist doch das gröste gesuncken / also daß er nur drey hinvber gebracht vnnd die Vbrige bey dem Hauß Bronckhorst / welches er eingenommen vnd geplündert / stehen lassen. Als er nun vber die Issel kommen hat er beym Dierer Busch viel Bäum abhawen lassen / vnnd Fuß Volck daselbs vor einem Vberfall sich zu verschantzen angeordnet / er aber hat mit der Reutterey seyn Qvartier zu Middachten / drithalbe Stund von Arnheim abgelegen genommen. Seyn Volck hat daherumb viel Dörffer geplündert / eines / Namens Spanckeren / wie auch etliche Höff / vngeachtet das Brennen ernstlich verbotten / angezündet vnnd ein grosse Forcht vnd Flucht vnder dem Land Volck erreget.</p> <p>Weil nu Graff Moritz vnd die Staden besorget / es würde auf Arnheimb bey solchẽ Zustand etwas tentirt werden / habẽ sie den Obristẽ Marquet mit mehrem Kriegs Volck hinein geschickt. Der hat gute Ordnung vnd der Gvarnison vñ Bürgerschafft angestellet. Dessen aber vngeachtet ist Graff Henrich vom Berg mit der Reutterey vnd etlichẽ Fuß Volck beneben zweyen Stücken Geschütz auf gerat wol darfür kommen / sich auff dem Berg beym Hochgericht sehen / vnd neben der Anblasung etlich Schüß hinein thũ lassen / denen die in der Statt tapffer antworteten. Darauff sandte Graff Henrich ein in die Statt / vmb etliche / so gefangen wordẽ / loß zu machen / ließ darneben Spott weiß fragẽ / ob die Herrn begertẽ von jm ein Salva Qvardi in Graff Ernstẽ von Nassaw Spielhauß ein zu legen? Weil dann ein schlechte Antwort erfolgt / vnd er wol erachttn können / daß deß Orths / bevorauß in der grossen Kält / kein Rath zu schaffẽ / vnd der eingeiagte Schrecken nit früchten wollen / ist er in guter Ordnung von dannen / vñ förter ins Land biß gen Ede gerucket / in welchen Flecken er sich losiret / vnd seyn Volck sich wollen recreiren lassen. Als sie aber am besten vermeint zu seyn / sind von Graff Moritzen zu Nacht etliche Trompetter vnd Heertrommler darfür kommen / welche im Bezirck Allarm geblassen vnnd geschlagen. Dieweil nun die Spanische vermeint / der Feind were mit gantzer Macht vorhanden / haben sie Tisch vnd Bänck vmbgeworffen vnnd sich auff die Flucht begeben / hinderlassende viel gefangene Bawren vnd Zäum / damit sie die gebeutete Pferd fort zu bringen vermeint; in solchem jhrem Abzug haben sie einen Stall angezündet / davon in 16. Häuser abgebrandt.</p> <p>Als nu Graff Henrich nachmals vekundschafftet / daß Printz Moritz mit seinem Bruder Printz Henrich Friderich ein starcke Armada zu Roß vnd Fuß versambleten / vnd das Fuß Volck meisten theils / damit es in Eyl / vnd vor der Kältetwas gesichert könte fortgebracht werden / in Schlitten ordneten / auch albereit mit 40. Stücken Geschütz neben der Reutterey zu Vtrecht angelangt weren / hat er sich nicht weiterwagen / noch der Enden lenger verharren vnd jhrer Zukunfft erwarten wollen / sonderlich weil die grosse Kält nachgelassen / vnd Schnee Regen vnd Thaw wetter eingefallen. Derowegen er vber die noch vberfrorne Issel / weil das Eiß noch getragen / wider marchiret. Ober nun wol scharpffe Disciplin vnderm Kriegs Volck zu halten gebotten / hat doch ein Theil desselben / vngeachtet die Velawische Refier sich in Contribution ergeben / gar barbarisch mit den Land sassen gehausset / viel Mann vnnd Weiber nackend außgezogen vnnd in der <note place="right">Spanier ziehen mit schlechter verrichtung wider auß der Velaw.</note> grossen Kälte von Hauß vnnd Hoff verjaget / Frawen / Jungfrawen / vnd junge Töchter von 10. 11. vnnd 12. Jahren geschändet vnnd verderbet / Wein vnnd Bier / an dessen Statt sie nachmals Wasser trincken müssen / bey Plünderung der Edelleut Häusser / auff die Erden lauffen lassen / viel junge Kinder / deren Eltern auß Schrecken vnnd Forcht entlauffen / sind erfroren Todt gefunden worden. Hin / vnd wider sind auch viel Spanische durch die grosse Kält hingerichtet worden / vielen sind Nasen / Ohren / Händ vnd Füß erfroren / daß man jnen solche hernach</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [934/1043]
lution vnd Verordnung / aller schuldigkeit nach / ohne einiges widersprechen accommodiren sollen.
Derowegen liessen es J. M. bey jhrer hievor mit wolbedachtem Rath genommener Resolution / vnd Proseqvirung dieses bereit angefangenen Reformation Wercks / wie auch dem von ermelten Reformations Commissarien in J. M. Namen publicirten Patent gentzlich verbleiben / welchem sie die Supplicanten / sampt den jren gehorsambst pariren / vnd J. May. mit dergleichen vnverantwortlichen Begehren / vnnd Schrifften gewißlich zu verschonen haben würden. Wie jnen dann auch hiermit perpetuum silentium imponirt / vnd darneben anbefohlen würde / daß sie hiervber in den negsten 3. Tagen deren Schrifften steller zu J. M. fernern Verordnung namhafft machen solten.
Da aber die Supplicanten ichts in politicis vor zu bringen / vnd zu begehren / wölten J. May. solches gnädigst vernemmen / vnd sich der Gebühr nach darvber resolviren.
Was aber dz angefangene Reformation Wesen vnd die angeregte scharpffe Proces für Noth vnnd Jammer in dem Ertzhertzogthumb Oesterreich ob der Enß angerichtet / vnnd welcher gestalt endlich der Bawren auffstand darauß entsprungẽ / davon wollen wir hernach Meldung thun. Jetzo wollen wir nu besehen / was das 1624. Jahr vber zwischen den Spaniern vnd den vereinigten Staden in den Niederlanden vnd sonsten vorgeloffen.
Niderländische Geschichten. Zu Eingang dieses Jahrs ist Graff Henrich von dem Berg General vber die Spanische Reuterey / auff beschehene Königliche Beratschlagung zu Madritt vñ zu Brüssel beschlossene Ordinantz / mit einer starcken Armada zu Roß vnd Fuß neben 11. Stück Geschütz vnd einer grossen Anzahl Wägen mit Profiant / Mist / Laternen / Sturmb gezeug / Munition vnd andern Kriegs bereitschafftten beladen / in grosser Kält auffgezogen / vnd erstlich Emmerich vor bey / darinnen die Gvarnison Tag vnnd Nacht in armis gewesen / marchirend / das Haupt gegen Frießlãd zu gestreckt / nachmals aber sich wider gewendet vnd zwischen Doußburg vnd Bronck horst vber die Issel passirt / vnnd ob er wol 4. Stück Geschütz mit vber nemmen wollen / ist doch das gröste gesuncken / also daß er nur drey hinvber gebracht vnnd die Vbrige bey dem Hauß Bronckhorst / welches er eingenommen vnd geplündert / stehen lassen. Als er nun vber die Issel kommen hat er beym Dierer Busch viel Bäum abhawen lassen / vnnd Fuß Volck daselbs vor einem Vberfall sich zu verschantzen angeordnet / er aber hat mit der Reutterey seyn Qvartier zu Middachten / drithalbe Stund von Arnheim abgelegen genommen. Seyn Volck hat daherumb viel Dörffer geplündert / eines / Namens Spanckeren / wie auch etliche Höff / vngeachtet das Brennen ernstlich verbotten / angezündet vnnd ein grosse Forcht vnd Flucht vnder dem Land Volck erreget.
Graff Henrich vom Berg nimpt eine Impressa in die Velaw. Weil nu Graff Moritz vnd die Staden besorget / es würde auf Arnheimb bey solchẽ Zustand etwas tentirt werden / habẽ sie den Obristẽ Marquet mit mehrem Kriegs Volck hinein geschickt. Der hat gute Ordnung vnd der Gvarnison vñ Bürgerschafft angestellet. Dessen aber vngeachtet ist Graff Henrich vom Berg mit der Reutterey vnd etlichẽ Fuß Volck beneben zweyen Stücken Geschütz auf gerat wol darfür kommen / sich auff dem Berg beym Hochgericht sehen / vnd neben der Anblasung etlich Schüß hinein thũ lassen / denen die in der Statt tapffer antworteten. Darauff sandte Graff Henrich ein in die Statt / vmb etliche / so gefangen wordẽ / loß zu machen / ließ darneben Spott weiß fragẽ / ob die Herrn begertẽ von jm ein Salva Qvardi in Graff Ernstẽ von Nassaw Spielhauß ein zu legen? Weil dann ein schlechte Antwort erfolgt / vnd er wol erachttn können / daß deß Orths / bevorauß in der grossen Kält / kein Rath zu schaffẽ / vnd der eingeiagte Schrecken nit früchten wollen / ist er in guter Ordnung von dannen / vñ förter ins Land biß gen Ede gerucket / in welchen Flecken er sich losiret / vnd seyn Volck sich wollen recreiren lassen. Als sie aber am besten vermeint zu seyn / sind von Graff Moritzen zu Nacht etliche Trompetter vnd Heertrommler darfür kommen / welche im Bezirck Allarm geblassen vnnd geschlagen. Dieweil nun die Spanische vermeint / der Feind were mit gantzer Macht vorhanden / haben sie Tisch vnd Bänck vmbgeworffen vnnd sich auff die Flucht begeben / hinderlassende viel gefangene Bawren vnd Zäum / damit sie die gebeutete Pferd fort zu bringen vermeint; in solchem jhrem Abzug haben sie einen Stall angezündet / davon in 16. Häuser abgebrandt.
Als nu Graff Henrich nachmals vekundschafftet / daß Printz Moritz mit seinem Bruder Printz Henrich Friderich ein starcke Armada zu Roß vnd Fuß versambleten / vnd das Fuß Volck meisten theils / damit es in Eyl / vnd vor der Kältetwas gesichert könte fortgebracht werden / in Schlitten ordneten / auch albereit mit 40. Stücken Geschütz neben der Reutterey zu Vtrecht angelangt weren / hat er sich nicht weiterwagen / noch der Enden lenger verharren vnd jhrer Zukunfft erwarten wollen / sonderlich weil die grosse Kält nachgelassen / vnd Schnee Regen vnd Thaw wetter eingefallen. Derowegen er vber die noch vberfrorne Issel / weil das Eiß noch getragen / wider marchiret. Ober nun wol scharpffe Disciplin vnderm Kriegs Volck zu halten gebotten / hat doch ein Theil desselben / vngeachtet die Velawische Refier sich in Contribution ergeben / gar barbarisch mit den Land sassen gehausset / viel Mann vnnd Weiber nackend außgezogen vnnd in der grossen Kälte von Hauß vnnd Hoff verjaget / Frawen / Jungfrawen / vnd junge Töchter von 10. 11. vnnd 12. Jahren geschändet vnnd verderbet / Wein vnnd Bier / an dessen Statt sie nachmals Wasser trincken müssen / bey Plünderung der Edelleut Häusser / auff die Erden lauffen lassen / viel junge Kinder / deren Eltern auß Schrecken vnnd Forcht entlauffen / sind erfroren Todt gefunden worden. Hin / vnd wider sind auch viel Spanische durch die grosse Kält hingerichtet worden / vielen sind Nasen / Ohren / Händ vnd Füß erfroren / daß man jnen solche hernach
Spanier ziehen mit schlechter verrichtung wider auß der Velaw.
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