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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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anders / als jhnen selbs die Schuldt zuzumessen.

Königs Ferdinandi Schreiben an die Böheimische Stände / wegen seiner begehrten Intercession. Mit diesem Schreiben hat auch König Ferdinandus den Böhmischen Ständen / wegen der von jhme begehrten Intercession / nachfolgender weise geantwortet: Er hette so baldt von der Zeit an / als er von diesem gefährlichen Wesen etwas vernommen / auß besonderer Lieb vnd Affection gegen dem Königreich Böheim / nicht vnderlassen / auch deßwegen noch vnersuchet / Jhre Keyserliche Majest. dahin zuvermögen / daß diesem Vnwesen bey Zeiten Raht geschafft würde: wolte auch noch ferrner solche seine Intercession forttreiben / vnd bey Jhr. Keyserl. Majest. (wo sie nur selbsten jhnen nicht verhinderlich seyen / sondern zu seinen Vätterlichen Befehlen vnd Erklärungen sich bequemen würden) daß alle Vnruhe in der Güte beygelegt würde / außrichten.

Mährische Stände kommen nach Prag. Vnter diesen gewechselten Schreiben / seynd der Mährischen Stände abgesandte zu Prag ankommen / vnd haben die Böhmen zum Frieden vermahnet / darneben vermeldet / daß das Marggraffthumb Mähren / ehe es von den Vrsachen dieser Vnruhe besser vnterrichtet / die begehrte Hülffe nicht leisten köndte / dar auff jhnen die grosse Böheimische Apologj / sich darinnen zu ersehen fürgelegt worden.

Schlesische Fürsten vnd Stände versprechen den Böhmi Hülffe. Die Schlesische Fürsten vnd Stände / weil sie auch von den Böhmen / neben der begehrten Intercession / vmb die / wegen jhrer Vnion schuldige Hülff angeruffen worden / haben eine Versamblung zu Breßlaw angestellt / vnd nach vielfältiger Berahtschlagung / beschlossen / daß / weil sie auch in jhrer Religions Vbungen ein gute Zeit hero von den Römisch-Catholischen hart angefochten / auff jeden begebenden Fall etlich Tausendt Mann zu Roß vnd Fuß geworben / vnd davon den Böhmen eine Anzahl zugeschickt werden solte. Doch haben sie bemeldte Hülffleystung gantz allein auff den Religions Puncten gesetzt / vnd auff die Maß vnd Weise / wie es die Vnion erforderte / allerdings conditionirt / vnd vorbehalten / so baldt beyderseits Religions Beschwerden abgeholffen / vnd de amplius non turbando Sicherung gemacht seyn würde / daß alsdann die Hülffe wider ab: vnd zurück geführet werden solte.

Vermahnen die Böhmen gütliche Mittel anzunehmen. Doch ehe sie solche versprochene Kriegshülffe fortgeschickt / haben sie nicht allein durch sonderliche Abgesandte bey den Böhmischen Ständen / daß sie moderata Consilia vnd billiche glimpffliche Mittel nicht auß schlagen solten / Anmahnung thun lassen / sondern auch an die Keyserliche Majestät Schlesische Fürsten vnd Stände bringen jhre Religionsbeschwerden beym Keyser an / vnd suchen / der Böhmischen Vnruhe in der Güte abzuhelffen. ein anschenliche Legation abgefertiget / bey welcher der Hertzog zu Lignitz vnd Brieg / Herr Johann Christian / Obrister Hauptmann in Ober: vnd Nider Schlesien mit zwey hundert Personen gewesen / die bey Keys. Majest. jhre Beschwerden / welche sie nun ein gute Zeit hero in jhrer Religion erlitten / angebracht / vnd vmb Abhelffung deroselben demütig gebeten: darneben auch wegen der Böhmischen Vnruhe deroselben zu Gemüth geführet / was für grosse Gefahr bey solchen Empörungen zu beförchten / wie offtmals bey gantzen Königreichen vnd Fürstenthumben hierdurch die grösseste Enderung sich begeben / auch wol gantze Länder zu Grundt giengen / vnd was sonsten bey dergleichen Zerrüttungen für Vngemach / ja ensserste Noth Schuldige vnd Vnschuldige außstehen müsten / inmassen dann ein jeder Krieg nichts anders / als allerley Vnheil in Religions: vnd Prophan Sachen mit sich brächte / vnd köndte kein Jammer vnd Vnglück so groß seyn / daß nicht hiebey zuverspüren: Derowegen gebetten / daß J. M. den allergelindesten Weg ergreiffen / vnd solche Mittel an die Handt nehmen wolte / dardurch alle Gefährlichkeit möchten vermitten / vnd die Länder zur Ruhe gesetzt werden. Bevorab / weil auch etliche Chur: vnd Fürstliche Häuser so innständig vmb gütliche Bergleichung anhielten.

Keyser Matthias befiehlt eine Versamblung zu Breßlaw zu halten. Hier auff hat der Keyser eine Versamblung der Fürsten vnd Stände zu Breßlaw anzustellen befohlen / mit vermelden / daß er zu ferrnerer der Sachen Beschaffenheit Erkündigung / vnd Erklärung deß Böheimischen Vnwesens seine Commissarien abordnen wolte.

Nachdem nun diese Versamblung jhren Anfang Schlesier bitten nochmalen schrifftlich den Keyser / dem Böhmischen Vnwesen in der Güte abzuhelffen / mit vermeldung / daß sie sonsten / weil es eine Religionssach seye / jhnen mit Hülff beyspringen müßten. genommen / haben alsbaldt die Fürsten vnd Stände / als sie den Anzug deß Keyserl. Volcks nach Böhmen vernommen / den 28. Augusti an den Keyser eine Bittschrifft abgehen lassen / dieses Innhalts: Jhrer Majest. wolten die Böheimische Vnruhe vielmehr durch glimpffliche Mittel / als durch Fortstellung der Kriegsmacht zu einem friedlichen Stand bringen: derohalben dero fortgeschicktes Kriegsvolck von den Böheimischen Grentzen zurück abfordern / vnd die jenige Intention ergreiffen / welche zur gütlichen Vergleichung ersprießlich seyen / vnd dardurch das entstandene vnwesen abgewendt / vnd alles zu einem erwünschten ruhigen Stand wider gebracht werden möchte. Darnach / in Ansehung dieses fürnämlich die Religionssach betreffen thu / J. M. sie nicht verdencken wolte / daß sie jhrer / in deren zwischen denen sub Vtraque in Böhmen / vnd denen Augspurgischen Confessions Verwandten Fürsten vnd Ständen in Schlesien auffgerichteten Vnion / in Puncto Religionis, so thewer vnd hochversprochenen Hülff (doch nicht wider J. M. Keyserl. vnd Königliche Person) numehr Folge leysten / vnd mit derselben Keyser Matthias läßt den Schlesiern anmelden / daß das Böhmische Wesen kein Religionssach seye / vnd sie deßwegen auch derselben sich nicht anzunehmen hetten. sich gebühr-vnd verantwortlich erzeigen müssen.

Auff diß hat der Keyser etliche Commissarien nach Breßlaw abgeordnet / die in seinem Namen den Fürsten vnd Ständen fürgebracht / was massen die Böhmische Vnruh auß keinen Religionssachen / sondern allein auß Politischen Excessen jhren vrsprung genommen: derhalben auch selbige die mit den Fürsten vnd Ständen getroffene Vnion nit angienge / vnd hetten sie sich mit einziger Hülffleistung der jenigen / so solche Exceß verübt / nit anzunemmen.

Auff solches Keyserliche Anbringen haben die bemelte Fürsten vnd Stände jhre Meynung dem Keyser zugesendet / nämlich daß sie nicht anders Schlesier erkennen das Böhmische Wesen für ein Religionssach. befinden köndten / als daß dieses alles / was bißhero im Königreich Böhmen fürgeloffen / nichts anders / als die Religion vnd deroselben Turbirung anlangete / vnd daß sie sich dahero für

anders / als jhnen selbs die Schuldt zuzumessen.

Königs Ferdinandi Schreiben an die Böheimische Stände / wegen seiner begehrten Intercession. Mit diesem Schreiben hat auch König Ferdinandus den Böhmischen Ständen / wegen der von jhme begehrten Intercession / nachfolgender weise geantwortet: Er hette so baldt von der Zeit an / als er von diesem gefährlichen Wesen etwas vernommen / auß besonderer Lieb vnd Affection gegen dem Königreich Böheim / nicht vnderlassen / auch deßwegen noch vnersuchet / Jhre Keyserliche Majest. dahin zuvermögen / daß diesem Vnwesen bey Zeitẽ Raht geschafft würde: wolte auch noch ferrner solche seine Intercession forttreiben / vnd bey Jhr. Keyserl. Majest. (wo sie nur selbsten jhnen nicht verhinderlich seyen / sondern zu seinen Vätterlichen Befehlen vnd Erklärungen sich bequemen würden) daß alle Vnruhe in der Güte beygelegt würde / außrichten.

Mährische Stände kom̃en nach Prag. Vnter diesen gewechselten Schreiben / seynd der Mährischen Stände abgesandte zu Prag ankommen / vnd haben die Böhmen zum Frieden vermahnet / darneben vermeldet / daß das Marggraffthumb Mähren / ehe es von den Vrsachen dieser Vnruhe besser vnterrichtet / die begehrte Hülffe nicht leisten köndte / dar auff jhnen die grosse Böheimische Apologj / sich darinnen zu ersehen fürgelegt worden.

Schlesische Fürstẽ vnd Stände versprechen den Böhmi Hülffe. Die Schlesische Fürsten vnd Stände / weil sie auch von den Böhmen / neben der begehrten Intercession / vmb die / wegen jhrer Vnion schuldige Hülff angeruffen worden / haben eine Versamblung zu Breßlaw angestellt / vnd nach vielfältiger Berahtschlagung / beschlossen / daß / weil sie auch in jhrer Religions Vbungen ein gute Zeit hero von den Römisch-Catholischen hart angefochten / auff jeden begebenden Fall etlich Tausendt Mann zu Roß vnd Fuß geworben / vnd davon den Böhmẽ eine Anzahl zugeschickt werden solte. Doch haben sie bemeldte Hülffleystung gantz allein auff den Religions Puncten gesetzt / vnd auff die Maß vnd Weise / wie es die Vnion erforderte / allerdings conditionirt / vnd vorbehalten / so baldt beyderseits Religions Beschwerden abgeholffen / vnd de amplius non turbando Sicherung gemacht seyn würde / daß alsdann die Hülffe wider ab: vnd zurück geführet werden solte.

Vermahnẽ die Böhmẽ gütliche Mittel anzunehmen. Doch ehe sie solche versprochene Kriegshülffe fortgeschickt / haben sie nicht allein durch sonderliche Abgesandte bey den Böhmischen Ständen / daß sie moderata Consilia vnd billiche glimpffliche Mittel nicht auß schlagen solten / Anmahnung thun lassen / sondern auch an die Keyserliche Majestät Schlesische Fürstẽ vnd Stände bringẽ jhre Religionsbeschwerdẽ beym Keyser an / vnd suchen / der Böhmischẽ Vnruhe in der Güte abzuhelffẽ. ein anschenliche Legation abgefertiget / bey welcher der Hertzog zu Lignitz vñ Brieg / Herr Johann Christian / Obrister Hauptmann in Ober: vnd Nider Schlesien mit zwey hundert Personen gewesen / die bey Keys. Majest. jhre Beschwerden / welche sie nun ein gute Zeit hero in jhrer Religion erlitten / angebracht / vnd vmb Abhelffung deroselben demütig gebeten: darneben auch wegen der Böhmischen Vnruhe deroselben zu Gemüth geführet / was für grosse Gefahr bey solchen Empörungen zu beförchten / wie offtmals bey gantzẽ Königreichen vnd Fürstenthumben hierdurch die grösseste Enderung sich begeben / auch wol gantze Länder zu Grundt giengen / vnd was sonsten bey dergleichen Zerrüttungen für Vngemach / ja ensserste Noth Schuldige vnd Vnschuldige außstehen müsten / inmassen dann ein jeder Krieg nichts anders / als allerley Vnheil in Religions: vnd Prophan Sachen mit sich brächte / vnd köndte kein Jammer vñ Vnglück so groß seyn / daß nicht hiebey zuverspüren: Derowegen gebetten / daß J. M. den allergelindesten Weg ergreiffen / vnd solche Mittel an die Handt nehmen wolte / dardurch alle Gefährlichkeit möchten vermitten / vnd die Länder zur Ruhe gesetzt werden. Bevorab / weil auch etliche Chur: vnd Fürstliche Häuser so innständig vmb gütliche Bergleichung anhielten.

Keyser Matthias befiehlt eine Versamblung zu Breßlaw zu halten. Hier auff hat der Keyser eine Versamblung der Fürsten vnd Stände zu Breßlaw anzustellen befohlen / mit vermelden / daß er zu ferrnerer der Sachen Beschaffenheit Erkündigung / vnd Erklärung deß Böheimischẽ Vnwesens seine Commissarien abordnen wolte.

Nachdem nun diese Versamblung jhren Anfang Schlesier bitten nochmalen schrifftlich den Keyser / dem Böhmischẽ Vnwesen in der Güte abzuhelffẽ / mit vermeldung / daß sie sonsten / weil es eine Religionssach seye / jhnen mit Hülff beyspringen müßten. genommen / haben alsbaldt die Fürsten vnd Stände / als sie den Anzug deß Keyserl. Volcks nach Böhmen vernommen / den 28. Augusti an den Keyser eine Bittschrifft abgehen lassen / dieses Innhalts: Jhrer Majest. wolten die Böheimische Vnruhe vielmehr durch glimpffliche Mittel / als durch Fortstellung der Kriegsmacht zu einem friedlichen Stand bringen: derohalben dero fortgeschicktes Kriegsvolck von den Böheimischen Grentzen zurück abfordern / vnd die jenige Intention ergreiffen / welche zur gütlichẽ Vergleichung ersprießlich seyen / vnd dardurch das entstandene vnwesen abgewendt / vñ alles zu einem erwünschten ruhigen Stand wider gebracht werdẽ möchte. Darnach / in Ansehung dieses fürnämlich die Religionssach betreffen thu / J. M. sie nicht verdenckẽ wolte / daß sie jhrer / in deren zwischen denen sub Vtraque in Böhmen / vnd denen Augspurgischen Confessions Verwandten Fürsten vnd Ständen in Schlesien auffgerichteten Vnion / in Puncto Religionis, so thewer vnd hochversprochenẽ Hülff (doch nicht wider J. M. Keyserl. vnd Königliche Person) numehr Folge leysten / vnd mit derselben Keyser Matthias läßt den Schlesiern anmelden / daß das Böhmische Wesen kein Religionssach seye / vnd sie deßwegẽ auch derselbẽ sich nicht anzunehmẽ hetten. sich gebühr-vnd verantwortlich erzeigen müssen.

Auff diß hat der Keyser etliche Commissarien nach Breßlaw abgeordnet / die in seinem Namen den Fürsten vnd Ständen fürgebracht / was massen die Böhmische Vnruh auß keinen Religionssachẽ / sondern allein auß Politischẽ Excessen jhrẽ vrsprung genom̃en: derhalben auch selbige die mit den Fürstẽ vnd Ständẽ getroffene Vnion nit angienge / vnd hettẽ sie sich mit einziger Hülffleistung der jenigẽ / so solche Exceß verübt / nit anzunem̃en.

Auff solches Keyserliche Anbringen haben die bemelte Fürsten vnd Stände jhre Meynung dem Keyser zugesendet / nämlich daß sie nicht anders Schlesier erkennẽ das Böhmische Wesen für ein Religionssach. befinden köndten / als daß dieses alles / was bißhero im Königreich Böhmen fürgeloffen / nichts anders / als die Religion vnd deroselben Turbirung anlangete / vnd daß sie sich dahero für

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          <p><note place="left">Königs Ferdinandi Schreiben an die Böheimische Stände /                          wegen seiner begehrten Intercession.</note> Mit diesem Schreiben hat auch                      König Ferdinandus den Böhmischen Ständen / wegen der von jhme begehrten                      Intercession / nachfolgender weise geantwortet: Er hette so baldt von der Zeit                      an / als er von diesem gefährlichen Wesen etwas vernommen / auß besonderer Lieb                      vnd Affection gegen dem Königreich Böheim / nicht vnderlassen / auch deßwegen                      noch vnersuchet / Jhre Keyserliche Majest. dahin zuvermögen / daß diesem Vnwesen                      bey Zeite&#x0303; Raht geschafft würde: wolte auch noch ferrner solche seine                      Intercession forttreiben / vnd bey Jhr. Keyserl. Majest. (wo sie nur selbsten                      jhnen nicht verhinderlich seyen / sondern zu seinen Vätterlichen Befehlen vnd                      Erklärungen sich bequemen würden) daß alle Vnruhe in der Güte beygelegt würde /                      außrichten.</p>
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          <p><note place="right">Keyser Matthias befiehlt eine Versamblung zu Breßlaw                          zu halten.</note> Hier auff hat der Keyser eine Versamblung der Fürsten vnd                      Stände zu Breßlaw anzustellen befohlen / mit vermelden / daß er zu ferrnerer der                      Sachen Beschaffenheit Erkündigung / vnd Erklärung deß Böheimische&#x0303; Vnwesens seine                      Commissarien abordnen wolte.</p>
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[71/0108] anders / als jhnen selbs die Schuldt zuzumessen. Mit diesem Schreiben hat auch König Ferdinandus den Böhmischen Ständen / wegen der von jhme begehrten Intercession / nachfolgender weise geantwortet: Er hette so baldt von der Zeit an / als er von diesem gefährlichen Wesen etwas vernommen / auß besonderer Lieb vnd Affection gegen dem Königreich Böheim / nicht vnderlassen / auch deßwegen noch vnersuchet / Jhre Keyserliche Majest. dahin zuvermögen / daß diesem Vnwesen bey Zeitẽ Raht geschafft würde: wolte auch noch ferrner solche seine Intercession forttreiben / vnd bey Jhr. Keyserl. Majest. (wo sie nur selbsten jhnen nicht verhinderlich seyen / sondern zu seinen Vätterlichen Befehlen vnd Erklärungen sich bequemen würden) daß alle Vnruhe in der Güte beygelegt würde / außrichten. Königs Ferdinandi Schreiben an die Böheimische Stände / wegen seiner begehrten Intercession. Vnter diesen gewechselten Schreiben / seynd der Mährischen Stände abgesandte zu Prag ankommen / vnd haben die Böhmen zum Frieden vermahnet / darneben vermeldet / daß das Marggraffthumb Mähren / ehe es von den Vrsachen dieser Vnruhe besser vnterrichtet / die begehrte Hülffe nicht leisten köndte / dar auff jhnen die grosse Böheimische Apologj / sich darinnen zu ersehen fürgelegt worden. Mährische Stände kom̃en nach Prag. Die Schlesische Fürsten vnd Stände / weil sie auch von den Böhmen / neben der begehrten Intercession / vmb die / wegen jhrer Vnion schuldige Hülff angeruffen worden / haben eine Versamblung zu Breßlaw angestellt / vnd nach vielfältiger Berahtschlagung / beschlossen / daß / weil sie auch in jhrer Religions Vbungen ein gute Zeit hero von den Römisch-Catholischen hart angefochten / auff jeden begebenden Fall etlich Tausendt Mann zu Roß vnd Fuß geworben / vnd davon den Böhmẽ eine Anzahl zugeschickt werden solte. Doch haben sie bemeldte Hülffleystung gantz allein auff den Religions Puncten gesetzt / vnd auff die Maß vnd Weise / wie es die Vnion erforderte / allerdings conditionirt / vnd vorbehalten / so baldt beyderseits Religions Beschwerden abgeholffen / vnd de amplius non turbando Sicherung gemacht seyn würde / daß alsdann die Hülffe wider ab: vnd zurück geführet werden solte. Schlesische Fürstẽ vnd Stände versprechen den Böhmi Hülffe. Doch ehe sie solche versprochene Kriegshülffe fortgeschickt / haben sie nicht allein durch sonderliche Abgesandte bey den Böhmischen Ständen / daß sie moderata Consilia vnd billiche glimpffliche Mittel nicht auß schlagen solten / Anmahnung thun lassen / sondern auch an die Keyserliche Majestät ein anschenliche Legation abgefertiget / bey welcher der Hertzog zu Lignitz vñ Brieg / Herr Johann Christian / Obrister Hauptmann in Ober: vnd Nider Schlesien mit zwey hundert Personen gewesen / die bey Keys. Majest. jhre Beschwerden / welche sie nun ein gute Zeit hero in jhrer Religion erlitten / angebracht / vnd vmb Abhelffung deroselben demütig gebeten: darneben auch wegen der Böhmischen Vnruhe deroselben zu Gemüth geführet / was für grosse Gefahr bey solchen Empörungen zu beförchten / wie offtmals bey gantzẽ Königreichen vnd Fürstenthumben hierdurch die grösseste Enderung sich begeben / auch wol gantze Länder zu Grundt giengen / vnd was sonsten bey dergleichen Zerrüttungen für Vngemach / ja ensserste Noth Schuldige vnd Vnschuldige außstehen müsten / inmassen dann ein jeder Krieg nichts anders / als allerley Vnheil in Religions: vnd Prophan Sachen mit sich brächte / vnd köndte kein Jammer vñ Vnglück so groß seyn / daß nicht hiebey zuverspüren: Derowegen gebetten / daß J. M. den allergelindesten Weg ergreiffen / vnd solche Mittel an die Handt nehmen wolte / dardurch alle Gefährlichkeit möchten vermitten / vnd die Länder zur Ruhe gesetzt werden. Bevorab / weil auch etliche Chur: vnd Fürstliche Häuser so innständig vmb gütliche Bergleichung anhielten. Vermahnẽ die Böhmẽ gütliche Mittel anzunehmen. Schlesische Fürstẽ vnd Stände bringẽ jhre Religionsbeschwerdẽ beym Keyser an / vnd suchen / der Böhmischẽ Vnruhe in der Güte abzuhelffẽ. Hier auff hat der Keyser eine Versamblung der Fürsten vnd Stände zu Breßlaw anzustellen befohlen / mit vermelden / daß er zu ferrnerer der Sachen Beschaffenheit Erkündigung / vnd Erklärung deß Böheimischẽ Vnwesens seine Commissarien abordnen wolte. Keyser Matthias befiehlt eine Versamblung zu Breßlaw zu halten. Nachdem nun diese Versamblung jhren Anfang genommen / haben alsbaldt die Fürsten vnd Stände / als sie den Anzug deß Keyserl. Volcks nach Böhmen vernommen / den 28. Augusti an den Keyser eine Bittschrifft abgehen lassen / dieses Innhalts: Jhrer Majest. wolten die Böheimische Vnruhe vielmehr durch glimpffliche Mittel / als durch Fortstellung der Kriegsmacht zu einem friedlichen Stand bringen: derohalben dero fortgeschicktes Kriegsvolck von den Böheimischen Grentzen zurück abfordern / vnd die jenige Intention ergreiffen / welche zur gütlichẽ Vergleichung ersprießlich seyen / vnd dardurch das entstandene vnwesen abgewendt / vñ alles zu einem erwünschten ruhigen Stand wider gebracht werdẽ möchte. Darnach / in Ansehung dieses fürnämlich die Religionssach betreffen thu / J. M. sie nicht verdenckẽ wolte / daß sie jhrer / in deren zwischen denen sub Vtraque in Böhmen / vnd denen Augspurgischen Confessions Verwandten Fürsten vnd Ständen in Schlesien auffgerichteten Vnion / in Puncto Religionis, so thewer vnd hochversprochenẽ Hülff (doch nicht wider J. M. Keyserl. vnd Königliche Person) numehr Folge leysten / vnd mit derselben sich gebühr-vnd verantwortlich erzeigen müssen. Schlesier bitten nochmalen schrifftlich den Keyser / dem Böhmischẽ Vnwesen in der Güte abzuhelffẽ / mit vermeldung / daß sie sonsten / weil es eine Religionssach seye / jhnen mit Hülff beyspringen müßten. Keyser Matthias läßt den Schlesiern anmelden / daß das Böhmische Wesen kein Religionssach seye / vnd sie deßwegẽ auch derselbẽ sich nicht anzunehmẽ hetten. Auff diß hat der Keyser etliche Commissarien nach Breßlaw abgeordnet / die in seinem Namen den Fürsten vnd Ständen fürgebracht / was massen die Böhmische Vnruh auß keinen Religionssachẽ / sondern allein auß Politischẽ Excessen jhrẽ vrsprung genom̃en: derhalben auch selbige die mit den Fürstẽ vnd Ständẽ getroffene Vnion nit angienge / vnd hettẽ sie sich mit einziger Hülffleistung der jenigẽ / so solche Exceß verübt / nit anzunem̃en. Auff solches Keyserliche Anbringen haben die bemelte Fürsten vnd Stände jhre Meynung dem Keyser zugesendet / nämlich daß sie nicht anders befinden köndten / als daß dieses alles / was bißhero im Königreich Böhmen fürgeloffen / nichts anders / als die Religion vnd deroselben Turbirung anlangete / vnd daß sie sich dahero für Schlesier erkennẽ das Böhmische Wesen für ein Religionssach.

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/108>, abgerufen am 16.05.2024.