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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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Neysser aber ist von dem Bischoff Jaroslao auß Haß gegen seinem Bruder Henrico Barbato / dem Breßlawer Bisthumb auff ewig zugethan worden. Die Fürstenthumb Crossen vnd Jägerndorff erkennen die Brandenburgische Marggraffen für Jhre Herrn: Die vbrige Fürstẽthumb sind zum theil durch Lehens Gerechtigkeit / zum theil auff andere Weiß den Königen in Böhmen heimgefallen.

Ohne die Fürstenthumb sind in Schlesien noch vier freye Herrschafften / nemblich Wartenberg / Melitsch / Plessen vnd Trachenberg.

Wir gelangen nun wider auff den Verfolg der Böhmischen Händel. Vnder obgesetzten Handlungen in Schlesien ist von dẽ Böhmischen Ständen ein Geschrey erschollen / ob solten sie von dem Türckischẽ Keyser Hülff / vnd einen Einfall in Vngarn zu thun begeret haben. Jhre Vnschuldt nun darzu thun / liessen sie deßwegen zu Prag Patenten anschlagen / vnd zugleich auch an Jhre Durchl. den Churfürsten von Sachsen ein Schreiben abgehen / nach folgendes Inhalts;

Sie weren zwar neben andern jhren Trübsalen vielfältig bey Jhrer Key. M. vnd andern Fürsten vnschuldig verlästert worden: Vber solches aber würde noch boßhafftig von jhren Widerwärtigen außgesprenget / als wenn sie deß Türcken Hülff angeruffen / vnd jhn in Hungarn einzufallen angereitzet hetten: Wie dann solcher Schreiben Copey dem Keyser vberschicket were. Sie bitten aber / er wolte diesen vnd andern calumniren keinen Glauben zustellen / dann es were auch jhrer Religion zu wider / mit dem Türckẽ zu correspondiren / oder Jhne zu der Christen verderben anzureitzen. Vnd wo je dergleichen Schreiben vorhanden / müste etwan Jhr Insigel von intercipierten Schreiben abgerissen / vnd also mißbrauchet seyn worden. Wie dann dergleichẽ bey Pilsen vorgangen / da Jhre Insigel von den Patenten abgerissen / vnd auff andere gehencket worden / mit welchẽ hernach die Pilßner im Reich Volck geworben.

Es könte nicht anders seyn / jhre Widersacher hetten / wie in anderm / also auch in diesem jhr Müthlein gekühlet. Klagten endlich auch vber deß Keyserlichen Commissarien Caans Beginnen / als auß welchem / worauff dieses alles angesehen / vnd daß es nichts / als ein Religions Krieg were / gnugsam abzunemen.

Es haben aber etliche darfür gehalten / daß weil dieser Zeit die Böhmische Stände bey Graff Moritzen vnd den Staten der vereinigten Niderlanden vmb Hülff angesucht / welche jnen auch in voller Versamlung gedachter Staten im Haag / an Gelt vnnd Volck / verwilliget worden / solches vielleicht anders vnnd vom Türcken außgeleget worden. Es wirdt aber hierin dem Leser sein iudicium gelassen.

Bald hierauff / als die Keyserische mit Morden vnd Brennen vnd allerley Tyranney je länger je ärger gehauset haben die Stände / vnder dato den 25. Sept. wider ein Schreiben an Keys. Maj. abgehen lassen / dieses Inhalts;

In was für einen Zustand das Königreich gerathen / vnd was das Keyserische Kriegsvolck für Tyranney verübe / hetten sie Jhrer Maj. hiebevor angedeutet: Sie hetten auch vermeldet / daß sie die Friedens Tractaten annemen vnnd sich darzu bequemen wollen / wann sie nur Jhre Maj. ver[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]chern würde / daß sie vnder wehrender solcher Tractation ohne Gefahr seyn könten / vnd sich vor der Soldaten Vberfall nichts zu besorgen hetten.

Inmittels aber ehe jhnẽ auff solche Schreiben Jhrer M. Antwort zu kommen / weren der Stände deß Marggraffthumbs Mähren Abgesandte zu Prag angelanget / vnd den Ständen vorgetragen / welcher massen die Stände deß Marggraffthumbs Mähren / als das vornembste Glied dieses Königreichs darumb Sorg getragen / vnd bey Jhrer Key. Maj. anhalten solten: damit Jhr. M. zu Gnaden bewogen / vnd diesem Königreich auß der Beschwernuß / darinnen es schwebete / geholffen werden könte. Diese der Mährischen Stände Vorsorg hetten sie danckbarlich angenommen: Selbige hetten jhnen zwar auch etwas Schuld gegeben / als wañ Sie / Böhmische Stände / die Keys. vnd Kön. Würde vnd Hochheit offendiren soltẽ oder wolten. Darauff gebẽ sie zur Antwort / daß jhnen solches niemalen in Sinn kommen: Allein was sie darzu gebracht / daß Sie etlicher Sachen vnvmbgänglicher Notturfft nach zu dem / was bißhero vorgangen / schreiten müssen / jedoch bey solchem allem J. M. Jhren allergnädigsten König vnd Herrn jederzeit außgenommen / were Jhrer M. zuvor zu mehrmalen zu Gemüth geführet worden / neben demütiger Bitt / J. Maj. Jhr allergnädigster Keyser / König vnd Herr verbleiben wolte; Wie sie dann auch jetzo annoch zubitten nit vnderliessen / wofern Sie (welches doch vnwissentlich / vber jhren Willen vnd Gedancken geschehen were) in diesen seltzamen Zerrüttungen Jhre Maj. offendirt / dieselbe solches nicht in Vngnaden sie entgelten lassen wolte.

Weil sie dann nunmehr täglich vernemen vnd anhöreten / was für grosse Tyranney vnd Grausamkeit / an den Ständen vnd Inwohnern dieses Königreichs vnd jren armen Vnderthanen / ohne Vnderscheid / so wol denen sub vna, als denen sub vtraque, von bemeltem Jhrer Maj. Kriegsvolck verübet / auch für vnwiderbringlichen Schadẽ nit allein mit Schwerd / Plündern vnd Rauben / sondern auch mit dẽ Fewer (in dem allbereit ein grosse Anzahl Märckt vñ Dörffer verbrennet weren) zugefügt worden / also daß zu besorgen / wo fern nicht gute Handlung ins Mittel komme dieses Königreich gäntzlich würde verderben vnd vndergehen müssen: Beten sie deßwegen J. Key. Maj. in aller Demut / Sie wolten dieses Königreich vnd dessen Inwohner als J. M. jederzeit getrewe Vnderthanen / mit Gnaden anschawen / diesen Schaden / als jhr allergnädigster König / Herr vnd Vatter deß Vatterlandes zu Hertzẽ nehmen / vñ dero Kriegsvolck nit gestattẽ / gedachtes Königreich noch mehr zu verderben / vnd vnschuldig Christenblut zu vergiessen / sondern gnädigst anzubefehlẽ / dasselbe ohne Zufügung weitern Schadens auß diesem Königreich vnverzüglich abzufordern / vnder dessen

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/114>, abgerufen am 25.02.2025.