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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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sondern dem König in Polen zu bezahlen pflegte / erlegen solte. Dieses Begeren machte die Dantziger sehr bestürtzt / vnnd ob sie wol darvber embsig Rath hielten / konten sie sich doch ein gute Weil deßwegen nicht vergleichen. Vnnd weil in dessen nicht allein die Königliche Schwedische Kriegs, Schiff auff der See vor der Statt lagen / sondern auch jhre Königl. Mayest. drey Meil vber Dantzig vmb Dirschaw / welches sie starck befestiget / das Principal Läger formirt / eine Brück vber die Weychsel geschlagen / vnd sich auff beyden Seitten starck verschantzt, vnnd dahero ausser der Butewischen alle Strassen geschlossen wurden / als ist bey solchem Verlauff die Pfundkammer / oder daß Zoll-Hauß zu Dantzig gantz gesperret gewesen / vnd keine Kauffmanschafft vnd Handlung getrieben werden können. Bey so gestalten Sachen hat die Statt 1200. Soldaten / vnd von den Handwercken 600. Wartgelter angenommen / vmb dieselbe auff den Notfall zu gebrauchen. Der Rath hat zwar mit dem König lang tractirt / weil aber die heraußgebung oder abschaffung der Polnischen Schiff nicht erfolgen wollen / ist alles ohne Frucht abgangen / vnd haben endlich nach langer vergeblicher Handlung die Dantziger sich erkläret / bey der Cron Polen / vnd deren gegebenen Trew beständig zu verharren. Welches jhnen zu schlechtem Nutzen gereichet / vnnd dahero auff etliche Tonnen Gold Schaden geschehen / vnd viel Ort jämmerlich verwüstet vnd außgeplundert worden.

Auff dem Seepaß vor Dantzig lag ein groß Schwedisch Schiff / von welchem viel Schiff / so von Puzecke Holtz in die Stat führen wollen / in Brand gesteckt / vnd zu grund gerichtet wurden. Solches nahm jhm deß Königs in Polen Capitain / so zu Puzecke mit 500. Soldaten lag / vor ab zu schaffen / vnnd die Fahrt wider etwas zu befreyen / ließ derhalben zehen Schiff mit Holtz laden vnd vnden in dieselbe Soldaten einsetzen. Als nun solche deß Morgens frühe an das Schwedische Schiff nahe hinan kommen / vnd die Schiltwacht im selben geruffen / sie solten anlegen / ist einem Soldaten auß vnvorsichtigkeit seyn Rohr loß gangen.

Wordurch die Schweden auffgemuntert worden / als bald zu jhren Stücken geeilet / vnd achzehen mal Fewer auff die Polnische gegeben / ehe sie wider loß kommen können: Ist also dieser Anschlag in Brunnen gefallen / vnnd hat solcher den Schweden zu einer Warnung gedienet / daß sie sich hinfüro behutsamer gehalten.

Von Elbingen ist der König in Schweden auff Marienberg fortgezogen / vnnd dieselbe Stat vnd Schloß ohne Schwerdstreich gleichfalls eingenommen. Auß dem Schloß hat zwar die Besatzung anfänglich mit dem groben Geschütz Fewer geben / aber bald den Muth fallen lassen / weil sie nie vber 400. Man starck gewesen: hat alsoder meiste Theil vber die Brück darauß weggelauffen / jnen einbildende / daß weit davon gut für den Schuß were: worauff das Schwedische Volck hinein gezogen / noch 110. Man Teutschen Volcks darinn gefunden / so Quartier bekommen / weil sie vmb Gnad gebeten / die so habe dienen wollen / sind angenommen / die andern aber ohne Schaden fortgelassen worden. Diesem nach ist der König in Schweden vor die Schantz kommen / welche sich auch bald ergeben. Hat also das gantze grosse Werder-vnd beneben Dirschaw / auch Polpeln / Melsack / Wormdit / Gutt stat / Stum vnnd andere Orth in seine Gewalt bekommen / dieweil daselbs herumb gantz kein Widerstand gewesen. Der Polnische Adel hat theils bey Olive vnd Stargard im Pommerischen Gebiet in 10000 Pferd starck zusamen komen sollen: als sie aber vom Schweden gehört / das er bey Dirschaw vbergesetzet / sind sie davon geflohen / vngeachtet an beyden Orthen bereits in 1500. Man beysamen gewesen.

Sonsten hatte das Landvolck gröste Theils jhre Zuflucht zu den Orthen / so der König in Schweden eingenommen / das jhre daselbs zu verwahren / also daß es dz ansehen hatte / als wann die Schweden für Defensoren / vnd die Defensoren für Feinden wolte gehalten / vnd auff solche weiß die termini gantz verkehret werden.

Den 9. Augusti brachten die Schweden Mewa vnd deß andern Tags Putzke in jhren Gewalt / welche zu recuperiren die Polen hernach lang / aber doch vergeblich sich bemüheten / weil es wol verwarte Orth waren / auch nach der Einnehmung von den Schweden noch mehr befestiget worden: Welche auch vmb selbige zeit das reiche Closter Olive außgeplündert.

Den Bawren auff dem Dantziger Werder hat der König in Schweden Brandschatzung abgefordert / darvber selbige sehr schwürig worden. Als nu die Dantziger solches gemercket / haben sie den 27. Augusti 200. Mußquetirer vnnd 100. Pferd außgeschickt / sich ins Werder zu begeben / mit in 700. Bawren zu coniungiren / vnd deß Orths sich zu verschantzen. Dieser Anschlag aber wurde den Schweden entdeckt: welche dahero nicht faul gewesen / sondern als bald der Dantziger Volck / weil die Bawren zu lang aussen geblieben / vmbringt vnnd gefangen genommen / auch in 20. gantz nackend außgezogen / vnd also vnbeschädigt wider nach der Stat lauffen lassen.

König in Polen ziehet zu Feld. Inmittels hatte sich der König in Polen neben dem Printzen seinem Sohn vnd den vornembsten Land-Herren mit einem gewaltigen Kriegs-Heer in Person auffgemacht / vnnd auff Graudentz zu gezogen / alda er ein weil still gelegen / hernach vber das Wasser auff Nigenbar fort-vnd den 7. Septembris für Mewa geruckt vnnd solches belägert. Solches ist ein Städlein an der Weichsel gelegen / so auch ein Schloß hat / mit Mawren nach alter Manier vmbgeben: Darinn lagen 150. Schwedische Soldaten vnder den Obristen Leutenant Kinnermut / vnnd etwa 60. Bürger / vnnd war das Schwedische Läger etwa 4. Meilen darvon.

Das Polnische Fußvolck / so jhr Läger an der West-Seiten geschlagen / bemächtigte sich als bald eines hohen Bergs / darbey ein Alt verfallen Hauß vnnd ein grosses Dorff / verschantzte sich auch alda / insonderheit an dem Orth / da der Paß etwas breit vnd offen war / vnd fiengen also

sondern dem König in Polen zu bezahlen pflegte / erlegen solte. Dieses Begeren machte die Dantziger sehr bestürtzt / vnnd ob sie wol darvber embsig Rath hielten / konten sie sich doch ein gute Weil deßwegen nicht vergleichen. Vnnd weil in dessen nicht allein die Königliche Schwedische Kriegs, Schiff auff der See vor der Statt lagen / sondern auch jhre Königl. Mayest. drey Meil vber Dantzig vmb Dirschaw / welches sie starck befestiget / das Principal Läger formirt / eine Brück vber die Weychsel geschlagen / vnd sich auff beyden Seitten starck verschantzt, vnnd dahero ausser der Butewischen alle Strassen geschlossen wurden / als ist bey solchem Verlauff die Pfundkammer / oder daß Zoll-Hauß zu Dantzig gantz gesperret gewesen / vnd keine Kauffmanschafft vnd Handlung getrieben werden können. Bey so gestalten Sachen hat die Statt 1200. Soldaten / vnd von den Handwercken 600. Wartgelter angenommen / vmb dieselbe auff den Notfall zu gebrauchen. Der Rath hat zwar mit dem König lang tractirt / weil aber die heraußgebung oder abschaffung der Polnischen Schiff nicht erfolgen wollen / ist alles ohne Frucht abgangen / vnd haben endlich nach langer vergeblicher Handlung die Dantziger sich erkläret / bey der Cron Polen / vnd deren gegebenen Trew beständig zu verharren. Welches jhnen zu schlechtem Nutzen gereichet / vnnd dahero auff etliche Tonnen Gold Schaden geschehen / vnd viel Ort jäm̃erlich verwüstet vñ außgeplundert wordẽ.

Auff dem Seepaß vor Dantzig lag ein groß Schwedisch Schiff / von welchem viel Schiff / so von Puzecke Holtz in die Stat führen wollen / in Brand gesteckt / vnd zu grund gerichtet wurden. Solches nahm jhm deß Königs in Polen Capitain / so zu Puzecke mit 500. Soldaten lag / vor ab zu schaffen / vnnd die Fahrt wider etwas zu befreyen / ließ derhalben zehen Schiff mit Holtz laden vnd vnden in dieselbe Soldaten einsetzen. Als nun solche deß Morgens frühe an das Schwedische Schiff nahe hinan kommen / vñ die Schiltwacht im selben geruffen / sie solten anlegen / ist einem Soldaten auß vnvorsichtigkeit seyn Rohr loß gangen.

Wordurch die Schweden auffgemuntert worden / als bald zu jhren Stücken geeilet / vnd achzehen mal Fewer auff die Polnische gegeben / ehe sie wider loß kommen können: Ist also dieser Anschlag in Brunnen gefallen / vnnd hat solcher den Schweden zu einer Warnung gedienet / daß sie sich hinfüro behutsamer gehalten.

Von Elbingen ist der König in Schweden auff Marienberg fortgezogen / vnnd dieselbe Stat vnd Schloß ohne Schwerdstreich gleichfalls eingenommen. Auß dem Schloß hat zwar die Besatzung anfänglich mit dem groben Geschütz Fewer geben / aber bald den Muth fallen lassen / weil sie nie vber 400. Man starck gewesen: hat alsoder meiste Theil vber die Brück darauß weggelauffẽ / jnen einbildende / daß weit davon gut für den Schuß were: worauff das Schwedische Volck hinein gezogen / noch 110. Man Teutschen Volcks darinn gefunden / so Quartier bekommen / weil sie vmb Gnad gebeten / die so habe dienen wollen / sind angenommen / die andern aber ohne Schaden fortgelassen worden. Diesem nach ist der König in Schweden vor die Schantz kommen / welche sich auch bald ergeben. Hat also das gantze grosse Werder-vñ benebẽ Dirschaw / auch Polpeln / Melsack / Wormdit / Gutt stat / Stum vnnd andere Orth in seine Gewalt bekommen / dieweil daselbs herumb gantz kein Widerstand gewesen. Der Polnische Adel hat theils bey Olive vnd Stargard im Pom̃erischen Gebiet in 10000 Pferd starck zusamen komen sollen: als sie aber vom Schweden gehört / das er bey Dirschaw vbergesetzet / sind sie davon geflohen / vngeachtet an beyden Orthen bereits in 1500. Man beysamen gewesen.

Sonsten hatte das Landvolck gröste Theils jhre Zuflucht zu den Orthen / so der König in Schweden eingenommen / das jhre daselbs zu verwahren / also daß es dz ansehen hatte / als wann die Schweden für Defensoren / vnd die Defensoren für Feinden wolte gehalten / vnd auff solche weiß die termini gantz verkehret werden.

Den 9. Augusti brachten die Schweden Mewa vnd deß andern Tags Putzke in jhren Gewalt / welche zu recuperiren die Polen hernach lang / aber doch vergeblich sich bemüheten / weil es wol verwarte Orth waren / auch nach der Einnehmung von den Schweden noch mehr befestiget worden: Welche auch vmb selbige zeit das reiche Closter Olive außgeplündert.

Den Bawren auff dem Dantziger Werder hat der König in Schweden Brandschatzung abgefordert / darvber selbige sehr schwürig worden. Als nu die Dantziger solches gemercket / haben sie den 27. Augusti 200. Mußquetirer vnnd 100. Pferd außgeschickt / sich ins Werder zu begeben / mit in 700. Bawren zu coniungiren / vnd deß Orths sich zu verschantzen. Dieser Anschlag aber wurde den Schwedẽ entdeckt: welche dahero nicht faul gewesen / sondern als bald der Dantziger Volck / weil die Bawren zu lang aussen geblieben / vmbringt vnnd gefangen genommen / auch in 20. gantz nackend außgezogen / vnd also vnbeschädigt wider nach der Stat lauffen lassen.

König in Polen ziehet zu Feld. Inmittels hatte sich der König in Polen neben dem Printzen seinem Sohn vnd den vornembsten Land-Herren mit einem gewaltigen Kriegs-Heer in Person auffgemacht / vnnd auff Graudentz zu gezogen / alda er ein weil still gelegen / hernach vber das Wasser auff Nigenbar fort-vnd den 7. Septembris für Mewa geruckt vnnd solches belägert. Solches ist ein Städlein an der Weichsel gelegen / so auch ein Schloß hat / mit Mawren nach alter Manier vmbgeben: Darinn lagen 150. Schwedische Soldaten vnder dẽ Obristen Leutenant Kinnermut / vnnd etwa 60. Bürger / vnnd war das Schwedische Läger etwa 4. Meilen darvon.

Das Polnische Fußvolck / so jhr Läger an der West-Seiten geschlagẽ / bemächtigte sich als bald eines hohen Bergs / darbey ein Alt verfallen Hauß vnnd ein grosses Dorff / verschantzte sich auch alda / insonderheit an dem Orth / da der Paß etwas breit vnd offen war / vnd fiengen also

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          <p>sondern dem König in Polen zu bezahlen pflegte / erlegen solte. Dieses Begeren                      machte die Dantziger sehr bestürtzt / vnnd ob sie wol darvber embsig Rath                      hielten / konten sie sich doch ein gute Weil deßwegen nicht vergleichen. Vnnd                      weil in dessen nicht allein die Königliche Schwedische Kriegs, Schiff auff der                      See vor der Statt lagen / sondern auch jhre Königl. Mayest. drey Meil vber                      Dantzig vmb Dirschaw / welches sie starck befestiget / das Principal Läger                      formirt / eine Brück vber die Weychsel geschlagen / vnd sich auff beyden Seitten                      starck verschantzt, vnnd dahero ausser der Butewischen alle Strassen geschlossen                      wurden / als ist bey solchem Verlauff die Pfundkammer / oder daß Zoll-Hauß zu                      Dantzig gantz gesperret gewesen / vnd keine Kauffmanschafft vnd Handlung                      getrieben werden können. Bey so gestalten Sachen hat die Statt 1200. Soldaten /                      vnd von den Handwercken 600. Wartgelter angenommen / vmb dieselbe auff den                      Notfall zu gebrauchen. Der Rath hat zwar mit dem König lang tractirt / weil aber                      die heraußgebung oder abschaffung der Polnischen Schiff nicht erfolgen wollen /                      ist alles ohne Frucht abgangen / vnd haben endlich nach langer vergeblicher                      Handlung die Dantziger sich erkläret / bey der Cron Polen / vnd deren gegebenen                      Trew beständig zu verharren. Welches jhnen zu schlechtem Nutzen gereichet / vnnd                      dahero auff etliche Tonnen Gold Schaden geschehen / vnd viel Ort jäm&#x0303;erlich verwüstet vn&#x0303; außgeplundert worde&#x0303;.</p>
          <p>Auff dem Seepaß vor Dantzig lag ein groß Schwedisch Schiff / von welchem viel                      Schiff / so von Puzecke Holtz in die Stat führen wollen / in Brand gesteckt /                      vnd zu grund gerichtet wurden. Solches nahm jhm deß Königs in Polen Capitain /                      so zu Puzecke mit 500. Soldaten lag / vor ab zu schaffen / vnnd die Fahrt wider                      etwas zu befreyen / ließ derhalben zehen Schiff mit Holtz laden vnd vnden in                      dieselbe Soldaten einsetzen. Als nun solche deß Morgens frühe an das Schwedische                      Schiff nahe hinan kommen / vn&#x0303; die Schiltwacht im selben geruffen                      / sie solten anlegen / ist einem Soldaten auß vnvorsichtigkeit seyn Rohr loß                      gangen.</p>
          <p>Wordurch die Schweden auffgemuntert worden / als bald zu jhren Stücken geeilet /                      vnd achzehen mal Fewer auff die Polnische gegeben / ehe sie wider loß kommen                      können: Ist also dieser Anschlag in Brunnen gefallen / vnnd hat solcher den                      Schweden zu einer Warnung gedienet / daß sie sich hinfüro behutsamer gehalten.</p>
          <p>Von Elbingen ist der König in Schweden auff Marienberg fortgezogen / vnnd                      dieselbe Stat vnd Schloß ohne Schwerdstreich gleichfalls eingenommen. Auß dem                      Schloß hat zwar die Besatzung anfänglich mit dem groben Geschütz Fewer geben /                      aber bald den Muth fallen lassen / weil sie nie vber 400. Man starck gewesen:                      hat alsoder meiste Theil vber die Brück darauß weggelauffe&#x0303; / jnen einbildende /                      daß weit davon gut für den Schuß were: worauff das Schwedische Volck hinein                      gezogen / noch 110. Man Teutschen Volcks darinn gefunden / so Quartier bekommen                      / weil sie vmb Gnad gebeten / die so habe dienen wollen / sind angenommen / die                      andern aber ohne Schaden fortgelassen worden. Diesem nach ist der König in                      Schweden vor die Schantz kommen / welche sich auch bald ergeben. Hat also das                      gantze grosse Werder-vn&#x0303; benebe&#x0303; Dirschaw / auch                      Polpeln / Melsack / Wormdit / Gutt stat / Stum vnnd andere Orth in seine Gewalt                      bekommen / dieweil daselbs herumb gantz kein Widerstand gewesen. Der Polnische                      Adel hat theils bey Olive vnd Stargard im Pom&#x0303;erischen Gebiet in                      10000 Pferd starck zusamen komen sollen: als sie aber vom Schweden gehört / das                      er bey Dirschaw vbergesetzet / sind sie davon geflohen / vngeachtet an beyden                      Orthen bereits in 1500. Man beysamen gewesen.</p>
          <p>Sonsten hatte das Landvolck gröste Theils jhre Zuflucht zu den Orthen / so der                      König in Schweden eingenommen / das jhre daselbs zu verwahren / also daß es dz                      ansehen hatte / als wann die Schweden für Defensoren / vnd die Defensoren für                      Feinden wolte gehalten / vnd auff solche weiß die termini gantz verkehret                      werden.</p>
          <p>Den 9. Augusti brachten die Schweden Mewa vnd deß andern Tags Putzke in jhren                      Gewalt / welche zu recuperiren die Polen hernach lang / aber doch vergeblich                      sich bemüheten / weil es wol verwarte Orth waren / auch nach der Einnehmung von                      den Schweden noch mehr befestiget worden: Welche auch vmb selbige zeit das                      reiche Closter Olive außgeplündert.</p>
          <p>Den Bawren auff dem Dantziger Werder hat der König in Schweden Brandschatzung                      abgefordert / darvber selbige sehr schwürig worden. Als nu die Dantziger solches                      gemercket / haben sie den 27. Augusti 200. Mußquetirer vnnd 100. Pferd                      außgeschickt / sich ins Werder zu begeben / mit in 700. Bawren zu coniungiren /                      vnd deß Orths sich zu verschantzen. Dieser Anschlag aber wurde den Schwede&#x0303; entdeckt: welche dahero nicht faul gewesen / sondern als bald                      der Dantziger Volck / weil die Bawren zu lang aussen geblieben / vmbringt vnnd                      gefangen genommen / auch in 20. gantz nackend außgezogen / vnd also vnbeschädigt                      wider nach der Stat lauffen lassen.</p>
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          <p>Das Polnische Fußvolck / so jhr Läger an der West-Seiten geschlage&#x0303;                      / bemächtigte sich als bald eines hohen Bergs / darbey ein Alt verfallen Hauß                      vnnd ein grosses Dorff / verschantzte sich auch alda / insonderheit an dem Orth                      / da der Paß etwas breit vnd offen war / vnd fiengen also
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[1077/1212] sondern dem König in Polen zu bezahlen pflegte / erlegen solte. Dieses Begeren machte die Dantziger sehr bestürtzt / vnnd ob sie wol darvber embsig Rath hielten / konten sie sich doch ein gute Weil deßwegen nicht vergleichen. Vnnd weil in dessen nicht allein die Königliche Schwedische Kriegs, Schiff auff der See vor der Statt lagen / sondern auch jhre Königl. Mayest. drey Meil vber Dantzig vmb Dirschaw / welches sie starck befestiget / das Principal Läger formirt / eine Brück vber die Weychsel geschlagen / vnd sich auff beyden Seitten starck verschantzt, vnnd dahero ausser der Butewischen alle Strassen geschlossen wurden / als ist bey solchem Verlauff die Pfundkammer / oder daß Zoll-Hauß zu Dantzig gantz gesperret gewesen / vnd keine Kauffmanschafft vnd Handlung getrieben werden können. Bey so gestalten Sachen hat die Statt 1200. Soldaten / vnd von den Handwercken 600. Wartgelter angenommen / vmb dieselbe auff den Notfall zu gebrauchen. Der Rath hat zwar mit dem König lang tractirt / weil aber die heraußgebung oder abschaffung der Polnischen Schiff nicht erfolgen wollen / ist alles ohne Frucht abgangen / vnd haben endlich nach langer vergeblicher Handlung die Dantziger sich erkläret / bey der Cron Polen / vnd deren gegebenen Trew beständig zu verharren. Welches jhnen zu schlechtem Nutzen gereichet / vnnd dahero auff etliche Tonnen Gold Schaden geschehen / vnd viel Ort jäm̃erlich verwüstet vñ außgeplundert wordẽ. Auff dem Seepaß vor Dantzig lag ein groß Schwedisch Schiff / von welchem viel Schiff / so von Puzecke Holtz in die Stat führen wollen / in Brand gesteckt / vnd zu grund gerichtet wurden. Solches nahm jhm deß Königs in Polen Capitain / so zu Puzecke mit 500. Soldaten lag / vor ab zu schaffen / vnnd die Fahrt wider etwas zu befreyen / ließ derhalben zehen Schiff mit Holtz laden vnd vnden in dieselbe Soldaten einsetzen. Als nun solche deß Morgens frühe an das Schwedische Schiff nahe hinan kommen / vñ die Schiltwacht im selben geruffen / sie solten anlegen / ist einem Soldaten auß vnvorsichtigkeit seyn Rohr loß gangen. Wordurch die Schweden auffgemuntert worden / als bald zu jhren Stücken geeilet / vnd achzehen mal Fewer auff die Polnische gegeben / ehe sie wider loß kommen können: Ist also dieser Anschlag in Brunnen gefallen / vnnd hat solcher den Schweden zu einer Warnung gedienet / daß sie sich hinfüro behutsamer gehalten. Von Elbingen ist der König in Schweden auff Marienberg fortgezogen / vnnd dieselbe Stat vnd Schloß ohne Schwerdstreich gleichfalls eingenommen. Auß dem Schloß hat zwar die Besatzung anfänglich mit dem groben Geschütz Fewer geben / aber bald den Muth fallen lassen / weil sie nie vber 400. Man starck gewesen: hat alsoder meiste Theil vber die Brück darauß weggelauffẽ / jnen einbildende / daß weit davon gut für den Schuß were: worauff das Schwedische Volck hinein gezogen / noch 110. Man Teutschen Volcks darinn gefunden / so Quartier bekommen / weil sie vmb Gnad gebeten / die so habe dienen wollen / sind angenommen / die andern aber ohne Schaden fortgelassen worden. Diesem nach ist der König in Schweden vor die Schantz kommen / welche sich auch bald ergeben. Hat also das gantze grosse Werder-vñ benebẽ Dirschaw / auch Polpeln / Melsack / Wormdit / Gutt stat / Stum vnnd andere Orth in seine Gewalt bekommen / dieweil daselbs herumb gantz kein Widerstand gewesen. Der Polnische Adel hat theils bey Olive vnd Stargard im Pom̃erischen Gebiet in 10000 Pferd starck zusamen komen sollen: als sie aber vom Schweden gehört / das er bey Dirschaw vbergesetzet / sind sie davon geflohen / vngeachtet an beyden Orthen bereits in 1500. Man beysamen gewesen. Sonsten hatte das Landvolck gröste Theils jhre Zuflucht zu den Orthen / so der König in Schweden eingenommen / das jhre daselbs zu verwahren / also daß es dz ansehen hatte / als wann die Schweden für Defensoren / vnd die Defensoren für Feinden wolte gehalten / vnd auff solche weiß die termini gantz verkehret werden. Den 9. Augusti brachten die Schweden Mewa vnd deß andern Tags Putzke in jhren Gewalt / welche zu recuperiren die Polen hernach lang / aber doch vergeblich sich bemüheten / weil es wol verwarte Orth waren / auch nach der Einnehmung von den Schweden noch mehr befestiget worden: Welche auch vmb selbige zeit das reiche Closter Olive außgeplündert. Den Bawren auff dem Dantziger Werder hat der König in Schweden Brandschatzung abgefordert / darvber selbige sehr schwürig worden. Als nu die Dantziger solches gemercket / haben sie den 27. Augusti 200. Mußquetirer vnnd 100. Pferd außgeschickt / sich ins Werder zu begeben / mit in 700. Bawren zu coniungiren / vnd deß Orths sich zu verschantzen. Dieser Anschlag aber wurde den Schwedẽ entdeckt: welche dahero nicht faul gewesen / sondern als bald der Dantziger Volck / weil die Bawren zu lang aussen geblieben / vmbringt vnnd gefangen genommen / auch in 20. gantz nackend außgezogen / vnd also vnbeschädigt wider nach der Stat lauffen lassen. Inmittels hatte sich der König in Polen neben dem Printzen seinem Sohn vnd den vornembsten Land-Herren mit einem gewaltigen Kriegs-Heer in Person auffgemacht / vnnd auff Graudentz zu gezogen / alda er ein weil still gelegen / hernach vber das Wasser auff Nigenbar fort-vnd den 7. Septembris für Mewa geruckt vnnd solches belägert. Solches ist ein Städlein an der Weichsel gelegen / so auch ein Schloß hat / mit Mawren nach alter Manier vmbgeben: Darinn lagen 150. Schwedische Soldaten vnder dẽ Obristen Leutenant Kinnermut / vnnd etwa 60. Bürger / vnnd war das Schwedische Läger etwa 4. Meilen darvon. König in Polen ziehet zu Feld. Das Polnische Fußvolck / so jhr Läger an der West-Seiten geschlagẽ / bemächtigte sich als bald eines hohen Bergs / darbey ein Alt verfallen Hauß vnnd ein grosses Dorff / verschantzte sich auch alda / insonderheit an dem Orth / da der Paß etwas breit vnd offen war / vnd fiengen also

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
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Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1077. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1212>, abgerufen am 27.07.2024.