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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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fall in Oesterreich vnd was dabey vorgangen keine Wissenschafft gehabt / als daß er versprochen also bald der Sachen Beschaffenheit nachzuforschen. Hielte zwar vor vnnöthig zu widerholen / was sie / Böhmische Stände / jederzeit sich erkläret / was für Vrsachen der angenommenen Waffen sie angezogen / vnnd wie sie allein auff ein Defensionwerck alles anstellen wolten / so wol auff was Weiß vnd Weg sie / Schlefische Fürst. vnd Stände / sich mit jhnen vereiniget / weil solches genugsamb außgeführet worden: trawete auch den Böhmischen Ständen zu / daß sie kein andern Vorsatz / als die Freyheit der Religion / nach Außweisung Jhrer vom Kayser bestetigten Vnion / zuvertheydigen / haben / auch die Schlesische Hülff zu Offendirung der Kay. Mayest. oder deroselben Vnderthanen Beleydigung gebrauchen würden / weil jhme aber doch von dem Einfall in Oesterreich vnnd was sonsten dabey mit Zuziehung deß Schlesischen Volcks / per modum offensionis vorgangen / nichts wissend were / so solten sie jhme schleunig davon gründtlichen Bericht thun / damit er den Kayser deßwegen beantworten / vnnd auch den andern Protestirenden Ständen der Sachen rechte Beschaffenheit offenbaren könte.

Auff dieses Schreiben haben die Böhmische Stände also geantwortet;

Sie hetten nemblichen mit Verwunderung vernommen / wie der Einzug in Oesterreich von jhren Feinden vnd Widerwertigen bey der Kay. M. gedeutet werde.

Sie bedanckten sich zu forderst gegen jme / Hertzogen vnd den andern Protestirenden mit Vnirten Ständen / daß sie auff nechst vergangenem Landtag nicht allein auff jhrer Meynung verblieben / sondern auch der Kayserlichen Commissarien Anbringen / mit welchem Sie sie zu einem andern bereden wollen / mit solchen beständigen Gründen abgeleynet / daß dardurch Jhrer Sachen Gerechtigkeit also erleutert worden / daß von männiglich solches gerühmet würde. Vnd dieses wolten sie auch den Chur: vnd Fürsten / wie auch andern Ständen deß Röm. Reichs höchlich loben; wüntscheten auch daß Gott solchen Eyffer vber die Wolfahrt der Christlichen Kirchen in Böhmen mit reichlichem Segen widergelten wolle. Sie hoffeten ferrner / Sie / Schlesis. Fürsten vnnd Stände / würden sich auch hinfort / etwas wider die vnder jhnen auffgerichte Vereinigung zu handlen / durch keinen Schein bewegen lassen.

Was mit der Abtey Zwethl vorgangen / hetten sie zwar ein schrifftlichen Bericht an jhn / Hertzogen / abgehen lassen / könten aber auß seinẽ Schreiben abnehmen / daß ers bey dessen Abschickung noch nit empfangen.

Es were aber die Sach also beschaffen; Jhre Generalen hetten ein lange Zeit zugesehen / wie der Feind neben vervbter schröcklicher Tyranney / ein grosses Gut / so er in Böhmen geraubet / nacher Oesterreich in die Clöster / vnnd sonderlich in das Stifft Zwethlgeführet / daselbstẽ seinen Vnderschleiff vnd allen Vortheil Proviand ins Läger zubringen gehabt / ingleichem auch Volck / mit grösserer Macht ins Königreich einzubrechen / gesamblet: Dahero jre Kriegs-Obristen nach Kriegesrecht nit anders thun können / als den Feindt diesen Vortheil abzunehmen vnnd dardurch das räuberische vnd mörderische Kriegs-Volck auß dem Königreich zubringen. Dañ die Vernunfft vnd rationes bellicae geben selber an daß man keine Gelegenheit / dem Feind Abbruch zuthun / versaumen / da fürnemblich auch derselbe alle Tractation auffschübe / vnd also deß Königreichs verderben suchete. Derowegen es jhnen desto weniger vbel gedeutet werden könte / daß sie den Fuß in Oesterreich ratione talionis gesetzet / der jenigen böses Vornehmen / so biß hero das Religion Wesen verhindert / auch Gelt vñ andere Hülffen zum Krieg hergeben / vnd viel Evangelische in Oesterreich / sich mit den Böhmischen Ständen zuvereinigen zurück gehalten / zu hintertreiben.

Dañ es weren viel in Oesterreich / welche schon vorlängst in eine Confoederation mit den Böhmischen Ständen zutretten begehret / auch allbereit vor 4. Jahren Mittel vnd Gelegenheit darzu gesuchet / hetten aber darzu nicht gelangen können: Durch dieses Mittel aber were jhnen / solches zuthun / gute Gelegenheit an die Handt gegeben vnnd der Weg dazu gäntzlich eröffnet worden.

Dieses weren also die warhafften Vrsachen deß Einzugs in Oesterreich / vnnd were derselbe gar nicht irgend jemandts zu beleydigen / oder die Kays. Mayest. zu offendiren / geschehen. Es würden zwar jhre Feindt sie hierüber zu verlästern nicht vnderlassen / sie getrösteten sich aber jhres guten Gewissens / vnnd hoffeten stätigs mehrern glücklichen Fortgang: Dann sie auch berichtet weren / daß die Währer den Obristen von Wallstein vnnd seinen Obristen Leutenant jhrer Kriegs Dienste entsetzet / vnd dieselbe zweyen Evangelischen Hauptleuten / als dem Herrn von Dietrichstein vnd dem von Schwenbeck vbergeben vnd selbige für jhre Obriste bestellet hetten / in Meynung also samptliche Conjunction mit jhnen / Böhm. St. vnd allen incorporirten Landen anzustellen.

Von den Oesterreichern vnder vnd ob der Ens weren sie einer guten Antwort förderlichst gewärtig / daß jhre Obristen daran gar nicht Vbel gehandelt / daß sie das Schlesische Kriegs-Volck / als in einer gemeinen Sach / mit dem jhrigem conjungiret hetten / weren auch nicht auß den terminis defensionis geschritten / weil es billich vnnd rechtmässig / daß man dem Feind / auff was Weiß vnd Weg / wann man nur könte / Abbruch thete: So were auch nicht zu tadeln / daß sie gesinnet weren den allgemeinen Religions-Frieden in den incorporirten Landen zu stifften.

Vmb diese Zeit ist Doct. Iessenius, von welchem droben vermeldet / daß / in dem er als ein Gesandter in Vngarn reysen wollen / er vnder-

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/144>, abgerufen am 25.02.2025.