Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

als welche sich dieser Zeit an statt jhres Vettern Ertzhertzogen Alberti jhres Landts- Fürsten zu Wien befinde / vorwisen vnnd Plenipotentz / deren sie sich gnädigst anerböthen / oder denen gesampten Ständen deß Ertzhertzogthumbs allein / oder aber nur von einem Theil derselben vorgenommen vnd ins Werck gesetzet werden solte. Da berichteten sie Jhre Mayest. was die Plenipotentz antreffe / daß sie jhr gehorsambst Bedencken in genere albereit angedeutet / aber vnderdessen were jhnen von Ertzhertzog Alberto einiges Schreiben / wie sonsten in dergleichen Fällen gebräuchlich / biß dato nicht zukommen: So würden sich Jhre Mayestät gnädigst erinnern / daß sie deroselben erst den achten Junii schrifft-vnnd mündtlich zuwissen gemacht / daß sie auff dem Landt die Defension vorzunehmen gesinnet: Wie aber negstmals protestirt / also protestirten sie nochmals / vnnd bezeugeten es mit jhren Adelichen Ehren / daß solche Defensionweder wider Jhre Mayest. noch Jhre Fürstl. Durchl. noch das Hauß Oesterreich / noch zu Vndertruckung der Catholischen / sondern einig vnd allein dahin gemeynt vnd angesehen / damit sie sich selbst / jhr Weib / Kinder vnnd Vnderthanen / wie auch jhr Ehr / Haab vnnd Güter / von denen im Land hin vnd wider ligenden vnnd durchreisenden / je mehr vnnd mehr ankommenden / grassirenden hochschädtlichen Kriegs-Volck / zulässiger Weiß retten / vnnd endtlichen Vndergang jhres Vatterlandts verhüten möchten.

Weil dann Jhre May. vertröstet / wann sie die gehorsame Erklärung von jhnen hetten / so wolten sie jhre Sanfftmuth vnd Friedliebendes Gemüth sehen lassen / vnd der Liebe nach / so sie zu diesen Landen vnd dessen Ständen trügen / jhre Actiones anstellen vnd zu dirigiren wissen So bitten sie Jh. Kön. M. wolte sich zu keinem widrigen von andern bereden lassen / sondern der Länder trewhertziges Gutachten in accommodirung deß Böhmischen Vnwesens sich gebrauchen vnd die Actiones zu friedtlicher Composition gnädigst befördern.

Vnd weil schließlichen bey jetzt vor der Statt ligendem Böhmischen Kriegs Volck nicht allein grosse Thewrung / sondern auch der Statt Wien merckliche vnnd höchstschädliche Vngelegenheit zubefahren / vnd die Vnsauberkeit / die bey den gesperrten Thoren sich samblete / ein grosse Infection vervrsachen möchte / so bäthen sie J. M. wolten auff Mittel bedacht seyn / wie solch Volck von dannen zubringen vnd zum Abzug zuvermögen sey.

Vnder diesen Handlungen sind fast täglich Scharmützel vorgangen / von den Pasteyen in der Statt tapffer Fewer auff die Böhmische gegeben / vnnd damit viel hohe Häuser in der Vorstatt nidergeschossen vnd durchlöchert worden.

Die Statt war zu Ankunfft deß Graffen von Thurn mit einer schlechten Besatzung versehen / darumb die Italianische Kauffleuth ein Cornet Reuter außstaffirten / die nechste Besatzungen vmb die Stat wurden auch hinein geholet / vnnd ein Regiment Studenten so sich freywillig darzu / ohne Sold / gebrauchen liessen außgerüstet / darüber der Graff von Altheimb zu einem Obristen verordnet wurde. Viel bemüheten sich wie sie die Sachen beylegen vnd eine Vergleichung mit dem Graffen von Thurn treffen möchten.

Als aber also alles in höchster Vnruhe vnnd der Wiener Sachen sehr gefährlich vnd zweiffelhafftig stunden / wurde vnversehens der Graff von Thurn durch die Manßfeldische Niderlag / von deren wir hernach sagen wollen / von der Belägerung abgezogen / daß er vnverrichter Dingen sich wider nach Böhmen wenden muste.

Wien. Es ist die Statt Wien die Hauptstatt in dem Ertzhertzogthun Oesterreich. Ward vor der Geburt Christi von den Polen / Reussen vnnd Wenden erbawet vnnd bewohnet / nach denen die Boij / Senones vnnd andere gefolgt: Sie wirdt in Windischer Spraach Wydme genandt / vnnd bey den Türcken Betz / ist ein fast berühmbte Statt / an der Thonaw gelegen.

Ist Anno Christi 464. von dem Heyligen Severino zum Christlichen Glauben gebracht / der auch Anno 466. ein Bistthumb alda auffgerichtet: Anno Christi 550. ist sie geschleiffet worden / vnd wüst gestanden biß auff das Jahr Christi 1150. da ward sie wider erbawet / war jederzeit der Römischen Kayser von dem Hauß Oesterreich beständige Wohnung.

Ist wegen jhrer gewaltigen dicken Mawren / hohen vnd starcken Thürn / tieffen Wassergräben vnnd dicken Wall fast vnvberwindtlich / vnnd wird demnach billich für eine Festung vnd Auffenthalt der gantzen Christenheit wider den Türcken gehalten: Die Vorstätte sind weit vnd groß / die Bürgers Häuser auff das aller stattlichste erbawet / mit schönen Gemälden gezieret vnnd sehr hoch auffgeführet / alle Kirchen auß schönen Quaderstücken erbawet / vnnd mit gewaltigen Kunstreichen Seulen gezieret: Die Weinkeller in der gantzen Statt dermassen tieff vnnd groß / daß männiglich darfür helt / es sey diese Statt nicht weniger vnder die Erden hinnabwerts / als auch vber dieselbige vnnd in die Höhe gebauwet / die Gassen vnnd Strassen sind mit den aller härtesten Steinen gepflastert / also daß jhnen leichtlich kein Führ der schweren Last-Wägen schaden kan.

Es hat ein treffliche hohe Schul alda / welche Anno 1239. Kayser Friederich gestifftet / die hat hernach Ertzhertzog Albertus im Jahr 1356. wider ernewert / auch sonsten viel an der Statt verbessert / selbiges aber ward durch die vnder den Studenten nachmahls entstandene Auffruhr samptlich wider vmbgekehret vnd verstöhret / Anno 1366. ward die Schul trefflich gemehret / durch Hertzog Rudolphum dem 4. Ertzhertzogen / zu welches Zeiten auch der herrliche Thurn vnd Schnecken am Münster auffgerichtet sind. Etliche melden / sie seye 2. Jahr eine Freystatt vnd vnder dem Reich gewesen / vnd Kay. Fridrich den 2. vbergeben worden / seiner Trew vnd Dienste halben / so er dem Römischen Reich erwiesen. Es haben auch die Kauffleut vnd Klämer vom Jahr 1200. sich nach

als welche sich dieser Zeit an statt jhres Vettern Ertzhertzogen Alberti jhres Landts- Fürsten zu Wien befinde / vorwisen vnnd Plenipotentz / deren sie sich gnädigst anerböthen / oder denen gesampten Ständen deß Ertzhertzogthumbs allein / oder aber nur von einem Theil derselben vorgenommen vnd ins Werck gesetzet werden solte. Da berichteten sie Jhre Mayest. was die Plenipotentz antreffe / daß sie jhr gehorsambst Bedencken in genere albereit angedeutet / aber vnderdessen were jhnen von Ertzhertzog Alberto einiges Schreiben / wie sonsten in dergleichen Fällen gebräuchlich / biß dato nicht zukommen: So würden sich Jhre Mayestät gnädigst erinnern / daß sie deroselben erst den achten Junii schrifft-vnnd mündtlich zuwissen gemacht / daß sie auff dem Landt die Defension vorzunehmen gesinnet: Wie aber negstmals protestirt / also protestirten sie nochmals / vnnd bezeugeten es mit jhren Adelichen Ehren / daß solche Defensionweder wider Jhre Mayest. noch Jhre Fürstl. Durchl. noch das Hauß Oesterreich / noch zu Vndertruckung der Catholischen / sondern einig vnd allein dahin gemeynt vnd angesehen / damit sie sich selbst / jhr Weib / Kinder vnnd Vnderthanen / wie auch jhr Ehr / Haab vnnd Güter / von denen im Land hin vnd wider ligenden vnnd durchreisenden / je mehr vnnd mehr ankommenden / grassirenden hochschädtlichen Kriegs-Volck / zulässiger Weiß retten / vnnd endtlichen Vndergang jhres Vatterlandts verhüten möchten.

Weil dann Jhre May. vertröstet / wann sie die gehorsame Erklärung von jhnen hetten / so wolten sie jhre Sanfftmuth vnd Friedliebendes Gemüth sehen lassen / vnd der Liebe nach / so sie zu diesen Landen vnd dessen Ständen trügen / jhre Actiones anstellen vnd zu dirigiren wissen So bitten sie Jh. Kön. M. wolte sich zu keinem widrigen von andern bereden lassen / sondern der Länder trewhertziges Gutachten in accommodirung deß Böhmischen Vnwesens sich gebrauchen vnd die Actiones zu friedtlicher Composition gnädigst befördern.

Vnd weil schließlichen bey jetzt vor der Statt ligendem Böhmischen Kriegs Volck nicht allein grosse Thewrung / sondern auch der Statt Wien merckliche vnnd höchstschädliche Vngelegenheit zubefahren / vnd die Vnsauberkeit / die bey den gesperrten Thorẽ sich samblete / ein grosse Infection vervrsachen möchte / so bäthen sie J. M. woltẽ auff Mittel bedacht seyn / wie solch Volck von dannen zubringen vnd zum Abzug zuvermögen sey.

Vnder diesen Handlungen sind fast täglich Scharmützel vorgangen / von den Pasteyen in der Statt tapffer Fewer auff die Böhmische gegeben / vnnd damit viel hohe Häuser in der Vorstatt nidergeschossen vnd durchlöchert worden.

Die Statt war zu Ankunfft deß Graffen von Thurn mit einer schlechten Besatzung versehen / darumb die Italianische Kauffleuth ein Cornet Reuter außstaffirten / die nechste Besatzungen vmb die Stat wurden auch hinein geholet / vnnd ein Regiment Studenten so sich freywillig darzu / ohne Sold / gebrauchen liessen außgerüstet / darüber der Graff von Altheimb zu einem Obristen verordnet wurde. Viel bemüheten sich wie sie die Sachen beylegen vnd eine Vergleichung mit dem Graffen von Thurn treffen möchten.

Als aber also alles in höchster Vnruhe vnnd der Wiener Sachen sehr gefährlich vnd zweiffelhafftig stunden / wurde vnversehens der Graff von Thurn durch die Manßfeldische Niderlag / von deren wir hernach sagen wollen / von der Belägerung abgezogen / daß er vnverrichter Dingen sich wider nach Böhmen wenden muste.

Wien. Es ist die Statt Wien die Hauptstatt in dem Ertzhertzogthũ Oesterreich. Ward vor der Geburt Christi von den Polen / Reussen vnnd Wenden erbawet vnnd bewohnet / nach denen die Boij / Senones vnnd andere gefolgt: Sie wirdt in Windischer Spraach Wydme genandt / vnnd bey den Türcken Betz / ist ein fast berühmbte Statt / an der Thonaw gelegen.

Ist Anno Christi 464. von dem Heyligen Severino zum Christlichen Glauben gebracht / der auch Anno 466. ein Bistthumb alda auffgerichtet: Anno Christi 550. ist sie geschleiffet worden / vnd wüst gestanden biß auff das Jahr Christi 1150. da ward sie wider erbawet / war jederzeit der Römischen Kayser von dem Hauß Oesterreich beständige Wohnung.

Ist wegen jhrer gewaltigen dicken Mawren / hohen vnd starcken Thürn / tieffen Wassergräben vnnd dicken Wall fast vnvberwindtlich / vnnd wird demnach billich für eine Festung vnd Auffenthalt der gantzen Christenheit wider den Türcken gehalten: Die Vorstätte sind weit vnd groß / die Bürgers Häuser auff das aller stattlichste erbawet / mit schönen Gemälden gezieret vnnd sehr hoch auffgeführet / alle Kirchen auß schönen Quaderstücken erbawet / vnnd mit gewaltigen Kunstreichen Seulen gezieret: Die Weinkeller in der gantzen Statt dermassen tieff vnnd groß / daß männiglich darfür helt / es sey diese Statt nicht weniger vnder die Erden hinnabwerts / als auch vber dieselbige vnnd in die Höhe gebauwet / die Gassen vnnd Strassen sind mit den aller härtesten Steinen gepflastert / also daß jhnen leichtlich kein Führ der schweren Last-Wägen schaden kan.

Es hat ein treffliche hohe Schul alda / welche Anno 1239. Kayser Friederich gestifftet / die hat hernach Ertzhertzog Albertus im Jahr 1356. wider ernewert / auch sonsten viel an der Statt verbessert / selbiges aber ward durch die vnder den Studenten nachmahls entstandene Auffruhr samptlich wider vmbgekehret vnd verstöhret / Anno 1366. ward die Schul trefflich gemehret / durch Hertzog Rudolphum dem 4. Ertzhertzogẽ / zu welches Zeiten auch der herrliche Thurn vnd Schnecken am Münster auffgerichtet sind. Etliche melden / sie seye 2. Jahr eine Freystatt vnd vnder dem Reich gewesen / vnd Kay. Fridrich dẽ 2. vbergeben worden / seiner Trew vnd Dienste halbẽ / so er dem Römischen Reich erwiesen. Es haben auch die Kauffleut vnd Klämer vom Jahr 1200. sich nach

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0190" n="143"/>
als welche sich                      dieser Zeit an statt jhres Vettern Ertzhertzogen Alberti jhres Landts- Fürsten                      zu Wien befinde / vorwisen vnnd Plenipotentz / deren sie sich gnädigst                      anerböthen / oder denen gesampten Ständen deß Ertzhertzogthumbs allein / oder                      aber nur von einem Theil derselben vorgenommen vnd ins Werck gesetzet werden                      solte. Da berichteten sie Jhre Mayest. was die Plenipotentz antreffe / daß sie                      jhr gehorsambst Bedencken in genere albereit angedeutet / aber vnderdessen were                      jhnen von Ertzhertzog Alberto einiges Schreiben / wie sonsten in dergleichen                      Fällen gebräuchlich / biß dato nicht zukommen: So würden sich Jhre Mayestät                      gnädigst erinnern / daß sie deroselben erst den achten Junii schrifft-vnnd                      mündtlich zuwissen gemacht / daß sie auff dem Landt die Defension vorzunehmen                      gesinnet: Wie aber negstmals protestirt / also protestirten sie nochmals / vnnd                      bezeugeten es mit jhren Adelichen Ehren / daß solche Defensionweder wider Jhre                      Mayest. noch Jhre Fürstl. Durchl. noch das Hauß Oesterreich / noch zu                      Vndertruckung der Catholischen / sondern einig vnd allein dahin gemeynt vnd                      angesehen / damit sie sich selbst / jhr Weib / Kinder vnnd Vnderthanen / wie                      auch jhr Ehr / Haab vnnd Güter / von denen im Land hin vnd wider ligenden vnnd                      durchreisenden / je mehr vnnd mehr ankommenden / grassirenden hochschädtlichen                      Kriegs-Volck / zulässiger Weiß retten / vnnd endtlichen Vndergang jhres                      Vatterlandts verhüten möchten.</p>
          <p>Weil dann Jhre May. vertröstet / wann sie die gehorsame Erklärung von jhnen                      hetten / so wolten sie jhre Sanfftmuth vnd Friedliebendes Gemüth sehen lassen /                      vnd der Liebe nach / so sie zu diesen Landen vnd dessen Ständen trügen / jhre                      Actiones anstellen vnd zu dirigiren wissen So bitten sie Jh. Kön. M. wolte sich                      zu keinem widrigen von andern bereden lassen / sondern der Länder trewhertziges                      Gutachten in accommodirung deß Böhmischen Vnwesens sich gebrauchen vnd die                      Actiones zu friedtlicher Composition gnädigst befördern.</p>
          <p>Vnd weil schließlichen bey jetzt vor der Statt ligendem Böhmischen Kriegs Volck                      nicht allein grosse Thewrung / sondern auch der Statt Wien merckliche vnnd                      höchstschädliche Vngelegenheit zubefahren / vnd die Vnsauberkeit / die bey den                      gesperrten Thore&#x0303; sich samblete / ein grosse Infection vervrsachen möchte / so                      bäthen sie J. M. wolte&#x0303; auff Mittel bedacht seyn / wie solch Volck von dannen                      zubringen vnd zum Abzug zuvermögen sey.</p>
          <p>Vnder diesen Handlungen sind fast täglich Scharmützel vorgangen / von den                      Pasteyen in der Statt tapffer Fewer auff die Böhmische gegeben / vnnd damit viel                      hohe Häuser in der Vorstatt nidergeschossen vnd durchlöchert worden.</p>
          <p>Die Statt war zu Ankunfft deß Graffen von Thurn mit einer schlechten Besatzung                      versehen / darumb die Italianische Kauffleuth ein Cornet Reuter außstaffirten /                      die nechste Besatzungen vmb die Stat wurden auch hinein geholet / vnnd ein                      Regiment Studenten so sich freywillig darzu / ohne Sold / gebrauchen liessen                      außgerüstet / darüber der Graff von Altheimb zu einem Obristen verordnet wurde.                      Viel bemüheten sich wie sie die Sachen beylegen vnd eine Vergleichung mit dem                      Graffen von Thurn treffen möchten.</p>
          <p>Als aber also alles in höchster Vnruhe vnnd der Wiener Sachen sehr gefährlich vnd                      zweiffelhafftig stunden / wurde vnversehens der Graff von Thurn durch die                      Manßfeldische Niderlag / von deren wir hernach sagen wollen / von der Belägerung                      abgezogen / daß er vnverrichter Dingen sich wider nach Böhmen wenden muste.</p>
          <p><note place="right">Wien.</note> Es ist die Statt Wien die Hauptstatt in                      dem Ertzhertzogthu&#x0303; Oesterreich. Ward vor <choice><abbr>d'</abbr><expan>der</expan></choice> Geburt Christi von                      den Polen / Reussen vnnd Wenden erbawet vnnd bewohnet / nach denen die Boij /                      Senones vnnd andere gefolgt: Sie wirdt in Windischer Spraach Wydme genandt /                      vnnd bey den Türcken Betz / ist ein fast berühmbte Statt / an der Thonaw                      gelegen.</p>
          <p>Ist Anno Christi 464. von dem Heyligen Severino zum Christlichen Glauben gebracht                      / der auch Anno 466. ein Bistthumb alda auffgerichtet: Anno Christi 550. ist sie                      geschleiffet worden / vnd wüst gestanden biß auff das Jahr Christi 1150. da ward                      sie wider erbawet / war jederzeit der Römischen Kayser von dem Hauß Oesterreich                      beständige Wohnung.</p>
          <p>Ist wegen jhrer gewaltigen dicken Mawren / hohen vnd starcken Thürn / tieffen                      Wassergräben vnnd dicken Wall fast vnvberwindtlich / vnnd wird demnach billich                      für eine Festung vnd Auffenthalt der gantzen Christenheit wider den Türcken                      gehalten: Die Vorstätte sind weit vnd groß / die Bürgers Häuser auff das aller                      stattlichste erbawet / mit schönen Gemälden gezieret vnnd sehr hoch auffgeführet                      / alle Kirchen auß schönen Quaderstücken erbawet / vnnd mit gewaltigen                      Kunstreichen Seulen gezieret: Die Weinkeller in der gantzen Statt dermassen                      tieff vnnd groß / daß männiglich darfür helt / es sey diese Statt nicht weniger                      vnder die Erden hinnabwerts / als auch vber dieselbige vnnd in die Höhe gebauwet                      / die Gassen vnnd Strassen sind mit den aller härtesten Steinen gepflastert /                      also daß jhnen leichtlich kein Führ der schweren Last-Wägen schaden kan.</p>
          <p>Es hat ein treffliche hohe Schul alda / welche Anno 1239. Kayser Friederich                      gestifftet / die hat hernach Ertzhertzog Albertus im Jahr 1356. wider ernewert /                      auch sonsten viel an der Statt verbessert / selbiges aber ward durch die vnder                      den Studenten nachmahls entstandene Auffruhr samptlich wider vmbgekehret vnd                      verstöhret / Anno 1366. ward die Schul trefflich gemehret / durch Hertzog                      Rudolphum dem 4. Ertzhertzoge&#x0303; / zu welches Zeiten auch der herrliche Thurn vnd                      Schnecken am Münster auffgerichtet sind. Etliche melden / sie seye 2. Jahr eine                      Freystatt vnd vnder dem Reich gewesen / vnd Kay. Fridrich de&#x0303; 2. vbergeben worden                      / seiner Trew vnd Dienste halbe&#x0303; / so er dem Römischen Reich erwiesen. Es haben                      auch die Kauffleut vnd Klämer vom Jahr 1200. sich nach</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0190] als welche sich dieser Zeit an statt jhres Vettern Ertzhertzogen Alberti jhres Landts- Fürsten zu Wien befinde / vorwisen vnnd Plenipotentz / deren sie sich gnädigst anerböthen / oder denen gesampten Ständen deß Ertzhertzogthumbs allein / oder aber nur von einem Theil derselben vorgenommen vnd ins Werck gesetzet werden solte. Da berichteten sie Jhre Mayest. was die Plenipotentz antreffe / daß sie jhr gehorsambst Bedencken in genere albereit angedeutet / aber vnderdessen were jhnen von Ertzhertzog Alberto einiges Schreiben / wie sonsten in dergleichen Fällen gebräuchlich / biß dato nicht zukommen: So würden sich Jhre Mayestät gnädigst erinnern / daß sie deroselben erst den achten Junii schrifft-vnnd mündtlich zuwissen gemacht / daß sie auff dem Landt die Defension vorzunehmen gesinnet: Wie aber negstmals protestirt / also protestirten sie nochmals / vnnd bezeugeten es mit jhren Adelichen Ehren / daß solche Defensionweder wider Jhre Mayest. noch Jhre Fürstl. Durchl. noch das Hauß Oesterreich / noch zu Vndertruckung der Catholischen / sondern einig vnd allein dahin gemeynt vnd angesehen / damit sie sich selbst / jhr Weib / Kinder vnnd Vnderthanen / wie auch jhr Ehr / Haab vnnd Güter / von denen im Land hin vnd wider ligenden vnnd durchreisenden / je mehr vnnd mehr ankommenden / grassirenden hochschädtlichen Kriegs-Volck / zulässiger Weiß retten / vnnd endtlichen Vndergang jhres Vatterlandts verhüten möchten. Weil dann Jhre May. vertröstet / wann sie die gehorsame Erklärung von jhnen hetten / so wolten sie jhre Sanfftmuth vnd Friedliebendes Gemüth sehen lassen / vnd der Liebe nach / so sie zu diesen Landen vnd dessen Ständen trügen / jhre Actiones anstellen vnd zu dirigiren wissen So bitten sie Jh. Kön. M. wolte sich zu keinem widrigen von andern bereden lassen / sondern der Länder trewhertziges Gutachten in accommodirung deß Böhmischen Vnwesens sich gebrauchen vnd die Actiones zu friedtlicher Composition gnädigst befördern. Vnd weil schließlichen bey jetzt vor der Statt ligendem Böhmischen Kriegs Volck nicht allein grosse Thewrung / sondern auch der Statt Wien merckliche vnnd höchstschädliche Vngelegenheit zubefahren / vnd die Vnsauberkeit / die bey den gesperrten Thorẽ sich samblete / ein grosse Infection vervrsachen möchte / so bäthen sie J. M. woltẽ auff Mittel bedacht seyn / wie solch Volck von dannen zubringen vnd zum Abzug zuvermögen sey. Vnder diesen Handlungen sind fast täglich Scharmützel vorgangen / von den Pasteyen in der Statt tapffer Fewer auff die Böhmische gegeben / vnnd damit viel hohe Häuser in der Vorstatt nidergeschossen vnd durchlöchert worden. Die Statt war zu Ankunfft deß Graffen von Thurn mit einer schlechten Besatzung versehen / darumb die Italianische Kauffleuth ein Cornet Reuter außstaffirten / die nechste Besatzungen vmb die Stat wurden auch hinein geholet / vnnd ein Regiment Studenten so sich freywillig darzu / ohne Sold / gebrauchen liessen außgerüstet / darüber der Graff von Altheimb zu einem Obristen verordnet wurde. Viel bemüheten sich wie sie die Sachen beylegen vnd eine Vergleichung mit dem Graffen von Thurn treffen möchten. Als aber also alles in höchster Vnruhe vnnd der Wiener Sachen sehr gefährlich vnd zweiffelhafftig stunden / wurde vnversehens der Graff von Thurn durch die Manßfeldische Niderlag / von deren wir hernach sagen wollen / von der Belägerung abgezogen / daß er vnverrichter Dingen sich wider nach Böhmen wenden muste. Es ist die Statt Wien die Hauptstatt in dem Ertzhertzogthũ Oesterreich. Ward vor d' Geburt Christi von den Polen / Reussen vnnd Wenden erbawet vnnd bewohnet / nach denen die Boij / Senones vnnd andere gefolgt: Sie wirdt in Windischer Spraach Wydme genandt / vnnd bey den Türcken Betz / ist ein fast berühmbte Statt / an der Thonaw gelegen. Wien. Ist Anno Christi 464. von dem Heyligen Severino zum Christlichen Glauben gebracht / der auch Anno 466. ein Bistthumb alda auffgerichtet: Anno Christi 550. ist sie geschleiffet worden / vnd wüst gestanden biß auff das Jahr Christi 1150. da ward sie wider erbawet / war jederzeit der Römischen Kayser von dem Hauß Oesterreich beständige Wohnung. Ist wegen jhrer gewaltigen dicken Mawren / hohen vnd starcken Thürn / tieffen Wassergräben vnnd dicken Wall fast vnvberwindtlich / vnnd wird demnach billich für eine Festung vnd Auffenthalt der gantzen Christenheit wider den Türcken gehalten: Die Vorstätte sind weit vnd groß / die Bürgers Häuser auff das aller stattlichste erbawet / mit schönen Gemälden gezieret vnnd sehr hoch auffgeführet / alle Kirchen auß schönen Quaderstücken erbawet / vnnd mit gewaltigen Kunstreichen Seulen gezieret: Die Weinkeller in der gantzen Statt dermassen tieff vnnd groß / daß männiglich darfür helt / es sey diese Statt nicht weniger vnder die Erden hinnabwerts / als auch vber dieselbige vnnd in die Höhe gebauwet / die Gassen vnnd Strassen sind mit den aller härtesten Steinen gepflastert / also daß jhnen leichtlich kein Führ der schweren Last-Wägen schaden kan. Es hat ein treffliche hohe Schul alda / welche Anno 1239. Kayser Friederich gestifftet / die hat hernach Ertzhertzog Albertus im Jahr 1356. wider ernewert / auch sonsten viel an der Statt verbessert / selbiges aber ward durch die vnder den Studenten nachmahls entstandene Auffruhr samptlich wider vmbgekehret vnd verstöhret / Anno 1366. ward die Schul trefflich gemehret / durch Hertzog Rudolphum dem 4. Ertzhertzogẽ / zu welches Zeiten auch der herrliche Thurn vnd Schnecken am Münster auffgerichtet sind. Etliche melden / sie seye 2. Jahr eine Freystatt vnd vnder dem Reich gewesen / vnd Kay. Fridrich dẽ 2. vbergeben worden / seiner Trew vnd Dienste halbẽ / so er dem Römischen Reich erwiesen. Es haben auch die Kauffleut vnd Klämer vom Jahr 1200. sich nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/190
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/190>, abgerufen am 28.11.2024.