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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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fortgesetzt / welches hernach viel zuspat berewet / wie sie gesehen / daß das Vnwesen in Böhmen zu einer allgemeinen Gefahr außgeschlagen. Vnter Pfaltzgraff Friederich sucht Prorogation deß Wahl-Tags / vnd Beförderung deß gemeinen Friedens. andern hat sich sonderlich Pfaltzgraff Friederich Churfürst hefftig bemühet / die Prorogation gedachten Wahltags vnd Auffrichtung eines gemeinen Friedens zuerhalten / wie er dann auch deßwegen mit dem Churfürsten von Mayntz gehandelt: Selbiger aber hat sich keines Wegs darzu verstehen wöllen. Dahero Pfaltzgraff Friderich an den Churfürsten von Sachsen ein Schreiben abgehen lassen / dieses Innhalts:

Je mehr der Termin zu berürtem Wahl Tag herbey gienge / je mehr die Sorgfältige Gedancken bey jhme zu nehmen / mit was Nutzen vnd Frucht bey gegenwärtigem gefährlichen Zustand im Reich von einiger Wahl / gleichsamb interarma geredet / gehandelt / vnd wie dem Reich vnnd desselben Ständen zu gutem vnd Wolfahrt / das jenige / was dergestalt eylfertig herauß kommen möge / würde gereichen können. Seines theils versicherte er Jhre Churfürstliche Durchl. vnd männiglich / daß seine Meynung vnd Gedancken dahin gar nicht gerichtet weren / die ordentliche Wahl eines andern Haupts zu ändern oder auffzuhalten / viel weniger sein Absehen auff ein länger Interregnum zu haben / jhme auch einige Privat Vrsachen nicht im Weg ligen / einem oder dem andern / so etwa nach der Keyserlichen Dignität vnd Hochheit trachteten / oder auff welchem andere Mit Churfürsten allbereit ein Aug geschlagen haben möchten / verhinderlich im Weg zustehen / so ferrn sie vermög jhrer dem Reich so hoch geleysteter Pflicht / vnd die sie noch künfftig vor der Wahl zu leysten hetten / eine bey gegenwärtigen Zustandt vor Stillung der Vnruhen vnd Niderlegung der Waffen so eylfertige Wahl / gegen Gott vnd in jhrem Gewissen / wie auch dem Reich vnd der Posterität verantwortlich / nutzlich vnd verständig befinden würden: sondern er stünde einzig vnd allein auff dem gegenwärtigen vermeldeten Zustandt / vnd wie derselbe im Reich / vnd sonderlich im Königreich Böhmen / vnd den benachbarten Landen beschaffen / vnd besorgte höchlich / müßte auch gäntzlich darfür halten / zum Fall mehrgedachter Wahl Tag dergestalt / so schleunig vnd noch bey wehrenden vnd stelig zunehmenden motibus fortgestellt werden möchte / daß es bey männiglichen inn: vnd ausserhalb deß Reichs das vnzweifenliche Ansehen gewinnen möchte / als weren die Churfürsten deß Reichs in dem allzu eylfertig verfahren / daß sie an statt dessen / daß sie zu forderst Frieden vnd Ruhe im Reich / vnd in dem benachbarten Königreich Böhmen hetten widerbringen vnd stabiliren helffen sollen / den Anfang von der Wahl eines Römischen Königs zum künfftigen Keyser gemacht / vnd zwar dasselbige durch die gegenwärtige starcke mitten im Reich schwebende Kriegsmacht gleichsamb gezwungen / vnd nicht nach jhrer der Churfürsten habenden freyen Wahl / welche dann hiernechst bey den vbrigen Ständen deß Reichs / welche obwol die Election an vnd vor sich selbs bey den Churfürsten allein stünde / ja dannoch bey dem / wann sie sehen solten / daß dergestalt die freye Wahl gleichsam coarctiret, oder wol gar zum höchsten Praejuditz deß Reichs vnd desselben Stände Libertät vernichtet werden solte / nichts weniger interessiret weren / schwerlich zuverantworten seyn möchte: vnd hette er diese seine nochmalige Sorgfalt Jhrer Churf. Durchl. zueröffenen so wenig vnterlassen können / als er sich schuldig sehe / vnd für pflichtig erkennete / seines tragenden Churfürsten-Ampts halber dahin zu trachten / wie aller beschwerlicher Vorwitz von dem Churfürstlichen Collegio / in sonderheit aber von jhnen den Weltlichen Churfürsten abgewendet / die Wolfahrt deß Vatterlands Teutscher Nation befördert / vnd dasselbe vor Verderben vnd endlichem Vndergang gesichert werden möchte. Stellte deinnach Jhr. Ch. Durchl. zu ferrnerm Nachdencken freundlich anheim / ob sie nicht neben jhm darfür hielten / vnd an jhrem fürnchmen Ort befördern helffen wolten / daß mehrberührter Wahl Tag vmb ein geringe Zeit besser hinauß erstrecket würde / damit man also vmb so viel mehr Zeit vnd Gelegenheit hette / die gegenwärtige motus vnd den beschwerlichen Zustand / so wol in dem Reich / als auch in Böhmen vnd anderswo zu einem bessern / ruhigen vnnd friedlichen Standt zu bringen: vnd köndte diese Prorogation einige Vngelegenheit nicht verursachen / were auch keiner Reichs Constitution zuwider / da auch wol andere Menschliche Fäll sich zutragen köndten / daß der angesetzte Termin so eben nicht zuhalten / da hingegen eine bey solchem Zustandt vbereylte Wahl mehrfältigen Schaden mit sich führen / auch wol mehr Zerzüttung im Reich nach sich ziehen köndte / mit dem mehrmaligen freundlichen bitten / Jhre Ch. Durchl. wolte dieser Sachen Wichtigkeit / vnd darauß entstehender hoher Consequentz vnd Gefahr wol erwegen / vnd sich gegen jhm dessen bey Zeiten / vnd in sonderheit dero Persönlichen Erscheinung zu obbesagtem Wahl Tag vnbeschwert vernemen lassen. Er stünde auch im Werek mit beyden Churfürsten zu Cöllen vnd Trier durch Schreiben / mit Mayntz aber / vermittelst einer Schickung / vnd hiernechst / da es etwa beliebig / in eigener Person hierauß ferrner zu communiciren. Jhre Durchl. würden auch numehr berichtet seyn / welcher massen das in den Nider Burgundischen Landen vnd anderswo geworbenes Kriegsvolck zu Roß vnd Fuß sich biß in 14000. Mann erstreckten / welche durch den Elsaß / Schwaben vnd Bayern in das Stifft Passaw hinunter gebracht worden. Es bliebe aber bey solchen Werbungen nicht / sondern würde mit derselben so wol in den Niderlanden / als sonsten hin vnd wider continuirt: die Geistlichen Ständ im Reich / sonderlich der Bischoff zu Würtzburg: vnd wie Zeitung einkommen / auch Mayntz liessen jmmer zu Roß vnd Fuß werben / also auff beywerendem Wahl Tag / da solcher im bestimpten Termin noch fortgängig / man gegen Franckfurt in der Nähe nicht wenig Kriegevolck in parato haben möchte: wolte jetzt geschweigen / was drunten Lands gegen gedachter Zeit für Kriegspraeparationen gemacht werden solten / dz auch in Italia noch ein grosse

fortgesetzt / welches hernach viel zuspat berewet / wie sie gesehen / daß das Vnwesen in Böhmen zu einer allgemeinen Gefahr außgeschlagen. Vnter Pfaltzgraff Friederich sucht Prorogation deß Wahl-Tags / vnd Beförderung deß gemeinen Friedens. andern hat sich sonderlich Pfaltzgraff Friederich Churfürst hefftig bemühet / die Prorogation gedachten Wahltags vnd Auffrichtung eines gemeinen Friedens zuerhalten / wie er dann auch deßwegen mit dem Churfürsten von Mayntz gehandelt: Selbiger aber hat sich keines Wegs darzu verstehen wöllen. Dahero Pfaltzgraff Friderich an den Churfürsten von Sachsen ein Schreiben abgehen lassen / dieses Innhalts:

Je mehr der Termin zu berürtem Wahl Tag herbey gienge / je mehr die Sorgfältige Gedancken bey jhme zu nehmen / mit was Nutzen vnd Frucht bey gegenwärtigem gefährlichen Zustand im Reich von einiger Wahl / gleichsamb interarma geredet / gehandelt / vnd wie dem Reich vnnd desselben Ständen zu gutem vnd Wolfahrt / das jenige / was dergestalt eylfertig herauß kommen möge / würde gereichen können. Seines theils versicherte er Jhre Churfürstliche Durchl. vnd männiglich / daß seine Meynung vnd Gedancken dahin gar nicht gerichtet weren / die ordentliche Wahl eines andern Haupts zu ändern oder auffzuhalten / viel weniger sein Absehen auff ein länger Interregnum zu haben / jhme auch einige Privat Vrsachen nicht im Weg ligen / einem oder dem andern / so etwa nach der Keyserlichen Dignität vnd Hochheit trachteten / oder auff welchem andere Mit Churfürsten allbereit ein Aug geschlagen haben möchten / verhinderlich im Weg zustehen / so ferrn sie vermög jhrer dem Reich so hoch geleysteter Pflicht / vnd die sie noch künfftig vor der Wahl zu leysten hetten / eine bey gegenwärtigen Zustandt vor Stillung der Vnruhen vnd Niderlegung der Waffen so eylfertige Wahl / gegen Gott vnd in jhrem Gewissen / wie auch dem Reich vnd der Posterität verantwortlich / nutzlich vnd verständig befinden würden: sondern er stünde einzig vnd allein auff dem gegenwärtigen vermeldeten Zustandt / vnd wie derselbe im Reich / vnd sonderlich im Königreich Böhmen / vnd den benachbarten Landen beschaffen / vnd besorgte höchlich / müßte auch gäntzlich darfür halten / zum Fall mehrgedachter Wahl Tag dergestalt / so schleunig vnd noch bey wehrenden vnd stelig zunehmenden motibus fortgestellt werden möchte / daß es bey männiglichen inn: vnd ausserhalb deß Reichs das vnzweifenliche Ansehen gewinnen möchte / als weren die Churfürsten deß Reichs in dem allzu eylfertig verfahren / daß sie an statt dessen / daß sie zu forderst Frieden vnd Ruhe im Reich / vnd in dem benachbarten Königreich Böhmen hetten widerbringen vnd stabiliren helffen sollen / den Anfang von der Wahl eines Römischen Königs zum künfftigen Keyser gemacht / vnd zwar dasselbige durch die gegenwärtige starcke mitten im Reich schwebende Kriegsmacht gleichsamb gezwungen / vnd nicht nach jhrer der Churfürsten habenden freyen Wahl / welche dann hiernechst bey den vbrigen Ständen deß Reichs / welche obwol die Election an vnd vor sich selbs bey den Churfürsten allein stünde / ja dannoch bey dem / wann sie sehen solten / daß dergestalt die freye Wahl gleichsam coarctiret, oder wol gar zum höchsten Praejuditz deß Reichs vnd desselben Stände Libertät vernichtet werden solte / nichts weniger interessiret weren / schwerlich zuverantworten seyn möchte: vnd hette er diese seine nochmalige Sorgfalt Jhrer Churf. Durchl. zueröffenen so wenig vnterlassen können / als er sich schuldig sehe / vnd für pflichtig erkennete / seines tragenden Churfürsten-Ampts halber dahin zu trachten / wie aller beschwerlicher Vorwitz von dem Churfürstlichen Collegio / in sonderheit aber von jhnen den Weltlichen Churfürsten abgewendet / die Wolfahrt deß Vatterlands Teutscher Nation befördert / vnd dasselbe vor Verderben vnd endlichem Vndergang gesichert werdẽ möchte. Stellte deinnach Jhr. Ch. Durchl. zu ferrnerm Nachdencken freundlich anheim / ob sie nicht neben jhm darfür hielten / vnd an jhrem fürnchmen Ort befördern helffen wolten / daß mehrberührter Wahl Tag vmb ein geringe Zeit besser hinauß erstrecket würde / damit man also vmb so viel mehr Zeit vnd Gelegenheit hette / die gegenwärtige motus vnd den beschwerlichen Zustand / so wol in dem Reich / als auch in Böhmen vnd anderswo zu einem bessern / ruhigen vnnd friedlichen Standt zu bringẽ: vnd köndte diese Prorogation einige Vngelegenheit nicht verursachen / were auch keiner Reichs Constitution zuwider / da auch wol andere Menschliche Fäll sich zutragẽ köndten / daß der angesetzte Termin so eben nicht zuhalten / da hingegẽ eine bey solchem Zustandt vbereylte Wahl mehrfältigen Schaden mit sich führen / auch wol mehr Zerzüttung im Reich nach sich ziehen köndte / mit dem mehrmaligen freundlichen bitten / Jhre Ch. Durchl. wolte dieser Sachen Wichtigkeit / vñ darauß entstehender hoher Consequentz vnd Gefahr wol erwegen / vnd sich gegen jhm dessen bey Zeitẽ / vnd in sonderheit dero Persönlichen Erscheinung zu obbesagtem Wahl Tag vnbeschwert vernemen lassen. Er stünde auch im Werek mit beydẽ Churfürsten zu Cöllen vnd Trier durch Schreiben / mit Mayntz aber / vermittelst einer Schickung / vnd hiernechst / da es etwa beliebig / in eigener Person hierauß ferrner zu communiciren. Jhre Durchl. würden auch numehr berichtet seyn / welcher massen das in den Nider Burgundischen Landen vnd anderswo geworbenes Kriegsvolck zu Roß vnd Fuß sich biß in 14000. Mann erstreckten / welche durch den Elsaß / Schwaben vnd Bayern in das Stifft Passaw hinunter gebracht wordẽ. Es bliebe aber bey solchen Werbungẽ nicht / sondern würde mit derselben so wol in den Niderlandẽ / als sonsten hin vnd wider continuirt: die Geistlichẽ Ständ im Reich / sonderlich der Bischoff zu Würtzburg: vnd wie Zeitung einkommen / auch Mayntz liessen jmmer zu Roß vnd Fuß werben / also auff beywerendem Wahl Tag / da solcher im bestimpten Termin noch fortgängig / man gegẽ Franckfurt in der Nähe nicht wenig Kriegevolck in parato haben möchte: wolte jetzt geschweigẽ / was drunten Lands gegen gedachter Zeit für Kriegspraeparationẽ gemacht werdẽ soltẽ / dz auch in Italia noch ein grosse

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Seines theils versicherte er Jhre Churfürstliche Durchl. vnd männiglich / daß                      seine Meynung vnd Gedancken dahin gar nicht gerichtet weren / die ordentliche                      Wahl eines andern Haupts zu ändern oder auffzuhalten / viel weniger sein Absehen                      auff ein länger Interregnum zu haben / jhme auch einige Privat Vrsachen nicht im                      Weg ligen / einem oder dem andern / so etwa nach der Keyserlichen Dignität vnd                      Hochheit trachteten / oder auff welchem andere Mit Churfürsten allbereit ein Aug                      geschlagen haben möchten / verhinderlich im Weg zustehen / so ferrn sie vermög                      jhrer dem Reich so hoch geleysteter Pflicht / vnd die sie noch künfftig vor der                      Wahl zu leysten hetten / eine bey gegenwärtigen Zustandt vor Stillung der                      Vnruhen vnd Niderlegung der Waffen so eylfertige Wahl / gegen Gott vnd in jhrem                      Gewissen / wie auch dem Reich vnd der Posterität verantwortlich / nutzlich vnd                      verständig befinden würden: sondern er stünde einzig vnd allein auff dem                      gegenwärtigen vermeldeten Zustandt / vnd wie derselbe im Reich / vnd sonderlich                      im Königreich Böhmen / vnd den benachbarten Landen beschaffen / vnd besorgte                      höchlich / müßte auch gäntzlich darfür halten / zum Fall mehrgedachter Wahl Tag                      dergestalt / so schleunig vnd noch bey wehrenden vnd stelig zunehmenden motibus                      fortgestellt werden möchte / daß es bey männiglichen inn: vnd ausserhalb deß                      Reichs das vnzweifenliche Ansehen gewinnen möchte / als weren die Churfürsten                      deß Reichs in dem allzu eylfertig verfahren / daß sie an statt dessen / daß sie                      zu forderst Frieden vnd Ruhe im Reich / vnd in dem benachbarten Königreich                      Böhmen hetten widerbringen vnd stabiliren helffen sollen / den Anfang von der                      Wahl eines Römischen Königs zum künfftigen Keyser gemacht / vnd zwar dasselbige                      durch die gegenwärtige starcke mitten im Reich schwebende Kriegsmacht gleichsamb                      gezwungen / vnd nicht nach jhrer der Churfürsten habenden freyen Wahl / welche                      dann hiernechst bey den vbrigen Ständen deß Reichs / welche obwol die Election                      an vnd vor sich selbs bey den Churfürsten allein stünde / ja dannoch bey dem /                      wann sie sehen solten / daß dergestalt die freye Wahl gleichsam coarctiret, oder                      wol gar zum höchsten Praejuditz deß Reichs vnd desselben Stände Libertät                      vernichtet werden solte / nichts weniger interessiret weren / schwerlich                      zuverantworten seyn möchte: vnd hette er diese seine nochmalige Sorgfalt Jhrer                      Churf. Durchl. zueröffenen so wenig vnterlassen können / als er sich schuldig                      sehe / vnd für pflichtig erkennete / seines tragenden Churfürsten-Ampts halber                      dahin zu trachten / wie aller beschwerlicher Vorwitz von dem Churfürstlichen                      Collegio / in sonderheit aber von jhnen den Weltlichen Churfürsten abgewendet /                      die Wolfahrt deß Vatterlands Teutscher Nation befördert / vnd dasselbe vor                      Verderben vnd endlichem Vndergang gesichert werde&#x0303; möchte. Stellte deinnach Jhr.                      Ch. Durchl. zu ferrnerm Nachdencken freundlich anheim / ob sie nicht neben jhm                      darfür hielten / vnd an jhrem fürnchmen Ort befördern helffen wolten / daß                      mehrberührter Wahl Tag vmb ein geringe Zeit besser hinauß erstrecket würde /                      damit man also vmb so viel mehr Zeit vnd Gelegenheit hette / die gegenwärtige                      motus vnd den beschwerlichen Zustand / so wol in dem Reich / als auch in Böhmen                      vnd anderswo zu einem bessern / ruhigen vnnd friedlichen Standt zu bringe&#x0303;: vnd                      köndte diese Prorogation einige Vngelegenheit nicht verursachen / were auch                      keiner Reichs Constitution zuwider / da auch wol andere Menschliche Fäll sich                      zutrage&#x0303; köndten / daß der angesetzte Termin so eben nicht zuhalten / da hingege&#x0303;                      eine bey solchem Zustandt vbereylte Wahl mehrfältigen Schaden mit sich führen /                      auch wol mehr Zerzüttung im Reich nach sich ziehen köndte / mit dem mehrmaligen                      freundlichen bitten / Jhre Ch. Durchl. wolte dieser Sachen Wichtigkeit / vn&#x0303; darauß entstehender hoher Consequentz vnd Gefahr wol erwegen /                      vnd sich gegen jhm dessen bey Zeite&#x0303; / vnd in sonderheit dero Persönlichen                      Erscheinung zu obbesagtem Wahl Tag vnbeschwert vernemen lassen. Er stünde auch                      im Werek mit beyde&#x0303; Churfürsten zu Cöllen vnd Trier durch Schreiben / mit Mayntz                      aber / vermittelst einer Schickung / vnd hiernechst / da es etwa beliebig / in                      eigener Person hierauß ferrner zu communiciren. Jhre Durchl. würden auch numehr                      berichtet seyn / welcher massen das in den Nider Burgundischen Landen vnd                      anderswo geworbenes Kriegsvolck zu Roß vnd Fuß sich biß in 14000. Mann                      erstreckten / welche durch den Elsaß / Schwaben vnd Bayern in das Stifft Passaw                      hinunter gebracht worde&#x0303;. Es bliebe aber bey solchen Werbunge&#x0303; nicht / sondern                      würde mit derselben so wol in den Niderlande&#x0303; / als sonsten hin vnd wider                      continuirt: die Geistliche&#x0303; Ständ im Reich / sonderlich der Bischoff zu                      Würtzburg: vnd wie Zeitung einkommen / auch Mayntz liessen jmmer zu Roß vnd Fuß                      werben / also auff beywerendem Wahl Tag / da solcher im bestimpten Termin noch                      fortgängig / man gege&#x0303; Franckfurt in der Nähe nicht wenig Kriegevolck in parato                      haben möchte: wolte jetzt geschweige&#x0303; / was drunten Lands gegen gedachter Zeit                      für Kriegspraeparatione&#x0303; gemacht werde&#x0303; solte&#x0303; / dz auch in Italia noch ein                          grosse
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[182/0229] fortgesetzt / welches hernach viel zuspat berewet / wie sie gesehen / daß das Vnwesen in Böhmen zu einer allgemeinen Gefahr außgeschlagen. Vnter andern hat sich sonderlich Pfaltzgraff Friederich Churfürst hefftig bemühet / die Prorogation gedachten Wahltags vnd Auffrichtung eines gemeinen Friedens zuerhalten / wie er dann auch deßwegen mit dem Churfürsten von Mayntz gehandelt: Selbiger aber hat sich keines Wegs darzu verstehen wöllen. Dahero Pfaltzgraff Friderich an den Churfürsten von Sachsen ein Schreiben abgehen lassen / dieses Innhalts: Pfaltzgraff Friederich sucht Prorogation deß Wahl-Tags / vnd Beförderung deß gemeinen Friedens. Je mehr der Termin zu berürtem Wahl Tag herbey gienge / je mehr die Sorgfältige Gedancken bey jhme zu nehmen / mit was Nutzen vnd Frucht bey gegenwärtigem gefährlichen Zustand im Reich von einiger Wahl / gleichsamb interarma geredet / gehandelt / vnd wie dem Reich vnnd desselben Ständen zu gutem vnd Wolfahrt / das jenige / was dergestalt eylfertig herauß kommen möge / würde gereichen können. Seines theils versicherte er Jhre Churfürstliche Durchl. vnd männiglich / daß seine Meynung vnd Gedancken dahin gar nicht gerichtet weren / die ordentliche Wahl eines andern Haupts zu ändern oder auffzuhalten / viel weniger sein Absehen auff ein länger Interregnum zu haben / jhme auch einige Privat Vrsachen nicht im Weg ligen / einem oder dem andern / so etwa nach der Keyserlichen Dignität vnd Hochheit trachteten / oder auff welchem andere Mit Churfürsten allbereit ein Aug geschlagen haben möchten / verhinderlich im Weg zustehen / so ferrn sie vermög jhrer dem Reich so hoch geleysteter Pflicht / vnd die sie noch künfftig vor der Wahl zu leysten hetten / eine bey gegenwärtigen Zustandt vor Stillung der Vnruhen vnd Niderlegung der Waffen so eylfertige Wahl / gegen Gott vnd in jhrem Gewissen / wie auch dem Reich vnd der Posterität verantwortlich / nutzlich vnd verständig befinden würden: sondern er stünde einzig vnd allein auff dem gegenwärtigen vermeldeten Zustandt / vnd wie derselbe im Reich / vnd sonderlich im Königreich Böhmen / vnd den benachbarten Landen beschaffen / vnd besorgte höchlich / müßte auch gäntzlich darfür halten / zum Fall mehrgedachter Wahl Tag dergestalt / so schleunig vnd noch bey wehrenden vnd stelig zunehmenden motibus fortgestellt werden möchte / daß es bey männiglichen inn: vnd ausserhalb deß Reichs das vnzweifenliche Ansehen gewinnen möchte / als weren die Churfürsten deß Reichs in dem allzu eylfertig verfahren / daß sie an statt dessen / daß sie zu forderst Frieden vnd Ruhe im Reich / vnd in dem benachbarten Königreich Böhmen hetten widerbringen vnd stabiliren helffen sollen / den Anfang von der Wahl eines Römischen Königs zum künfftigen Keyser gemacht / vnd zwar dasselbige durch die gegenwärtige starcke mitten im Reich schwebende Kriegsmacht gleichsamb gezwungen / vnd nicht nach jhrer der Churfürsten habenden freyen Wahl / welche dann hiernechst bey den vbrigen Ständen deß Reichs / welche obwol die Election an vnd vor sich selbs bey den Churfürsten allein stünde / ja dannoch bey dem / wann sie sehen solten / daß dergestalt die freye Wahl gleichsam coarctiret, oder wol gar zum höchsten Praejuditz deß Reichs vnd desselben Stände Libertät vernichtet werden solte / nichts weniger interessiret weren / schwerlich zuverantworten seyn möchte: vnd hette er diese seine nochmalige Sorgfalt Jhrer Churf. Durchl. zueröffenen so wenig vnterlassen können / als er sich schuldig sehe / vnd für pflichtig erkennete / seines tragenden Churfürsten-Ampts halber dahin zu trachten / wie aller beschwerlicher Vorwitz von dem Churfürstlichen Collegio / in sonderheit aber von jhnen den Weltlichen Churfürsten abgewendet / die Wolfahrt deß Vatterlands Teutscher Nation befördert / vnd dasselbe vor Verderben vnd endlichem Vndergang gesichert werdẽ möchte. Stellte deinnach Jhr. Ch. Durchl. zu ferrnerm Nachdencken freundlich anheim / ob sie nicht neben jhm darfür hielten / vnd an jhrem fürnchmen Ort befördern helffen wolten / daß mehrberührter Wahl Tag vmb ein geringe Zeit besser hinauß erstrecket würde / damit man also vmb so viel mehr Zeit vnd Gelegenheit hette / die gegenwärtige motus vnd den beschwerlichen Zustand / so wol in dem Reich / als auch in Böhmen vnd anderswo zu einem bessern / ruhigen vnnd friedlichen Standt zu bringẽ: vnd köndte diese Prorogation einige Vngelegenheit nicht verursachen / were auch keiner Reichs Constitution zuwider / da auch wol andere Menschliche Fäll sich zutragẽ köndten / daß der angesetzte Termin so eben nicht zuhalten / da hingegẽ eine bey solchem Zustandt vbereylte Wahl mehrfältigen Schaden mit sich führen / auch wol mehr Zerzüttung im Reich nach sich ziehen köndte / mit dem mehrmaligen freundlichen bitten / Jhre Ch. Durchl. wolte dieser Sachen Wichtigkeit / vñ darauß entstehender hoher Consequentz vnd Gefahr wol erwegen / vnd sich gegen jhm dessen bey Zeitẽ / vnd in sonderheit dero Persönlichen Erscheinung zu obbesagtem Wahl Tag vnbeschwert vernemen lassen. Er stünde auch im Werek mit beydẽ Churfürsten zu Cöllen vnd Trier durch Schreiben / mit Mayntz aber / vermittelst einer Schickung / vnd hiernechst / da es etwa beliebig / in eigener Person hierauß ferrner zu communiciren. Jhre Durchl. würden auch numehr berichtet seyn / welcher massen das in den Nider Burgundischen Landen vnd anderswo geworbenes Kriegsvolck zu Roß vnd Fuß sich biß in 14000. Mann erstreckten / welche durch den Elsaß / Schwaben vnd Bayern in das Stifft Passaw hinunter gebracht wordẽ. Es bliebe aber bey solchen Werbungẽ nicht / sondern würde mit derselben so wol in den Niderlandẽ / als sonsten hin vnd wider continuirt: die Geistlichẽ Ständ im Reich / sonderlich der Bischoff zu Würtzburg: vnd wie Zeitung einkommen / auch Mayntz liessen jmmer zu Roß vnd Fuß werben / also auff beywerendem Wahl Tag / da solcher im bestimpten Termin noch fortgängig / man gegẽ Franckfurt in der Nähe nicht wenig Kriegevolck in parato haben möchte: wolte jetzt geschweigẽ / was drunten Lands gegen gedachter Zeit für Kriegspraeparationẽ gemacht werdẽ soltẽ / dz auch in Italia noch ein grosse

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/229>, abgerufen am 16.05.2024.