Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.bald hernach widerumb von Iubillio, welcher von Edlem Geschlecht vnder den Hermunduris herkommen / auß Böheimb vertrieben / vnd bey den Römern auch seine Zuflucht zu nemen gezwungen worden / die jhme dann Delphinat vnd Langendock vndergeben. Iubillius aber hat in Böheimb Römer setzen frembde König in Böhmen eyn. regiert biß auff das Jalr nach Christi Geburt LII. Wer nun dessen Nachfahr im Regiment gewesen seye / kan man in keinen Historien finden / doch aber ist dieses gewiß / daß die Römer / welche zur selben Zeit / doch mehr durch jhr Gelt / als durch jhre Macht / schon zimliche Herrn in Teutschlandt waren / von da an sich auch dieses Königreichs angenommen vnd frembde König / welche allen Gewalt vnd Macht von jhnen hatten / darein eingesetzet. Solchen frembden Königen Marcomanner machen sich von den Römern loß. aber haben die Marcomanner / mit anderer Völcker Hülff vnd Beystand sich vielfältig widersetzet / derowegen die Römer offtmals mit schweren Kriegen sie widerumb zum Gehorsam bringen müssen. Jedoch ist endlich anderer durch Teutschen Völcker Verbündnuß jhre Macht so groß worden / daß sie sich nicht allein von den Römern loß gemacht vnd wider selbsten jre Könige erwehlet / sondern auch gar in Illyrien / Hungarn vnd Italien einbrechen vnd mit Fewer vnd Schwerd Gerathen vnder deß Attilae Gewalt. viel Länder verheeren dörffen / biß sie vmb das Jahr nach Christi Geburt CCCC XL IV. vnder deß Attilae / der Hunnen König / Gewalt gerathen / Komme wider zu jrer Freyheit vnd erwehlen Alaricum zu jhrem König. vnder dem sie biß nach seinem Todt verblieben / da sie dann vmb das Jahr Christi CCCCLIV. vnder Alarico, welchen sie neben andern Teutschen Völckern zu jhrem König erwehlet wider zu jhrer vorigen Freyheit kommen. Endlich vmb das Jahr nach Christi Geburt CCCC XCV. hat der meiste Theil von den Marcomannern vnnd Sueuis Böhmen / Schlesien / Laußnitz vnnd die nechstangelegene Oerter / verlassen / vnd sich gegen dem Nidergang / in die jenige Marcomanner ziehen auß Böhmen vnd lassen sich in Schwaben vnd Schweitzerland nider. Länder begeben / welche noch heutiges Tages von jhnen das Schwaben- vnd Schweitzerlandt genennet werden. Nach solchem sind die vbrigen so noch in Böhmen vnd Mähren von den Marcomannern verblieben von den Slauis außgetrieben worden. Dieselben sindt erstlich auß Sarmatia Scythica vber den Maeotischen See in Illyrien oder die jenige Der Slaven Ankunfft in Böhmen. Landschafften / welche jetzundt Slavonien vnnd Croatien genennet werden / kommen / vnnd von dannen zum theil vnder jhrem Obristen Lechen in Polen / zum theil vnder desselben Bruder / Zecho in Böhmen vnd Mähren eingefallen / vnd daselbst jhre Wohnungen angerichtet. Da sie dann erstlich von den vmbligenden Völckern Gazari / welchen Nahmen sie noch heutiges Tages in der Türckischen Spraach behalten / hernachmals aber Böhmen / vnnd jhre Slavonische die Böhmische Spraach genennet worden. Slaven von den Teutschen betrieget. Nach dem nun die Slaven in Böhmen ein kommen / sindt sie anfänglich den benachbarten Teutschen sehr vberlästig gewesen. Dahero dieselbe mit jhnen schwere Krieg geführt / Willens diese frembde Gäst entweders wider gar zu verjagen / oder doch also im Zaum zul alten / daß die vmbligende Oerter von jhren Einfällen möchten befreyet seyn. In solchen Kriegen haben die Teutschen mehrern theils das Glück auff jhrer Seiten gehabt / also daß sie die Slaven offtmals vberwunden / vnd deren viel in jämmerliche Dienstbarkeit Woher die leibeygene Knecht Slaven genenet werden. weggeführet / auch dieselben hin vnd wider in gantz Europa herumb gezogen / vnd an Statt deß Viehes zu allerley Arbeit gebrauchet. Dahero es kommen / daß noch heutigs Tages die leibeygene Knecht Glauen genennet werden. Durch solche vielfältige Krieg vnd Niderlagen sindt die Slaven endlich / das Teutsche Joch auff sich zu nemen / vnd denselben jährlichen Tribut zu reichen gezwungen worden. Gleichwol aber haben sie stätigs wider zu newer Vnruh Vrsach genommen / biß sie durch vnabläßliche Krieg dahin gebracht wurden / daß sie letzlich den Frieden von den Teutschen selbsten Slaven von den Teutschen bezwungen zum Christlichen Glauben gebracht vnd dem Teutschen Reich zugethan. bitten vnd begehren musten / welchen sie auch / doch mit dem Beding / daß sie jhre Heydnische Abgötterey ablege / den Christlichen Glauben aunemen / vnd mit den Teutschen vnder einem Reich vnd also ein Volck mit jhnen seyn / doch aber / damit jhnen vnnd jhren Fürsten an jhrem Recht nichts benommen seyn solte / erlangten: vnd darmit jhnen also getrew vnnd beständig zu bleiben Vrsach vnd Anlaß gegeben würde / ist von da an der Slavische Adel nicht allein mit allerley Digniteten im Reich begabet / sondern auch vielfältig Böheimb wird zu einem Churfürstenthumb vnd endlich gar zu einem Königreich gemacht. mit Gütern bereichet / ingleichem Böheimb mit Hinzuthuung vieler Landschafften erweitert / auch von Keyser Ottone dem Dritten Anno Christi M. zu einem Churfürstenthumb (daß nemlich die Fürsten oder Hertzoge in Böhmen bey Erwehlung vnd Crönung eines Römischen Keysers / die Keyserliche Schencken seyn solten) vnd endlich von Keyser Henrico V. Anno Christi 1086. gar zu einem Königreich / vnnd der damals regierende Hertzog Vratislaus zu einen König gemacht / vnnd seinem Reich die Landschafften Schlesien / Laußnitz vnd Mähren adjungirt. Böhmische Wappen. Seinem Sohn Vladislao hat hernach Keyser Friderich / weil er jhme in Eroberung der Statt Meyland in Italien trewlich beygestanden / für jhn vnd seine Nachkommen die Königliche Würde bestättiget / vnd dz alte Wappen deß Königreichs Böhmen / so sonsten ein schwartzer Adler gewesen / verändert / vnnd einen rothen Löwen / als welcher ein ansehenlicher Zeichen der Stärcke vnd Tapfferkeit were / als der Adler / hinfort zu führen verordnet. Es hat sich aber ein lächerlich Sach damit begeben: dann als der Mahler ohngefehr den Löwen daß er den Schwantz zwischen den Beinen hindurch gehen hatte / vnd also / als wann er kein Echwantz hette anzusehen war / mahlete / fragten die Böhmen / da sie solches sahen; wo der Schwantzwere / vnd ob das Gemäld einem Affen sich nicht mehr vergleiche / als einem Löwen? Vnd wollten also jhren vorigen Adler wider haben. Wie nun der Keyser hiervon be- bald hernach widerumb von Iubillio, welcher von Edlem Geschlecht vnder den Hermunduris herkommen / auß Böheimb vertrieben / vnd bey den Römern auch seine Zuflucht zu nemen gezwungen worden / die jhme dann Delphinat vnd Langendock vndergeben. Iubillius aber hat in Böheimb Römer setzen frembde König in Böhmen eyn. regiert biß auff das Jalr nach Christi Geburt LII. Wer nun dessen Nachfahr im Regiment gewesen seye / kan man in keinen Historien finden / doch aber ist dieses gewiß / daß die Römer / welche zur selben Zeit / doch mehr durch jhr Gelt / als durch jhre Macht / schon zimliche Herrn in Teutschlandt waren / von da an sich auch dieses Königreichs angenommen vnd frembde König / welche allen Gewalt vnd Macht von jhnen hatten / darein eingesetzet. Solchen frembden Königen Marcomanner machen sich von dẽ Römern loß. aber haben die Marcomanner / mit anderer Völcker Hülff vñ Beystand sich vielfältig widersetzet / derowegen die Römer offtmals mit schweren Kriegẽ sie widerumb zum Gehorsam bringen müssen. Jedoch ist endlich anderer durch Teutschen Völcker Verbündnuß jhre Macht so groß worden / daß sie sich nicht allein von den Römern loß gemacht vnd wider selbsten jre Könige erwehlet / sondern auch gar in Illyrien / Hungarn vnd Italien einbrechen vnd mit Fewer vnd Schwerd Gerathen vnder deß Attilae Gewalt. viel Länder verheeren dörffen / biß sie vmb das Jahr nach Christi Geburt CCCC XL IV. vnder deß Attilae / der Hunnen König / Gewalt gerathen / Komme wider zu jrer Freyheit vnd erwehlen Alaricum zu jhrem König. vnder dem sie biß nach seinem Todt verblieben / da sie dann vmb das Jahr Christi CCCCLIV. vnder Alarico, welchen sie neben andern Teutschen Völckern zu jhrem König erwehlet wider zu jhrer vorigen Freyheit kommen. Endlich vmb das Jahr nach Christi Geburt CCCC XCV. hat der meiste Theil von den Marcomannern vnnd Sueuis Böhmen / Schlesien / Laußnitz vnnd die nechstangelegene Oerter / verlassen / vnd sich gegen dem Nidergang / in die jenige Marcomanner ziehen auß Böhmen vnd lassen sich in Schwaben vñ Schweitzerland nider. Länder begeben / welche noch heutiges Tages von jhnen das Schwaben- vnd Schweitzerlandt genennet werden. Nach solchem sind die vbrigen so noch in Böhmen vnd Mähren von den Marcomannern verblieben von den Slauis außgetrieben worden. Dieselben sindt erstlich auß Sarmatia Scythica vber den Maeotischen See in Illyrien oder die jenige Der Slaven Ankunfft in Böhmen. Landschafften / welche jetzundt Slavonien vnnd Croatien genennet werden / kommen / vnnd von dannen zum theil vnder jhrem Obristen Lechẽ in Polen / zum theil vnder desselben Bruder / Zecho in Böhmen vnd Mähren eingefallen / vnd daselbst jhre Wohnungen angerichtet. Da sie dann erstlich von den vmbligenden Völckern Gazari / welchen Nahmen sie noch heutiges Tages in der Türckischen Spraach behalten / hernachmals aber Böhmen / vnnd jhre Slavonische die Böhmische Spraach genennet worden. Slaven von den Teutschen betrieget. Nach dem nun die Slaven in Böhmen ein kommen / sindt sie anfänglich den benachbarten Teutschen sehr vberlästig gewesen. Dahero dieselbe mit jhnen schwere Krieg geführt / Willens diese frembde Gäst entweders wider gar zu verjagen / oder doch also im Zaum zul alten / daß die vmbligende Oerter von jhren Einfällen möchten befreyet seyn. In solchen Kriegen haben die Teutschen mehrern theils das Glück auff jhrer Seiten gehabt / also daß sie die Slaven offtmals vberwunden / vnd deren viel in jäm̃erliche Dienstbarkeit Woher die leibeygene Knecht Slaven genenet werden. weggeführet / auch dieselben hin vnd wider in gantz Europa herumb gezogen / vnd an Statt deß Viehes zu allerley Arbeit gebrauchet. Dahero es kommen / daß noch heutigs Tages die leibeygene Knecht Glauen genennet werden. Durch solche vielfältige Krieg vnd Niderlagen sindt die Slaven endlich / das Teutsche Joch auff sich zu nemen / vnd denselben jährlichen Tribut zu reichen gezwungen worden. Gleichwol aber haben sie stätigs wider zu newer Vnruh Vrsach genommen / biß sie durch vnabläßliche Krieg dahin gebracht wurden / daß sie letzlich den Frieden von den Teutschen selbsten Slaven von den Teutschen bezwungen zum Christlichẽ Glaubẽ gebracht vnd dem Teutschen Reich zugethan. bitten vnd begehren musten / welchen sie auch / doch mit dem Beding / daß sie jhre Heydnische Abgötterey ablege / den Christlichen Glauben aunemen / vnd mit den Teutschen vnder einem Reich vnd also ein Volck mit jhnen seyn / doch aber / damit jhnen vnnd jhren Fürsten an jhrem Recht nichts benommen seyn solte / erlangten: vnd darmit jhnen also getrew vnnd beständig zu bleiben Vrsach vnd Anlaß gegeben würde / ist von da an der Slavische Adel nicht allein mit allerley Digniteten im Reich begabet / sondern auch vielfältig Böheimb wird zu einem Churfürstenthumb vnd endlich gar zu einem Königreich gemacht. mit Gütern bereichet / ingleichem Böheimb mit Hinzuthuung vieler Landschafften erweitert / auch von Keyser Ottone dem Dritten Anno Christi M. zu einem Churfürstenthumb (daß nemlich die Fürsten oder Hertzoge in Böhmen bey Erwehlung vnd Crönung eines Römischen Keysers / die Keyserliche Schencken seyn solten) vnd endlich von Keyser Henrico V. Anno Christi 1086. gar zu einem Königreich / vnnd der damals regierende Hertzog Vratislaus zu einen König gemacht / vnnd seinem Reich die Landschafften Schlesien / Laußnitz vnd Mähren adjungirt. Böhmische Wappen. Seinem Sohn Vladislao hat hernach Keyser Friderich / weil er jhme in Eroberung der Statt Meyland in Italien trewlich beygestanden / für jhn vñ seine Nachkommen die Königliche Würde bestättiget / vnd dz alte Wappen deß Königreichs Böhmen / so sonsten ein schwartzer Adler gewesen / verändert / vnnd einen rothen Löwen / als welcher ein ansehenlicher Zeichen der Stärcke vnd Tapfferkeit were / als der Adler / hinfort zu führen verordnet. Es hat sich aber ein lächerlich Sach damit begeben: dann als der Mahler ohngefehr den Löwen daß er den Schwantz zwischen den Beinen hindurch gehen hatte / vnd also / als wann er kein Echwantz hette anzusehen war / mahlete / fragten die Böhmen / da sie solches sahen; wo der Schwantzwere / vnd ob das Gemäld einem Affen sich nicht mehr vergleiche / als einem Löwen? Vnd wollten also jhren vorigen Adler wider haben. Wie nun der Keyser hiervon be- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0023" n="3"/> bald hernach widerumb von Iubillio, welcher von Edlem Geschlecht vnder den Hermunduris herkommen / auß Böheimb vertrieben / vnd bey den Römern auch seine Zuflucht zu nemen gezwungen worden / die jhme dann Delphinat vnd Langendock vndergeben. Iubillius aber hat in Böheimb <note place="left">Römer setzen frembde König in Böhmen eyn.</note> regiert biß auff das Jalr nach Christi Geburt LII. Wer nun dessen Nachfahr im Regiment gewesen seye / kan man in keinen Historien finden / doch aber ist dieses gewiß / daß die Römer / welche zur selben Zeit / doch mehr durch jhr Gelt / als durch jhre Macht / schon zimliche Herrn in Teutschlandt waren / von da an sich auch dieses Königreichs angenommen vnd frembde König / welche allen Gewalt vnd Macht von jhnen hatten / darein eingesetzet. Solchen frembden Königen <note place="left">Marcomanner machen sich von dẽ Römern loß.</note> aber haben die Marcomanner / mit anderer Völcker Hülff vñ Beystand sich vielfältig widersetzet / derowegen die Römer offtmals mit schweren Kriegẽ sie widerumb zum Gehorsam bringen müssen. Jedoch ist endlich anderer durch Teutschen Völcker Verbündnuß jhre Macht so groß worden / daß sie sich nicht allein von den Römern loß gemacht vnd wider selbsten jre Könige erwehlet / sondern auch gar in Illyrien / Hungarn vnd Italien einbrechen vnd mit Fewer vnd Schwerd <note place="left">Gerathen vnder deß Attilae Gewalt.</note> viel Länder verheeren dörffen / biß sie vmb das Jahr nach Christi Geburt CCCC XL IV. vnder deß Attilae / der Hunnen König / Gewalt gerathen / <note place="left">Komme wider zu jrer Freyheit vnd erwehlen Alaricum zu jhrem König.</note> vnder dem sie biß nach seinem Todt verblieben / da sie dann vmb das Jahr Christi CCCCLIV. vnder Alarico, welchen sie neben andern Teutschen Völckern zu jhrem König erwehlet wider zu jhrer vorigen Freyheit kommen.</p> <p>Endlich vmb das Jahr nach Christi Geburt CCCC XCV. hat der meiste Theil von den Marcomannern vnnd Sueuis Böhmen / Schlesien / Laußnitz vnnd die nechstangelegene Oerter / verlassen / vnd sich gegen dem Nidergang / in die jenige <note place="left">Marcomanner ziehen auß Böhmen vnd lassen sich in Schwaben vñ Schweitzerland nider.</note> Länder begeben / welche noch heutiges Tages von jhnen das Schwaben- vnd Schweitzerlandt genennet werden.</p> <p>Nach solchem sind die vbrigen so noch in Böhmen vnd Mähren von den Marcomannern verblieben von den Slauis außgetrieben worden. Dieselben sindt erstlich auß Sarmatia Scythica vber den Maeotischen See in Illyrien oder die jenige <note place="left">Der Slaven Ankunfft in Böhmen.</note> Landschafften / welche jetzundt Slavonien vnnd Croatien genennet werden / kommen / vnnd von dannen zum theil vnder jhrem Obristen Lechẽ in Polen / zum theil vnder desselben Bruder / Zecho in Böhmen vnd Mähren eingefallen / vnd daselbst jhre Wohnungen angerichtet. Da sie dann erstlich von den vmbligenden Völckern Gazari / welchen Nahmen sie noch heutiges Tages in der Türckischen Spraach behalten / hernachmals aber Böhmen / vnnd jhre Slavonische die Böhmische Spraach genennet worden.</p> <p><note place="left">Slaven von den Teutschen betrieget.</note> Nach dem nun die Slaven in Böhmen ein kommen / sindt sie anfänglich den benachbarten Teutschen sehr vberlästig gewesen. Dahero dieselbe mit jhnen schwere Krieg geführt / Willens diese frembde Gäst entweders wider gar zu verjagen / oder doch also im Zaum zul alten / daß die vmbligende Oerter von jhren Einfällen möchten befreyet seyn. In solchen Kriegen haben die Teutschen mehrern theils das Glück auff jhrer Seiten gehabt / also daß sie die Slaven offtmals vberwunden / vnd deren viel in jäm̃erliche Dienstbarkeit <note place="right">Woher die leibeygene Knecht Slaven genenet werden.</note> weggeführet / auch dieselben hin vnd wider in gantz Europa herumb gezogen / vnd an Statt deß Viehes zu allerley Arbeit gebrauchet. Dahero es kommen / daß noch heutigs Tages die leibeygene Knecht Glauen genennet werden.</p> <p>Durch solche vielfältige Krieg vnd Niderlagen sindt die Slaven endlich / das Teutsche Joch auff sich zu nemen / vnd denselben jährlichen Tribut zu reichen gezwungen worden.</p> <p>Gleichwol aber haben sie stätigs wider zu newer Vnruh Vrsach genommen / biß sie durch vnabläßliche Krieg dahin gebracht wurden / daß sie letzlich den Frieden von den Teutschen selbsten <note place="right">Slaven von den Teutschen bezwungen zum Christlichẽ Glaubẽ gebracht vnd dem Teutschen Reich zugethan.</note> bitten vnd begehren musten / welchen sie auch / doch mit dem Beding / daß sie jhre Heydnische Abgötterey ablege / den Christlichen Glauben aunemen / vnd mit den Teutschen vnder einem Reich vnd also ein Volck mit jhnen seyn / doch aber / damit jhnen vnnd jhren Fürsten an jhrem Recht nichts benommen seyn solte / erlangten: vnd darmit jhnen also getrew vnnd beständig zu bleiben Vrsach vnd Anlaß gegeben würde / ist von da an der Slavische Adel nicht allein mit allerley Digniteten im Reich begabet / sondern auch vielfältig <note place="right">Böheimb wird zu einem Churfürstenthumb vnd endlich gar zu einem Königreich gemacht.</note> mit Gütern bereichet / ingleichem Böheimb mit Hinzuthuung vieler Landschafften erweitert / auch von Keyser Ottone dem Dritten Anno Christi M. zu einem Churfürstenthumb (daß nemlich die Fürsten oder Hertzoge in Böhmen bey Erwehlung vnd Crönung eines Römischen Keysers / die Keyserliche Schencken seyn solten) vnd endlich von Keyser Henrico V. Anno Christi 1086. gar zu einem Königreich / vnnd der damals regierende Hertzog Vratislaus zu einen König gemacht / vnnd seinem Reich die Landschafften Schlesien / Laußnitz vnd Mähren adjungirt.</p> <p><note place="right">Böhmische Wappen.</note> Seinem Sohn Vladislao hat hernach Keyser Friderich / weil er jhme in Eroberung der Statt Meyland in Italien trewlich beygestanden / für jhn vñ seine Nachkommen die Königliche Würde bestättiget / vnd dz alte Wappen deß Königreichs Böhmen / so sonsten ein schwartzer Adler gewesen / verändert / vnnd einen rothen Löwen / als welcher ein ansehenlicher Zeichen der Stärcke vnd Tapfferkeit were / als der Adler / hinfort zu führen verordnet. Es hat sich aber ein lächerlich Sach damit begeben: dann als der Mahler ohngefehr den Löwen daß er den Schwantz zwischen den Beinen hindurch gehen hatte / vnd also / als wann er kein Echwantz hette anzusehen war / mahlete / fragten die Böhmen / da sie solches sahen; wo der Schwantzwere / vnd ob das Gemäld einem Affen sich nicht mehr vergleiche / als einem Löwen? Vnd wollten also jhren vorigen Adler wider haben. Wie nun der Keyser hiervon be- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0023]
bald hernach widerumb von Iubillio, welcher von Edlem Geschlecht vnder den Hermunduris herkommen / auß Böheimb vertrieben / vnd bey den Römern auch seine Zuflucht zu nemen gezwungen worden / die jhme dann Delphinat vnd Langendock vndergeben. Iubillius aber hat in Böheimb regiert biß auff das Jalr nach Christi Geburt LII. Wer nun dessen Nachfahr im Regiment gewesen seye / kan man in keinen Historien finden / doch aber ist dieses gewiß / daß die Römer / welche zur selben Zeit / doch mehr durch jhr Gelt / als durch jhre Macht / schon zimliche Herrn in Teutschlandt waren / von da an sich auch dieses Königreichs angenommen vnd frembde König / welche allen Gewalt vnd Macht von jhnen hatten / darein eingesetzet. Solchen frembden Königen aber haben die Marcomanner / mit anderer Völcker Hülff vñ Beystand sich vielfältig widersetzet / derowegen die Römer offtmals mit schweren Kriegẽ sie widerumb zum Gehorsam bringen müssen. Jedoch ist endlich anderer durch Teutschen Völcker Verbündnuß jhre Macht so groß worden / daß sie sich nicht allein von den Römern loß gemacht vnd wider selbsten jre Könige erwehlet / sondern auch gar in Illyrien / Hungarn vnd Italien einbrechen vnd mit Fewer vnd Schwerd viel Länder verheeren dörffen / biß sie vmb das Jahr nach Christi Geburt CCCC XL IV. vnder deß Attilae / der Hunnen König / Gewalt gerathen / vnder dem sie biß nach seinem Todt verblieben / da sie dann vmb das Jahr Christi CCCCLIV. vnder Alarico, welchen sie neben andern Teutschen Völckern zu jhrem König erwehlet wider zu jhrer vorigen Freyheit kommen.
Römer setzen frembde König in Böhmen eyn.
Marcomanner machen sich von dẽ Römern loß.
Gerathen vnder deß Attilae Gewalt.
Komme wider zu jrer Freyheit vnd erwehlen Alaricum zu jhrem König. Endlich vmb das Jahr nach Christi Geburt CCCC XCV. hat der meiste Theil von den Marcomannern vnnd Sueuis Böhmen / Schlesien / Laußnitz vnnd die nechstangelegene Oerter / verlassen / vnd sich gegen dem Nidergang / in die jenige Länder begeben / welche noch heutiges Tages von jhnen das Schwaben- vnd Schweitzerlandt genennet werden.
Marcomanner ziehen auß Böhmen vnd lassen sich in Schwaben vñ Schweitzerland nider. Nach solchem sind die vbrigen so noch in Böhmen vnd Mähren von den Marcomannern verblieben von den Slauis außgetrieben worden. Dieselben sindt erstlich auß Sarmatia Scythica vber den Maeotischen See in Illyrien oder die jenige Landschafften / welche jetzundt Slavonien vnnd Croatien genennet werden / kommen / vnnd von dannen zum theil vnder jhrem Obristen Lechẽ in Polen / zum theil vnder desselben Bruder / Zecho in Böhmen vnd Mähren eingefallen / vnd daselbst jhre Wohnungen angerichtet. Da sie dann erstlich von den vmbligenden Völckern Gazari / welchen Nahmen sie noch heutiges Tages in der Türckischen Spraach behalten / hernachmals aber Böhmen / vnnd jhre Slavonische die Böhmische Spraach genennet worden.
Der Slaven Ankunfft in Böhmen. Nach dem nun die Slaven in Böhmen ein kommen / sindt sie anfänglich den benachbarten Teutschen sehr vberlästig gewesen. Dahero dieselbe mit jhnen schwere Krieg geführt / Willens diese frembde Gäst entweders wider gar zu verjagen / oder doch also im Zaum zul alten / daß die vmbligende Oerter von jhren Einfällen möchten befreyet seyn. In solchen Kriegen haben die Teutschen mehrern theils das Glück auff jhrer Seiten gehabt / also daß sie die Slaven offtmals vberwunden / vnd deren viel in jäm̃erliche Dienstbarkeit weggeführet / auch dieselben hin vnd wider in gantz Europa herumb gezogen / vnd an Statt deß Viehes zu allerley Arbeit gebrauchet. Dahero es kommen / daß noch heutigs Tages die leibeygene Knecht Glauen genennet werden.
Slaven von den Teutschen betrieget.
Woher die leibeygene Knecht Slaven genenet werden. Durch solche vielfältige Krieg vnd Niderlagen sindt die Slaven endlich / das Teutsche Joch auff sich zu nemen / vnd denselben jährlichen Tribut zu reichen gezwungen worden.
Gleichwol aber haben sie stätigs wider zu newer Vnruh Vrsach genommen / biß sie durch vnabläßliche Krieg dahin gebracht wurden / daß sie letzlich den Frieden von den Teutschen selbsten bitten vnd begehren musten / welchen sie auch / doch mit dem Beding / daß sie jhre Heydnische Abgötterey ablege / den Christlichen Glauben aunemen / vnd mit den Teutschen vnder einem Reich vnd also ein Volck mit jhnen seyn / doch aber / damit jhnen vnnd jhren Fürsten an jhrem Recht nichts benommen seyn solte / erlangten: vnd darmit jhnen also getrew vnnd beständig zu bleiben Vrsach vnd Anlaß gegeben würde / ist von da an der Slavische Adel nicht allein mit allerley Digniteten im Reich begabet / sondern auch vielfältig mit Gütern bereichet / ingleichem Böheimb mit Hinzuthuung vieler Landschafften erweitert / auch von Keyser Ottone dem Dritten Anno Christi M. zu einem Churfürstenthumb (daß nemlich die Fürsten oder Hertzoge in Böhmen bey Erwehlung vnd Crönung eines Römischen Keysers / die Keyserliche Schencken seyn solten) vnd endlich von Keyser Henrico V. Anno Christi 1086. gar zu einem Königreich / vnnd der damals regierende Hertzog Vratislaus zu einen König gemacht / vnnd seinem Reich die Landschafften Schlesien / Laußnitz vnd Mähren adjungirt.
Slaven von den Teutschen bezwungen zum Christlichẽ Glaubẽ gebracht vnd dem Teutschen Reich zugethan.
Böheimb wird zu einem Churfürstenthumb vnd endlich gar zu einem Königreich gemacht. Seinem Sohn Vladislao hat hernach Keyser Friderich / weil er jhme in Eroberung der Statt Meyland in Italien trewlich beygestanden / für jhn vñ seine Nachkommen die Königliche Würde bestättiget / vnd dz alte Wappen deß Königreichs Böhmen / so sonsten ein schwartzer Adler gewesen / verändert / vnnd einen rothen Löwen / als welcher ein ansehenlicher Zeichen der Stärcke vnd Tapfferkeit were / als der Adler / hinfort zu führen verordnet. Es hat sich aber ein lächerlich Sach damit begeben: dann als der Mahler ohngefehr den Löwen daß er den Schwantz zwischen den Beinen hindurch gehen hatte / vnd also / als wann er kein Echwantz hette anzusehen war / mahlete / fragten die Böhmen / da sie solches sahen; wo der Schwantzwere / vnd ob das Gemäld einem Affen sich nicht mehr vergleiche / als einem Löwen? Vnd wollten also jhren vorigen Adler wider haben. Wie nun der Keyser hiervon be-
Böhmische Wappen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |