Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

richtet wurde / sprach er mit lachendem Mund: Man solte ein weissen Löwen in einem rothen Feldt / nicht nur mit einem / sondern mit zweyen vber sich auffgerichteten Schwäntzen mahlen. Welches dann auch also geschehen / vnnd führet das Königreich dieses Wappen noch heutiges Tags.

Prag. Die Königliche Residentz vnd Haupt Statt in Böheimb ist Prag / von deren Gelegenheit (weil darinn die nachfolgende Tragoedia jhren Anfang genommen / hernacher auch zu Fortsetzung derselben allerley Anstellung vnd Bereitschafften / gleichsam als in einer Scena gemacht vnnd sonsten zu Hinrichtung so vieler hoher vnd vornehmer Personen gebrauchet worden) wir auch kürtzlich an diesem Ort etwas melden wollen.

Sie wird in drey vnderschiedliche Stätt / als in die Alte / Newe vnd Kleine Statt / so auch die kleine Seiten genennet wirdt / abgetheilet / vnd meldet AEneas Syluius in Hist. Bohem. daß sie an Grösse vnnd Herrligkeit (schon zu seinen Zeiten) der Statt Florentz in Italien nichts nachgebe. Die alte Statt ist von Lybussa / Croci deß zweyten Hertzogen in Böheimb Tochter / vnd jhrem Gemahl Primislao erbawet vnd mit Mawren vmbgeben worden / vnnd weil sie nicht gewust / was sie dieser Statt für einer füglichen Nahmen geben solte / schickte sie etliche der jhrigen auß / mit Befehl / daß sie den Ersten so sie etwas arbeite finden / was er machte / frage / vnd das erste Wort / so derselbe reden würde / in acht nemen / vnd die Statt darnach nennen solte. Als diese nun jhren Befehl außzurichten hingiengen / traffen sie einen an / so einen Klotz behiebe: Vnd wie sie jhn fragten / was er machte / sprach er; Prah (das heist in Böhmischer Spraach ein Schwell) wolte er für seine Thür machen. Nach dem nun dieses der Lybussae angesagt worden / hat sie der Statt den Nahmen Praha, (so nach der Zeit in Praga verändert worden) gegeben / darneben die Vrsachen / warumb sie fürnemlich diesen Nahmen erwehlet / angezeiget / nemlich es were zwar ein Thürschwell ein schlechtes Ding / dock verursachte es bißweilen daß auch hohe vnnd Fürstliche Personen sich daran stiessen vnd verletzeten: also hoffete sie auch / es würde die Macht vnnd Herrligkeit dieser Statt so groß werden / daß auch wol Könige vnnd Fürsten / so jhr feindlich zu setzen wurden / sich daran stossen vnnd verletzen würden. Es ligt diese alte Statt gantz auff einer Ebne / mit herrlichen vnnd prächtigen Gebäwen gezieret / wirdt durch die Multaw von der kleinen vnderscheiden / vber welches Wasser eine Brücke / so von Keyser Carolo dem IV. der auch ein König in Böhmen gewesen / auff das allerkünstlichste mit vier vnnd zwantzig steinernen Bögen erbawet / in besagte kleine Statt oder kleine Seiten gehet. Gedachte kleine Statt / begreiffet auch in sich Viti Kirch vnnd das Königliche Schloß / so bey einander auff einem zimlich hohen Berg ligt / dazu man einen fast gähen Gang hinauff steigen muß / vnnd vielmehr einer kleinen Statt als einem Schloß gleich sihet / ist von vorgedachtem Keyser Carolo also auffs herrlichste zugerichtet auch das Schloß Vicegrad oder Retschin / mit newen Mawren vnnd Thürnen befestiget worden. Der hat auch die Newstar erbawet / mit Mawren vnnd Gräben / in welchen zwar kein Wasser ist / aber doch leichtlich auß der Multaw darein geleitet werden kan: Ingleichem de herrliche vnd künstlichen Brückenthurn auffgeführet: Ein hohe Schul vnd Collegium, so von jhm Collegium Carolinum genennet worden / angerichtet / vber diß auch auß dem Pragischen Bistthumb / welchs sonsten dem Maintzischen Ertzbistthumb vnderworffen war / durch Bewilligung Pabsts Clementis deß VI. ein Ertzbißthumb gemacht / vnd hat die Statt an Grösse / Macht vnd Herrligkeit vnder diesem Keyser sehr zugenommen.

Wer ein mehrers von dieser Statt wissen wil / der kan Dubrauium, Cosmam Pragensem, AEneam Syluium vnd andere Böhmische Geschichtschreiber besehen.

Wir kommen nun auff die Vrsachen vnnd ersten Anfang / darauß nicht allein in vorigen Jahren Vnderschiedliche Religionen ein Vrsach deß Kriegs in Böhmen. grosse Vnruhe / Krieg vnnd Blutvergiessen / wie Sebast. Francus vnnd die obgedachte Böhmische Geschichtschreiber bezeugen in Böheimb entstanden / sondern auch zu dieser vnserer Zeit das langwirige Kriegswesen vnnd grewliche Landsverwüstungen vrsprünglich herkommen. Die sindt gewesen die vnderschiedliche Religionen / welche sich baldt von der Zeit an als die Böhmen den Christlichen Glauben angenommen stätigs in diesem Königreich befunden / vnder welchen die vornembste gewesen / nach den Römischen Cathoschen / die Waldenser / Piccarder / Hussiten / Thaboriten / Urphani, etc.

Wie nun solche vnderschiedliche Religionen in vorigen Jahren / lang vor Doct. Lutheri Zeiten sich niemals mit einander vertragen können / sondern offtmals grossen Jammer / Krieg vnnd Blutvergiessen angerichtet / wie bey vorgemeldten Scribenten weitläufftig davon zu lesen: also hat auch bey vnnd nach desselben Zeiten / je mehr der Vnderscheid in der Religion gewachsen / auch vmb so viel desto mehr die Verbitterung der Gemüther gegen einander zugenommen.

Dann nach dem D. Martinus Lutherus wider das Bapstthumb zu predigen angefangen / Vnderscheid der Religionen vnder den Wörtlein sub vna vnd sub vtraque verstanden. sindt nicht allein viel in Böhmen seiner Lehr zu gefallen: sondern es haben sich auch ein grosser Theil auff deß Caluini vnnd Zwinglii Seiten gewendet: Theils sindt auch Picardisch / die vbrigen aber Römisch Catholisch verblieben. Vnd diese zwar / weil sie das Sacrament deß Altars den Layen nur vnder einer Gestalt reichen / sindt die sub vna, oder die vnder einerley: die andern aber weil sie vnder beyderley Gestalt solches gebrauchen / die sub vtraque, oder die vnder beyderley / genennet worden.

Böhmische Stände sub vtraque trachten nach freyer Religionsvbung. Weil nun vngeachtet solcher vnderschiedlicher Religionen jederzeit Römische Catholische Könige in diesem Königreich herrscheten / vnnd sich offtmals vielfältige Vuruhe vnd Streit zwischen

richtet wurde / sprach er mit lachendem Mund: Man solte ein weissen Löwen in einem rothen Feldt / nicht nur mit einem / sondern mit zweyen vber sich auffgerichteten Schwäntzen mahlen. Welches dann auch also geschehen / vnnd führet das Königreich dieses Wappen noch heutiges Tags.

Prag. Die Königliche Residentz vnd Haupt Statt in Böheimb ist Prag / von deren Gelegenheit (weil darinn die nachfolgende Tragoedia jhren Anfang genommen / hernacher auch zu Fortsetzung derselben allerley Anstellung vnd Bereitschafftẽ / gleichsam als in einer Scena gemacht vnnd sonsten zu Hinrichtung so vieler hoher vnd vornehmer Personen gebrauchet worden) wir auch kürtzlich an diesem Ort etwas melden wollen.

Sie wird in drey vnderschiedliche Stätt / als in die Alte / Newe vñ Kleine Statt / so auch die kleine Seiten genennet wirdt / abgetheilet / vnd meldet AEneas Syluius in Hist. Bohem. daß sie an Grösse vnnd Herrligkeit (schon zu seinen Zeiten) der Statt Florentz in Italien nichts nachgebe. Die alte Statt ist von Lybussa / Croci deß zweyten Hertzogen in Böheimb Tochter / vnd jhrem Gemahl Primislao erbawet vnd mit Mawren vmbgeben worden / vnnd weil sie nicht gewust / was sie dieser Statt für einer füglichen Nahmen geben solte / schickte sie etliche der jhrigen auß / mit Befehl / daß sie den Ersten so sie etwas arbeite finden / was er machte / frage / vnd das erste Wort / so derselbe reden würde / in acht nemen / vnd die Statt darnach nennen solte. Als diese nun jhren Befehl außzurichten hingiengen / traffen sie einen an / so einen Klotz behiebe: Vnd wie sie jhn fragten / was er machte / sprach er; Prah (das heist in Böhmischer Spraach ein Schwell) wolte er für seine Thür machen. Nach dem nun dieses der Lybussae angesagt worden / hat sie der Statt den Nahmen Praha, (so nach der Zeit in Praga verändert worden) gegeben / darneben die Vrsachen / warumb sie fürnemlich diesen Nahmen erwehlet / angezeiget / nemlich es were zwar ein Thürschwell ein schlechtes Ding / dock verursachte es bißweilen daß auch hohe vnnd Fürstliche Personen sich daran stiessen vnd verletzeten: also hoffete sie auch / es würde die Macht vnnd Herrligkeit dieser Statt so groß werden / daß auch wol Könige vnnd Fürsten / so jhr feindlich zu setzen wurden / sich daran stossen vnnd verletzen würden. Es ligt diese alte Statt gantz auff einer Ebne / mit herrlichen vnnd prächtigen Gebäwen gezieret / wirdt durch die Multaw von der kleinen vnderscheiden / vber welches Wasser eine Brücke / so von Keyser Carolo dem IV. der auch ein König in Böhmen gewesen / auff das allerkünstlichste mit vier vnnd zwantzig steinernen Bögen erbawet / in besagte kleine Statt oder kleine Seiten gehet. Gedachte kleine Statt / begreiffet auch in sich Viti Kirch vnnd das Königliche Schloß / so bey einander auff einem zimlich hohen Berg ligt / dazu man einen fast gähen Gang hinauff steigen muß / vnnd vielmehr einer kleinen Statt als einem Schloß gleich sihet / ist von vorgedachtem Keyser Carolo also auffs herrlichste zugerichtet auch das Schloß Vicegrad oder Retschin / mit newen Mawren vnnd Thürnen befestiget worden. Der hat auch die Newstar erbawet / mit Mawren vnnd Gräben / in welchen zwar kein Wasser ist / aber doch leichtlich auß der Multaw darein geleitet werden kan: Ingleichem de herrliche vnd künstlichen Brückenthurn auffgeführet: Ein hohe Schul vnd Collegium, so von jhm Collegium Carolinum genennet worden / angerichtet / vber diß auch auß dem Pragischen Bistthumb / welchs sonsten dem Maintzischen Ertzbistthumb vnderworffen war / durch Bewilligung Pabsts Clementis deß VI. ein Ertzbißthumb gemacht / vnd hat die Statt an Grösse / Macht vnd Herrligkeit vnder diesem Keyser sehr zugenommen.

Wer ein mehrers von dieser Statt wissen wil / der kan Dubrauium, Cosmam Pragensem, AEneam Syluium vnd andere Böhmische Geschichtschreiber besehen.

Wir kommen nun auff die Vrsachen vnnd ersten Anfang / darauß nicht allein in vorigen Jahren Vnderschiedliche Religionen ein Vrsach deß Kriegs in Böhmẽ. grosse Vnruhe / Krieg vnnd Blutvergiessen / wie Sebast. Francus vnnd die obgedachte Böhmische Geschichtschreiber bezeugen in Böheimb entstanden / sondern auch zu dieser vnserer Zeit das langwirige Kriegswesen vnnd grewliche Landsverwüstungẽ vrsprünglich herkommen. Die sindt gewesen die vnderschiedliche Religionen / welche sich baldt von der Zeit an als die Böhmen den Christlichen Glauben angenommen stätigs in diesem Königreich befunden / vnder welchen die vornembste gewesen / nach den Römischen Cathoschen / die Waldenser / Piccarder / Hussiten / Thaboriten / Urphani, etc.

Wie nun solche vnderschiedliche Religionen in vorigen Jahren / lang vor Doct. Lutheri Zeiten sich niemals mit einander vertragen können / sondern offtmals grossen Jammer / Krieg vnnd Blutvergiessen angerichtet / wie bey vorgemeldten Scribenten weitläufftig davon zu lesen: also hat auch bey vnnd nach desselben Zeiten / je mehr der Vnderscheid in der Religion gewachsen / auch vmb so viel desto mehr die Verbitterung der Gemüther gegen einander zugenommen.

Dann nach dem D. Martinus Lutherus wider das Bapstthumb zu predigen angefangen / Vnderscheid der Religionen vnder den Wörtlein sub vna vnd sub vtraque verstanden. sindt nicht allein viel in Böhmen seiner Lehr zu gefallen: sondern es haben sich auch ein grosser Theil auff deß Caluini vnnd Zwinglii Seiten gewendet: Theils sindt auch Picardisch / die vbrigen aber Römisch Catholisch verblieben. Vnd diese zwar / weil sie das Sacrament deß Altars den Layen nur vnder einer Gestalt reichen / sindt die sub vna, oder die vnder einerley: die andern aber weil sie vnder beyderley Gestalt solches gebrauchen / die sub vtraque, oder die vnder beyderley / genennet worden.

Böhmische Stände sub vtraque trachten nach freyer Religionsvbung. Weil nun vngeachtet solcher vnderschiedlicher Religionen jederzeit Römische Catholische Könige in diesem Königreich herrscheten / vnnd sich offtmals vielfältige Vuruhe vnd Streit zwischen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0024" n="4"/>
richtet                      wurde / sprach er mit lachendem Mund: Man solte ein weissen Löwen in einem                      rothen Feldt / nicht nur mit einem / sondern mit zweyen vber sich                      auffgerichteten Schwäntzen mahlen. Welches dann auch also geschehen / vnnd                      führet das Königreich dieses Wappen noch heutiges Tags.</p>
          <p><note place="left">Prag.</note> Die Königliche Residentz vnd Haupt Statt                      in Böheimb ist Prag / von deren Gelegenheit (weil darinn die nachfolgende                      Tragoedia jhren Anfang genommen / hernacher auch zu Fortsetzung derselben                      allerley Anstellung vnd Bereitschaffte&#x0303; / gleichsam als in einer Scena gemacht                      vnnd sonsten zu Hinrichtung so vieler hoher vnd vornehmer Personen gebrauchet                      worden) wir auch kürtzlich an diesem Ort etwas melden wollen.</p>
          <p>Sie wird in drey vnderschiedliche Stätt / als in die Alte / Newe vn&#x0303; Kleine Statt / so auch die kleine Seiten genennet wirdt / abgetheilet / vnd                      meldet AEneas Syluius in Hist. Bohem. daß sie an Grösse vnnd Herrligkeit (schon                      zu seinen Zeiten) der Statt Florentz in Italien nichts nachgebe. Die alte Statt                      ist von Lybussa / Croci deß zweyten Hertzogen in Böheimb Tochter / vnd jhrem                      Gemahl Primislao erbawet vnd mit Mawren vmbgeben worden / vnnd weil sie nicht                      gewust / was sie dieser Statt für einer füglichen Nahmen geben solte / schickte                      sie etliche der jhrigen auß / mit Befehl / daß sie den Ersten so sie etwas                      arbeite finden / was er machte / frage / vnd das erste Wort / so derselbe reden                      würde / in acht nemen / vnd die Statt darnach nennen solte. Als diese nun jhren                      Befehl außzurichten hingiengen / traffen sie einen an / so einen Klotz behiebe:                      Vnd wie sie jhn fragten / was er machte / sprach er; Prah (das heist in                      Böhmischer Spraach ein Schwell) wolte er für seine Thür machen. Nach dem nun                      dieses der Lybussae angesagt worden / hat sie der Statt den Nahmen Praha, (so                      nach der Zeit in Praga verändert worden) gegeben / darneben die Vrsachen /                      warumb sie fürnemlich diesen Nahmen erwehlet / angezeiget / nemlich es were zwar                      ein Thürschwell ein schlechtes Ding / dock verursachte es bißweilen daß auch                      hohe vnnd Fürstliche Personen sich daran stiessen vnd verletzeten: also hoffete                      sie auch / es würde die Macht vnnd Herrligkeit dieser Statt so groß werden / daß                      auch wol Könige vnnd Fürsten / so jhr feindlich zu setzen wurden / sich daran                      stossen vnnd verletzen würden. Es ligt diese alte Statt gantz auff einer Ebne /                      mit herrlichen vnnd prächtigen Gebäwen gezieret / wirdt durch die Multaw von der                      kleinen vnderscheiden / vber welches Wasser eine Brücke / so von Keyser Carolo                      dem IV. der auch ein König in Böhmen gewesen / auff das allerkünstlichste mit                      vier vnnd zwantzig steinernen Bögen erbawet / in besagte kleine Statt oder                      kleine Seiten gehet. Gedachte kleine Statt / begreiffet auch in sich Viti Kirch                      vnnd das Königliche Schloß / so bey einander auff einem zimlich hohen Berg ligt                      / dazu man einen fast gähen Gang hinauff steigen muß / vnnd vielmehr einer                      kleinen Statt als einem Schloß gleich sihet / ist von vorgedachtem Keyser Carolo                      also auffs herrlichste zugerichtet auch das Schloß Vicegrad oder Retschin / mit                      newen Mawren vnnd Thürnen befestiget worden. Der hat auch die Newstar erbawet /                      mit Mawren vnnd Gräben / in welchen zwar kein Wasser ist / aber doch leichtlich                      auß der Multaw darein geleitet werden kan: Ingleichem de herrliche vnd                      künstlichen Brückenthurn auffgeführet: Ein hohe Schul vnd Collegium, so von jhm                      Collegium Carolinum genennet worden / angerichtet / vber diß auch auß dem                      Pragischen Bistthumb / welchs sonsten dem Maintzischen Ertzbistthumb                      vnderworffen war / durch Bewilligung Pabsts Clementis deß VI. ein Ertzbißthumb                      gemacht / vnd hat die Statt an Grösse / Macht vnd Herrligkeit vnder diesem                      Keyser sehr zugenommen.</p>
          <p>Wer ein mehrers von dieser Statt wissen wil / der kan Dubrauium, Cosmam                      Pragensem, AEneam Syluium vnd andere Böhmische Geschichtschreiber besehen.</p>
          <p>Wir kommen nun auff die Vrsachen vnnd ersten Anfang / darauß nicht allein in                      vorigen Jahren <note place="right">Vnderschiedliche Religionen ein Vrsach                          deß Kriegs in Böhme&#x0303;.</note> grosse Vnruhe / Krieg vnnd                      Blutvergiessen / wie Sebast. Francus vnnd die obgedachte Böhmische                      Geschichtschreiber bezeugen in Böheimb entstanden / sondern auch zu dieser                      vnserer Zeit das langwirige Kriegswesen vnnd grewliche Landsverwüstunge&#x0303;                      vrsprünglich herkommen. Die sindt gewesen die vnderschiedliche Religionen /                      welche sich baldt von der Zeit an als die Böhmen den Christlichen Glauben                      angenommen stätigs in diesem Königreich befunden / vnder welchen die vornembste                      gewesen / nach den Römischen Cathoschen / die Waldenser / Piccarder / Hussiten /                      Thaboriten / Urphani, etc.</p>
          <p>Wie nun solche vnderschiedliche Religionen in vorigen Jahren / lang vor Doct.                      Lutheri Zeiten sich niemals mit einander vertragen können / sondern offtmals                      grossen Jammer / Krieg vnnd Blutvergiessen angerichtet / wie bey vorgemeldten                      Scribenten weitläufftig davon zu lesen: also hat auch bey vnnd nach desselben                      Zeiten / je mehr der Vnderscheid in der Religion gewachsen / auch vmb so viel                      desto mehr die Verbitterung der Gemüther gegen einander zugenommen.</p>
          <p>Dann nach dem D. Martinus Lutherus wider das Bapstthumb zu predigen angefangen /                          <note place="right">Vnderscheid der Religionen vnder den Wörtlein sub                          vna vnd sub vtraque verstanden.</note> sindt nicht allein viel in Böhmen                      seiner Lehr zu gefallen: sondern es haben sich auch ein grosser Theil auff deß                      Caluini vnnd Zwinglii Seiten gewendet: Theils sindt auch Picardisch / die                      vbrigen aber Römisch Catholisch verblieben. Vnd diese zwar / weil sie das                      Sacrament deß Altars den Layen nur vnder einer Gestalt reichen / sindt die sub                      vna, oder die vnder einerley: die andern aber weil sie vnder beyderley Gestalt                      solches gebrauchen / die sub vtraque, oder die vnder beyderley / genennet                      worden.</p>
          <p><note place="right">Böhmische Stände sub vtraque trachten nach freyer                          Religionsvbung.</note> Weil nun vngeachtet solcher vnderschiedlicher                      Religionen jederzeit Römische Catholische Könige in diesem Königreich                      herrscheten / vnnd sich offtmals vielfältige Vuruhe vnd Streit zwischen</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0024] richtet wurde / sprach er mit lachendem Mund: Man solte ein weissen Löwen in einem rothen Feldt / nicht nur mit einem / sondern mit zweyen vber sich auffgerichteten Schwäntzen mahlen. Welches dann auch also geschehen / vnnd führet das Königreich dieses Wappen noch heutiges Tags. Die Königliche Residentz vnd Haupt Statt in Böheimb ist Prag / von deren Gelegenheit (weil darinn die nachfolgende Tragoedia jhren Anfang genommen / hernacher auch zu Fortsetzung derselben allerley Anstellung vnd Bereitschafftẽ / gleichsam als in einer Scena gemacht vnnd sonsten zu Hinrichtung so vieler hoher vnd vornehmer Personen gebrauchet worden) wir auch kürtzlich an diesem Ort etwas melden wollen. Prag. Sie wird in drey vnderschiedliche Stätt / als in die Alte / Newe vñ Kleine Statt / so auch die kleine Seiten genennet wirdt / abgetheilet / vnd meldet AEneas Syluius in Hist. Bohem. daß sie an Grösse vnnd Herrligkeit (schon zu seinen Zeiten) der Statt Florentz in Italien nichts nachgebe. Die alte Statt ist von Lybussa / Croci deß zweyten Hertzogen in Böheimb Tochter / vnd jhrem Gemahl Primislao erbawet vnd mit Mawren vmbgeben worden / vnnd weil sie nicht gewust / was sie dieser Statt für einer füglichen Nahmen geben solte / schickte sie etliche der jhrigen auß / mit Befehl / daß sie den Ersten so sie etwas arbeite finden / was er machte / frage / vnd das erste Wort / so derselbe reden würde / in acht nemen / vnd die Statt darnach nennen solte. Als diese nun jhren Befehl außzurichten hingiengen / traffen sie einen an / so einen Klotz behiebe: Vnd wie sie jhn fragten / was er machte / sprach er; Prah (das heist in Böhmischer Spraach ein Schwell) wolte er für seine Thür machen. Nach dem nun dieses der Lybussae angesagt worden / hat sie der Statt den Nahmen Praha, (so nach der Zeit in Praga verändert worden) gegeben / darneben die Vrsachen / warumb sie fürnemlich diesen Nahmen erwehlet / angezeiget / nemlich es were zwar ein Thürschwell ein schlechtes Ding / dock verursachte es bißweilen daß auch hohe vnnd Fürstliche Personen sich daran stiessen vnd verletzeten: also hoffete sie auch / es würde die Macht vnnd Herrligkeit dieser Statt so groß werden / daß auch wol Könige vnnd Fürsten / so jhr feindlich zu setzen wurden / sich daran stossen vnnd verletzen würden. Es ligt diese alte Statt gantz auff einer Ebne / mit herrlichen vnnd prächtigen Gebäwen gezieret / wirdt durch die Multaw von der kleinen vnderscheiden / vber welches Wasser eine Brücke / so von Keyser Carolo dem IV. der auch ein König in Böhmen gewesen / auff das allerkünstlichste mit vier vnnd zwantzig steinernen Bögen erbawet / in besagte kleine Statt oder kleine Seiten gehet. Gedachte kleine Statt / begreiffet auch in sich Viti Kirch vnnd das Königliche Schloß / so bey einander auff einem zimlich hohen Berg ligt / dazu man einen fast gähen Gang hinauff steigen muß / vnnd vielmehr einer kleinen Statt als einem Schloß gleich sihet / ist von vorgedachtem Keyser Carolo also auffs herrlichste zugerichtet auch das Schloß Vicegrad oder Retschin / mit newen Mawren vnnd Thürnen befestiget worden. Der hat auch die Newstar erbawet / mit Mawren vnnd Gräben / in welchen zwar kein Wasser ist / aber doch leichtlich auß der Multaw darein geleitet werden kan: Ingleichem de herrliche vnd künstlichen Brückenthurn auffgeführet: Ein hohe Schul vnd Collegium, so von jhm Collegium Carolinum genennet worden / angerichtet / vber diß auch auß dem Pragischen Bistthumb / welchs sonsten dem Maintzischen Ertzbistthumb vnderworffen war / durch Bewilligung Pabsts Clementis deß VI. ein Ertzbißthumb gemacht / vnd hat die Statt an Grösse / Macht vnd Herrligkeit vnder diesem Keyser sehr zugenommen. Wer ein mehrers von dieser Statt wissen wil / der kan Dubrauium, Cosmam Pragensem, AEneam Syluium vnd andere Böhmische Geschichtschreiber besehen. Wir kommen nun auff die Vrsachen vnnd ersten Anfang / darauß nicht allein in vorigen Jahren grosse Vnruhe / Krieg vnnd Blutvergiessen / wie Sebast. Francus vnnd die obgedachte Böhmische Geschichtschreiber bezeugen in Böheimb entstanden / sondern auch zu dieser vnserer Zeit das langwirige Kriegswesen vnnd grewliche Landsverwüstungẽ vrsprünglich herkommen. Die sindt gewesen die vnderschiedliche Religionen / welche sich baldt von der Zeit an als die Böhmen den Christlichen Glauben angenommen stätigs in diesem Königreich befunden / vnder welchen die vornembste gewesen / nach den Römischen Cathoschen / die Waldenser / Piccarder / Hussiten / Thaboriten / Urphani, etc. Vnderschiedliche Religionen ein Vrsach deß Kriegs in Böhmẽ. Wie nun solche vnderschiedliche Religionen in vorigen Jahren / lang vor Doct. Lutheri Zeiten sich niemals mit einander vertragen können / sondern offtmals grossen Jammer / Krieg vnnd Blutvergiessen angerichtet / wie bey vorgemeldten Scribenten weitläufftig davon zu lesen: also hat auch bey vnnd nach desselben Zeiten / je mehr der Vnderscheid in der Religion gewachsen / auch vmb so viel desto mehr die Verbitterung der Gemüther gegen einander zugenommen. Dann nach dem D. Martinus Lutherus wider das Bapstthumb zu predigen angefangen / sindt nicht allein viel in Böhmen seiner Lehr zu gefallen: sondern es haben sich auch ein grosser Theil auff deß Caluini vnnd Zwinglii Seiten gewendet: Theils sindt auch Picardisch / die vbrigen aber Römisch Catholisch verblieben. Vnd diese zwar / weil sie das Sacrament deß Altars den Layen nur vnder einer Gestalt reichen / sindt die sub vna, oder die vnder einerley: die andern aber weil sie vnder beyderley Gestalt solches gebrauchen / die sub vtraque, oder die vnder beyderley / genennet worden. Vnderscheid der Religionen vnder den Wörtlein sub vna vnd sub vtraque verstanden. Weil nun vngeachtet solcher vnderschiedlicher Religionen jederzeit Römische Catholische Könige in diesem Königreich herrscheten / vnnd sich offtmals vielfältige Vuruhe vnd Streit zwischen Böhmische Stände sub vtraque trachten nach freyer Religionsvbung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/24
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/24>, abgerufen am 21.11.2024.