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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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etwas selbigen vnnd deren Gütern widerfahren köndte / welches nicht zugleich auch die mit Jh. M. auffgerichtete Verbündnuß violirte. Derohalben solte er (Hertzog zur Lignitz) den Fürsten vnnd Ständen dahin rahten / daß da sie nicht mehr vnd grössern Vngelegenheiten sich einflechten wolten / sie das Capitul vnd desselben Güter gäntzlich vnangefochten lassen / vnd viel mehr / wie der Frieden wider zu bringen / bedacht seyn solten: dann sonsten köndte nichts als grewliche Krieg vnd Blutvergiessen / vnd allerley Jammer erfolgen.

König Sigismund in Polen vermahnet die Schlesier zum Frieden. Ferrners schriebe dieser König auch an die Schlesische Stände / folgendes Innhalts:

Demnach er von der leidigen Rebellion / welche durch etlicher Vermessenheit im Königreich Böheim angestifftet worden / im abgeloffenen Jahr / Bericht eingenommen / hette er alsbaldt besorget / es würde auch mit diesem Gifft das benachbarte Land Schlesien angesteckt werden / vnd also mit Ergreisffung der Waffen / wider seinen natürlichen Fürsten / jhme nicht geringe Gefährlichkeiten zuziehen. Vmb dessen willen hette er den Schlesiern etlich mal zugeschrieben / vnd wegen der Nachbarschafft / Bündnussen vnd Vereinigungen / so er mit jhnen hette sie zum Frieden vermahnet. Er hette zwar damals der Hoffnung gelebt / sie würden / wie sie sich erklärt / von dem Gehorsam den sie jhrer natürlichen Obrigkeit schuldig / nicht abweichen: Jetzundt aber weren die Sachen nicht anderst außgeschlagen / als wie ers im Anfang beförchtet. Es were jhn leydt / vnd verwunderte sich höchlich / daß seine Benachbarte / welche jhm vielfältig verbunden / ein solche Resolution / welche doch allezeit ein vnglückseligen Außgang nach sich ziehe / genommen hetten. Dann weil die Obrigkeit von Gott verordnet were / vnd desselben Stell auff Erden vertrette / so köndten bey einem solchen Rächer die jenige / welche deß Gehorsambs vnd deß gebürenden Respects Rigel zerbrechen / nichts anders / als eines erbärmlichen Schiffbruchs gewärtig seyn. Wann etwa dieses Wesen auß Vorwandt einer zugefügten Schmach were fürgenommen worden / so were sich vielleicht weniger darüber zuverwundern: Aber weil das hochlöbl. Hauß Oesterreich bey vorigen Zeiten allzeit sein Imperiun mit Gütig: vnd Gelindigkeit temperirt / köndte er nicht sehen / auß was Vrsachen sie rechtmässiger weise das Joch deß Gehorsams abwürffen. Was es nun vor eine Thorheit seye / sich freywillig in Gefahr begeben / da man doch wol rühig ohne Gefahr bleiben köndte / gebe er jhnen selbsten besser zu betrachten. Diese Verachtung aber jhres rechten Fürsten / deme sie gehuldiget vnd geschworen / würde noch ferrners vermehret durch ein newes vnd vnverantwortlichs Beginnen wider die Capitularen zu Preßlaw / welche sie mit Bedröwung deß eussersten Gewalts / auff etliche Articul / so sie jhnen fürgelegt / welche Gott vnd aller Gerechtigkeit zuwider lieffen / zu schweren (welches sie doch Gewissens halber gar nicht thun köndten) zwingen wolten.

Ferrners were er auch dieses berichtet worden / daß nach Abreisen deß Ertzhertzogen / etlich Kriegsvolck / auß Anstifftung etlicher rebellischer / vnd einer Newerung begieriger Vnderthanen / in die Statt Neuß gelegt / vnd von demselben die Schlüssel zu höchstem Praejuditz deß Ertzhertzogen abgefordert worden / allein vnterm Schein / als wann von jhm die Statt in Abwesen deß Ertzhertzogen von aller Gefahr / so sich etwa eräugen möchte / köndte beschützet werden. Ohne zweifel were jhnen wol wissend / daß dieselbige Kirch von seinem Vorfahren Vladislao gestifftet / vnd angerichtet worden / vnd daß derselben Beschützung jhme / laut der Formul der Compactaten zuständig were. Derohalben solten sie bedencken / ob auch dergleichen gegen dieselbe / ohne Verletzung der Pacten vnd Bündnussen / könte tentirt werden: er zwar wolte sie ernstlich vermahnt haben / daß sie selbige bey diesem Wesen solten vnangefochten lassen / damit nit grössere Zerrüttung darauß entstünde: dann sie solten wissen / daß die Kirch zu Preßlaw seine Tochter / deren Mutter die Hauptkirch in seinem Königreich / Geisen were / also daß sie nicht zu zweifeln hetten / daß alles was der Tochter widerfahren möchte / auch zugleich die Mutter mit angienge. So wüßten sie auch wol / daß so nahe Verwandschafft zwischen jhme vnd dem Hauß Oesterreich were / daß er alles Glück vnd Vnglück vnter jhnen gemein zuseyn vermeinete. Diß hette er jhnen darumb anzeigen wöllen / daß sie sehen möchten / was er bey diesem Zustand gesinnet / vnd wie hefftig er sich bearbeitete / daß er sie / auff was Weise vnd Weg es auch geschehen köndte / von dergleichen gefährlichen Consiliis abhielte. Jhre Vorsahren hetten vnter dem Regiment deß Hochlöbl. Hauses Oesterreich viel Jahr lang rühig vnd friedlich gelebt / vnd zweifelte er nicht / sie würden ebenmässig dergleichen Ruhe geniessen / vnd viel Vngelegenheiten / welche einem solchen Krieg nachzufolgen pflegten / verhüten können / wann sie jhre böse Anschläge vnterlassen / vnd in vorigem Gehorsamb verbleiben würden.

Derohalben weil er jhm fürgenommen / ein ansehenliche Bottschafft an die Böhmische Stände abzuschicken / welche von Widerbringung deß Friedens tractiren / vnd wo jmmer möglich / das trübe Gewölck / vnd die darauff folgende Sturmwinde wegtreiben solte: so köndten sie sich auch dergleichen Gelegenheit deß Friedens gebrauche / vnd / so es jhnen gefällig / vielmehr mit gutem Raht / als mit den Waffen / das entstandene Vnwesen zu Ende bringen. Er hette kein Zweifel / es würde Keyser Ferdinand sein Gutachten jhme belieben lassen / vnd solchs zu ratificiren kein Bedenckens tragen. Derowegen solten sie jhme / was sie in dieser Sachen gesinnet / offenbaren / vnd gäntzlich darfür halten / daß dieses alles / was er thete / auß einem auffrechten vnd friedliebenden Gemüt herfliesse. Dann jhre Wolfahrt were jhme lieb / vnd wolte nicht gerne / daß sie an diesen Felsen anstiessen / welchen niemals keiner ohne Schiffbruch vberfahren hette. Vnd bekennete er gern frey herauß / daß er jhnen mit Bündnuß vnd Nachbarschafft zugethan were / vnd sich von jhnen nicht abscheiden köndte / wo sie sich nicht selbsten von aller Völcker Recht / aller Gerecht: vnd Leutseligkeit absondern würden.

etwas selbigen vnnd deren Gütern widerfahren köndte / welches nicht zugleich auch die mit Jh. M. auffgerichtete Verbündnuß violirte. Derohalben solte er (Hertzog zur Lignitz) den Fürsten vnnd Ständen dahin rahten / daß da sie nicht mehr vnd grössern Vngelegenheiten sich einflechten woltẽ / sie das Capitul vnd desselben Güter gäntzlich vnangefochten lassen / vnd viel mehr / wie der Frieden wider zu bringen / bedacht seyn solten: dann sonstẽ köndte nichts als grewliche Krieg vnd Blutvergiessen / vnd allerley Jammer erfolgen.

König Sigismund in Polen vermahnet die Schlesier zum Frieden. Ferrners schriebe dieser König auch an die Schlesische Stände / folgendes Innhalts:

Demnach er von der leidigen Rebellion / welche durch etlicher Vermessenheit im Königreich Böheim angestifftet worden / im abgeloffenen Jahr / Bericht eingenommen / hette er alsbaldt besorget / es würde auch mit diesem Gifft das benachbarte Land Schlesien angesteckt werden / vnd also mit Ergreisffung der Waffen / wider seinen natürlichẽ Fürsten / jhme nicht geringe Gefährlichkeiten zuziehen. Vmb dessen willen hette er den Schlesiern etlich mal zugeschriebẽ / vnd wegen der Nachbarschafft / Bündnussen vnd Vereinigungen / so er mit jhnen hette sie zum Frieden vermahnet. Er hette zwar damals der Hoffnung gelebt / sie würden / wie sie sich erklärt / von dem Gehorsam den sie jhrer natürlichen Obrigkeit schuldig / nicht abweichen: Jetzundt aber weren die Sachen nicht anderst außgeschlagen / als wie ers im Anfang beförchtet. Es were jhn leydt / vnd verwunderte sich höchlich / daß seine Benachbarte / welche jhm vielfältig verbunden / ein solche Resolution / welche doch allezeit ein vnglückseligen Außgang nach sich ziehe / genommen hetten. Dann weil die Obrigkeit von Gott verordnet were / vnd desselben Stell auff Erden vertrette / so köndten bey einem solchen Rächer die jenige / welche deß Gehorsambs vnd deß gebürenden Respects Rigel zerbrechẽ / nichts anders / als eines erbärmlichen Schiffbruchs gewärtig seyn. Wann etwa dieses Wesen auß Vorwandt einer zugefügtẽ Schmach were fürgenommen worden / so were sich vielleicht weniger darüber zuverwundern: Aber weil das hochlöbl. Hauß Oesterreich bey vorigen Zeiten allzeit sein Imperiũ mit Gütig: vnd Gelindigkeit temperirt / köndte er nicht sehen / auß was Vrsachen sie rechtmässiger weise das Joch deß Gehorsams abwürffen. Was es nun vor eine Thorheit seye / sich freywillig in Gefahr begeben / da man doch wol rühig ohne Gefahr bleiben köndte / gebe er jhnen selbsten besser zu betrachten. Diese Verachtung aber jhres rechten Fürsten / deme sie gehuldiget vnd geschworen / würde noch ferrners vermehret durch ein newes vnd vnverantwortlichs Beginnen wider die Capitularen zu Preßlaw / welche sie mit Bedröwung deß eussersten Gewalts / auff etliche Articul / so sie jhnen fürgelegt / welche Gott vnd aller Gerechtigkeit zuwider lieffen / zu schweren (welches sie doch Gewissens halber gar nicht thun köndten) zwingẽ wolten.

Ferrners were er auch dieses berichtet worden / daß nach Abreisen deß Ertzhertzogen / etlich Kriegsvolck / auß Anstifftung etlicher rebellischer / vnd einer Newerung begieriger Vnderthanen / in die Statt Neuß gelegt / vnd von demselbẽ die Schlüssel zu höchstem Praejuditz deß Ertzhertzogen abgefordert worden / allein vnterm Schein / als wann von jhm die Statt in Abwesen deß Ertzhertzogen von aller Gefahr / so sich etwa eräugẽ möchte / köndte beschützet werden. Ohne zweifel were jhnẽ wol wissend / daß dieselbige Kirch von seinem Vorfahren Vladislao gestifftet / vnd angerichtet worden / vnd daß derselbẽ Beschützung jhme / laut der Formul der Compactaten zuständig were. Derohalben solten sie bedencken / ob auch dergleichen gegen dieselbe / ohne Verletzung der Pacten vnd Bündnussen / könte tentirt werdẽ: er zwar wolte sie ernstlich vermahnt habẽ / daß sie selbige bey diesem Wesen solten vnangefochten lassen / damit nit grössere Zerrüttung darauß entstünde: dann sie solten wissen / daß die Kirch zu Preßlaw seine Tochter / deren Mutter die Hauptkirch in seinem Königreich / Geisen were / also daß sie nicht zu zweifeln hetten / daß alles was der Tochter widerfahren möchte / auch zugleich die Mutter mit angienge. So wüßten sie auch wol / daß so nahe Verwandschafft zwischẽ jhme vnd dem Hauß Oesterreich were / daß er alles Glück vnd Vnglück vnter jhnen gemein zuseyn vermeinete. Diß hette er jhnen darumb anzeigen wöllen / daß sie sehen möchten / was er bey diesem Zustand gesinnet / vnd wie hefftig er sich bearbeitete / daß er sie / auff was Weise vnd Weg es auch geschehen köndte / von dergleichen gefährlichen Consiliis abhielte. Jhre Vorsahren hetten vnter dem Regiment deß Hochlöbl. Hauses Oesterreich viel Jahr lang rühig vnd friedlich gelebt / vnd zweifelte er nicht / sie würden ebenmässig dergleichẽ Ruhe geniessen / vnd viel Vngelegenheiten / welche einem solchen Krieg nachzufolgẽ pflegten / verhüten können / wann sie jhre böse Anschläge vnterlassen / vnd in vorigem Gehorsamb verbleiben würden.

Derohalben weil er jhm fürgenommen / ein ansehenliche Bottschafft an die Böhmische Stände abzuschickẽ / welche von Widerbringung deß Friedens tractiren / vnd wo jmmer möglich / das trübe Gewölck / vnd die darauff folgende Sturmwinde wegtreiben solte: so köndten sie sich auch dergleichẽ Gelegenheit deß Friedens gebrauche / vnd / so es jhnen gefällig / vielmehr mit gutem Raht / als mit den Waffen / das entstandene Vnwesen zu Ende bringen. Er hette kein Zweifel / es würde Keyser Ferdinand sein Gutachten jhme belieben lassen / vnd solchs zu ratificiren kein Bedenckens tragen. Derowegen solten sie jhme / was sie in dieser Sachen gesinnet / offenbarẽ / vnd gäntzlich darfür halten / daß dieses alles / was er thete / auß einem auffrechten vnd friedliebenden Gemüt herfliesse. Dañ jhre Wolfahrt were jhme lieb / vnd wolte nicht gerne / daß sie an diesen Felsen anstiessen / welchen niemals keiner ohne Schiffbruch vberfahren hette. Vnd bekennete er gern frey herauß / daß er jhnen mit Bündnuß vnd Nachbarschafft zugethan were / vnd sich von jhnẽ nicht abscheiden köndte / wo sie sich nicht selbsten von aller Völcker Recht / aller Gerecht: vnd Leutseligkeit absondern würden.

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etwas selbigen vnnd deren                      Gütern widerfahren köndte / welches nicht zugleich auch die mit Jh. M.                      auffgerichtete Verbündnuß violirte. Derohalben solte er (Hertzog zur Lignitz)                      den Fürsten vnnd Ständen dahin rahten / daß da sie nicht mehr vnd grössern                      Vngelegenheiten sich einflechten wolte&#x0303; / sie das Capitul vnd desselben Güter                      gäntzlich vnangefochten lassen / vnd viel mehr / wie der Frieden wider zu                      bringen / bedacht seyn solten: dann sonste&#x0303; köndte nichts als grewliche Krieg vnd                      Blutvergiessen / vnd allerley Jammer erfolgen.</p>
          <p><note place="left">König Sigismund in Polen vermahnet die Schlesier zum                          Frieden.</note> Ferrners schriebe dieser König auch an die Schlesische                      Stände / folgendes Innhalts:</p>
          <p>Demnach er von der leidigen Rebellion / welche durch etlicher Vermessenheit im                      Königreich Böheim angestifftet worden / im abgeloffenen Jahr / Bericht                      eingenommen / hette er alsbaldt besorget / es würde auch mit diesem Gifft das                      benachbarte Land Schlesien angesteckt werden / vnd also mit Ergreisffung der                      Waffen / wider seinen natürliche&#x0303; Fürsten / jhme nicht geringe Gefährlichkeiten                      zuziehen. Vmb dessen willen hette er den Schlesiern etlich mal zugeschriebe&#x0303; /                      vnd wegen der Nachbarschafft / Bündnussen vnd Vereinigungen / so er mit jhnen                      hette sie zum Frieden vermahnet. Er hette zwar damals der Hoffnung gelebt / sie                      würden / wie sie sich erklärt / von dem Gehorsam den sie jhrer natürlichen                      Obrigkeit schuldig / nicht abweichen: Jetzundt aber weren die Sachen nicht                      anderst außgeschlagen / als wie ers im Anfang beförchtet. Es were jhn leydt /                      vnd verwunderte sich höchlich / daß seine Benachbarte / welche jhm vielfältig                      verbunden / ein solche Resolution / welche doch allezeit ein vnglückseligen                      Außgang nach sich ziehe / genommen hetten. Dann weil die Obrigkeit von Gott                      verordnet were / vnd desselben Stell auff Erden vertrette / so köndten bey einem                      solchen Rächer die jenige / welche deß Gehorsambs vnd deß gebürenden Respects                      Rigel zerbreche&#x0303; / nichts anders / als eines erbärmlichen Schiffbruchs gewärtig                      seyn. Wann etwa dieses Wesen auß Vorwandt einer zugefügte&#x0303; Schmach were                      fürgenommen worden / so were sich vielleicht weniger darüber zuverwundern: Aber                      weil das hochlöbl. Hauß Oesterreich bey vorigen Zeiten allzeit sein Imperiu&#x0303; mit Gütig: vnd Gelindigkeit temperirt / köndte er nicht sehen /                      auß was Vrsachen sie rechtmässiger weise das Joch deß Gehorsams abwürffen. Was                      es nun vor eine Thorheit seye / sich freywillig in Gefahr begeben / da man doch                      wol rühig ohne Gefahr bleiben köndte / gebe er jhnen selbsten besser zu                      betrachten. Diese Verachtung aber jhres rechten Fürsten / deme sie gehuldiget                      vnd geschworen / würde noch ferrners vermehret durch ein newes vnd                      vnverantwortlichs Beginnen wider die Capitularen zu Preßlaw / welche sie mit                      Bedröwung deß eussersten Gewalts / auff etliche Articul / so sie jhnen fürgelegt                      / welche Gott vnd aller Gerechtigkeit zuwider lieffen / zu schweren (welches sie                      doch Gewissens halber gar nicht thun köndten) zwinge&#x0303; wolten.</p>
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          <p>Derohalben weil er jhm fürgenommen / ein ansehenliche Bottschafft an die                      Böhmische Stände abzuschicke&#x0303; / welche von Widerbringung deß Friedens tractiren /                      vnd wo jmmer möglich / das trübe Gewölck / vnd die darauff folgende Sturmwinde                      wegtreiben solte: so köndten sie sich auch dergleiche&#x0303; Gelegenheit deß Friedens                      gebrauche / vnd / so es jhnen gefällig / vielmehr mit gutem Raht / als mit den                      Waffen / das entstandene Vnwesen zu Ende bringen. Er hette kein Zweifel / es                      würde Keyser Ferdinand sein Gutachten jhme belieben lassen / vnd solchs zu                      ratificiren kein Bedenckens tragen. Derowegen solten sie jhme / was sie in                      dieser Sachen gesinnet / offenbare&#x0303; / vnd gäntzlich darfür halten / daß dieses                      alles / was er thete / auß einem auffrechten vnd friedliebenden Gemüt                      herfliesse. Dan&#x0303; jhre Wolfahrt were jhme lieb / vnd wolte nicht                      gerne / daß sie an diesen Felsen anstiessen / welchen niemals keiner ohne                      Schiffbruch vberfahren hette. Vnd bekennete er gern frey herauß / daß er jhnen                      mit Bündnuß vnd Nachbarschafft zugethan were / vnd sich von jhne&#x0303; nicht                      abscheiden köndte / wo sie sich nicht selbsten von aller Völcker Recht / aller                      Gerecht: vnd Leutseligkeit absondern würden.</p>
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[267/0314] etwas selbigen vnnd deren Gütern widerfahren köndte / welches nicht zugleich auch die mit Jh. M. auffgerichtete Verbündnuß violirte. Derohalben solte er (Hertzog zur Lignitz) den Fürsten vnnd Ständen dahin rahten / daß da sie nicht mehr vnd grössern Vngelegenheiten sich einflechten woltẽ / sie das Capitul vnd desselben Güter gäntzlich vnangefochten lassen / vnd viel mehr / wie der Frieden wider zu bringen / bedacht seyn solten: dann sonstẽ köndte nichts als grewliche Krieg vnd Blutvergiessen / vnd allerley Jammer erfolgen. Ferrners schriebe dieser König auch an die Schlesische Stände / folgendes Innhalts: König Sigismund in Polen vermahnet die Schlesier zum Frieden. Demnach er von der leidigen Rebellion / welche durch etlicher Vermessenheit im Königreich Böheim angestifftet worden / im abgeloffenen Jahr / Bericht eingenommen / hette er alsbaldt besorget / es würde auch mit diesem Gifft das benachbarte Land Schlesien angesteckt werden / vnd also mit Ergreisffung der Waffen / wider seinen natürlichẽ Fürsten / jhme nicht geringe Gefährlichkeiten zuziehen. Vmb dessen willen hette er den Schlesiern etlich mal zugeschriebẽ / vnd wegen der Nachbarschafft / Bündnussen vnd Vereinigungen / so er mit jhnen hette sie zum Frieden vermahnet. Er hette zwar damals der Hoffnung gelebt / sie würden / wie sie sich erklärt / von dem Gehorsam den sie jhrer natürlichen Obrigkeit schuldig / nicht abweichen: Jetzundt aber weren die Sachen nicht anderst außgeschlagen / als wie ers im Anfang beförchtet. Es were jhn leydt / vnd verwunderte sich höchlich / daß seine Benachbarte / welche jhm vielfältig verbunden / ein solche Resolution / welche doch allezeit ein vnglückseligen Außgang nach sich ziehe / genommen hetten. Dann weil die Obrigkeit von Gott verordnet were / vnd desselben Stell auff Erden vertrette / so köndten bey einem solchen Rächer die jenige / welche deß Gehorsambs vnd deß gebürenden Respects Rigel zerbrechẽ / nichts anders / als eines erbärmlichen Schiffbruchs gewärtig seyn. Wann etwa dieses Wesen auß Vorwandt einer zugefügtẽ Schmach were fürgenommen worden / so were sich vielleicht weniger darüber zuverwundern: Aber weil das hochlöbl. Hauß Oesterreich bey vorigen Zeiten allzeit sein Imperiũ mit Gütig: vnd Gelindigkeit temperirt / köndte er nicht sehen / auß was Vrsachen sie rechtmässiger weise das Joch deß Gehorsams abwürffen. Was es nun vor eine Thorheit seye / sich freywillig in Gefahr begeben / da man doch wol rühig ohne Gefahr bleiben köndte / gebe er jhnen selbsten besser zu betrachten. Diese Verachtung aber jhres rechten Fürsten / deme sie gehuldiget vnd geschworen / würde noch ferrners vermehret durch ein newes vnd vnverantwortlichs Beginnen wider die Capitularen zu Preßlaw / welche sie mit Bedröwung deß eussersten Gewalts / auff etliche Articul / so sie jhnen fürgelegt / welche Gott vnd aller Gerechtigkeit zuwider lieffen / zu schweren (welches sie doch Gewissens halber gar nicht thun köndten) zwingẽ wolten. Ferrners were er auch dieses berichtet worden / daß nach Abreisen deß Ertzhertzogen / etlich Kriegsvolck / auß Anstifftung etlicher rebellischer / vnd einer Newerung begieriger Vnderthanen / in die Statt Neuß gelegt / vnd von demselbẽ die Schlüssel zu höchstem Praejuditz deß Ertzhertzogen abgefordert worden / allein vnterm Schein / als wann von jhm die Statt in Abwesen deß Ertzhertzogen von aller Gefahr / so sich etwa eräugẽ möchte / köndte beschützet werden. Ohne zweifel were jhnẽ wol wissend / daß dieselbige Kirch von seinem Vorfahren Vladislao gestifftet / vnd angerichtet worden / vnd daß derselbẽ Beschützung jhme / laut der Formul der Compactaten zuständig were. Derohalben solten sie bedencken / ob auch dergleichen gegen dieselbe / ohne Verletzung der Pacten vnd Bündnussen / könte tentirt werdẽ: er zwar wolte sie ernstlich vermahnt habẽ / daß sie selbige bey diesem Wesen solten vnangefochten lassen / damit nit grössere Zerrüttung darauß entstünde: dann sie solten wissen / daß die Kirch zu Preßlaw seine Tochter / deren Mutter die Hauptkirch in seinem Königreich / Geisen were / also daß sie nicht zu zweifeln hetten / daß alles was der Tochter widerfahren möchte / auch zugleich die Mutter mit angienge. So wüßten sie auch wol / daß so nahe Verwandschafft zwischẽ jhme vnd dem Hauß Oesterreich were / daß er alles Glück vnd Vnglück vnter jhnen gemein zuseyn vermeinete. Diß hette er jhnen darumb anzeigen wöllen / daß sie sehen möchten / was er bey diesem Zustand gesinnet / vnd wie hefftig er sich bearbeitete / daß er sie / auff was Weise vnd Weg es auch geschehen köndte / von dergleichen gefährlichen Consiliis abhielte. Jhre Vorsahren hetten vnter dem Regiment deß Hochlöbl. Hauses Oesterreich viel Jahr lang rühig vnd friedlich gelebt / vnd zweifelte er nicht / sie würden ebenmässig dergleichẽ Ruhe geniessen / vnd viel Vngelegenheiten / welche einem solchen Krieg nachzufolgẽ pflegten / verhüten können / wann sie jhre böse Anschläge vnterlassen / vnd in vorigem Gehorsamb verbleiben würden. Derohalben weil er jhm fürgenommen / ein ansehenliche Bottschafft an die Böhmische Stände abzuschickẽ / welche von Widerbringung deß Friedens tractiren / vnd wo jmmer möglich / das trübe Gewölck / vnd die darauff folgende Sturmwinde wegtreiben solte: so köndten sie sich auch dergleichẽ Gelegenheit deß Friedens gebrauche / vnd / so es jhnen gefällig / vielmehr mit gutem Raht / als mit den Waffen / das entstandene Vnwesen zu Ende bringen. Er hette kein Zweifel / es würde Keyser Ferdinand sein Gutachten jhme belieben lassen / vnd solchs zu ratificiren kein Bedenckens tragen. Derowegen solten sie jhme / was sie in dieser Sachen gesinnet / offenbarẽ / vnd gäntzlich darfür halten / daß dieses alles / was er thete / auß einem auffrechten vnd friedliebenden Gemüt herfliesse. Dañ jhre Wolfahrt were jhme lieb / vnd wolte nicht gerne / daß sie an diesen Felsen anstiessen / welchen niemals keiner ohne Schiffbruch vberfahren hette. Vnd bekennete er gern frey herauß / daß er jhnen mit Bündnuß vnd Nachbarschafft zugethan were / vnd sich von jhnẽ nicht abscheiden köndte / wo sie sich nicht selbsten von aller Völcker Recht / aller Gerecht: vnd Leutseligkeit absondern würden.

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/314>, abgerufen am 29.05.2024.