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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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nichts anders suchen / dann die Erhaltung der Religion / die jhnen durch gewisse Verträge vnd Pacta ist zugelassen worden: vnd die Freyheit jhres Gewissens / vnd vmb deren Vrsachen willen feindlich angegriffen vnd verfolget werden:

2. Vnter welchen viel Tausendt eyferige vnd guthertzige Evangelische / vnd der wahren Lutherischen Religion zugethane Christen seynd / deren Vndertruckung von allen denen befördert wirdt / die dem Keyser beystehen:

3. Item die in dem Religions Frieden angenommen vnd begriffen seynd:

4. Sich deß ordentlichen Rechtens erbieten:

5. Mit welchen sonderbahre Verträge vnnd Bündnuß auff gerichtet worden:

6. Da man sich hergegen wann man dem Keyser dienet / mit dem Papst / den Spaniern / Italiänern / Wallonen / vnd andern / die deß Evangelij ärgste Feinde stynd / vereinbaren muß:

7. Vnd zu besorgen / wann man wirdt geholffen haben die Evangelischen vnderzutrucken / der Papst werde hernach das Tridentintsche Concilium durch seinen Anhang gewaltig beförderen.

8. Zugeschweigen / daß die dem Keyser beystehen werden / jhr eigen Land dardurch in die eusserste Gefahr setzen möchten.

9. Vnd daß endlich durch Einführung frembdes Kriegsvolcks wider die Capitulation vnnd Fundamental-Satzungen deß Reichs gehandelt wirdt: Ob in solchem Fall ein Stand deß Reichs nicht erhebliche Vrsachen hat / sich zuentschuldigen / dem Keyser Hülffe zu leysten?

Die Antwort / welche obgedachte Theologen auff diese Puncten gaben / war dieses Innhalts:

Daß auff solche Fragen auß Gottes Wort leichtlich zu antworten / vnd daß Doctor Luther s. nach Anleytung desselben ein solche Erklärung darüber gethan / die sie in jhrem Gewissen für gut erkenneten / vnd nicht wüßten zuverbessern: Allein wolten sie das hinzu gesetzt haben / Was von der Liebe Gottes vnd deß Nechsten / daran das gantze Gesetz vnd die Propheten hangen / were befohlen worden.

Wir halten darfür (sagten sie) daß die begehrte Hülff / wie obgemelt / streittet wider die Liebe Gottes vnd deß Nechsten.

Die Wort Lutheri / mit welchen mehrbestagte Theologen die vorgesetzte Frag beantworten / sind genommen auß dem Tom. 6. Ienensi in seiner Warnung an seine liebe Teutschen fol. 252. lauten also:

Die erste Vrsach / warumb du dem Keyser in solchem Fall nicht solt gehorchen / noch in den Krieg ziehen / ist diese: Daß du so wol als der Keyser selbst in der Tauff geschworen hast / das Evangelium Christi zu halten / vnd demselben zu gehorchen / nit aber zu verfolgen / noch zu bekriegen. Nun weißt du ja / daß der Keyser in diesem Handel durch den Papst angercitzet vnnd bewogen wirdt / daß er wider das Evangelium Christi streitte. Dann man zu Augspurg klärlich besunden / daß vnsere Lehr das rechte Evangelium / vnd der Heiligen Schrifft gemäß seye. Derhalben soltu zu deß Keysers / oder deines Fürsten Befelchshaber also sagen: Ja lieber Keyser / lieber Fürst / wann jhr ewern Eydt vnnd Pflicht / die jhr in der Tauff gethan / fest haltet / so solt jhr mein lieber Herr seyn / vnd alsdann wil ich euch gehorchen / vnd in den Krieg ziehen / wann jhr wöllet. Aber im Fall jhr ewere Tauff / Ampt vnd den Bundt / den jhr mit Christo gemacht / nicht haltet / sondern jhn verfolget / so mag ein Bub für mich gehorchen: Ich wil ewertwegen Gott nicht lästern / vnd sein Wort verfolgen / vnd also freywillig in den Abgrundt der Höllen mit euch lauffen vnd rennen. Diese erste Vrsach begreifft in sich noch viel andere grosse vnd schröckliche Vrsachen. Dann der / so wider das Evangelium kämpffet vnd streittet / muß zugleich wider Gott / wider Jesum Christum / wider den Heiligen Geist / wider das thewere Blut Christi / wider sein sterben / wider Gottes Wort / wider alle Articul deß Christlichen Glaubens / wider alle Sacramenten / wider die Lehre / die durch das Evangelium gegeben / defestiger vnd erhalten wirdt / als von der Obrigkeit vnd Weltlichem Frieden / vnd in Summa wider alle Engel vnd Heiligen / wider Himmel vnd Erden / vnd alle Creaturen streitten. Dann welcher wider Gott streittet / der muß wider alles / was Gottes ist / oder es mit Gott hält / streitten. Was dieses endlich für ein Ende nehmen wirdt / das wirstu wol gewahr werden. Vnd das noch ärger ist / so geschicht solches streitten mit Wissen: dann man weiß vnd bekändt / daß diese Lehr sey das Evangelium. Die Türcken vnnd Tartarn wissen nicht / daß es Gottes Wort sey. Derhalben so kan kein Türck so böß seyn / wie du: aber du wirst zehenmal tieffer verdampt werden / dann alle Türcken / Tartarn / Heyden vnnd Juden. Biß daher Lutherus.

Die Wittenbergische vnd Jenische fügen dieses noch ferrner hinzu: Ja dieweil die Kinder der Finsternuß / die genannte Catholische / keinen Verdruß haben / jhre Religion mit Gut vnd Blut / mit Leib vnd Leben zur Ehre Gottes / wie sie meynen / zu besördern / vnd zuverfechten / wiewol jhre Religion nichts anders ist / als das verdampte vnd vorlängst gefallene Babylon / der rechte Antichristianismus, vnd wie Jacobus Herbrandus, ein sehr berühmbter Theologus, in der Vorrede vber seine Theologische Disputationes schreibt: Sentina & cloaca Sathanae, in quam omnes suas sordes, abominationes, impietates & idololatrias, quotquot excogitari poslunt, ingessit. Das ist: Ein wüste vnnd stinckende Cloack deß Gathans / darinn er allen seinen Vnrath / Grewel / Gottlosigkeit vnd Aberglauben / so viel dessen kan erdacht werden / eingeschoben hat. Wie viel mehr wil vns / als Kindern deß Liechts / gebühren / die Heilige Warheit / die GOtt auß vnaußsprechlicher Barmhertzigkeit / vor Hundert Jahren niemandt anderst / als vns Teutschen / vnd in specie Sachsen / rc. auß dem Himmel / durch Doctor Luthern vberlieffert vnd anbefoh-

nichts anders suchen / dann die Erhaltung der Religion / die jhnen durch gewisse Verträge vnd Pacta ist zugelassen worden: vnd die Freyheit jhres Gewissens / vnd vmb deren Vrsachen willen feindlich angegriffen vnd verfolget werden:

2. Vnter welchen viel Tausendt eyferige vnd guthertzige Evangelische / vnd der wahren Lutherischen Religion zugethane Christen seynd / deren Vndertruckung von allen denen befördert wirdt / die dem Keyser beystehen:

3. Item die in dem Religions Frieden angenommen vnd begriffen seynd:

4. Sich deß ordentlichen Rechtens erbieten:

5. Mit welchen sonderbahre Verträge vnnd Bündnuß auff gerichtet worden:

6. Da man sich hergegẽ wann man dem Keyser dienet / mit dem Papst / den Spaniern / Italiänern / Wallonen / vnd andern / die deß Evangelij ärgste Feinde stynd / vereinbaren muß:

7. Vnd zu besorgen / wann man wirdt geholffen haben die Evangelischen vnderzutrucken / der Papst werde hernach das Tridentintsche Concilium durch seinen Anhang gewaltig beförderen.

8. Zugeschweigen / daß die dem Keyser beystehen werden / jhr eigen Land dardurch in die eusserste Gefahr setzen möchten.

9. Vnd daß endlich durch Einführung frembdes Kriegsvolcks wider die Capitulation vnnd Fundamental-Satzungen deß Reichs gehandelt wirdt: Ob in solchem Fall ein Stand deß Reichs nicht erhebliche Vrsachen hat / sich zuentschuldigẽ / dem Keyser Hülffe zu leysten?

Die Antwort / welche obgedachte Theologen auff diese Puncten gaben / war dieses Innhalts:

Daß auff solche Fragen auß Gottes Wort leichtlich zu antworten / vnd daß Doctor Luther s. nach Anleytung desselben ein solche Erklärung darüber gethan / die sie in jhrem Gewissen für gut erkenneten / vnd nicht wüßten zuverbessern: Allein wolten sie das hinzu gesetzt haben / Was von der Liebe Gottes vnd deß Nechsten / daran das gantze Gesetz vnd die Propheten hangen / were befohlen worden.

Wir halten darfür (sagten sie) daß die begehrte Hülff / wie obgemelt / streittet wider die Liebe Gottes vnd deß Nechsten.

Die Wort Lutheri / mit welchen mehrbestagte Theologen die vorgesetzte Frag beantworten / sind genommen auß dem Tom. 6. Ienensi in seiner Warnung an seine liebe Teutschen fol. 252. lauten also:

Die erste Vrsach / warumb du dem Keyser in solchem Fall nicht solt gehorchen / noch in den Krieg ziehen / ist diese: Daß du so wol als der Keyser selbst in der Tauff geschworen hast / das Evangelium Christi zu halten / vnd demselben zu gehorchen / nit aber zu verfolgen / noch zu bekriegen. Nun weißt du ja / daß der Keyser in diesem Handel durch den Papst angercitzet vnnd bewogen wirdt / daß er wider das Evangelium Christi streitte. Dann man zu Augspurg klärlich besunden / daß vnsere Lehr das rechte Evangelium / vnd der Heiligen Schrifft gemäß seye. Derhalben soltu zu deß Keysers / oder deines Fürsten Befelchshaber also sagen: Ja lieber Keyser / lieber Fürst / wann jhr ewern Eydt vnnd Pflicht / die jhr in der Tauff gethan / fest haltet / so solt jhr mein lieber Herr seyn / vnd alsdann wil ich euch gehorchen / vnd in den Krieg ziehen / wann jhr wöllet. Aber im Fall jhr ewere Tauff / Ampt vnd den Bundt / den jhr mit Christo gemacht / nicht haltet / sondern jhn verfolget / so mag ein Bub für mich gehorchen: Ich wil ewertwegen Gott nicht lästern / vnd sein Wort verfolgen / vnd also freywillig in den Abgrundt der Höllen mit euch lauffen vnd rennen. Diese erste Vrsach begreifft in sich noch viel andere grosse vnd schröckliche Vrsachen. Dann der / so wider das Evangelium kämpffet vnd streittet / muß zugleich wider Gott / wider Jesum Christum / wider den Heiligen Geist / wider das thewere Blut Christi / wider sein sterben / wider Gottes Wort / wider alle Articul deß Christlichen Glaubens / wider alle Sacramenten / wider die Lehre / die durch das Evangelium gegeben / defestiger vnd erhalten wirdt / als von der Obrigkeit vnd Weltlichem Frieden / vnd in Summa wider alle Engel vnd Heiligen / wider Himmel vnd Erden / vnd alle Creaturen streitten. Dann welcher wider Gott streittet / der muß wider alles / was Gottes ist / oder es mit Gott hält / streitten. Was dieses endlich für ein Ende nehmen wirdt / das wirstu wol gewahr werden. Vnd das noch ärger ist / so geschicht solches streitten mit Wissen: dann man weiß vnd bekändt / daß diese Lehr sey das Evangelium. Die Türcken vnnd Tartarn wissen nicht / daß es Gottes Wort sey. Derhalben so kan kein Türck so böß seyn / wie du: aber du wirst zehenmal tieffer verdampt werden / dann alle Türcken / Tartarn / Heyden vnnd Juden. Biß daher Lutherus.

Die Wittenbergische vnd Jenische fügen dieses noch ferrner hinzu: Ja dieweil die Kinder der Finsternuß / die genañte Catholische / keinen Verdruß haben / jhre Religion mit Gut vnd Blut / mit Leib vnd Leben zur Ehre Gottes / wie sie meynen / zu besördern / vnd zuverfechten / wiewol jhre Religion nichts anders ist / als das verdampte vnd vorlängst gefallene Babylon / der rechte Antichristianismus, vnd wie Jacobus Herbrandus, ein sehr berühmbter Theologus, in der Vorrede vber seine Theologische Disputationes schreibt: Sentina & cloaca Sathanae, in quam omnes suas sordes, abominationes, impietates & idololatrias, quotquot excogitari poslunt, ingessit. Das ist: Ein wüste vnnd stinckende Cloack deß Gathans / darinn er allen seinen Vnrath / Grewel / Gottlosigkeit vnd Aberglauben / so viel dessen kan erdacht werden / eingeschoben hat. Wie viel mehr wil vns / als Kindern deß Liechts / gebühren / die Heilige Warheit / die GOtt auß vnaußsprechlicher Barmhertzigkeit / vor Hundert Jahren niemandt anderst / als vns Teutschen / vnd in specie Sachsen / rc. auß dem Himmel / durch Doctor Luthern vberlieffert vnd anbefoh-

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          <p>2. Vnter welchen viel Tausendt eyferige vnd guthertzige Evangelische / vnd der                      wahren Lutherischen Religion zugethane Christen seynd / deren Vndertruckung von                      allen denen befördert wirdt / die dem Keyser beystehen:</p>
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          <p>Daß auff solche Fragen auß Gottes Wort leichtlich zu antworten / vnd daß Doctor                      Luther s. nach Anleytung desselben ein solche Erklärung darüber gethan / die sie                      in jhrem Gewissen für gut erkenneten / vnd nicht wüßten zuverbessern: Allein                      wolten sie das hinzu gesetzt haben / Was von der Liebe Gottes vnd deß Nechsten /                      daran das gantze Gesetz vnd die Propheten hangen / were befohlen worden.</p>
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          <p>Die erste Vrsach / warumb du dem Keyser in solchem Fall nicht solt gehorchen /                      noch in den Krieg ziehen / ist diese: Daß du so wol als der Keyser selbst in der                      Tauff geschworen hast / das Evangelium Christi zu halten / vnd demselben zu                      gehorchen / nit aber zu verfolgen / noch zu bekriegen. Nun weißt du ja / daß der                      Keyser in diesem Handel durch den Papst angercitzet vnnd bewogen wirdt / daß er                      wider das Evangelium Christi streitte. Dann man zu Augspurg klärlich besunden /                      daß vnsere Lehr das rechte Evangelium / vnd der Heiligen Schrifft gemäß seye.                      Derhalben soltu zu deß Keysers / oder deines Fürsten Befelchshaber also sagen:                      Ja lieber Keyser / lieber Fürst / wann jhr ewern Eydt vnnd Pflicht / die jhr in                      der Tauff gethan / fest haltet / so solt jhr mein lieber Herr seyn / vnd alsdann                      wil ich euch gehorchen / vnd in den Krieg ziehen / wann jhr wöllet. Aber im                      Fall jhr ewere Tauff / Ampt vnd den Bundt / den jhr mit Christo gemacht / nicht                      haltet / sondern jhn verfolget / so mag ein Bub für mich gehorchen: Ich wil                      ewertwegen Gott nicht lästern / vnd sein Wort verfolgen / vnd also freywillig in                      den Abgrundt der Höllen mit euch lauffen vnd rennen. Diese erste Vrsach                      begreifft in sich noch viel andere grosse vnd schröckliche Vrsachen. Dann der /                      so wider das Evangelium kämpffet vnd streittet / muß zugleich wider Gott / wider                      Jesum Christum / wider den Heiligen Geist / wider das thewere Blut Christi /                      wider sein sterben / wider Gottes Wort / wider alle Articul deß Christlichen                      Glaubens / wider alle Sacramenten / wider die Lehre / die durch das Evangelium                      gegeben / defestiger vnd erhalten wirdt / als von der Obrigkeit vnd Weltlichem                      Frieden / vnd in Summa wider alle Engel vnd Heiligen / wider Himmel vnd Erden /                      vnd alle Creaturen streitten. Dann welcher wider Gott streittet / der muß wider                      alles / was Gottes ist / oder es mit Gott hält / streitten. Was dieses endlich                      für ein Ende nehmen wirdt / das wirstu wol gewahr werden. Vnd das noch ärger ist                      / so geschicht solches streitten mit Wissen: dann man weiß vnd bekändt / daß                      diese Lehr sey das Evangelium. Die Türcken vnnd Tartarn wissen nicht / daß es                      Gottes Wort sey. Derhalben so kan kein Türck so böß seyn / wie du: aber du wirst                      zehenmal tieffer verdampt werden / dann alle Türcken / Tartarn / Heyden vnnd                      Juden. Biß daher Lutherus.</p>
          <p>Die Wittenbergische vnd Jenische fügen dieses noch ferrner hinzu: Ja dieweil die                      Kinder der Finsternuß / die genan&#x0303;te Catholische / keinen Verdruß                      haben / jhre Religion mit Gut vnd Blut / mit Leib vnd Leben zur Ehre Gottes /                      wie sie meynen / zu besördern / vnd zuverfechten / wiewol jhre Religion nichts                      anders ist / als das verdampte vnd vorlängst gefallene Babylon / der rechte                      Antichristianismus, vnd wie Jacobus Herbrandus, ein sehr berühmbter Theologus,                      in der Vorrede vber seine Theologische Disputationes schreibt: Sentina &amp;                      cloaca Sathanae, in quam omnes suas sordes, abominationes, impietates &amp;                      idololatrias, quotquot excogitari poslunt, ingessit. Das ist: Ein wüste vnnd                      stinckende Cloack deß Gathans / darinn er allen seinen Vnrath / Grewel /                      Gottlosigkeit vnd Aberglauben / so viel dessen kan erdacht werden / eingeschoben                      hat. Wie viel mehr wil vns / als Kindern deß Liechts / gebühren / die Heilige                      Warheit / die GOtt auß vnaußsprechlicher Barmhertzigkeit / vor Hundert Jahren                      niemandt anderst / als vns Teutschen / vnd in specie Sachsen / rc. auß dem                      Himmel / durch Doctor Luthern vberlieffert vnd anbefoh-
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[386/0439] nichts anders suchen / dann die Erhaltung der Religion / die jhnen durch gewisse Verträge vnd Pacta ist zugelassen worden: vnd die Freyheit jhres Gewissens / vnd vmb deren Vrsachen willen feindlich angegriffen vnd verfolget werden: 2. Vnter welchen viel Tausendt eyferige vnd guthertzige Evangelische / vnd der wahren Lutherischen Religion zugethane Christen seynd / deren Vndertruckung von allen denen befördert wirdt / die dem Keyser beystehen: 3. Item die in dem Religions Frieden angenommen vnd begriffen seynd: 4. Sich deß ordentlichen Rechtens erbieten: 5. Mit welchen sonderbahre Verträge vnnd Bündnuß auff gerichtet worden: 6. Da man sich hergegẽ wann man dem Keyser dienet / mit dem Papst / den Spaniern / Italiänern / Wallonen / vnd andern / die deß Evangelij ärgste Feinde stynd / vereinbaren muß: 7. Vnd zu besorgen / wann man wirdt geholffen haben die Evangelischen vnderzutrucken / der Papst werde hernach das Tridentintsche Concilium durch seinen Anhang gewaltig beförderen. 8. Zugeschweigen / daß die dem Keyser beystehen werden / jhr eigen Land dardurch in die eusserste Gefahr setzen möchten. 9. Vnd daß endlich durch Einführung frembdes Kriegsvolcks wider die Capitulation vnnd Fundamental-Satzungen deß Reichs gehandelt wirdt: Ob in solchem Fall ein Stand deß Reichs nicht erhebliche Vrsachen hat / sich zuentschuldigẽ / dem Keyser Hülffe zu leysten? Die Antwort / welche obgedachte Theologen auff diese Puncten gaben / war dieses Innhalts: Daß auff solche Fragen auß Gottes Wort leichtlich zu antworten / vnd daß Doctor Luther s. nach Anleytung desselben ein solche Erklärung darüber gethan / die sie in jhrem Gewissen für gut erkenneten / vnd nicht wüßten zuverbessern: Allein wolten sie das hinzu gesetzt haben / Was von der Liebe Gottes vnd deß Nechsten / daran das gantze Gesetz vnd die Propheten hangen / were befohlen worden. Wir halten darfür (sagten sie) daß die begehrte Hülff / wie obgemelt / streittet wider die Liebe Gottes vnd deß Nechsten. Die Wort Lutheri / mit welchen mehrbestagte Theologen die vorgesetzte Frag beantworten / sind genommen auß dem Tom. 6. Ienensi in seiner Warnung an seine liebe Teutschen fol. 252. lauten also: Die erste Vrsach / warumb du dem Keyser in solchem Fall nicht solt gehorchen / noch in den Krieg ziehen / ist diese: Daß du so wol als der Keyser selbst in der Tauff geschworen hast / das Evangelium Christi zu halten / vnd demselben zu gehorchen / nit aber zu verfolgen / noch zu bekriegen. Nun weißt du ja / daß der Keyser in diesem Handel durch den Papst angercitzet vnnd bewogen wirdt / daß er wider das Evangelium Christi streitte. Dann man zu Augspurg klärlich besunden / daß vnsere Lehr das rechte Evangelium / vnd der Heiligen Schrifft gemäß seye. Derhalben soltu zu deß Keysers / oder deines Fürsten Befelchshaber also sagen: Ja lieber Keyser / lieber Fürst / wann jhr ewern Eydt vnnd Pflicht / die jhr in der Tauff gethan / fest haltet / so solt jhr mein lieber Herr seyn / vnd alsdann wil ich euch gehorchen / vnd in den Krieg ziehen / wann jhr wöllet. Aber im Fall jhr ewere Tauff / Ampt vnd den Bundt / den jhr mit Christo gemacht / nicht haltet / sondern jhn verfolget / so mag ein Bub für mich gehorchen: Ich wil ewertwegen Gott nicht lästern / vnd sein Wort verfolgen / vnd also freywillig in den Abgrundt der Höllen mit euch lauffen vnd rennen. Diese erste Vrsach begreifft in sich noch viel andere grosse vnd schröckliche Vrsachen. Dann der / so wider das Evangelium kämpffet vnd streittet / muß zugleich wider Gott / wider Jesum Christum / wider den Heiligen Geist / wider das thewere Blut Christi / wider sein sterben / wider Gottes Wort / wider alle Articul deß Christlichen Glaubens / wider alle Sacramenten / wider die Lehre / die durch das Evangelium gegeben / defestiger vnd erhalten wirdt / als von der Obrigkeit vnd Weltlichem Frieden / vnd in Summa wider alle Engel vnd Heiligen / wider Himmel vnd Erden / vnd alle Creaturen streitten. Dann welcher wider Gott streittet / der muß wider alles / was Gottes ist / oder es mit Gott hält / streitten. Was dieses endlich für ein Ende nehmen wirdt / das wirstu wol gewahr werden. Vnd das noch ärger ist / so geschicht solches streitten mit Wissen: dann man weiß vnd bekändt / daß diese Lehr sey das Evangelium. Die Türcken vnnd Tartarn wissen nicht / daß es Gottes Wort sey. Derhalben so kan kein Türck so böß seyn / wie du: aber du wirst zehenmal tieffer verdampt werden / dann alle Türcken / Tartarn / Heyden vnnd Juden. Biß daher Lutherus. Die Wittenbergische vnd Jenische fügen dieses noch ferrner hinzu: Ja dieweil die Kinder der Finsternuß / die genañte Catholische / keinen Verdruß haben / jhre Religion mit Gut vnd Blut / mit Leib vnd Leben zur Ehre Gottes / wie sie meynen / zu besördern / vnd zuverfechten / wiewol jhre Religion nichts anders ist / als das verdampte vnd vorlängst gefallene Babylon / der rechte Antichristianismus, vnd wie Jacobus Herbrandus, ein sehr berühmbter Theologus, in der Vorrede vber seine Theologische Disputationes schreibt: Sentina & cloaca Sathanae, in quam omnes suas sordes, abominationes, impietates & idololatrias, quotquot excogitari poslunt, ingessit. Das ist: Ein wüste vnnd stinckende Cloack deß Gathans / darinn er allen seinen Vnrath / Grewel / Gottlosigkeit vnd Aberglauben / so viel dessen kan erdacht werden / eingeschoben hat. Wie viel mehr wil vns / als Kindern deß Liechts / gebühren / die Heilige Warheit / die GOtt auß vnaußsprechlicher Barmhertzigkeit / vor Hundert Jahren niemandt anderst / als vns Teutschen / vnd in specie Sachsen / rc. auß dem Himmel / durch Doctor Luthern vberlieffert vnd anbefoh-

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  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/439>, abgerufen am 01.06.2024.