Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

were besser / daß einer ein Fürst seye ohne Vnderthanen / als daß einer Vnderithanen habe / welche einer widerigen / vnd nicht seiner Religion seyen. Dieser Sinn vnd diese Wort haben bey seinen Vnderthanen solche Einbildungen / Mißtrawen vnd daß sie böse Gedancken von jhme geschöpfft / erregt / daß ob er schon sonsten für einen frommen vnnd verständigen Fürsten gehalten wirdt / jedoch dardurch zur Veränderung / welche wir heutige Tags dero Orten schen / kein geringen Vorschub gethan hat.

Owie glückselig seynd die jenige Fürsten / welche / wann sie anderer Leute Raht bedörffen / die Erkiesung verständiger vnnd getrewer Räthe / welche allein auff jhrer Herrn Frommen / vnnd nicht auff jhren eigenen Nutzen schen vnd zielen / recht zu treffen wissen.

Es hat in dem Hauß Oesterseich / so wol von dapfferem Heldenmuth als grosser Güte / sehr treffliche Fürsten geben: Aber die letzten seynd von jhren Dienern mit Vntrew gemeynet / vnnd vbel angeführet worden. Das bezeugt der jenige Verlust / welchen sie in den Niderlanden an einem guten Theil derselben leyden müssen / vnnd der jenige / der jhnen jetzo zust[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]het / vnd noch ins künfftig grösser werden wirdt / wann sie nicht den Weg der Sanfftmuth vnnd Gelindigkeit wider an die Hand nehmen.

Die fünffte vnd letzte Haupt Vrsach ist / daß der Türck vnfehlbarlich dieses vnruhigen Wesens vnd Gelegenheit warnehmen / vnd solche jhme zu Nutz machen werde / damit er zu Nachtheil der Christenheit seine Sieg fortsetzen möge. Welches dann sehr vermuhtlich / vnd wann er es nicht thut / ein Vnverstandt von jhm / oder ein Zeichen / daß er schwach ist. Dem aber ist gar leicht fürzukommen / wann man den newen König in seiner Posseß läßt: als der ausser seinem Willen vnnd Wissen darzu erwöhlet / sich darumb niemals beworben / noch es gesucht vnd begehrt hat / sondern durch seiner Freunde Raht / daß er die jhm durch einhellige Wahl angetragene Cron angenommen / gleichsamb gezwungen vnd gedrungen worden. Welche Cron auch mit aller Solennität vnd Ceremonien / welche die Fundamental: vnd vralte Satzungen deß so hoch befreyeten vnd privilegirten Königreichs / als jmmer eines gewesen / in Böhmen mit sich bringen / jhme auff sein Haupt gesetzt worden. Darinnen dann / wann jhn einer turbiren / oder vom Posseß abdringen wolte / er vermög deß Gesetzes der Natur vnnd aller Vernunfft / seine Vefreundte vnd Vnndsgenossen / die Teutsche Fürsten / den König in Dennemarck / den König in Schweden / die Ansee-Stätte / vnd die Protestirende Orte in Schweitz / mit welchen allen er vnnd etliche andere Fürsten auß der Vnion zu jhrer samptlichen gemeinen Beschützung / verbunden seynd / erheischender Nordursft nach / vmb Hülffe anzuruffen genotdränget würde: Engellands vnd der in dem Niderlandt Vereinigten Staten / von dannen er einer gewaltigen Hülffe zu gewarten hat / wie auch etlicher Catholischen Fürsten vnd Stände / die mit jhme in guter Correspondentz stehen / vnd dann deß Fürsten in Siebenbürgen / der jhme alle seine Macht vnnd Vermögen anbieten thut / zugeschweigen.

Vnd ist vnter dessen ein falsche Bezüchtigung / da man diesem König schuldt gibt / er halte mit dem Türcken zu / vnd habe mit demselben guten Verstandt vnd Gemeinschafft: Sintemahl er in der Christenheit Freunde vnnd Großmächtigen Potentaten / welche sich seiner annehmen / genug hat / daß solche ausserhalb vnd in ein so gefährliche Bündnuß zu suchen / es bey jhme gar nicht bedürfftig.

Daferrn auch etwa gemeldter Fürst in Siebenbürgen sich auff deß Türcken Hülffe verlassen thete / inmassen er vor der Zeit vnd dazumaln / da das Hauß Oesterreich jhme / wie es zum andern mahl mit dem Gabriel Bathorj gemacht / in dem Weg ligen / vnnd jhn an seiner Posseß verhindern wöllen / sich in seiner Herrschung vnnd Fürstlichen Regierung zu bestättigen gethan hat: So ist jedoch zu wissen / daß dieses ein gantz absonderliches Werck seye / das mit der Cron Böhmen gantz nichts gemein habe / vnd daß deßwegen dem newen König im geringsten nichts zugemessen werden möge: Sondern wer weiß vielmehr in dem Gegentheil nicht / wie es zugangen / daß das gröste Theil in Vngarn / vnnd anderer daselbst herumbliegender Fürstenthumber vnnd Herrschafften / endlichen in deß Erbfeinds der Christenheit Hände kommen ist? Ja mit wenig Worten darvon zu reden / so ist dieser Handel ein rechter Probierstein / an dem sich gute vnnd böse Rahtschläge zu erkennen geben / vnnd die rechte Patrioten in Franckreich von den Spaniern vnnd Spaniolisirten sich vnterscheiden werden.

Königs Philippi in Hispanien Kriegsrüstung / dem Römischen Keyser zu Hülffe. Ob nun wolder König in Franckreich dieses Handels sich nichts angenommen / so ist doch Jhre Keyserliche Majestat das Königreich Böhmen vnd die Incorporirten Länder wider in Devotion zu bringen / nicht allein von dem Bapst stattliche Hüffe gethan / sondern auch von König Philips in Hispanien / dem dritten dieses Namens / eine grosse Volck: vnd Gelt Hülffe zuerkandt worden: Vnd zwar als eben vnb die Zeit die Spanische Flotta mit dem Silber auß West Indien ankommen / hat dieser bey drey Millionen zum Krieg wider den newen König in Böhmen verordnet.

Derowegen Ertzhertzog Albertus vber voriges im Landt geworbenes Volck noch zehen tausendt zu Fuß / vnd zwey tausendt Pferdt in den Niderlanden annehmen lassen / darzu dann auch kurtz hernach zu Schiff in acht tansendt Spanier vnd Portugesen mit vielen Platten von Goldt vnnd Silber / auff sechs vnd achtzia Tonnen Golds geschätzet zu Duynkirchen ankommen / darvon zu Antorff zwey vnd viertzig tausent Pfund im Gewicht lauter Silber vnnd Goldt / vmb Geldt darauß zu machen / zur Müntz gebracht / vnd darneben grosse

were besser / daß einer ein Fürst seye ohne Vnderthanen / als daß einer Vnderithanen habe / welche einer widerigẽ / vnd nicht seiner Religion seyen. Dieser Sinn vnd diese Wort haben bey seinen Vnderthanen solche Einbildungen / Mißtrawen vnd daß sie böse Gedancken von jhme geschöpfft / erregt / daß ob er schon sonsten für einen frommen vnnd verständigen Fürsten gehalten wirdt / jedoch dardurch zur Veränderung / welche wir heutige Tags dero Orten schen / kein geringen Vorschub gethan hat.

Owie glückselig seynd die jenige Fürsten / welche / wann sie anderer Leute Raht bedörffen / die Erkiesung verständiger vnnd getrewer Räthe / welche allein auff jhrer Herrn Frommen / vnnd nicht auff jhren eigenen Nutzen schen vnd zielen / recht zu treffen wissen.

Es hat in dem Hauß Oesterseich / so wol von dapfferem Heldenmuth als grosser Güte / sehr treffliche Fürsten geben: Aber die letzten seynd von jhren Dienern mit Vntrew gemeynet / vnnd vbel angeführet worden. Das bezeugt der jenige Verlust / welchen sie in den Niderlanden an einem guten Theil derselben leyden müssen / vnnd der jenige / der jhnen jetzo zust[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]het / vnd noch ins künfftig grösser werden wirdt / wann sie nicht den Weg der Sanfftmuth vnnd Gelindigkeit wider an die Hand nehmen.

Die fünffte vnd letzte Haupt Vrsach ist / daß der Türck vnfehlbarlich dieses vnruhigen Wesens vnd Gelegenheit warnehmen / vnd solche jhme zu Nutz machen werde / damit er zu Nachtheil der Christenheit seine Sieg fortsetzen möge. Welches dann sehr vermuhtlich / vnd wann er es nicht thut / ein Vnverstandt von jhm / oder ein Zeichen / daß er schwach ist. Dem aber ist gar leicht fürzukommen / wann man den newen König in seiner Posseß läßt: als der ausser seinem Willen vnnd Wissen darzu erwöhlet / sich darumb niemals beworben / noch es gesucht vnd begehrt hat / sondern durch seiner Freunde Raht / daß er die jhm durch einhellige Wahl angetragene Cron angenommen / gleichsamb gezwungen vnd gedrungen worden. Welche Cron auch mit aller Solennität vnd Ceremonien / welche die Fundamental: vnd vralte Satzungen deß so hoch befreyeten vnd privilegirten Königreichs / als jmmer eines gewesen / in Böhmen mit sich bringen / jhme auff sein Haupt gesetzt worden. Darinnen dann / wann jhn einer turbiren / oder vom Posseß abdringen wolte / er vermög deß Gesetzes der Natur vnnd aller Vernunfft / seine Vefreundte vnd Vnndsgenossen / die Teutsche Fürsten / den König in Dennemarck / den König in Schweden / die Ansee-Stätte / vnd die Protestirende Orte in Schweitz / mit welchen allen er vnnd etliche andere Fürsten auß der Vnion zu jhrer samptlichen gemeinen Beschützung / verbunden seynd / erheischender Nordursft nach / vmb Hülffe anzuruffen genotdränget würde: Engellands vnd der in dem Niderlandt Vereinigten Staten / von dannen er einer gewaltigen Hülffe zu gewarten hat / wie auch etlicher Catholischen Fürsten vnd Stände / die mit jhme in guter Correspondentz stehen / vnd dann deß Fürsten in Siebenbürgen / der jhme alle seine Macht vnnd Vermögen anbieten thut / zugeschweigen.

Vnd ist vnter dessen ein falsche Bezüchtigung / da man diesem König schuldt gibt / er halte mit dem Türcken zu / vnd habe mit demselben guten Verstandt vnd Gemeinschafft: Sintemahl er in der Christenheit Freunde vnnd Großmächtigen Potentaten / welche sich seiner annehmen / genug hat / daß solche ausserhalb vnd in ein so gefährliche Bündnuß zu suchen / es bey jhme gar nicht bedürfftig.

Daferrn auch etwa gemeldter Fürst in Siebenbürgen sich auff deß Türcken Hülffe verlassen thete / inmassen er vor der Zeit vnd dazumaln / da das Hauß Oesterreich jhme / wie es zum andern mahl mit dem Gabriel Bathorj gemacht / in dem Weg ligen / vnnd jhn an seiner Posseß verhindern wöllen / sich in seiner Herrschung vnnd Fürstlichen Regierung zu bestättigen gethan hat: So ist jedoch zu wissen / daß dieses ein gantz absonderliches Werck seye / das mit der Cron Böhmen gantz nichts gemein habe / vnd daß deßwegen dem newen König im geringsten nichts zugemessen werden möge: Sondern wer weiß vielmehr in dem Gegentheil nicht / wie es zugangen / daß das gröste Theil in Vngarn / vnnd anderer daselbst herumbliegender Fürstenthumber vnnd Herrschafften / endlichen in deß Erbfeinds der Christenheit Hände kommen ist? Ja mit wenig Worten darvon zu reden / so ist dieser Handel ein rechter Probierstein / an dem sich gute vnnd böse Rahtschläge zu erkennen geben / vnnd die rechte Patrioten in Franckreich von den Spaniern vnnd Spaniolisirten sich vnterscheiden werden.

Königs Philippi in Hispanien Kriegsrüstung / dem Römischen Keyser zu Hülffe. Ob nun wolder König in Franckreich dieses Handels sich nichts angenommen / so ist doch Jhre Keyserliche Majestat das Königreich Böhmen vnd die Incorporirten Länder wider in Devotion zu bringen / nicht allein von dem Bapst stattliche Hüffe gethan / sondern auch von König Philips in Hispanien / dem dritten dieses Namens / eine grosse Volck: vnd Gelt Hülffe zuerkandt worden: Vnd zwar als eben vnb die Zeit die Spanische Flotta mit dem Silber auß West Indien ankommen / hat dieser bey drey Millionen zum Krieg wider den newen König in Böhmen verordnet.

Derowegen Ertzhertzog Albertus vber voriges im Landt geworbenes Volck noch zehen tausendt zu Fuß / vnd zwey tausendt Pferdt in den Niderlanden annehmen lassen / darzu dann auch kurtz hernach zu Schiff in acht tansendt Spanier vnd Portugesen mit vielen Platten von Goldt vnnd Silber / auff sechs vnd achtzia Tonnen Golds geschätzet zu Duynkirchen ankom̃en / darvon zu Antorff zwey vnd viertzig tausent Pfund im Gewicht lauter Silber vnnd Goldt / vmb Geldt darauß zu machen / zur Müntz gebracht / vnd darneben grosse

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0447" n="394"/>
were                      besser / daß einer ein Fürst seye ohne Vnderthanen / als daß einer Vnderithanen                      habe / welche einer widerige&#x0303; / vnd nicht seiner Religion seyen. Dieser Sinn vnd                      diese Wort haben bey seinen Vnderthanen solche Einbildungen / Mißtrawen vnd daß                      sie böse Gedancken von jhme geschöpfft / erregt / daß ob er schon sonsten für                      einen frommen vnnd verständigen Fürsten gehalten wirdt / jedoch dardurch zur                      Veränderung / welche wir heutige Tags dero Orten schen / kein geringen Vorschub                      gethan hat.</p>
          <p>Owie glückselig seynd die jenige Fürsten / welche / wann sie anderer Leute Raht                      bedörffen / die Erkiesung verständiger vnnd getrewer Räthe / welche allein auff                      jhrer Herrn Frommen / vnnd nicht auff jhren eigenen Nutzen schen vnd zielen /                      recht zu treffen wissen.</p>
          <p>Es hat in dem Hauß Oesterseich / so wol von dapfferem Heldenmuth als grosser Güte                      / sehr treffliche Fürsten geben: Aber die letzten seynd von jhren Dienern mit                      Vntrew gemeynet / vnnd vbel angeführet worden. Das bezeugt der jenige Verlust /                      welchen sie in den Niderlanden an einem guten Theil derselben leyden müssen /                      vnnd der jenige / der jhnen jetzo zust<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>het / vnd noch ins künfftig grösser                      werden wirdt / wann sie nicht den Weg der Sanfftmuth vnnd Gelindigkeit wider an                      die Hand nehmen.</p>
          <p>Die fünffte vnd letzte Haupt Vrsach ist / daß der Türck vnfehlbarlich dieses                      vnruhigen Wesens vnd Gelegenheit warnehmen / vnd solche jhme zu Nutz machen                      werde / damit er zu Nachtheil der Christenheit seine Sieg fortsetzen möge.                      Welches dann sehr vermuhtlich / vnd wann er es nicht thut / ein Vnverstandt von                      jhm / oder ein Zeichen / daß er schwach ist. Dem aber ist gar leicht fürzukommen                      / wann man den newen König in seiner Posseß läßt: als der ausser seinem Willen                      vnnd Wissen darzu erwöhlet / sich darumb niemals beworben / noch es gesucht vnd                      begehrt hat / sondern durch seiner Freunde Raht / daß er die jhm durch                      einhellige Wahl angetragene Cron angenommen / gleichsamb gezwungen vnd gedrungen                      worden. Welche Cron auch mit aller Solennität vnd Ceremonien / welche die                      Fundamental: vnd vralte Satzungen deß so hoch befreyeten vnd privilegirten                      Königreichs / als jmmer eines gewesen / in Böhmen mit sich bringen / jhme auff                      sein Haupt gesetzt worden. Darinnen dann / wann jhn einer turbiren / oder vom                      Posseß abdringen wolte / er vermög deß Gesetzes der Natur vnnd aller Vernunfft /                      seine Vefreundte vnd Vnndsgenossen / die Teutsche Fürsten / den König in                      Dennemarck / den König in Schweden / die Ansee-Stätte / vnd die Protestirende                      Orte in Schweitz / mit welchen allen er vnnd etliche andere Fürsten auß der                      Vnion zu jhrer samptlichen gemeinen Beschützung / verbunden seynd /                      erheischender Nordursft nach / vmb Hülffe anzuruffen genotdränget würde:                      Engellands vnd der in dem Niderlandt Vereinigten Staten / von dannen er einer                      gewaltigen Hülffe zu gewarten hat / wie auch etlicher Catholischen Fürsten vnd                      Stände / die mit jhme in guter Correspondentz stehen / vnd dann deß Fürsten in                      Siebenbürgen / der jhme alle seine Macht vnnd Vermögen anbieten thut /                      zugeschweigen.</p>
          <p>Vnd ist vnter dessen ein falsche Bezüchtigung / da man diesem König schuldt gibt                      / er halte mit dem Türcken zu / vnd habe mit demselben guten Verstandt vnd                      Gemeinschafft: Sintemahl er in der Christenheit Freunde vnnd Großmächtigen                      Potentaten / welche sich seiner annehmen / genug hat / daß solche ausserhalb vnd                      in ein so gefährliche Bündnuß zu suchen / es bey jhme gar nicht bedürfftig.</p>
          <p>Daferrn auch etwa gemeldter Fürst in Siebenbürgen sich auff deß Türcken Hülffe                      verlassen thete / inmassen er vor der Zeit vnd dazumaln / da das Hauß                      Oesterreich jhme / wie es zum andern mahl mit dem Gabriel Bathorj gemacht / in                      dem Weg ligen / vnnd jhn an seiner Posseß verhindern wöllen / sich in seiner                      Herrschung vnnd Fürstlichen Regierung zu bestättigen gethan hat: So ist jedoch                      zu wissen / daß dieses ein gantz absonderliches Werck seye / das mit der Cron                      Böhmen gantz nichts gemein habe / vnd daß deßwegen dem newen König im geringsten                      nichts zugemessen werden möge: Sondern wer weiß vielmehr in dem Gegentheil nicht                      / wie es zugangen / daß das gröste Theil in Vngarn / vnnd anderer daselbst                      herumbliegender Fürstenthumber vnnd Herrschafften / endlichen in deß Erbfeinds                      der Christenheit Hände kommen ist? Ja mit wenig Worten darvon zu reden / so ist                      dieser Handel ein rechter Probierstein / an dem sich gute vnnd böse Rahtschläge                      zu erkennen geben / vnnd die rechte Patrioten in Franckreich von den Spaniern                      vnnd Spaniolisirten sich vnterscheiden werden.</p>
          <p><note place="right">Königs Philippi in Hispanien Kriegsrüstung / dem                          Römischen Keyser zu Hülffe.</note> Ob nun wolder König in Franckreich dieses                      Handels sich nichts angenommen / so ist doch Jhre Keyserliche Majestat das                      Königreich Böhmen vnd die Incorporirten Länder wider in Devotion zu bringen /                      nicht allein von dem Bapst stattliche Hüffe gethan / sondern auch von König                      Philips in Hispanien / dem dritten dieses Namens / eine grosse Volck: vnd Gelt                      Hülffe zuerkandt worden: Vnd zwar als eben vnb die Zeit die Spanische Flotta mit                      dem Silber auß West Indien ankommen / hat dieser bey drey Millionen zum Krieg                      wider den newen König in Böhmen verordnet.</p>
          <p>Derowegen Ertzhertzog Albertus vber voriges im Landt geworbenes Volck noch zehen                      tausendt zu Fuß / vnd zwey tausendt Pferdt in den Niderlanden annehmen lassen /                      darzu dann auch kurtz hernach zu Schiff in acht tansendt Spanier vnd Portugesen                      mit vielen Platten von Goldt vnnd Silber / auff sechs vnd achtzia Tonnen Golds                      geschätzet zu Duynkirchen ankom&#x0303;en / darvon zu Antorff zwey vnd                      viertzig tausent Pfund im Gewicht lauter Silber vnnd Goldt / vmb Geldt darauß zu                      machen / zur Müntz gebracht / vnd darneben grosse</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[394/0447] were besser / daß einer ein Fürst seye ohne Vnderthanen / als daß einer Vnderithanen habe / welche einer widerigẽ / vnd nicht seiner Religion seyen. Dieser Sinn vnd diese Wort haben bey seinen Vnderthanen solche Einbildungen / Mißtrawen vnd daß sie böse Gedancken von jhme geschöpfft / erregt / daß ob er schon sonsten für einen frommen vnnd verständigen Fürsten gehalten wirdt / jedoch dardurch zur Veränderung / welche wir heutige Tags dero Orten schen / kein geringen Vorschub gethan hat. Owie glückselig seynd die jenige Fürsten / welche / wann sie anderer Leute Raht bedörffen / die Erkiesung verständiger vnnd getrewer Räthe / welche allein auff jhrer Herrn Frommen / vnnd nicht auff jhren eigenen Nutzen schen vnd zielen / recht zu treffen wissen. Es hat in dem Hauß Oesterseich / so wol von dapfferem Heldenmuth als grosser Güte / sehr treffliche Fürsten geben: Aber die letzten seynd von jhren Dienern mit Vntrew gemeynet / vnnd vbel angeführet worden. Das bezeugt der jenige Verlust / welchen sie in den Niderlanden an einem guten Theil derselben leyden müssen / vnnd der jenige / der jhnen jetzo zust_het / vnd noch ins künfftig grösser werden wirdt / wann sie nicht den Weg der Sanfftmuth vnnd Gelindigkeit wider an die Hand nehmen. Die fünffte vnd letzte Haupt Vrsach ist / daß der Türck vnfehlbarlich dieses vnruhigen Wesens vnd Gelegenheit warnehmen / vnd solche jhme zu Nutz machen werde / damit er zu Nachtheil der Christenheit seine Sieg fortsetzen möge. Welches dann sehr vermuhtlich / vnd wann er es nicht thut / ein Vnverstandt von jhm / oder ein Zeichen / daß er schwach ist. Dem aber ist gar leicht fürzukommen / wann man den newen König in seiner Posseß läßt: als der ausser seinem Willen vnnd Wissen darzu erwöhlet / sich darumb niemals beworben / noch es gesucht vnd begehrt hat / sondern durch seiner Freunde Raht / daß er die jhm durch einhellige Wahl angetragene Cron angenommen / gleichsamb gezwungen vnd gedrungen worden. Welche Cron auch mit aller Solennität vnd Ceremonien / welche die Fundamental: vnd vralte Satzungen deß so hoch befreyeten vnd privilegirten Königreichs / als jmmer eines gewesen / in Böhmen mit sich bringen / jhme auff sein Haupt gesetzt worden. Darinnen dann / wann jhn einer turbiren / oder vom Posseß abdringen wolte / er vermög deß Gesetzes der Natur vnnd aller Vernunfft / seine Vefreundte vnd Vnndsgenossen / die Teutsche Fürsten / den König in Dennemarck / den König in Schweden / die Ansee-Stätte / vnd die Protestirende Orte in Schweitz / mit welchen allen er vnnd etliche andere Fürsten auß der Vnion zu jhrer samptlichen gemeinen Beschützung / verbunden seynd / erheischender Nordursft nach / vmb Hülffe anzuruffen genotdränget würde: Engellands vnd der in dem Niderlandt Vereinigten Staten / von dannen er einer gewaltigen Hülffe zu gewarten hat / wie auch etlicher Catholischen Fürsten vnd Stände / die mit jhme in guter Correspondentz stehen / vnd dann deß Fürsten in Siebenbürgen / der jhme alle seine Macht vnnd Vermögen anbieten thut / zugeschweigen. Vnd ist vnter dessen ein falsche Bezüchtigung / da man diesem König schuldt gibt / er halte mit dem Türcken zu / vnd habe mit demselben guten Verstandt vnd Gemeinschafft: Sintemahl er in der Christenheit Freunde vnnd Großmächtigen Potentaten / welche sich seiner annehmen / genug hat / daß solche ausserhalb vnd in ein so gefährliche Bündnuß zu suchen / es bey jhme gar nicht bedürfftig. Daferrn auch etwa gemeldter Fürst in Siebenbürgen sich auff deß Türcken Hülffe verlassen thete / inmassen er vor der Zeit vnd dazumaln / da das Hauß Oesterreich jhme / wie es zum andern mahl mit dem Gabriel Bathorj gemacht / in dem Weg ligen / vnnd jhn an seiner Posseß verhindern wöllen / sich in seiner Herrschung vnnd Fürstlichen Regierung zu bestättigen gethan hat: So ist jedoch zu wissen / daß dieses ein gantz absonderliches Werck seye / das mit der Cron Böhmen gantz nichts gemein habe / vnd daß deßwegen dem newen König im geringsten nichts zugemessen werden möge: Sondern wer weiß vielmehr in dem Gegentheil nicht / wie es zugangen / daß das gröste Theil in Vngarn / vnnd anderer daselbst herumbliegender Fürstenthumber vnnd Herrschafften / endlichen in deß Erbfeinds der Christenheit Hände kommen ist? Ja mit wenig Worten darvon zu reden / so ist dieser Handel ein rechter Probierstein / an dem sich gute vnnd böse Rahtschläge zu erkennen geben / vnnd die rechte Patrioten in Franckreich von den Spaniern vnnd Spaniolisirten sich vnterscheiden werden. Ob nun wolder König in Franckreich dieses Handels sich nichts angenommen / so ist doch Jhre Keyserliche Majestat das Königreich Böhmen vnd die Incorporirten Länder wider in Devotion zu bringen / nicht allein von dem Bapst stattliche Hüffe gethan / sondern auch von König Philips in Hispanien / dem dritten dieses Namens / eine grosse Volck: vnd Gelt Hülffe zuerkandt worden: Vnd zwar als eben vnb die Zeit die Spanische Flotta mit dem Silber auß West Indien ankommen / hat dieser bey drey Millionen zum Krieg wider den newen König in Böhmen verordnet. Königs Philippi in Hispanien Kriegsrüstung / dem Römischen Keyser zu Hülffe. Derowegen Ertzhertzog Albertus vber voriges im Landt geworbenes Volck noch zehen tausendt zu Fuß / vnd zwey tausendt Pferdt in den Niderlanden annehmen lassen / darzu dann auch kurtz hernach zu Schiff in acht tansendt Spanier vnd Portugesen mit vielen Platten von Goldt vnnd Silber / auff sechs vnd achtzia Tonnen Golds geschätzet zu Duynkirchen ankom̃en / darvon zu Antorff zwey vnd viertzig tausent Pfund im Gewicht lauter Silber vnnd Goldt / vmb Geldt darauß zu machen / zur Müntz gebracht / vnd darneben grosse

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/447
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/447>, abgerufen am 27.07.2024.