Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

schossen / vnd jämerlich gemetzget. Zu den andern trang man in die Häuser / reiß sie auß den Betten / vnd bracht sie vmb / ohn alle erbärmbd.

Hans Andres Cattani wurd durch sein Haußfraw diesen Mördern auß den Händen gerissen / aber widerumb begwältiget. Vnd ohnangesehen dieselbe dem genanten Robustellen / vnd Doctor Venosten im andern Grad verwandt war / auch er / Cattani / sie für beste Freund jederzeit gehalten / hat er doch die Gnad nicht haben mögen / daß er bey dem Leben bliebe. Bate / man wolte jhne zuvor mit besagtem Doctor reden lassen: Der ward zwar in sein Hauß geführt / aber Venosta hat sich nirgend sehen lassen wöllen. Entran darüber in ein ander Hauß vnder das Tach desselben / verhoffende / sich daselbsten von seine Nachjagenden grimmigen Verfolgern / zuerretten. War aber auch vmbsonst. Denn sie jhne biß vnter das Tach verfolget: von dannen sie jhne herab in die Gassen gestürtzt / vnd als er noch nicht todt war / mit einem grossen stück Holtzes / vollends getödet / mit vnmenschlicher grausambkeit.

Antoni von Salis / in dem bemelten Thal / verordneter Richter aller Malefitzsachen / ein hochansehnlicher Mann im Pergell vnd anderstwo / sonst wohnhafft zu Sonders / als er sich mit sammt seinem Statthalter / Marx Antoni Venosta / Doctorn bey der Rechten / in des Jacob Homodei Hauß erretten wöllen / ward auß demselben herauß gerissen / vnd mit jhme / Venosta / auch seinem Diener Antoni Keller / von Sol auß Pergell / erschossen.

Andres Enderlin / von Küblis auß dem Prättigouw / ein frommer / gelehrter / eyferiger vnd vieler Spraachen wolerfahrner Mann / damalen in gemeiner dreyen Pündten namen / Potestat zu Tell / so sich selbiger Zeit zu Tyran / in Baptist Barufinen Hauß befand / ward sampt seinem Diener Georg Peterlin / in einer Kammer erwürgt. Der Potestat ward on den Fenstern herab gestürtzt / vnd dermassen zerhacket / daß jhn niemand mehr kennen können. Als man jhme ein Strick an Halß gelegt / ist er ans Gestad deß Flusses Adda geschleifft: doch endlich begraben worden.

Damals / vnd mit jme Potestaten / ward vmbgebracht Hans Montius / Michel Montii / von Brüß gebürtig / Sohn / ein wackerer verständiger Mann / so vor diesem seines Vatters im Potestatenampt / zu Trahona Statthalter gewesen / vnd sich wol gehalten. Der ist / als er sich von Tyran naher Hauß begeben wolt / durch Ambrost Barufinen / des obbemelten Baptisten Sohn / vmd mehrer sicherheit willen / bey jhme eynzukehren / gebetten worden. Als ers gethan / ward er von jhme erschossen / vnd in den Fluß Adda geworffen.

Antonius Bassus / der Evangelischen Gemeynd zu Tyran / Seelsorger / ein frommer / gelehrter / friedliebender Mann / als er diß Mordgeschrey erhört / ist mit Samuelen Andreoscha / Pfarrern zu Mell im vndern Veltlyn / der jhne desselbigen tags heymgesucht / in einem Saal / nachdem sie jhre Seel Gott wol befohlen / gleichfals niedergehawt worden. Daran sich diese grimmige Verfolger nicht sättigen lassen: Sondern haben jhme Basso / den Kopff abgeschlagen / vnd denselben in die Kirchen auff die Cantzel gesteckt / da er zuvor geprediget hat / mit gantz hönischen Worten sprechende / Kom herab / Basse / kom herab: Du hast nunmehr gnug geprediget / etc.

Es ward auch damalen der Pallast zu Tyran / darinnen Hans von Capaul / selbiger zeit Potestat / gewohnet / von diesen Buben vmm geben. Daselbst hin / verfügte sich deß Morgends früh / Michael Lazaron / ein ansehnlicher Mann / sein Leben daselbsten zuerretten. Weil aber wegen seiner sonderbahren Frombkeit / Religion vnd Redlichkeit / von den Papisten sehr gehasset war: Wurd er diß Orts sonderlich verfolget. Dann die Rebellen jme biß an den Pallast nach gesetzt / willens denselben mit Fewer anzustecken / wo er nit hinauß gegeben würde. Als Lazaron gesehen / daß / vnangesehen der Pallast mit Falckoneten / Büchsen / Munition / vnd anderer Notturft versehen / er gleich wol seinen Feinden zum Raub werden müßte: Sintemal bemelter Potestat / sie mehr mit Güte vnd Freundlichkeit zugewinnen / denn mit Gewalt zuvberwinden / vnderstanden: ward er gezwungen sich desselbigen Abends zur Flucht in den Fluß Adda hinauß zubegeben: Da er sich in die 3. gantzer Stunden / gleichsamb nackend vnd bloß / enthalten / aber dennoch nit geschirmet werden mochte. Dann seine Feind / sonderlich D. Vincentz / jme hitziglich / vnd mit vielen Muß quetaden nach gejagt / auch jhne endlich in jhre Händ / auß dem Wasser gebracht haben. Vnd ob er wol flehenlich gebetten / daß sie jhme vmb seiner vielen vnerzogenen Kinder willen / das Leben auß Gnaden schencken wolten / hat jhme doch diese Gnad nicht widerfahren mögen: Sondern hat zur antwort bekommen / Es seye jetzunder nicht zeit Gnad zubeweisen: Wann er aber zu des Bapsts Bulla schweren / vnd seinen Glauben verlaugnen wölle / solle er alßdann begnadet / vnnd jhme das Leben geschenckt werden. Gab aber mit vnerschrockenem Hertzen diese Antwort / Ferr / ferr seye es von mir / daß ich meinen Herren Jesum / der mich mit seinem köstlichen Blut / an. Stammen deß Creutzes so thewr erkaufft / jetzt erst / nach dem ich jhn so lange Zeit / durch seine Gnad / frey vnd offentlich bekennt / vmb meines zeitlichen Lebens willen verläugnen / vnd das Ewige / darzu mich mein Himmlischer Vatter / ehe vnd der Welt Grund gelegt ward / erwehlt hat / in gefahr setzen wolte. Das sey ferr von mir / rc. Ward drüber gantz Barbarischer weiß vollends zu todt geschlagen.

Als desselbigen abends die Pforten an dem Pallast verbrennt ward: die Rebellen des nechstfolgenden Morgends rasend hineyn gewület / haben die Potestaten mit einem seiner Söhnen / gefänglich angenommen / sein Weib vnd Kinder mißhandelt / geplündert / herauß geschlagen / vnd alles gestolen. Der Potestat ward gefänglich auß dem Palast / in deß obberürten D. Franciscen Hauß geführt / vnd endlich nach langer Marter an ein strick gebunden / erbärmlich daran zu tod geschossen.

Es ward damalen auch hingericht Antoni

schossen / vnd jämerlich gemetzget. Zu den andern trang man in die Häuser / reiß sie auß den Betten / vnd bracht sie vmb / ohn alle erbärmbd.

Hans Andres Cattani wurd durch sein Haußfraw diesen Mördern auß den Händen gerissen / aber widerumb begwältiget. Vnd ohnangesehen dieselbe dem genanten Robustellen / vnd Doctor Venosten im andern Grad verwandt war / auch er / Cattani / sie für beste Freund jederzeit gehalten / hat er doch die Gnad nicht haben mögen / daß er bey dem Leben bliebe. Bate / man wolte jhne zuvor mit besagtem Doctor reden lassen: Der ward zwar in sein Hauß geführt / aber Venosta hat sich nirgend sehen lassen wöllen. Entran darüber in ein ander Hauß vnder das Tach desselben / verhoffende / sich daselbsten von seine Nachjagenden grimmigen Verfolgern / zuerretten. War aber auch vmbsonst. Denn sie jhne biß vnter das Tach verfolget: von dannen sie jhne herab in die Gassen gestürtzt / vnd als er noch nicht todt war / mit einem grossen stück Holtzes / vollends getödet / mit vnmenschlicher grausambkeit.

Antoni von Salis / in dem bemelten Thal / verordneter Richter aller Malefitzsachen / ein hochansehnlicher Mann im Pergell vnd anderstwo / sonst wohnhafft zu Sonders / als er sich mit sam̃t seinem Statthalter / Marx Antoni Venosta / Doctorn bey der Rechten / in des Jacob Homodei Hauß erretten wöllen / ward auß demselben herauß gerissen / vnd mit jhme / Venosta / auch seinem Diener Antoni Keller / von Sol auß Pergell / erschossen.

Andres Enderlin / von Küblis auß dem Prättigouw / ein from̃er / gelehrter / eyferiger vnd vieler Spraachen wolerfahrner Mann / damalen in gemeiner dreyen Pündten namen / Potestat zu Tell / so sich selbiger Zeit zu Tyran / in Baptist Barufinen Hauß befand / ward sampt seinem Diener Georg Peterlin / in einer Kammer erwürgt. Der Potestat ward on den Fenstern herab gestürtzt / vnd dermassen zerhacket / daß jhn niemand mehr kennen können. Als man jhme ein Strick an Halß gelegt / ist er ans Gestad deß Flusses Adda geschleifft: doch endlich begraben worden.

Damals / vnd mit jme Potestaten / ward vmbgebracht Hans Montius / Michel Montii / von Brüß gebürtig / Sohn / ein wackerer verständiger Mann / so vor diesem seines Vatters im Potestatenampt / zu Trahona Statthalter gewesen / vnd sich wol gehalten. Der ist / als er sich von Tyran naher Hauß begeben wolt / durch Ambrost Barufinen / des obbemelten Baptisten Sohn / vmd mehrer sicherheit willen / bey jhme eynzukehren / gebetten worden. Als ers gethan / ward er von jhme erschossen / vnd in den Fluß Adda geworffen.

Antonius Bassus / der Evangelischen Gemeynd zu Tyran / Seelsorger / ein from̃er / gelehrter / friedliebender Mañ / als er diß Mordgeschrey erhört / ist mit Samuelen Andreoscha / Pfarrern zu Mell im vndern Veltlyn / der jhne desselbigen tags heymgesucht / in einem Saal / nachdem sie jhre Seel Gott wol befohlen / gleichfals niedergehawt worden. Daran sich diese grimmige Verfolger nicht sättigen lassen: Sondern haben jhme Basso / den Kopff abgeschlagen / vnd denselben in die Kirchen auff die Cantzel gesteckt / da er zuvor geprediget hat / mit gantz hönischen Worten sprechende / Kom herab / Basse / kom herab: Du hast nunmehr gnug geprediget / etc.

Es ward auch damalen der Pallast zu Tyran / darinnen Hans von Capaul / selbiger zeit Potestat / gewohnet / von diesen Buben vm̃ geben. Daselbst hin / verfügte sich deß Morgends früh / Michael Lazaron / ein ansehnlicher Mann / sein Leben daselbsten zuerretten. Weil aber wegen seiner sonderbahren Frombkeit / Religion vnd Redlichkeit / von den Papisten sehr gehasset war: Wurd er diß Orts sonderlich verfolget. Dañ die Rebellen jme biß an den Pallast nach gesetzt / willens denselben mit Fewer anzustecken / wo er nit hinauß gegeben würde. Als Lazaron gesehen / daß / vnangesehen der Pallast mit Falckoneten / Büchsen / Munition / vnd anderer Notturft versehen / er gleich wol seinen Feinden zum Raub werden müßte: Sintemal bemelter Potestat / sie mehr mit Güte vnd Freundlichkeit zugewinnen / denn mit Gewalt zuvberwinden / vnderstanden: ward er gezwungen sich desselbigen Abends zur Flucht in den Fluß Adda hinauß zubegeben: Da er sich in die 3. gantzer Stunden / gleichsamb nackend vnd bloß / enthalten / aber dennoch nit geschirmet werden mochte. Dañ seine Feind / sonderlich D. Vincentz / jme hitziglich / vnd mit vielen Muß quetaden nach gejagt / auch jhne endlich in jhre Händ / auß dem Wasser gebracht haben. Vnd ob er wol flehenlich gebetten / daß sie jhme vmb seiner vielen vnerzogenen Kinder willen / das Leben auß Gnaden schencken wolten / hat jhme doch diese Gnad nicht widerfahren mögen: Sondern hat zur antwort bekommen / Es seye jetzunder nicht zeit Gnad zubeweisen: Wañ er aber zu des Bapsts Bulla schweren / vnd seinen Glauben verlaugnen wölle / solle er alßdann begnadet / vnnd jhme das Leben geschenckt werden. Gab aber mit vnerschrockenem Hertzen diese Antwort / Ferr / ferr seye es von mir / daß ich meinen Herren Jesum / der mich mit seinem köstlichen Blut / an. Stammen deß Creutzes so thewr erkaufft / jetzt erst / nach dem ich jhn so lange Zeit / durch seine Gnad / frey vnd offentlich bekennt / vmb meines zeitlichen Lebens willen verläugnen / vnd das Ewige / darzu mich mein Him̃lischer Vatter / ehe vnd der Welt Grund gelegt ward / erwehlt hat / in gefahr setzen wolte. Das sey ferr von mir / rc. Ward drüber gantz Barbarischer weiß vollends zu todt geschlagen.

Als desselbigen abends die Pforten an dem Pallast verbrennt ward: die Rebellen des nechstfolgenden Morgends rasend hineyn gewület / haben die Potestaten mit einem seiner Söhnen / gefänglich angenom̃en / sein Weib vnd Kinder mißhandelt / geplündert / herauß geschlagen / vñ alles gestolen. Der Potestat ward gefänglich auß dem Palast / in deß obberürtẽ D. Franciscen Hauß geführt / vñ endlich nach langer Marter an ein strick gebunden / erbärmlich daran zu tod geschossen.

Es ward damalen auch hingericht Antoni

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0556" n="489"/>
schossen / vnd                      jämerlich gemetzget. Zu den andern trang man in die Häuser / reiß sie auß den                      Betten / vnd bracht sie vmb / ohn alle erbärmbd.</p>
          <p>Hans Andres Cattani wurd durch sein Haußfraw diesen Mördern auß den Händen                      gerissen / aber widerumb begwältiget. Vnd ohnangesehen dieselbe dem genanten                      Robustellen / vnd Doctor Venosten im andern Grad verwandt war / auch er /                      Cattani / sie für beste Freund jederzeit gehalten / hat er doch die Gnad nicht                      haben mögen / daß er bey dem Leben bliebe. Bate / man wolte jhne zuvor mit                      besagtem Doctor reden lassen: Der ward zwar in sein Hauß geführt / aber Venosta                      hat sich nirgend sehen lassen wöllen. Entran darüber in ein ander Hauß vnder das                      Tach desselben / verhoffende / sich daselbsten von seine Nachjagenden grimmigen                      Verfolgern / zuerretten. War aber auch vmbsonst. Denn sie jhne biß vnter das                      Tach verfolget: von dannen sie jhne herab in die Gassen gestürtzt / vnd als er                      noch nicht todt war / mit einem grossen stück Holtzes / vollends getödet / mit                      vnmenschlicher grausambkeit.</p>
          <p>Antoni von Salis / in dem bemelten Thal / verordneter Richter aller                      Malefitzsachen / ein hochansehnlicher Mann im Pergell vnd anderstwo / sonst                      wohnhafft zu Sonders / als er sich mit sam&#x0303;t seinem Statthalter /                      Marx Antoni Venosta / Doctorn bey der Rechten / in des Jacob Homodei Hauß                      erretten wöllen / ward auß demselben herauß gerissen / vnd mit jhme / Venosta /                      auch seinem Diener Antoni Keller / von Sol auß Pergell / erschossen.</p>
          <p>Andres Enderlin / von Küblis auß dem Prättigouw / ein from&#x0303;er /                      gelehrter / eyferiger vnd vieler Spraachen wolerfahrner Mann / damalen in                      gemeiner dreyen Pündten namen / Potestat zu Tell / so sich selbiger Zeit zu                      Tyran / in Baptist Barufinen Hauß befand / ward sampt seinem Diener Georg                      Peterlin / in einer Kammer erwürgt. Der Potestat ward on den Fenstern herab                      gestürtzt / vnd dermassen zerhacket / daß jhn niemand mehr kennen können. Als                      man jhme ein Strick an Halß gelegt / ist er ans Gestad deß Flusses Adda                      geschleifft: doch endlich begraben worden.</p>
          <p>Damals / vnd mit jme Potestaten / ward vmbgebracht Hans Montius / Michel Montii /                      von Brüß gebürtig / Sohn / ein wackerer verständiger Mann / so vor diesem seines                      Vatters im Potestatenampt / zu Trahona Statthalter gewesen / vnd sich wol                      gehalten. Der ist / als er sich von Tyran naher Hauß begeben wolt / durch                      Ambrost Barufinen / des obbemelten Baptisten Sohn / vmd mehrer sicherheit willen                      / bey jhme eynzukehren / gebetten worden. Als ers gethan / ward er von jhme                      erschossen / vnd in den Fluß Adda geworffen.</p>
          <p>Antonius Bassus / der Evangelischen Gemeynd zu Tyran / Seelsorger / ein from&#x0303;er / gelehrter / friedliebender Man&#x0303; / als er diß                      Mordgeschrey erhört / ist mit Samuelen Andreoscha / Pfarrern zu Mell im vndern                      Veltlyn / der jhne desselbigen tags heymgesucht / in einem Saal / nachdem sie                      jhre Seel Gott wol befohlen / gleichfals niedergehawt worden. Daran sich diese                      grimmige Verfolger nicht sättigen lassen: Sondern haben jhme Basso / den Kopff                      abgeschlagen / vnd denselben in die Kirchen auff die Cantzel gesteckt / da er                      zuvor geprediget hat / mit gantz hönischen Worten sprechende / Kom herab / Basse                      / kom herab: Du hast nunmehr gnug geprediget / etc.</p>
          <p>Es ward auch damalen der Pallast zu Tyran / darinnen Hans von Capaul / selbiger                      zeit Potestat / gewohnet / von diesen Buben vm&#x0303; geben. Daselbst                      hin / verfügte sich deß Morgends früh / Michael Lazaron / ein ansehnlicher Mann                      / sein Leben daselbsten zuerretten. Weil aber wegen seiner sonderbahren                      Frombkeit / Religion vnd Redlichkeit / von den Papisten sehr gehasset war: Wurd                      er diß Orts sonderlich verfolget. Dan&#x0303; die Rebellen jme biß an den                      Pallast nach gesetzt / willens denselben mit Fewer anzustecken / wo er nit                      hinauß gegeben würde. Als Lazaron gesehen / daß / vnangesehen der Pallast mit                      Falckoneten / Büchsen / Munition / vnd anderer Notturft versehen / er gleich wol                      seinen Feinden zum Raub werden müßte: Sintemal bemelter Potestat / sie mehr mit                      Güte vnd Freundlichkeit zugewinnen / denn mit Gewalt zuvberwinden /                      vnderstanden: ward er gezwungen sich desselbigen Abends zur Flucht in den Fluß                      Adda hinauß zubegeben: Da er sich in die 3. gantzer Stunden / gleichsamb nackend                      vnd bloß / enthalten / aber dennoch nit geschirmet werden mochte. Dan&#x0303; seine Feind / sonderlich D. Vincentz / jme hitziglich / vnd mit                      vielen Muß quetaden nach gejagt / auch jhne endlich in jhre Händ / auß dem                      Wasser gebracht haben. Vnd ob er wol flehenlich gebetten / daß sie jhme vmb                      seiner vielen vnerzogenen Kinder willen / das Leben auß Gnaden schencken wolten                      / hat jhme doch diese Gnad nicht widerfahren mögen: Sondern hat zur antwort                      bekommen / Es seye jetzunder nicht zeit Gnad zubeweisen: Wan&#x0303; er                      aber zu des Bapsts Bulla schweren / vnd seinen Glauben verlaugnen wölle / solle                      er alßdann begnadet / vnnd jhme das Leben geschenckt werden. Gab aber mit                      vnerschrockenem Hertzen diese Antwort / Ferr / ferr seye es von mir / daß ich                      meinen Herren Jesum / der mich mit seinem köstlichen Blut / an. Stammen deß                      Creutzes so thewr erkaufft / jetzt erst / nach dem ich jhn so lange Zeit / durch                      seine Gnad / frey vnd offentlich bekennt / vmb meines zeitlichen Lebens willen                      verläugnen / vnd das Ewige / darzu mich mein Him&#x0303;lischer Vatter /                      ehe vnd der Welt Grund gelegt ward / erwehlt hat / in gefahr setzen wolte. Das                      sey ferr von mir / rc. Ward drüber gantz Barbarischer weiß vollends zu todt                      geschlagen.</p>
          <p>Als desselbigen abends die Pforten an dem Pallast verbrennt ward: die Rebellen                      des nechstfolgenden Morgends rasend hineyn gewület / haben die Potestaten mit                      einem seiner Söhnen / gefänglich angenom&#x0303;en / sein Weib vnd Kinder                      mißhandelt / geplündert / herauß geschlagen / vn&#x0303; alles gestolen.                      Der Potestat ward gefänglich auß dem Palast / in deß obberürte&#x0303; D. Franciscen                      Hauß geführt / vn&#x0303; endlich nach langer Marter an ein strick                      gebunden / erbärmlich daran zu tod geschossen.</p>
          <p>Es ward damalen auch hingericht Antoni
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[489/0556] schossen / vnd jämerlich gemetzget. Zu den andern trang man in die Häuser / reiß sie auß den Betten / vnd bracht sie vmb / ohn alle erbärmbd. Hans Andres Cattani wurd durch sein Haußfraw diesen Mördern auß den Händen gerissen / aber widerumb begwältiget. Vnd ohnangesehen dieselbe dem genanten Robustellen / vnd Doctor Venosten im andern Grad verwandt war / auch er / Cattani / sie für beste Freund jederzeit gehalten / hat er doch die Gnad nicht haben mögen / daß er bey dem Leben bliebe. Bate / man wolte jhne zuvor mit besagtem Doctor reden lassen: Der ward zwar in sein Hauß geführt / aber Venosta hat sich nirgend sehen lassen wöllen. Entran darüber in ein ander Hauß vnder das Tach desselben / verhoffende / sich daselbsten von seine Nachjagenden grimmigen Verfolgern / zuerretten. War aber auch vmbsonst. Denn sie jhne biß vnter das Tach verfolget: von dannen sie jhne herab in die Gassen gestürtzt / vnd als er noch nicht todt war / mit einem grossen stück Holtzes / vollends getödet / mit vnmenschlicher grausambkeit. Antoni von Salis / in dem bemelten Thal / verordneter Richter aller Malefitzsachen / ein hochansehnlicher Mann im Pergell vnd anderstwo / sonst wohnhafft zu Sonders / als er sich mit sam̃t seinem Statthalter / Marx Antoni Venosta / Doctorn bey der Rechten / in des Jacob Homodei Hauß erretten wöllen / ward auß demselben herauß gerissen / vnd mit jhme / Venosta / auch seinem Diener Antoni Keller / von Sol auß Pergell / erschossen. Andres Enderlin / von Küblis auß dem Prättigouw / ein from̃er / gelehrter / eyferiger vnd vieler Spraachen wolerfahrner Mann / damalen in gemeiner dreyen Pündten namen / Potestat zu Tell / so sich selbiger Zeit zu Tyran / in Baptist Barufinen Hauß befand / ward sampt seinem Diener Georg Peterlin / in einer Kammer erwürgt. Der Potestat ward on den Fenstern herab gestürtzt / vnd dermassen zerhacket / daß jhn niemand mehr kennen können. Als man jhme ein Strick an Halß gelegt / ist er ans Gestad deß Flusses Adda geschleifft: doch endlich begraben worden. Damals / vnd mit jme Potestaten / ward vmbgebracht Hans Montius / Michel Montii / von Brüß gebürtig / Sohn / ein wackerer verständiger Mann / so vor diesem seines Vatters im Potestatenampt / zu Trahona Statthalter gewesen / vnd sich wol gehalten. Der ist / als er sich von Tyran naher Hauß begeben wolt / durch Ambrost Barufinen / des obbemelten Baptisten Sohn / vmd mehrer sicherheit willen / bey jhme eynzukehren / gebetten worden. Als ers gethan / ward er von jhme erschossen / vnd in den Fluß Adda geworffen. Antonius Bassus / der Evangelischen Gemeynd zu Tyran / Seelsorger / ein from̃er / gelehrter / friedliebender Mañ / als er diß Mordgeschrey erhört / ist mit Samuelen Andreoscha / Pfarrern zu Mell im vndern Veltlyn / der jhne desselbigen tags heymgesucht / in einem Saal / nachdem sie jhre Seel Gott wol befohlen / gleichfals niedergehawt worden. Daran sich diese grimmige Verfolger nicht sättigen lassen: Sondern haben jhme Basso / den Kopff abgeschlagen / vnd denselben in die Kirchen auff die Cantzel gesteckt / da er zuvor geprediget hat / mit gantz hönischen Worten sprechende / Kom herab / Basse / kom herab: Du hast nunmehr gnug geprediget / etc. Es ward auch damalen der Pallast zu Tyran / darinnen Hans von Capaul / selbiger zeit Potestat / gewohnet / von diesen Buben vm̃ geben. Daselbst hin / verfügte sich deß Morgends früh / Michael Lazaron / ein ansehnlicher Mann / sein Leben daselbsten zuerretten. Weil aber wegen seiner sonderbahren Frombkeit / Religion vnd Redlichkeit / von den Papisten sehr gehasset war: Wurd er diß Orts sonderlich verfolget. Dañ die Rebellen jme biß an den Pallast nach gesetzt / willens denselben mit Fewer anzustecken / wo er nit hinauß gegeben würde. Als Lazaron gesehen / daß / vnangesehen der Pallast mit Falckoneten / Büchsen / Munition / vnd anderer Notturft versehen / er gleich wol seinen Feinden zum Raub werden müßte: Sintemal bemelter Potestat / sie mehr mit Güte vnd Freundlichkeit zugewinnen / denn mit Gewalt zuvberwinden / vnderstanden: ward er gezwungen sich desselbigen Abends zur Flucht in den Fluß Adda hinauß zubegeben: Da er sich in die 3. gantzer Stunden / gleichsamb nackend vnd bloß / enthalten / aber dennoch nit geschirmet werden mochte. Dañ seine Feind / sonderlich D. Vincentz / jme hitziglich / vnd mit vielen Muß quetaden nach gejagt / auch jhne endlich in jhre Händ / auß dem Wasser gebracht haben. Vnd ob er wol flehenlich gebetten / daß sie jhme vmb seiner vielen vnerzogenen Kinder willen / das Leben auß Gnaden schencken wolten / hat jhme doch diese Gnad nicht widerfahren mögen: Sondern hat zur antwort bekommen / Es seye jetzunder nicht zeit Gnad zubeweisen: Wañ er aber zu des Bapsts Bulla schweren / vnd seinen Glauben verlaugnen wölle / solle er alßdann begnadet / vnnd jhme das Leben geschenckt werden. Gab aber mit vnerschrockenem Hertzen diese Antwort / Ferr / ferr seye es von mir / daß ich meinen Herren Jesum / der mich mit seinem köstlichen Blut / an. Stammen deß Creutzes so thewr erkaufft / jetzt erst / nach dem ich jhn so lange Zeit / durch seine Gnad / frey vnd offentlich bekennt / vmb meines zeitlichen Lebens willen verläugnen / vnd das Ewige / darzu mich mein Him̃lischer Vatter / ehe vnd der Welt Grund gelegt ward / erwehlt hat / in gefahr setzen wolte. Das sey ferr von mir / rc. Ward drüber gantz Barbarischer weiß vollends zu todt geschlagen. Als desselbigen abends die Pforten an dem Pallast verbrennt ward: die Rebellen des nechstfolgenden Morgends rasend hineyn gewület / haben die Potestaten mit einem seiner Söhnen / gefänglich angenom̃en / sein Weib vnd Kinder mißhandelt / geplündert / herauß geschlagen / vñ alles gestolen. Der Potestat ward gefänglich auß dem Palast / in deß obberürtẽ D. Franciscen Hauß geführt / vñ endlich nach langer Marter an ein strick gebunden / erbärmlich daran zu tod geschossen. Es ward damalen auch hingericht Antoni

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/556
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/556>, abgerufen am 22.11.2024.