Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.Nicolai / ein Pündtner: dem haben sie die Nasen abgeschnitten / die Augen auß gegraben / vnd endlich jhne zu den Fenstern an die Gassen herab gestürtzt: alles in gegenwart seiner Haußfrawen. Als Hans Antoni Mazon / sich diesen Rebellen widersetzen / vnnd sein Haußfraw jhn retten wöllen: wurden er / vnd die Fraw / sampt zweyen Kindern / mit einander grausamlich erschlagen. Ein anderer / Hans Antoni Schlosser genant / von Gardona gebürtig / nachdem er langen Wiederstandt gethan / auch der Rebellen einen darnider gelegt / ward endlich gefangen / an einen Baum gebunden vnd mit etlich schüssen erschossen. Es ward diß Orts weder Jungen noch Alten / weder Krancken noch Starcken geschonet: Sondern alles entweder erschossen / oder niedergehawt / oder sonst erschlagen vnd erwürget: Deren vngefehr in die 60. Personen zu Tyran / so die Cron der Martyr / vmb deß Evangelischen Glaubens willen empfangen / geweßt seyn mögen. Deren / so durch Gottes Gnad / jedoch mit höchster gefahr / vber das vnwegsame hohe Alpgebürg in die Pündt vnd anderstwohin / entrunnen / sind drey einige Männer gewesen / als Doctor Jacob Albertin / Jacob Näf von Chur / vnd Gilg Venosta / nach dem sie Haab vnnd Gut / Weib vnd Kinder / alles dahinden gelassen. Die Weiber / so bey dem Leben bliebend / enderten die Rel gion / vnnd besuchten die Meß / auß genommen des obgedachten Lazaronen Haußfraw vnd jhre Töchteren / vnnd eine jhrer Basen / des erstgenanten Gilgen Haußfraw: Welche durch beystand Gottes dem Baal jhre Knie nicht gebogen haben. Sind auch den 8. Aug. hernach beyde ermelte Frawen auß dem Landt darvon kommen / etc. Mordthaten auff der Tell. Nachdem diese lose Henckersbuben jhre jetzt gedachte Mordthaten zu Tyran vnd daherumb verricht: Tringen die außländischen Banditen / in roten Casacken bekleidet / vnnd zu Pferd wol staffiret / eylend auff den Flecken Tell zu / deß Morgends früh / zur Predigstund: Lauffen der Kirchen zu / wie die rasenden wütenden Wölff / begleytet von beyden Brüdern / Azzo vnd Carolo / den Besten: Wie auch von Antoni Besta / jhrem nechsten Vettern. Als die Evangelischen / so der Predigt bey gewohnt / wo dieser Bößwichten Intent hinauß wolt / gesehen / stehen sie von den Bäncken auff / vnd lauffen der Thüren zu / solche mit Stülen / best vermögens / zuverwahren. Als aber die Banditen mit aller Macht hineyn gewolt / jedoch dasselb so bald nicht thun können: Steigt ein theil derselben / den Fenstern zu / vnnd schiessen hinein vnder Jung vnd Alt / Weib vnd Mann / ohne vnderscheid / all da sie ein merckliche Anzahl nidergelegt haben: Bewältigen drüber die Thüren / tringen hiueyn / erwürgen alles was vorhanden / sehr wenig auß genommen / welche in die Meß zugehen versprochen. Ein theil Männer / Weiber vnd Kinder / verfügten sich in den bey gelegenen nech sien Glockenthurn / verhoffende sich daselbsten zuerretten: Der wurd aber alsbald mit Fewr angesteckt / dardurch alle die / so darinnen gewesen / jämmerlich sind verbrent worden. Vnder den jenigen / so in der Kirchen hingerichtet wurden / war der Fürnembste / Hans Peter Dantz von Zutz / auß dem obern Engadin / der Evangelischen Gemeynd zu Tell / Seelsorger / ein frommer / gelehrter / schiedlicher Mann / welcher von den Feinden selbst / ist hoch gehalten worden: Der ward / nach dem er die betrübte Gemeynd / in erkanter vnd bekanter Warheit / biß in den Tod / zu Ehren jhres Heylands / beständig zuverharren / träfftiglich ermahnet / so viel er auch kürtze der Zeit halben / vermöcht / erbärmlich erschossen. Es waren darunder auch Josue Gatti / beyder Rechten Doctor / deß Potestaten zu Tell ordentlicher Statthalter / vnd vorgesetzter der Justitien / ein Gottsförchtiger / ansehnlicher Edelmann / mit fürtrefflichen Gaben gezieret / seines alters im 43. Jahr: mit sampt Daniel Gugelbergen von Chur / seinem Tischgänger. Gaudentz Guizziardi / gleicher gestalt ein frommer auff richtiger Edelmann / des viel gedachten Azzo Beste Vatters nechste Verwandter: Margareta sein Tochter / war durch den Kopff geschossen / als sie sich zu jhrem nieder gesuncknen hinziehenden alten lieben Vatter näheren wöllen / jhn zu küssen. Antoni Besta / Scipions Sohn / der frömbsten / reichesten / vnd best qualificiertesten Edelleuten einer / im gantzen Landt: ward / vnangesehen er des Azzo beste nechster Vetter war / gleich fals erschossen / vnnd starb in den armen seiner Haußfrawen. Ascani Gatti / Apotecker vnd Special zu Tell / Georg / sein Bruder / Jonata Piatti / Maximilian Piatti / Vincentz Friger / Notarius vnnd Procurator zu Tell / Marsilius Piatti / Philibert / sein Bruder / Virginius Piatti / Lorentz Piatti von Boalz / gen Tell gehörig / ward erschossen vnder dem Fenster des Glockenthurns: Philipp Nova / gleichfals von Boalz / Bartlome / sein Bruder / Peter Marcionin / Schulmeister auff der Tell / Thomas von Borün / sampt seinem Sohnlein: Claudius Gatti / Notarius / Andres Tempin von Gardona / Anna Galon von Zutz / auß dem obern Engadin / Bartlome Nove eines Papisten Haußfraw / Benedict Cartani / Hans Peter vnd Hans Martyr Cattani / seine Söhn Luci Friderich / Adrian Morell / Joseph / sein Bruder / Albert Marcionin / Friderich Valentin von Zernetz auß dem vndern Engadin / wonhafft zu Giera / in der Gemeind Chiur / Hans Mengin von Puschlaff / wonhafft auch zu Giera. Die jenigen / so in dem Glockenthurn verbrent wurden / waren Horatius Gatti / des obgemelten Josite Gatti Sohn / Eclius Paravicin von Berbenn / Doctor der Artzney / damaln zu Tell wonhafft / ein geschickter erfahrner Mann / Azzo Guizziardi / des berürten Gaudentzen Enikel / ein recht frommer / höflicher vnd wolgestudierter Edelmann / so kurtz zuvor auff den löblichen Schulen vnd Vniversitäten Zyrich / Basel / Heydelberg vnd Marpurg nützlich studiret hatte / vnd Nicolai / ein Pündtner: dem haben sie die Nasen abgeschnitten / die Augen auß gegraben / vnd endlich jhne zu den Fenstern an die Gassen herab gestürtzt: alles in gegenwart seiner Haußfrawen. Als Hans Antoni Mazon / sich diesen Rebellen widersetzen / vnnd sein Haußfraw jhn retten wöllen: wurden er / vnd die Fraw / sampt zweyen Kindern / mit einander grausamlich erschlagen. Ein anderer / Hans Antoni Schlosser genant / von Gardona gebürtig / nachdem er langen Wiederstandt gethan / auch der Rebellen einen darnider gelegt / ward endlich gefangen / an einen Baum gebundẽ vñ mit etlich schüssen erschossen. Es ward diß Orts weder Jungen noch Alten / weder Krancken noch Starcken geschonet: Sondern alles entweder erschossen / oder niedergehawt / oder sonst erschlagen vnd erwürget: Deren vngefehr in die 60. Personen zu Tyran / so die Cron der Martyr / vmb deß Evangelischen Glaubens willen empfangen / geweßt seyn mögen. Deren / so durch Gottes Gnad / jedoch mit höchster gefahr / vber das vnwegsame hohe Alpgebürg in die Pündt vnd anderstwohin / entrunnen / sind drey einige Männer gewesen / als Doctor Jacob Albertin / Jacob Näf von Chur / vnd Gilg Venosta / nach dem sie Haab vnnd Gut / Weib vnd Kinder / alles dahinden gelassen. Die Weiber / so bey dem Leben bliebend / enderten die Rel gion / vnnd besuchten die Meß / auß genommen des obgedachten Lazaronen Haußfraw vnd jhre Töchteren / vnnd eine jhrer Basen / des erstgenanten Gilgen Haußfraw: Welche durch beystand Gottes dem Baal jhre Knie nicht gebogen haben. Sind auch den 8. Aug. hernach beyde ermelte Frawen auß dem Landt darvon kommen / etc. Mordthaten auff der Tell. Nachdem diese lose Henckersbuben jhre jetzt gedachte Mordthaten zu Tyran vnd daherumb verricht: Tringen die außländischen Banditen / in roten Casacken bekleidet / vnnd zu Pferd wol staffiret / eylend auff den Flecken Tell zu / deß Morgends früh / zur Predigstund: Lauffen der Kirchen zu / wie die rasenden wütenden Wölff / begleytet von beyden Brüdern / Azzo vnd Carolo / den Besten: Wie auch von Antoni Besta / jhrem nechsten Vettern. Als die Evangelischen / so der Predigt bey gewohnt / wo dieser Bößwichten Intent hinauß wolt / gesehen / stehen sie von den Bäncken auff / vnd lauffen der Thüren zu / solche mit Stülen / best vermögens / zuverwahren. Als aber die Banditen mit aller Macht hineyn gewolt / jedoch dasselb so bald nicht thun können: Steigt ein theil derselben / den Fenstern zu / vnnd schiessen hinein vnder Jung vnd Alt / Weib vnd Mann / ohne vnderscheid / all da sie ein merckliche Anzahl nidergelegt haben: Bewältigen drüber die Thüren / tringen hiueyn / erwürgen alles was vorhanden / sehr wenig auß genommen / welche in die Meß zugehen versprochen. Ein theil Mäñer / Weiber vnd Kinder / verfügten sich in den bey gelegenen nech sien Glockenthurn / verhoffende sich daselbsten zuerretten: Der wurd aber alsbald mit Fewr angesteckt / dardurch alle die / so darinnen gewesen / jämmerlich sind verbrent worden. Vnder den jenigen / so in der Kirchen hingerichtet wurden / war der Fürnembste / Hans Peter Dantz von Zutz / auß dem obern Engadin / der Evangelischen Gemeynd zu Tell / Seelsorger / ein frommer / gelehrter / schiedlicher Mann / welcher von den Feinden selbst / ist hoch gehalten worden: Der ward / nach dem er die betrübte Gemeynd / in erkanter vnd bekanter Warheit / biß in den Tod / zu Ehren jhres Heylands / beständig zuverharren / träfftiglich ermahnet / so viel er auch kürtze der Zeit halben / vermöcht / erbärmlich erschossen. Es waren darunder auch Josue Gatti / beyder Rechten Doctor / deß Potestaten zu Tell ordentlicher Statthalter / vnd vorgesetzter der Justitien / ein Gottsförchtiger / ansehnlicher Edelmann / mit fürtrefflichen Gaben gezieret / seines alters im 43. Jahr: mit sampt Daniel Gugelbergen von Chur / seinem Tischgänger. Gaudentz Guizziardi / gleicher gestalt ein frommer auff richtiger Edelmann / des viel gedachten Azzo Beste Vatters nechste Verwandter: Margareta sein Tochter / war durch den Kopff geschossen / als sie sich zu jhrem nieder gesuncknen hinziehenden alten lieben Vatter näheren wöllen / jhn zu küssen. Antoni Besta / Scipions Sohn / der frömbsten / reichesten / vnd best qualificiertesten Edelleuten einer / im gantzen Landt: ward / vnangesehen er des Azzo beste nechster Vetter war / gleich fals erschossen / vnnd starb in den armen seiner Haußfrawen. Ascani Gatti / Apotecker vnd Special zu Tell / Georg / sein Bruder / Jonata Piatti / Maximilian Piatti / Vincentz Friger / Notarius vnnd Procurator zu Tell / Marsilius Piatti / Philibert / sein Bruder / Virginius Piatti / Lorentz Piatti von Boalz / gen Tell gehörig / ward erschossen vnder dem Fenster des Glockenthurns: Philipp Nova / gleichfals von Boalz / Bartlome / sein Bruder / Peter Marcionin / Schulmeister auff der Tell / Thomas von Borün / sampt seinem Sohnlein: Claudius Gatti / Notarius / Andres Tempin von Gardona / Anna Galon von Zutz / auß dem obern Engadin / Bartlome Nove eines Papisten Haußfraw / Benedict Cartani / Hans Peter vnd Hans Martyr Cattani / seine Söhn Luci Friderich / Adrian Morell / Joseph / sein Bruder / Albert Marcionin / Friderich Valentin von Zernetz auß dem vndern Engadin / wonhafft zu Giera / in der Gemeind Chiur / Hans Mengin von Puschlaff / wonhafft auch zu Giera. Die jenigen / so in dem Glockenthurn verbrent wurden / waren Horatius Gatti / des obgemelten Josite Gatti Sohn / Eclius Paravicin von Berbenn / Doctor der Artzney / damaln zu Tell wonhafft / ein geschickter erfahrner Mann / Azzo Guizziardi / des berürten Gaudentzen Enikel / ein recht frommer / höflicher vnd wolgestudierter Edelmann / so kurtz zuvor auff den löblichen Schulen vñ Vniversitäten Zyrich / Basel / Heydelberg vnd Marpurg nützlich studiret hatte / vnd <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0557" n="490"/> Nicolai / ein Pündtner: dem haben sie die Nasen abgeschnitten / die Augen auß gegraben / vnd endlich jhne zu den Fenstern an die Gassen herab gestürtzt: alles in gegenwart seiner Haußfrawen.</p> <p>Als Hans Antoni Mazon / sich diesen Rebellen widersetzen / vnnd sein Haußfraw jhn retten wöllen: wurden er / vnd die Fraw / sampt zweyen Kindern / mit einander grausamlich erschlagen.</p> <p>Ein anderer / Hans Antoni Schlosser genant / von Gardona gebürtig / nachdem er langen Wiederstandt gethan / auch der Rebellen einen darnider gelegt / ward endlich gefangen / an einen Baum gebundẽ vñ mit etlich schüssen erschossen.</p> <p>Es ward diß Orts weder Jungen noch Alten / weder Krancken noch Starcken geschonet: Sondern alles entweder erschossen / oder niedergehawt / oder sonst erschlagen vnd erwürget: Deren vngefehr in die 60. Personen zu Tyran / so die Cron der Martyr / vmb deß Evangelischen Glaubens willen empfangen / geweßt seyn mögen. Deren / so durch Gottes Gnad / jedoch mit höchster gefahr / vber das vnwegsame hohe Alpgebürg in die Pündt vnd anderstwohin / entrunnen / sind drey einige Männer gewesen / als Doctor Jacob Albertin / Jacob Näf von Chur / vnd Gilg Venosta / nach dem sie Haab vnnd Gut / Weib vnd Kinder / alles dahinden gelassen. Die Weiber / so bey dem Leben bliebend / enderten die Rel gion / vnnd besuchten die Meß / auß genommen des obgedachten Lazaronen Haußfraw vnd jhre Töchteren / vnnd eine jhrer Basen / des erstgenanten Gilgen Haußfraw: Welche durch beystand Gottes dem Baal jhre Knie nicht gebogen haben. Sind auch den 8. Aug. hernach beyde ermelte Frawen auß dem Landt darvon kommen / etc.</p> <p><note place="left">Mordthaten auff der Tell.</note> Nachdem diese lose Henckersbuben jhre jetzt gedachte Mordthaten zu Tyran vnd daherumb verricht: Tringen die außländischen Banditen / in roten Casacken bekleidet / vnnd zu Pferd wol staffiret / eylend auff den Flecken Tell zu / deß Morgends früh / zur Predigstund: Lauffen der Kirchen zu / wie die rasenden wütenden Wölff / begleytet von beyden Brüdern / Azzo vnd Carolo / den Besten: Wie auch von Antoni Besta / jhrem nechsten Vettern. Als die Evangelischen / so der Predigt bey gewohnt / wo dieser Bößwichten Intent hinauß wolt / gesehen / stehen sie von den Bäncken auff / vnd lauffen der Thüren zu / solche mit Stülen / best vermögens / zuverwahren. Als aber die Banditen mit aller Macht hineyn gewolt / jedoch dasselb so bald nicht thun können: Steigt ein theil derselben / den Fenstern zu / vnnd schiessen hinein vnder Jung vnd Alt / Weib vnd Mann / ohne vnderscheid / all da sie ein merckliche Anzahl nidergelegt haben: Bewältigen drüber die Thüren / tringen hiueyn / erwürgen alles was vorhanden / sehr wenig auß genommen / welche in die Meß zugehen versprochen. Ein theil Mäñer / Weiber vnd Kinder / verfügten sich in den bey gelegenen nech sien Glockenthurn / verhoffende sich daselbsten zuerretten: Der wurd aber alsbald mit Fewr angesteckt / dardurch alle die / so darinnen gewesen / jämmerlich sind verbrent worden.</p> <p>Vnder den jenigen / so in der Kirchen hingerichtet wurden / war der Fürnembste / Hans Peter Dantz von Zutz / auß dem obern Engadin / der Evangelischen Gemeynd zu Tell / Seelsorger / ein frommer / gelehrter / schiedlicher Mann / welcher von den Feinden selbst / ist hoch gehalten worden: Der ward / nach dem er die betrübte Gemeynd / in erkanter vnd bekanter Warheit / biß in den Tod / zu Ehren jhres Heylands / beständig zuverharren / träfftiglich ermahnet / so viel er auch kürtze der Zeit halben / vermöcht / erbärmlich erschossen.</p> <p>Es waren darunder auch Josue Gatti / beyder Rechten Doctor / deß Potestaten zu Tell ordentlicher Statthalter / vnd vorgesetzter der Justitien / ein Gottsförchtiger / ansehnlicher Edelmann / mit fürtrefflichen Gaben gezieret / seines alters im 43. Jahr: mit sampt Daniel Gugelbergen von Chur / seinem Tischgänger.</p> <p>Gaudentz Guizziardi / gleicher gestalt ein frommer auff richtiger Edelmann / des viel gedachten Azzo Beste Vatters nechste Verwandter: Margareta sein Tochter / war durch den Kopff geschossen / als sie sich zu jhrem nieder gesuncknen hinziehenden alten lieben Vatter näheren wöllen / jhn zu küssen.</p> <p>Antoni Besta / Scipions Sohn / der frömbsten / reichesten / vnd best qualificiertesten Edelleuten einer / im gantzen Landt: ward / vnangesehen er des Azzo beste nechster Vetter war / gleich fals erschossen / vnnd starb in den armen seiner Haußfrawen.</p> <p>Ascani Gatti / Apotecker vnd Special zu Tell / Georg / sein Bruder / Jonata Piatti / Maximilian Piatti / Vincentz Friger / Notarius vnnd Procurator zu Tell / Marsilius Piatti / Philibert / sein Bruder / Virginius Piatti / Lorentz Piatti von Boalz / gen Tell gehörig / ward erschossen vnder dem Fenster des Glockenthurns: Philipp Nova / gleichfals von Boalz / Bartlome / sein Bruder / Peter Marcionin / Schulmeister auff der Tell / Thomas von Borün / sampt seinem Sohnlein: Claudius Gatti / Notarius / Andres Tempin von Gardona / Anna Galon von Zutz / auß dem obern Engadin / Bartlome Nove eines Papisten Haußfraw / Benedict Cartani / Hans Peter vnd Hans Martyr Cattani / seine Söhn Luci Friderich / Adrian Morell / Joseph / sein Bruder / Albert Marcionin / Friderich Valentin von Zernetz auß dem vndern Engadin / wonhafft zu Giera / in der Gemeind Chiur / Hans Mengin von Puschlaff / wonhafft auch zu Giera.</p> <p>Die jenigen / so in dem Glockenthurn verbrent wurden / waren Horatius Gatti / des obgemelten Josite Gatti Sohn / Eclius Paravicin von Berbenn / Doctor der Artzney / damaln zu Tell wonhafft / ein geschickter erfahrner Mann / Azzo Guizziardi / des berürten Gaudentzen Enikel / ein recht frommer / höflicher vnd wolgestudierter Edelmann / so kurtz zuvor auff den löblichen Schulen vñ Vniversitäten Zyrich / Basel / Heydelberg vnd Marpurg nützlich studiret hatte / vnd </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [490/0557]
Nicolai / ein Pündtner: dem haben sie die Nasen abgeschnitten / die Augen auß gegraben / vnd endlich jhne zu den Fenstern an die Gassen herab gestürtzt: alles in gegenwart seiner Haußfrawen.
Als Hans Antoni Mazon / sich diesen Rebellen widersetzen / vnnd sein Haußfraw jhn retten wöllen: wurden er / vnd die Fraw / sampt zweyen Kindern / mit einander grausamlich erschlagen.
Ein anderer / Hans Antoni Schlosser genant / von Gardona gebürtig / nachdem er langen Wiederstandt gethan / auch der Rebellen einen darnider gelegt / ward endlich gefangen / an einen Baum gebundẽ vñ mit etlich schüssen erschossen.
Es ward diß Orts weder Jungen noch Alten / weder Krancken noch Starcken geschonet: Sondern alles entweder erschossen / oder niedergehawt / oder sonst erschlagen vnd erwürget: Deren vngefehr in die 60. Personen zu Tyran / so die Cron der Martyr / vmb deß Evangelischen Glaubens willen empfangen / geweßt seyn mögen. Deren / so durch Gottes Gnad / jedoch mit höchster gefahr / vber das vnwegsame hohe Alpgebürg in die Pündt vnd anderstwohin / entrunnen / sind drey einige Männer gewesen / als Doctor Jacob Albertin / Jacob Näf von Chur / vnd Gilg Venosta / nach dem sie Haab vnnd Gut / Weib vnd Kinder / alles dahinden gelassen. Die Weiber / so bey dem Leben bliebend / enderten die Rel gion / vnnd besuchten die Meß / auß genommen des obgedachten Lazaronen Haußfraw vnd jhre Töchteren / vnnd eine jhrer Basen / des erstgenanten Gilgen Haußfraw: Welche durch beystand Gottes dem Baal jhre Knie nicht gebogen haben. Sind auch den 8. Aug. hernach beyde ermelte Frawen auß dem Landt darvon kommen / etc.
Nachdem diese lose Henckersbuben jhre jetzt gedachte Mordthaten zu Tyran vnd daherumb verricht: Tringen die außländischen Banditen / in roten Casacken bekleidet / vnnd zu Pferd wol staffiret / eylend auff den Flecken Tell zu / deß Morgends früh / zur Predigstund: Lauffen der Kirchen zu / wie die rasenden wütenden Wölff / begleytet von beyden Brüdern / Azzo vnd Carolo / den Besten: Wie auch von Antoni Besta / jhrem nechsten Vettern. Als die Evangelischen / so der Predigt bey gewohnt / wo dieser Bößwichten Intent hinauß wolt / gesehen / stehen sie von den Bäncken auff / vnd lauffen der Thüren zu / solche mit Stülen / best vermögens / zuverwahren. Als aber die Banditen mit aller Macht hineyn gewolt / jedoch dasselb so bald nicht thun können: Steigt ein theil derselben / den Fenstern zu / vnnd schiessen hinein vnder Jung vnd Alt / Weib vnd Mann / ohne vnderscheid / all da sie ein merckliche Anzahl nidergelegt haben: Bewältigen drüber die Thüren / tringen hiueyn / erwürgen alles was vorhanden / sehr wenig auß genommen / welche in die Meß zugehen versprochen. Ein theil Mäñer / Weiber vnd Kinder / verfügten sich in den bey gelegenen nech sien Glockenthurn / verhoffende sich daselbsten zuerretten: Der wurd aber alsbald mit Fewr angesteckt / dardurch alle die / so darinnen gewesen / jämmerlich sind verbrent worden.
Mordthaten auff der Tell. Vnder den jenigen / so in der Kirchen hingerichtet wurden / war der Fürnembste / Hans Peter Dantz von Zutz / auß dem obern Engadin / der Evangelischen Gemeynd zu Tell / Seelsorger / ein frommer / gelehrter / schiedlicher Mann / welcher von den Feinden selbst / ist hoch gehalten worden: Der ward / nach dem er die betrübte Gemeynd / in erkanter vnd bekanter Warheit / biß in den Tod / zu Ehren jhres Heylands / beständig zuverharren / träfftiglich ermahnet / so viel er auch kürtze der Zeit halben / vermöcht / erbärmlich erschossen.
Es waren darunder auch Josue Gatti / beyder Rechten Doctor / deß Potestaten zu Tell ordentlicher Statthalter / vnd vorgesetzter der Justitien / ein Gottsförchtiger / ansehnlicher Edelmann / mit fürtrefflichen Gaben gezieret / seines alters im 43. Jahr: mit sampt Daniel Gugelbergen von Chur / seinem Tischgänger.
Gaudentz Guizziardi / gleicher gestalt ein frommer auff richtiger Edelmann / des viel gedachten Azzo Beste Vatters nechste Verwandter: Margareta sein Tochter / war durch den Kopff geschossen / als sie sich zu jhrem nieder gesuncknen hinziehenden alten lieben Vatter näheren wöllen / jhn zu küssen.
Antoni Besta / Scipions Sohn / der frömbsten / reichesten / vnd best qualificiertesten Edelleuten einer / im gantzen Landt: ward / vnangesehen er des Azzo beste nechster Vetter war / gleich fals erschossen / vnnd starb in den armen seiner Haußfrawen.
Ascani Gatti / Apotecker vnd Special zu Tell / Georg / sein Bruder / Jonata Piatti / Maximilian Piatti / Vincentz Friger / Notarius vnnd Procurator zu Tell / Marsilius Piatti / Philibert / sein Bruder / Virginius Piatti / Lorentz Piatti von Boalz / gen Tell gehörig / ward erschossen vnder dem Fenster des Glockenthurns: Philipp Nova / gleichfals von Boalz / Bartlome / sein Bruder / Peter Marcionin / Schulmeister auff der Tell / Thomas von Borün / sampt seinem Sohnlein: Claudius Gatti / Notarius / Andres Tempin von Gardona / Anna Galon von Zutz / auß dem obern Engadin / Bartlome Nove eines Papisten Haußfraw / Benedict Cartani / Hans Peter vnd Hans Martyr Cattani / seine Söhn Luci Friderich / Adrian Morell / Joseph / sein Bruder / Albert Marcionin / Friderich Valentin von Zernetz auß dem vndern Engadin / wonhafft zu Giera / in der Gemeind Chiur / Hans Mengin von Puschlaff / wonhafft auch zu Giera.
Die jenigen / so in dem Glockenthurn verbrent wurden / waren Horatius Gatti / des obgemelten Josite Gatti Sohn / Eclius Paravicin von Berbenn / Doctor der Artzney / damaln zu Tell wonhafft / ein geschickter erfahrner Mann / Azzo Guizziardi / des berürten Gaudentzen Enikel / ein recht frommer / höflicher vnd wolgestudierter Edelmann / so kurtz zuvor auff den löblichen Schulen vñ Vniversitäten Zyrich / Basel / Heydelberg vnd Marpurg nützlich studiret hatte / vnd
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |