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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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Anno 1573. diesem / nachdem er im Jahr 1587. verstorben / ist sein Sohn Vincentius in der Regierung nachgefolgt / vnd als auch derselbe im Jahr 1612. sein Leben beschlossen / hat an seine Statt sein Sohn Franciscus, so Anno 1608. Hertzog Carol Emanuel zu Saphoyen ältestes Fräwlein Margretha geehelichet / das Regiment angetretten / aber auch noch im selbigen Jahr diese Welt gesegenet / vnd ein einige Tochter hinderlassen.

Anfang deß Montferratischen Kriegs. Hierauff nam sein Bruder Ferdinand ein Cardinal / die Besitzung deß Lands eyn. Als nun der Hertzog in Saphoyen sahe / daß seiner Tochter an dem Hertzogthumb Mantua vnd Montferrat wenig mehr vbrig seynd würde / hat er sie sampt seinem Enckel von Hertzog Ferdinanden abfordern lassen. Weil aber derselbige in solches Begehren nicht willigen wolte / schickte sich Hertzog Carl Emanuel zum Krieg / brachte durch viel Verheissungen den Montferratischen Adel auff seine seiten / kam mit einer starcken Armada in das Landt / vnd brachte Trino vnd Alba durch List in sein Gewalt / nach solchem wolte er zur Belägerung der Statt Casal schreitten: als er aber vernahm / daß jhme der Hertzog von Nivers schon zuvor kommen / vnd mit etlichem Volck sich in Casale gelegt hette / hielte er diese Belägerung noch zurück / vnd ließ vnter dessen seine Praetensiones vnd Gerechtigkeiten wegen deß Montferrats in offentlichen Truck außgehen / dieses Innhalts:

Anfpruch deß Hertzogen in Saphoy an Montferrat. Weil die Mannliche Erben deß Geschlechts der Paleologen nunmehr im Jahr 1533. in Hertzog Johann Georgen auffgehöret hetten / mit Margretha der Tochter Hertzog Wilhelms / Bonifacij Schwester / vnd Johann Georgs Enckel / welche damals noch vbrig gewesen were / sein Hertzog Carl Emanuels Anherr / Carl der dritte / ein gleichen Vrsprung von Theodoco der Palcologen Vatter her hette. Die jenige Lehen aber / welche so wol auff die Weibs: als auff die Mannspersonen fielen / weren also beschaffen / daß ob schon der Vrsprung einer Mannsperson / so von einer Weibs Linj herrührete / etwas weiter were / so würde er doch der Weibspersonen vorgezogen. Vber das als Violanta II. vorgemelten Theodori (etliche haben Iolanta, Iolanda vnd Iole) Tochter dem Graffen AEdmundo zu Saphoy / zur Ehe gegeben worden im Jahr 1330. hette man sich verglichen / daß so mit der Zeit der Manns-Stammen der Paleologen sein Endschafft erreichen würde / alsdann die Marggraffschafft Montferrat auff die Erben vnnd Nachkommen der Violanta fallen solte. Darnach stünde jhm die Gerechtigkeit eines Lehenherrn auff die Herrschafften deß Montferrats / so disseits dem Po vnd vber dem Fluß Tenar gelegen zu / wegen eines Vergleichs / so zwischen Johann Jacob Marggraffen zu Montferrat / vnnd Amadeo Hertzogen in Saphoya im Jahr 1435. getroffen worden. Dann besagter Marggraff wurde in einem Krieg / den er mit dem Mayländischen Gubernatorn führete vberwunden / vnd auß seinem gantzen Lande vertrieben derowegen Hertzog Amadeus in Saphoy die Waffen wider den Meyländischen Gubernator ergriffe / vnd den Marggraffen mit der Faust in sein Landt wider einsetzte / daher er zur Danckbarkeit solcher Gutthaten deß Hertzogen Gehorsamb sich vndergab / vnd sein Lehenmann wurde. Ioh. Ludov. Gothofred. in Archont. lib. I. Dann von derselben Zeit an hetten dieses Marggraffen Kinder dem Hertzogen in Saphoy / als einem Lehenherrn gehuldiget / vnd jhme Chivas, Brandis, Settimo vnd Ozergnam eigenthümblich vbergeben. Zum dritten hette er eine Gerechtigkeit darauff / wegen eines Testaments / so von Blanca / einem Fräwlein von Montferrat / Carln deß Ersten dieses Namens / Hertzogen zu Saphoya Gemahel / jhrem Sohn Carln dem Andern Hertzogen zu Saphoya zum besten auffgerichtet / vnd jhme darinn / so wol wegen der Gerechtigkeit / so jhme auff einem Theil deß Montferrats zustünde / als wegen der Morgengab / welche jhme auch Keyser Carle der fünffte zugesprochen hette / verordnet 80000. Ducaten / welche nun zusammen gerechnet / auff 70000. Ducaten sich belieffen.

Hierauff hat Hertzog Ferdinand zu Mantua seine Einreden auch an Tag gegeben / mit vermelden / daß dieses eben die jenige Praetensiones seyen / die Hertzog Carl Emanuels Anherr vor Keyser Carlen dem fünfften fürgebracht / deren doch vngeachtet / der Keyser das Recht dem Mantuaner zugesprochen hette.

Mißhelligkeiten zwischen Spanien vnd Saphoyen brechen in dem Montferratischen Krieg herfür. Weil nun in diesem Krieg nicht allein die meiste Fürsten in Italia / sondern auch der König in Hispanien durch den Gubernator von Meyland / dem Mantuaner mit Hülff beygesprungen / vnd aber ohne das der Hertzog in Saphoya einen Widerwillen auff Spanien hatte / weil jhme die jährlichen Einkommen / so jhme wegen seines Gemahls Königs Philippi II. in Hispanien Tochter / vnd deß damaligen Philippi III. Schwester / versprochen / nun etlich Jahr nicht gehalten worden / hat die Feindschafft destomehr zugenommen / vnd der Krieg mit obgemeldtem Meyländischen Gubernatorn desto ernstlicher angangen.

Dann als Hertzog Carl Emanuel zu Saphoy mit der Infantin Catharina Königs Philippi II. in Hispanien Tochter im Jahr 1585. sich vermählet / wurde jhme vnder andern versprochen / daß jhme von den Einkommen deß Hertzogthumbs Meyland 60000. Ducaten / vnd von dem Zoll zu Neapolis 8000. Ducaten jährlich solte gereichet werden. Darüber aber hat im Jahr 1614. der Hertzog geklagt / daß jhme solch versprechen nicht gehalten würde / vnd hette er 60000. Ducaten in 8. Jahren nicht empfangen / deßgleichen nunmehr in 4. oder 5. Jahren die 8000. Ducaten nicht bekommen. Zu diesem seynd noch andere mehr Vrsachen kommen / die dieses Orts nicht zu erzehlen / durch welche die Feindschaft zwischen Spanien vnd Saphoyen je mehr vnd mehr gewachsen.

Diesen Krieg aber (durch welchen dem Mantuaner nicht geringer Schaden zugefügt worden / der auch vber ein Million Goldt darauff gewendet haben solle) zu stillen / vnd die Sachen zu vergleichen / haben sich der Bapst vnd König in Franckreich zum hefftigsten bemühet / vnnd

Anno 1573. diesem / nachdem er im Jahr 1587. verstorben / ist sein Sohn Vincentius in der Regierung nachgefolgt / vnd als auch derselbe im Jahr 1612. sein Leben beschlossen / hat an seine Statt sein Sohn Franciscus, so Anno 1608. Hertzog Carol Emanuel zu Saphoyen ältestes Fräwlein Margretha geehelichet / das Regiment angetretten / aber auch noch im selbigen Jahr diese Welt gesegenet / vnd ein einige Tochter hinderlassen.

Anfang deß Montferratischen Kriegs. Hierauff nam sein Bruder Ferdinand ein Cardinal / die Besitzung deß Lands eyn. Als nun der Hertzog in Saphoyen sahe / daß seiner Tochter an dem Hertzogthumb Mantua vnd Montferrat wenig mehr vbrig seynd würde / hat er sie sampt seinem Enckel von Hertzog Ferdinanden abfordern lassen. Weil aber derselbige in solches Begehren nicht willigen wolte / schickte sich Hertzog Carl Emanuel zum Krieg / brachte durch viel Verheissungen den Montferratischen Adel auff seine seiten / kam mit einer starcken Armada in das Landt / vnd brachte Trino vnd Alba durch List in sein Gewalt / nach solchem wolte er zur Belägerung der Statt Casal schreitten: als er aber vernahm / daß jhme der Hertzog von Nivers schon zuvor kommen / vnd mit etlichem Volck sich in Casale gelegt hette / hielte er diese Belägerung noch zurück / vnd ließ vnter dessen seine Praetensiones vnd Gerechtigkeiten wegen deß Montferrats in offentlichen Truck außgehen / dieses Innhalts:

Anfpruch deß Hertzogen in Saphoy an Montferrat. Weil die Mannliche Erben deß Geschlechts der Paleologen nunmehr im Jahr 1533. in Hertzog Johann Georgen auffgehöret hetten / mit Margretha der Tochter Hertzog Wilhelms / Bonifacij Schwester / vnd Johann Georgs Enckel / welche damals noch vbrig gewesen were / sein Hertzog Carl Emanuels Anherr / Carl der dritte / ein gleichen Vrsprung von Theodoco der Palcologen Vatter her hette. Die jenige Lehen aber / welche so wol auff die Weibs: als auff die Mannspersonen fielen / weren also beschaffen / daß ob schon der Vrsprung einer Mannsperson / so von einer Weibs Linj herrührete / etwas weiter were / so würde er doch der Weibspersonen vorgezogen. Vber das als Violanta II. vorgemelten Theodori (etliche habẽ Iolanta, Iolanda vnd Iole) Tochter dem Graffen AEdmundo zu Saphoy / zur Ehe gegebẽ worden im Jahr 1330. hette man sich verglichen / daß so mit der Zeit der Manns-Stammen der Paleologen sein Endschafft erreichen würde / alsdann die Marggraffschafft Montferrat auff die Erben vnnd Nachkommen der Violanta fallen solte. Darnach stünde jhm die Gerechtigkeit eines Lehenherrn auff die Herrschafften deß Montferrats / so disseits dem Po vnd vber dem Fluß Tenar gelegen zu / wegen eines Vergleichs / so zwischen Johann Jacob Marggraffen zu Montferrat / vnnd Amadeo Hertzogen in Saphoya im Jahr 1435. getroffen worden. Dann besagter Marggraff wurde in einem Krieg / den er mit dem Mayländischen Gubernatorn führete vberwunden / vnd auß seinem gantzen Lande vertrieben derowegen Hertzog Amadeus in Saphoy die Waffen wider den Meyländischen Gubernator ergriffe / vnd den Marggraffen mit der Faust in sein Landt wider einsetzte / daher er zur Danckbarkeit solcher Gutthaten deß Hertzogen Gehorsamb sich vndergab / vnd sein Lehenmann wurde. Ioh. Ludov. Gothofred. in Archont. lib. I. Dann von derselben Zeit an hetten dieses Marggraffen Kinder dem Hertzogen in Saphoy / als einem Lehenherrn gehuldiget / vnd jhme Chivas, Brandis, Settimo vnd Ozergnam eigenthümblich vbergeben. Zum dritten hette er eine Gerechtigkeit darauff / wegen eines Testaments / so von Blanca / einem Fräwlein von Montferrat / Carln deß Ersten dieses Namens / Hertzogen zu Saphoya Gemahel / jhrem Sohn Carln dem Andern Hertzogen zu Saphoya zum besten auffgerichtet / vnd jhme darinn / so wol wegen der Gerechtigkeit / so jhme auff einem Theil deß Montferrats zustünde / als wegẽ der Morgengab / welche jhme auch Keyser Carle der fünffte zugesprochen hette / verordnet 80000. Ducaten / welche nun zusammen gerechnet / auff 70000. Ducaten sich belieffen.

Hierauff hat Hertzog Ferdinand zu Mantua seine Einreden auch an Tag gegeben / mit vermelden / daß dieses eben die jenige Praetensiones seyen / die Hertzog Carl Emanuels Anherr vor Keyser Carlen dem fünfften fürgebracht / deren doch vngeachtet / der Keyser das Recht dem Mantuaner zugesprochen hette.

Mißhelligkeiten zwischen Spanien vnd Saphoyen brechen in dem Montferratischen Krieg herfür. Weil nun in diesem Krieg nicht allein die meiste Fürsten in Italia / sondern auch der König in Hispanien durch den Gubernator von Meyland / dem Mantuaner mit Hülff beygesprungen / vnd aber ohne das der Hertzog in Saphoya einen Widerwillen auff Spanien hatte / weil jhme die jährlichen Einkom̃en / so jhme wegen seines Gemahls Königs Philippi II. in Hispanien Tochter / vnd deß damaligen Philippi III. Schwester / versprochen / nun etlich Jahr nicht gehalten worden / hat die Feindschafft destomehr zugenommen / vnd der Krieg mit obgemeldtem Meyländischen Gubernatorn desto ernstlicher angangen.

Dann als Hertzog Carl Emanuel zu Saphoy mit der Infantin Catharina Königs Philippi II. in Hispanien Tochter im Jahr 1585. sich vermählet / wurde jhme vnder andern versprochen / daß jhme von den Einkommen deß Hertzogthumbs Meyland 60000. Ducaten / vnd von dem Zoll zu Neapolis 8000. Ducaten jährlich solte gereichet werden. Darüber aber hat im Jahr 1614. der Hertzog geklagt / daß jhme solch versprechẽ nicht gehalten würde / vnd hette er 60000. Ducaten in 8. Jahren nicht empfangen / deßgleichen nunmehr in 4. oder 5. Jahren die 8000. Ducaten nicht bekommen. Zu diesem seynd noch andere mehr Vrsachen kommen / die dieses Orts nicht zu erzehlen / durch welche die Feindschaft zwischen Spanien vnd Saphoyen je mehr vnd mehr gewachsen.

Diesen Krieg aber (durch welchen dem Mantuaner nicht geringer Schaden zugefügt worden / der auch vber ein Million Goldt darauff gewendet haben solle) zu stillen / vnd die Sachen zu vergleichen / haben sich der Bapst vnd König in Franckreich zum hefftigsten bemühet / vnnd

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          <p>Anno 1573. diesem / nachdem er im Jahr 1587. verstorben / ist sein Sohn                      Vincentius in der Regierung nachgefolgt / vnd als auch derselbe im Jahr 1612.                      sein Leben beschlossen / hat an seine Statt sein Sohn Franciscus, so Anno 1608.                      Hertzog Carol Emanuel zu Saphoyen ältestes Fräwlein Margretha geehelichet / das                      Regiment angetretten / aber auch noch im selbigen Jahr diese Welt gesegenet /                      vnd ein einige Tochter hinderlassen.</p>
          <p><note place="left">Anfang deß Montferratischen Kriegs.</note> Hierauff nam                      sein Bruder Ferdinand ein Cardinal / die Besitzung deß Lands eyn. Als nun der                      Hertzog in Saphoyen sahe / daß seiner Tochter an dem Hertzogthumb Mantua vnd                      Montferrat wenig mehr vbrig seynd würde / hat er sie sampt seinem Enckel von                      Hertzog Ferdinanden abfordern lassen. Weil aber derselbige in solches Begehren                      nicht willigen wolte / schickte sich Hertzog Carl Emanuel zum Krieg / brachte                      durch viel Verheissungen den Montferratischen Adel auff seine seiten / kam mit                      einer starcken Armada in das Landt / vnd brachte Trino vnd Alba durch List in                      sein Gewalt / nach solchem wolte er zur Belägerung der Statt Casal schreitten:                      als er aber vernahm / daß jhme der Hertzog von Nivers schon zuvor kommen / vnd                      mit etlichem Volck sich in Casale gelegt hette / hielte er diese Belägerung noch                      zurück / vnd ließ vnter dessen seine Praetensiones vnd Gerechtigkeiten wegen deß                      Montferrats in offentlichen Truck außgehen / dieses Innhalts:</p>
          <p><note place="left">Anfpruch deß Hertzogen in Saphoy an Montferrat.</note>                      Weil die Mannliche Erben deß Geschlechts der Paleologen nunmehr im Jahr 1533. in                      Hertzog Johann Georgen auffgehöret hetten / mit Margretha der Tochter Hertzog                      Wilhelms / Bonifacij Schwester / vnd Johann Georgs Enckel / welche damals noch                      vbrig gewesen were / sein Hertzog Carl Emanuels Anherr / Carl der dritte / ein                      gleichen Vrsprung von Theodoco der Palcologen Vatter her hette. Die jenige Lehen                      aber / welche so wol auff die Weibs: als auff die Mannspersonen fielen / weren                      also beschaffen / daß ob schon der Vrsprung einer Mannsperson / so von einer                      Weibs Linj herrührete / etwas weiter were / so würde er doch der Weibspersonen                      vorgezogen. Vber das als Violanta II. vorgemelten Theodori (etliche habe&#x0303;                      Iolanta, Iolanda vnd Iole) Tochter dem Graffen AEdmundo zu Saphoy / zur Ehe                      gegebe&#x0303; worden im Jahr 1330. hette man sich verglichen / daß so mit der Zeit der                      Manns-Stammen der Paleologen sein Endschafft erreichen würde / alsdann die                      Marggraffschafft Montferrat auff die Erben vnnd Nachkommen der Violanta fallen                      solte. Darnach stünde jhm die Gerechtigkeit eines Lehenherrn auff die                      Herrschafften deß Montferrats / so disseits dem Po vnd vber dem Fluß Tenar                      gelegen zu / wegen eines Vergleichs / so zwischen Johann Jacob Marggraffen zu                      Montferrat / vnnd Amadeo Hertzogen in Saphoya im Jahr 1435. getroffen worden.                      Dann besagter Marggraff wurde in einem Krieg / den er mit dem Mayländischen                      Gubernatorn führete vberwunden / vnd auß seinem gantzen Lande vertrieben                      derowegen Hertzog Amadeus in Saphoy die Waffen wider den Meyländischen                      Gubernator ergriffe / vnd den Marggraffen mit der Faust in sein Landt wider                      einsetzte / daher er zur Danckbarkeit solcher Gutthaten deß Hertzogen Gehorsamb                      sich vndergab / vnd sein Lehenmann wurde. Ioh. Ludov. Gothofred. in Archont.                      lib. I. Dann von derselben Zeit an hetten dieses Marggraffen Kinder dem                      Hertzogen in Saphoy / als einem Lehenherrn gehuldiget / vnd jhme Chivas,                      Brandis, Settimo vnd Ozergnam eigenthümblich vbergeben. Zum dritten hette er                      eine Gerechtigkeit darauff / wegen eines Testaments / so von Blanca / einem                      Fräwlein von Montferrat / Carln deß Ersten dieses Namens / Hertzogen zu Saphoya                      Gemahel / jhrem Sohn Carln dem Andern Hertzogen zu Saphoya zum besten                      auffgerichtet / vnd jhme darinn / so wol wegen der Gerechtigkeit / so jhme auff                      einem Theil deß Montferrats zustünde / als wege&#x0303; der Morgengab / welche jhme auch                      Keyser Carle der fünffte zugesprochen hette / verordnet 80000. Ducaten / welche                      nun zusammen gerechnet / auff 70000. Ducaten sich belieffen.</p>
          <p>Hierauff hat Hertzog Ferdinand zu Mantua seine Einreden auch an Tag gegeben / mit                      vermelden / daß dieses eben die jenige Praetensiones seyen / die Hertzog Carl                      Emanuels Anherr vor Keyser Carlen dem fünfften fürgebracht / deren doch                      vngeachtet / der Keyser das Recht dem Mantuaner zugesprochen hette.</p>
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          <p>Dann als Hertzog Carl Emanuel zu Saphoy mit der Infantin Catharina Königs                      Philippi II. in Hispanien Tochter im Jahr 1585. sich vermählet / wurde jhme                      vnder andern versprochen / daß jhme von den Einkommen deß Hertzogthumbs Meyland                      60000. Ducaten / vnd von dem Zoll zu Neapolis 8000. Ducaten jährlich solte                      gereichet werden. Darüber aber hat im Jahr 1614. der Hertzog geklagt / daß jhme                      solch verspreche&#x0303; nicht gehalten würde / vnd hette er 60000. Ducaten in 8. Jahren                      nicht empfangen / deßgleichen nunmehr in 4. oder 5. Jahren die 8000. Ducaten                      nicht bekommen. Zu diesem seynd noch andere mehr Vrsachen kommen / die dieses                      Orts nicht zu erzehlen / durch welche die Feindschaft zwischen Spanien vnd                      Saphoyen je mehr vnd mehr gewachsen.</p>
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[32/0057] Anno 1573. diesem / nachdem er im Jahr 1587. verstorben / ist sein Sohn Vincentius in der Regierung nachgefolgt / vnd als auch derselbe im Jahr 1612. sein Leben beschlossen / hat an seine Statt sein Sohn Franciscus, so Anno 1608. Hertzog Carol Emanuel zu Saphoyen ältestes Fräwlein Margretha geehelichet / das Regiment angetretten / aber auch noch im selbigen Jahr diese Welt gesegenet / vnd ein einige Tochter hinderlassen. Hierauff nam sein Bruder Ferdinand ein Cardinal / die Besitzung deß Lands eyn. Als nun der Hertzog in Saphoyen sahe / daß seiner Tochter an dem Hertzogthumb Mantua vnd Montferrat wenig mehr vbrig seynd würde / hat er sie sampt seinem Enckel von Hertzog Ferdinanden abfordern lassen. Weil aber derselbige in solches Begehren nicht willigen wolte / schickte sich Hertzog Carl Emanuel zum Krieg / brachte durch viel Verheissungen den Montferratischen Adel auff seine seiten / kam mit einer starcken Armada in das Landt / vnd brachte Trino vnd Alba durch List in sein Gewalt / nach solchem wolte er zur Belägerung der Statt Casal schreitten: als er aber vernahm / daß jhme der Hertzog von Nivers schon zuvor kommen / vnd mit etlichem Volck sich in Casale gelegt hette / hielte er diese Belägerung noch zurück / vnd ließ vnter dessen seine Praetensiones vnd Gerechtigkeiten wegen deß Montferrats in offentlichen Truck außgehen / dieses Innhalts: Anfang deß Montferratischen Kriegs. Weil die Mannliche Erben deß Geschlechts der Paleologen nunmehr im Jahr 1533. in Hertzog Johann Georgen auffgehöret hetten / mit Margretha der Tochter Hertzog Wilhelms / Bonifacij Schwester / vnd Johann Georgs Enckel / welche damals noch vbrig gewesen were / sein Hertzog Carl Emanuels Anherr / Carl der dritte / ein gleichen Vrsprung von Theodoco der Palcologen Vatter her hette. Die jenige Lehen aber / welche so wol auff die Weibs: als auff die Mannspersonen fielen / weren also beschaffen / daß ob schon der Vrsprung einer Mannsperson / so von einer Weibs Linj herrührete / etwas weiter were / so würde er doch der Weibspersonen vorgezogen. Vber das als Violanta II. vorgemelten Theodori (etliche habẽ Iolanta, Iolanda vnd Iole) Tochter dem Graffen AEdmundo zu Saphoy / zur Ehe gegebẽ worden im Jahr 1330. hette man sich verglichen / daß so mit der Zeit der Manns-Stammen der Paleologen sein Endschafft erreichen würde / alsdann die Marggraffschafft Montferrat auff die Erben vnnd Nachkommen der Violanta fallen solte. Darnach stünde jhm die Gerechtigkeit eines Lehenherrn auff die Herrschafften deß Montferrats / so disseits dem Po vnd vber dem Fluß Tenar gelegen zu / wegen eines Vergleichs / so zwischen Johann Jacob Marggraffen zu Montferrat / vnnd Amadeo Hertzogen in Saphoya im Jahr 1435. getroffen worden. Dann besagter Marggraff wurde in einem Krieg / den er mit dem Mayländischen Gubernatorn führete vberwunden / vnd auß seinem gantzen Lande vertrieben derowegen Hertzog Amadeus in Saphoy die Waffen wider den Meyländischen Gubernator ergriffe / vnd den Marggraffen mit der Faust in sein Landt wider einsetzte / daher er zur Danckbarkeit solcher Gutthaten deß Hertzogen Gehorsamb sich vndergab / vnd sein Lehenmann wurde. Ioh. Ludov. Gothofred. in Archont. lib. I. Dann von derselben Zeit an hetten dieses Marggraffen Kinder dem Hertzogen in Saphoy / als einem Lehenherrn gehuldiget / vnd jhme Chivas, Brandis, Settimo vnd Ozergnam eigenthümblich vbergeben. Zum dritten hette er eine Gerechtigkeit darauff / wegen eines Testaments / so von Blanca / einem Fräwlein von Montferrat / Carln deß Ersten dieses Namens / Hertzogen zu Saphoya Gemahel / jhrem Sohn Carln dem Andern Hertzogen zu Saphoya zum besten auffgerichtet / vnd jhme darinn / so wol wegen der Gerechtigkeit / so jhme auff einem Theil deß Montferrats zustünde / als wegẽ der Morgengab / welche jhme auch Keyser Carle der fünffte zugesprochen hette / verordnet 80000. Ducaten / welche nun zusammen gerechnet / auff 70000. Ducaten sich belieffen. Anfpruch deß Hertzogen in Saphoy an Montferrat. Hierauff hat Hertzog Ferdinand zu Mantua seine Einreden auch an Tag gegeben / mit vermelden / daß dieses eben die jenige Praetensiones seyen / die Hertzog Carl Emanuels Anherr vor Keyser Carlen dem fünfften fürgebracht / deren doch vngeachtet / der Keyser das Recht dem Mantuaner zugesprochen hette. Weil nun in diesem Krieg nicht allein die meiste Fürsten in Italia / sondern auch der König in Hispanien durch den Gubernator von Meyland / dem Mantuaner mit Hülff beygesprungen / vnd aber ohne das der Hertzog in Saphoya einen Widerwillen auff Spanien hatte / weil jhme die jährlichen Einkom̃en / so jhme wegen seines Gemahls Königs Philippi II. in Hispanien Tochter / vnd deß damaligen Philippi III. Schwester / versprochen / nun etlich Jahr nicht gehalten worden / hat die Feindschafft destomehr zugenommen / vnd der Krieg mit obgemeldtem Meyländischen Gubernatorn desto ernstlicher angangen. Mißhelligkeiten zwischen Spanien vnd Saphoyen brechen in dem Montferratischen Krieg herfür. Dann als Hertzog Carl Emanuel zu Saphoy mit der Infantin Catharina Königs Philippi II. in Hispanien Tochter im Jahr 1585. sich vermählet / wurde jhme vnder andern versprochen / daß jhme von den Einkommen deß Hertzogthumbs Meyland 60000. Ducaten / vnd von dem Zoll zu Neapolis 8000. Ducaten jährlich solte gereichet werden. Darüber aber hat im Jahr 1614. der Hertzog geklagt / daß jhme solch versprechẽ nicht gehalten würde / vnd hette er 60000. Ducaten in 8. Jahren nicht empfangen / deßgleichen nunmehr in 4. oder 5. Jahren die 8000. Ducaten nicht bekommen. Zu diesem seynd noch andere mehr Vrsachen kommen / die dieses Orts nicht zu erzehlen / durch welche die Feindschaft zwischen Spanien vnd Saphoyen je mehr vnd mehr gewachsen. Diesen Krieg aber (durch welchen dem Mantuaner nicht geringer Schaden zugefügt worden / der auch vber ein Million Goldt darauff gewendet haben solle) zu stillen / vnd die Sachen zu vergleichen / haben sich der Bapst vnd König in Franckreich zum hefftigsten bemühet / vnnd

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/57>, abgerufen am 15.05.2024.