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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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Die besagte Festung Glatz wurd allererst fast Glatz ergibt sich nach langer gegenwehr. zu End deß 1622. Jahrs gewunnen. Dann sich die Besatzung darinnen tapffer gewehret / vnd mit Schantzen vnnd Aussenwercken sich auffs beste versehen. Vnd ob wol der Churfürst von Sachsen / dem Jungen Graffen von Thurn / so neben einer starcken Besatzung darin lag / beweglich zugeschrieben / sich gegen Kays. M. zu accommodiren / hingegen wolte J. D. jhn deß Perdons versichern / hat sich doch gedachter Graff resolvirt / er könte dem Perdon nit trawen / sondern wolte sich biß vff den letsten Blutstropffen wehren / zu dem End er dann die Tächer in der Statt abtragen / vnd die Stockwerck mit Erden beschütten / damit das Fewerwerffen kein Schaden thun möchte. Vnd nach den jhm bald hernach noch mehr Volck zukommen / hat er einen Außfall vnd Streiff auff 4. oder 5. Meylen thun vnd alles Vieh vnnd anders / was anzutreffen gewesen / wegnehmen lassen. Diese Besatzung ist nachmals wider außgefallen vnnd das Stättlein Bewrath Nachtszeit erstiegen / was sich zur Gegenwehr gesetzet / nidergehawen / alles außgeplündert / vnnd darnach das Ort in Brand gestecket.

Vnlang hernach haben die Glatzer das Stättlein Wünschelburg darin 5. Fahnen Liechtensteinische Soldaten gelegen / eingenommen / viel nidergehawen vnd gefangen / die vbrigen haben sich auff Bruna reteriret. Nach solchem haben sie ferner 140. Polnische Ochsen / so nach Prag geführt werden sollen / weggenommen vnd in die Festung gebracht. Nach dem auch vmb selbe Zeit in 5000. Polacken / so Kayser. May. oder dem Hertzogen in Bayern zuziehen wollen zwo Meyln vmb Glatz angelanget / vnnd etlich tausend Böhmische verderbte vnd zusammen rottirte Bawren / so jhnen den Paß zuverwehren sich vnterstanden / zertrennet / vnd der Enden ein grossen Raub bekommen hatten / sind die Glatzer außgefallen / sie vnversehens angegriffen / mehrentheils Beuthen jhnen abgejagt vnd viel erschlagen.

Hierauff haben die Kayserische solcher Festung hart zugesetzet / vnnd je länger je näher approchirt / auch sie mit 17. stücken Geschütz hefftig beschossen / vnd Fewer hinein geworffen / also daß das Jesuiter Collegium dardurch in Brand gerathen / davon die Kirch vnd etliche andere Häuser in die Aschen geleget worden. Vber diß ist auch Fewer in der Belägerten Pulver kommen / so jnen grossen Schaden zugefüget. Doch haben sie sich hiedurch noch nit schrecken lassen / sondern noch jmmer fort mit außfallen vnd schiessen sich tapffer gewehret / vnd ein zimmliche Anzal von den Kayserischen nach vnd nach auffgerieben. Sonderlich haben sie jhnen den 14. Octob. grossen Schaden zugefüget: Dann als die Kayseris. auff denselben Tag die Statt an vnderschiedlichen Orten mit Sturm anzugreiffen sich präsentirt / haben die Belägerte sie wol ankommen lassen / darauff mit dem Geschütz gewaltig Fewr gegeben / hernach vnversehens vber 1000. starck außgefallen / vnd dermassen in die Kayseris. gesetzet / daß derselben in 600. auff dem Platz geblieben. Weil aber kurtz hernach das Wasser durch die Kayserische abgegraben worden / vnd dardurch an Mehl vnd Pulver / wie nicht weniger auch an Saltz grosser Mangel in der Statt erschienen / die Belagerung beharrlich continuiret worden / vnd kein Entsatz zuhoffen gewesen / als haben die Belägerte sich endtlich zu einem Accord bequämet / vnd ist die Besatzung den 26. Octobr. auff nachgesetzte Conditionen außgezogen;

1. Die Religion solte also / wie sie were / in der Statt biß zu Kays. M. ferrnerer Resolution verbleiben. Wer nicht Lust zubleiben hette / dem soltens 6. Monat Frist seine Güter zuverkauffen gegeben werden.

2. Der Obriste Gubernator Johann Leo solte mit seinen Officirern vnnd Kriegsleuten nach Kriegsbrauch abziehen / doch bey Schweidnitz in Schlesien abdancken / die Cornet vnd Fähnlein von den Stangen reissen / vnd schweren sich in 6. Monaten wider Kayserl. Mayest. nit gebrauchen zulassen.

3. Dem Gubernator / allen Befelchshabern vnd Soldaten solte allgemeiner Perdon gegeben / vnd wohin sie reysen wolten / zugelassen werden.

4. Allen außgerissenen / so vor diesem Ka. M. gedient / solte durch dero Landt zuziehen sicherer Paß gegönnet werden.

5. Den Krancken vnd Beschädigten solte nit allein frey seyn / in der Statt zuverbleiben / sonder noch mit Quartiren versehen / von Bürgern mügliche Hülff geleistet / vnd nach erlangter Gesundtheit / sicher weg zuziehen / vergönnet werden.

In diesen Accord wurd auch sonderlich der Graff von Thurn mit eingeschlossen / der beneben 500. Tragonern von 2000. Kayserischen biß an die Grentzen der Marck Brandenburg begleitet wurde.

Belägerun vnd Einnehmung der Statt Thabor von Don Balthasar verrichtet. Die Statt Thabor hielte sich auch zimblich läg ehe sie von dem Kayserischen Kriegsvolck bezwungen ward. Der Don Balthasar zwar / welcher darvor lag / brauchte mit Schiessen vnnd Stürmen grossen Ernst / aber die Belägerten wehrien sich tapffer / resolvirten sich / Leib vnd Leben beyeinander auffzusetzen; wie sie dann auch viel Außfäll vnnd grossen Schaden vnder den Kayserischen theten / es bliebe auch bey solchen Außfällen vnder anderen ein vornemer Spanischer Obrister Don Martin genant / so ein alter Soldal gewesen / auff den Platz. Nach dem mit dem von Manßfeld sich das jenige / was wie droben vermeldet / in der Obern Pfaltz sich verloffen / hat Balthasar Marradas zwar solches alles den Belägerten zeitlich zuwissen gemacht / mit vermeldten / daß sie sich nun keines Entsatzes mehr zugetrösten hetten / derhalben sie sich ergeben solten / hat er doch noch zur Zeit nichts schaffen können / dann sit sich noch maln resolvirt / biß auff den letsten Mann zuhalten: Derowegen Balthasar Marradas die Statt miniren / vnd den 13. Octob. an vnderschiedlichen Orthen mit allem Ernst angreiffen vnd drey Stund lang stürmen lassen: Die Belägerten aber haben sich so starck gewehret / daß von den Kayserischen nit allein drey Hauptleut neben einer guten Anzahl Knecht geblieben / sondern auch in 200. darunder der Obri-

Die besagte Festung Glatz wurd allererst fast Glatz ergibt sich nach langer gegenwehr. zu End deß 1622. Jahrs gewunnen. Dann sich die Besatzung darinnen tapffer gewehret / vnd mit Schantzen vnnd Aussenwercken sich auffs beste versehen. Vnd ob wol der Churfürst von Sachsen / dem Jungen Graffen von Thurn / so neben einer starcken Besatzung darin lag / beweglich zugeschrieben / sich gegen Kays. M. zu accommodiren / hingegen wolte J. D. jhn deß Perdons versichern / hat sich doch gedachter Graff resolvirt / er könte dem Perdon nit trawen / sondern wolte sich biß vff den letsten Blutstropffen wehren / zu dem End er dann die Tächer in der Statt abtragen / vnd die Stockwerck mit Erden beschütten / damit das Fewerwerffen kein Schaden thun möchte. Vnd nach dẽ jhm bald hernach noch mehr Volck zukommen / hat er einen Außfall vnd Streiff auff 4. oder 5. Meylen thun vnd alles Vieh vnnd anders / was anzutreffen gewesen / wegnehmẽ lassen. Diese Besatzung ist nachmals wider außgefallen vnnd das Stättlein Bewrath Nachtszeit erstiegen / was sich zur Gegenwehr gesetzet / nidergehawen / alles außgeplündert / vnnd darnach das Ort in Brand gestecket.

Vnlang hernach habẽ die Glatzer das Stättlein Wünschelburg darin 5. Fahnen Liechtensteinische Soldaten gelegen / eingenommen / viel nidergehawen vnd gefangen / die vbrigen haben sich auff Bruna reteriret. Nach solchem haben sie ferner 140. Polnische Ochsen / so nach Prag geführt werden sollen / weggenommen vnd in die Festung gebracht. Nach dem auch vmb selbe Zeit in 5000. Polacken / so Kayser. May. oder dem Hertzogen in Bayern zuziehen wollen zwo Meyln vmb Glatz angelanget / vnnd etlich tausend Böhmische verderbte vnd zusammen rottirte Bawren / so jhnen den Paß zuverwehren sich vnterstanden / zertrennet / vnd der Enden ein grossen Raub bekommen hatten / sind die Glatzer außgefallen / sie vnversehens angegriffen / mehrentheils Beuthen jhnen abgejagt vnd viel erschlagen.

Hierauff haben die Kayserische solcher Festung hart zugesetzet / vnnd je länger je näher approchirt / auch sie mit 17. stücken Geschütz hefftig beschossen / vnd Fewer hinein geworffen / also daß das Jesuiter Collegium dardurch in Brand gerathen / davon die Kirch vnd etliche andere Häuser in die Aschen geleget worden. Vber diß ist auch Fewer in der Belägerten Pulver kommen / so jnen grossen Schaden zugefüget. Doch haben sie sich hiedurch noch nit schrecken lassen / sondern noch jmmer fort mit außfallen vnd schiessen sich tapffer gewehret / vnd ein zim̃liche Anzal von den Kayserischen nach vñ nach auffgerieben. Sonderlich haben sie jhnen den 14. Octob. grossen Schaden zugefüget: Dañ als die Kayseris. auff denselben Tag die Statt an vnderschiedlichen Orten mit Sturm anzugreiffen sich präsentirt / haben die Belägerte sie wol ankommen lassen / darauff mit dem Geschütz gewaltig Fewr gegebẽ / hernach vnversehens vber 1000. starck außgefallen / vñ dermassen in die Kayseris. gesetzet / daß derselben in 600. auff dem Platz gebliebẽ. Weil aber kurtz hernach das Wasser durch die Kayserische abgegraben worden / vñ dardurch an Mehl vnd Pulver / wie nicht weniger auch an Saltz grosser Mangel in der Statt erschienen / die Belagerung beharrlich continuiret worden / vnd kein Entsatz zuhoffen gewesen / als haben die Belägerte sich endtlich zu einem Accord bequämet / vnd ist die Besatzung den 26. Octobr. auff nachgesetzte Conditionen außgezogen;

1. Die Religion solte also / wie sie were / in der Statt biß zu Kays. M. ferrnerer Resolution verbleiben. Wer nicht Lust zubleiben hette / dem soltens 6. Monat Frist seine Güter zuverkauffen gegeben werden.

2. Der Obriste Gubernator Johann Leo solte mit seinen Officirern vnnd Kriegsleuten nach Kriegsbrauch abziehen / doch bey Schweidnitz in Schlesien abdancken / die Cornet vnd Fähnlein von den Stangen reissen / vnd schweren sich in 6. Monaten wider Kayserl. Mayest. nit gebrauchen zulassen.

3. Dem Gubernator / allen Befelchshabern vnd Soldaten solte allgemeiner Perdon gegeben / vnd wohin sie reysen wolten / zugelassen werden.

4. Allen außgerissenen / so vor diesem Ka. M. gedient / solte durch dero Landt zuziehen sicherer Paß gegönnet werden.

5. Den Krancken vnd Beschädigten solte nit allein frey seyn / in der Statt zuverbleiben / sonder noch mit Quartiren versehen / võ Bürgern mügliche Hülff geleistet / vnd nach erlangter Gesundtheit / sicher weg zuziehen / vergönnet werden.

In diesen Accord wurd auch sonderlich der Graff von Thurn mit eingeschlossen / der beneben 500. Tragonern von 2000. Kayserischen biß an die Grentzen der Marck Brandenburg begleitet wurde.

Belägerũ vnd Einnehmung der Statt Thabor võ Don Balthasar verrichtet. Die Statt Thabor hielte sich auch zimblich läg ehe sie von dem Kayserischen Kriegsvolck bezwũgẽ ward. Der Don Balthasar zwar / welcher darvor lag / brauchte mit Schiessen vnnd Stürmen grossen Ernst / aber die Belägerten wehrien sich tapffer / resolvirten sich / Leib vñ Leben beyeinander auffzusetzen; wie sie dann auch viel Außfäll vnnd grossen Schaden vnder den Kayserischẽ theten / es bliebe auch bey solchen Außfällen vnder anderen ein vornemer Spanischer Obrister Don Martin genant / so ein alter Soldal gewesen / auff dẽ Platz. Nach dem mit dem võ Manßfeld sich das jenige / was wie droben vermeldet / in der Obern Pfaltz sich verloffen / hat Balthasar Marradas zwar solches alles den Belägerten zeitlich zuwissen gemacht / mit vermeldten / daß sie sich nun keines Entsatzes mehr zugetrösten hetten / derhalben sie sich ergeben solten / hat er doch noch zur Zeit nichts schaffen können / dann sit sich noch maln resolvirt / biß auff den letsten Mann zuhalten: Derowegen Balthasar Marradas die Statt miniren / vnd dẽ 13. Octob. an vnderschiedlichen Orthen mit allem Ernst angreiffen vnd drey Stund lang stürmen lassen: Die Belägerten aber haben sich so starck gewehret / daß võ den Kayserischen nit allein drey Hauptleut neben einer guten Anzahl Knecht geblieben / sondern auch in 200. darunder der Obri-

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          <p>Die besagte Festung Glatz wurd allererst fast <note place="left">Glatz                          ergibt sich nach langer gegenwehr.</note> zu End deß 1622. Jahrs gewunnen.                      Dann sich die Besatzung darinnen tapffer gewehret / vnd mit Schantzen vnnd                      Aussenwercken sich auffs beste versehen. Vnd ob wol der Churfürst von Sachsen /                      dem Jungen Graffen von Thurn / so neben einer starcken Besatzung darin lag /                      beweglich zugeschrieben / sich gegen Kays. M. zu accommodiren / hingegen wolte                      J. D. jhn deß Perdons versichern / hat sich doch gedachter Graff resolvirt / er                      könte dem Perdon nit trawen / sondern wolte sich biß vff den letsten                      Blutstropffen wehren / zu dem End er dann die Tächer in der Statt abtragen / vnd                      die Stockwerck mit Erden beschütten / damit das Fewerwerffen kein Schaden thun                      möchte. Vnd nach de&#x0303; jhm bald hernach noch mehr Volck zukommen / hat er einen                      Außfall vnd Streiff auff 4. oder 5. Meylen thun vnd alles Vieh vnnd anders / was                      anzutreffen gewesen / wegnehme&#x0303; lassen. Diese Besatzung ist nachmals wider                      außgefallen vnnd das Stättlein Bewrath Nachtszeit erstiegen / was sich zur                      Gegenwehr gesetzet / nidergehawen / alles außgeplündert / vnnd darnach das Ort                      in Brand gestecket.</p>
          <p>Vnlang hernach habe&#x0303; die Glatzer das Stättlein Wünschelburg darin 5. Fahnen                      Liechtensteinische Soldaten gelegen / eingenommen / viel nidergehawen vnd                      gefangen / die vbrigen haben sich auff Bruna reteriret. Nach solchem haben sie                      ferner 140. Polnische Ochsen / so nach Prag geführt werden sollen / weggenommen                      vnd in die Festung gebracht. Nach dem auch vmb selbe Zeit in 5000. Polacken / so                      Kayser. May. oder dem Hertzogen in Bayern zuziehen wollen zwo Meyln vmb Glatz                      angelanget / vnnd etlich tausend Böhmische verderbte vnd zusammen rottirte                      Bawren / so jhnen den Paß zuverwehren sich vnterstanden / zertrennet / vnd der                      Enden ein grossen Raub bekommen hatten / sind die Glatzer außgefallen / sie                      vnversehens angegriffen / mehrentheils Beuthen jhnen abgejagt vnd viel                      erschlagen.</p>
          <p>Hierauff haben die Kayserische solcher Festung hart zugesetzet / vnnd je länger                      je näher approchirt / auch sie mit 17. stücken Geschütz hefftig beschossen / vnd                      Fewer hinein geworffen / also daß das Jesuiter Collegium dardurch in Brand                      gerathen / davon die Kirch vnd etliche andere Häuser in die Aschen geleget                      worden. Vber diß ist auch Fewer in der Belägerten Pulver kommen / so jnen                      grossen Schaden zugefüget. Doch haben sie sich hiedurch noch nit schrecken                      lassen / sondern noch jmmer fort mit außfallen vnd schiessen sich tapffer                      gewehret / vnd ein zim&#x0303;liche Anzal von den Kayserischen nach vn&#x0303; nach auffgerieben. Sonderlich haben sie jhnen den 14. Octob.                      grossen Schaden zugefüget: Dan&#x0303; als die Kayseris. auff denselben                      Tag die Statt an vnderschiedlichen Orten mit Sturm anzugreiffen sich präsentirt                      / haben die Belägerte sie wol ankommen lassen / darauff mit dem Geschütz                      gewaltig Fewr gegebe&#x0303; / hernach vnversehens vber 1000. starck außgefallen / vn&#x0303; dermassen in die Kayseris. gesetzet / daß derselben in 600. auff                      dem Platz gebliebe&#x0303;. Weil aber kurtz hernach das Wasser durch die Kayserische                      abgegraben worden / vn&#x0303; dardurch an Mehl vnd Pulver / wie nicht                      weniger auch an Saltz grosser Mangel in der Statt erschienen / die Belagerung                      beharrlich continuiret worden / vnd kein Entsatz zuhoffen gewesen / als haben                      die Belägerte sich endtlich zu einem Accord bequämet / vnd ist die Besatzung den                      26. Octobr. auff nachgesetzte Conditionen außgezogen;</p>
          <p>1. Die Religion solte also / wie sie were / in der Statt biß zu Kays. M.                      ferrnerer Resolution verbleiben. Wer nicht Lust zubleiben hette / dem soltens 6.                      Monat Frist seine Güter zuverkauffen gegeben werden.</p>
          <p>2. Der Obriste Gubernator Johann Leo solte mit seinen Officirern vnnd                      Kriegsleuten nach Kriegsbrauch abziehen / doch bey Schweidnitz in Schlesien                      abdancken / die Cornet vnd Fähnlein von den Stangen reissen / vnd schweren sich                      in 6. Monaten wider Kayserl. Mayest. nit gebrauchen zulassen.</p>
          <p>3. Dem Gubernator / allen Befelchshabern vnd Soldaten solte allgemeiner Perdon                      gegeben / vnd wohin sie reysen wolten / zugelassen werden.</p>
          <p>4. Allen außgerissenen / so vor diesem Ka. M. gedient / solte durch dero Landt                      zuziehen sicherer Paß gegönnet werden.</p>
          <p>5. Den Krancken vnd Beschädigten solte nit allein frey seyn / in der Statt                      zuverbleiben / sonder noch mit Quartiren versehen / vo&#x0303; Bürgern                      mügliche Hülff geleistet / vnd nach erlangter Gesundtheit / sicher weg zuziehen                      / vergönnet werden.</p>
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[606/0681] Die besagte Festung Glatz wurd allererst fast zu End deß 1622. Jahrs gewunnen. Dann sich die Besatzung darinnen tapffer gewehret / vnd mit Schantzen vnnd Aussenwercken sich auffs beste versehen. Vnd ob wol der Churfürst von Sachsen / dem Jungen Graffen von Thurn / so neben einer starcken Besatzung darin lag / beweglich zugeschrieben / sich gegen Kays. M. zu accommodiren / hingegen wolte J. D. jhn deß Perdons versichern / hat sich doch gedachter Graff resolvirt / er könte dem Perdon nit trawen / sondern wolte sich biß vff den letsten Blutstropffen wehren / zu dem End er dann die Tächer in der Statt abtragen / vnd die Stockwerck mit Erden beschütten / damit das Fewerwerffen kein Schaden thun möchte. Vnd nach dẽ jhm bald hernach noch mehr Volck zukommen / hat er einen Außfall vnd Streiff auff 4. oder 5. Meylen thun vnd alles Vieh vnnd anders / was anzutreffen gewesen / wegnehmẽ lassen. Diese Besatzung ist nachmals wider außgefallen vnnd das Stättlein Bewrath Nachtszeit erstiegen / was sich zur Gegenwehr gesetzet / nidergehawen / alles außgeplündert / vnnd darnach das Ort in Brand gestecket. Glatz ergibt sich nach langer gegenwehr. Vnlang hernach habẽ die Glatzer das Stättlein Wünschelburg darin 5. Fahnen Liechtensteinische Soldaten gelegen / eingenommen / viel nidergehawen vnd gefangen / die vbrigen haben sich auff Bruna reteriret. Nach solchem haben sie ferner 140. Polnische Ochsen / so nach Prag geführt werden sollen / weggenommen vnd in die Festung gebracht. Nach dem auch vmb selbe Zeit in 5000. Polacken / so Kayser. May. oder dem Hertzogen in Bayern zuziehen wollen zwo Meyln vmb Glatz angelanget / vnnd etlich tausend Böhmische verderbte vnd zusammen rottirte Bawren / so jhnen den Paß zuverwehren sich vnterstanden / zertrennet / vnd der Enden ein grossen Raub bekommen hatten / sind die Glatzer außgefallen / sie vnversehens angegriffen / mehrentheils Beuthen jhnen abgejagt vnd viel erschlagen. Hierauff haben die Kayserische solcher Festung hart zugesetzet / vnnd je länger je näher approchirt / auch sie mit 17. stücken Geschütz hefftig beschossen / vnd Fewer hinein geworffen / also daß das Jesuiter Collegium dardurch in Brand gerathen / davon die Kirch vnd etliche andere Häuser in die Aschen geleget worden. Vber diß ist auch Fewer in der Belägerten Pulver kommen / so jnen grossen Schaden zugefüget. Doch haben sie sich hiedurch noch nit schrecken lassen / sondern noch jmmer fort mit außfallen vnd schiessen sich tapffer gewehret / vnd ein zim̃liche Anzal von den Kayserischen nach vñ nach auffgerieben. Sonderlich haben sie jhnen den 14. Octob. grossen Schaden zugefüget: Dañ als die Kayseris. auff denselben Tag die Statt an vnderschiedlichen Orten mit Sturm anzugreiffen sich präsentirt / haben die Belägerte sie wol ankommen lassen / darauff mit dem Geschütz gewaltig Fewr gegebẽ / hernach vnversehens vber 1000. starck außgefallen / vñ dermassen in die Kayseris. gesetzet / daß derselben in 600. auff dem Platz gebliebẽ. Weil aber kurtz hernach das Wasser durch die Kayserische abgegraben worden / vñ dardurch an Mehl vnd Pulver / wie nicht weniger auch an Saltz grosser Mangel in der Statt erschienen / die Belagerung beharrlich continuiret worden / vnd kein Entsatz zuhoffen gewesen / als haben die Belägerte sich endtlich zu einem Accord bequämet / vnd ist die Besatzung den 26. Octobr. auff nachgesetzte Conditionen außgezogen; 1. Die Religion solte also / wie sie were / in der Statt biß zu Kays. M. ferrnerer Resolution verbleiben. Wer nicht Lust zubleiben hette / dem soltens 6. Monat Frist seine Güter zuverkauffen gegeben werden. 2. Der Obriste Gubernator Johann Leo solte mit seinen Officirern vnnd Kriegsleuten nach Kriegsbrauch abziehen / doch bey Schweidnitz in Schlesien abdancken / die Cornet vnd Fähnlein von den Stangen reissen / vnd schweren sich in 6. Monaten wider Kayserl. Mayest. nit gebrauchen zulassen. 3. Dem Gubernator / allen Befelchshabern vnd Soldaten solte allgemeiner Perdon gegeben / vnd wohin sie reysen wolten / zugelassen werden. 4. Allen außgerissenen / so vor diesem Ka. M. gedient / solte durch dero Landt zuziehen sicherer Paß gegönnet werden. 5. Den Krancken vnd Beschädigten solte nit allein frey seyn / in der Statt zuverbleiben / sonder noch mit Quartiren versehen / võ Bürgern mügliche Hülff geleistet / vnd nach erlangter Gesundtheit / sicher weg zuziehen / vergönnet werden. In diesen Accord wurd auch sonderlich der Graff von Thurn mit eingeschlossen / der beneben 500. Tragonern von 2000. Kayserischen biß an die Grentzen der Marck Brandenburg begleitet wurde. Die Statt Thabor hielte sich auch zimblich läg ehe sie von dem Kayserischen Kriegsvolck bezwũgẽ ward. Der Don Balthasar zwar / welcher darvor lag / brauchte mit Schiessen vnnd Stürmen grossen Ernst / aber die Belägerten wehrien sich tapffer / resolvirten sich / Leib vñ Leben beyeinander auffzusetzen; wie sie dann auch viel Außfäll vnnd grossen Schaden vnder den Kayserischẽ theten / es bliebe auch bey solchen Außfällen vnder anderen ein vornemer Spanischer Obrister Don Martin genant / so ein alter Soldal gewesen / auff dẽ Platz. Nach dem mit dem võ Manßfeld sich das jenige / was wie droben vermeldet / in der Obern Pfaltz sich verloffen / hat Balthasar Marradas zwar solches alles den Belägerten zeitlich zuwissen gemacht / mit vermeldten / daß sie sich nun keines Entsatzes mehr zugetrösten hetten / derhalben sie sich ergeben solten / hat er doch noch zur Zeit nichts schaffen können / dann sit sich noch maln resolvirt / biß auff den letsten Mann zuhalten: Derowegen Balthasar Marradas die Statt miniren / vnd dẽ 13. Octob. an vnderschiedlichen Orthen mit allem Ernst angreiffen vnd drey Stund lang stürmen lassen: Die Belägerten aber haben sich so starck gewehret / daß võ den Kayserischen nit allein drey Hauptleut neben einer guten Anzahl Knecht geblieben / sondern auch in 200. darunder der Obri- Belägerũ vnd Einnehmung der Statt Thabor võ Don Balthasar verrichtet.

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/681>, abgerufen am 28.07.2024.