Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.Königischen Kriegschiffen / so wider sie außgerüstet Roscheller thun dem König Schaden. worden ein Treffen gethan / zwey grosse Schiff / welche in sechzig Stück Geschütz auffhatten erobert / vnnd die Insul Allezon eingenommen / darinn sie viel Saltz vnnd sonsten ein grosses Gut bekommen. Sie haben auch ferrner hernach die Statt Bordeaux zu Wasser allerdings beschlossen / vnd vnder andern drey Kriegs- vnd vierzehen Getreydschiff / so dahin fahren wollen / vberwältiget. Hugenoten stärcken sich. Die andern Hugenotten haben auch viel Kriegsvolck versamblet / in willens sich zu defendiren vnnd jhre Glaubensverwandte zu entsetzen / darüber ward Obrister der Hertzog von Roan. Die thaten mit den Königischen etlich starcke Treffen in der Landschafft Poictu vnnd Guienne / darinn diese den Kürtzern zogen. Vnder andern bekamen sie Clerac wider eyn / allda sie zween Jesuiten / an statt deß vorgemeldten Predigers auffhencketen / weil sonderlich die Königische auch in Eroberung deß Stättleins Monreal gar Tyrannisch gehauset. Vergebliche Handlung vom Frieden in Franckreich. Es haben zwar etliche / sonderlich der König in Engelland durch seinen Gesandten / bey König Ludwigen für die Religionsverwandten Vorbitt thun lassen / vnnd versucht ob die Sachen möchten verglichen werden: Darauff auch der König sich willig erzeiget / vnnd sich / wofern die Reformierte sich vnnd alle Stätt in seinen Gewalt absolute ergeben vnnd lieffern würden / zum Frieden erkläret: aber weil die Reformierte nicht trawen / auch die Statt S. Johann die Angelo zu jhrer Versicherung wider haben wollen / ist die Authorität deß Königs dem Frieden vorgezogen / vnd der Krieg von newem wider gedachte Reformierte beschlossen worden. Davon wir aber hernach weitere Meldung thun wollen. Vnruhe im Königreich Neapels. Es ist in diesem Jahr im Königreich Neapels auch grosse Vnruhe gewesen / darmit es sich also verhalten: Es hatte nun fast fünff Jahr Hertzog Petrus von Ossuna in gedachtem Königreich an statt Königs Philippi III. die Verwaltung geführet / ein strenger Mann / der fast sein selbst nicht mächtig. Er führete eine Zeitlang Kriegswesen in den Niderlanden: Darnach wegen seines stattlichen Geschlechts vnd Freundschafft am Königlichen Hof / wurde er zum Statthalter in Sicilien gemacht / welches Ampt er also vertretten / mit allzuviel auff sich selbst Haltung / daß er vieler Haß vnnd Vngunst auff sich geladen. Ja er hat sich nicht geschewet Philibertum Hertzog Carl Emanuels in Saphoyen Sohn / (dessen Mutter deß Königs Schwester war /) General vber die Königliche Schiffarmada / mit Erweckung etlicher Strittigkeiten vber die Jurisdiction / zu offendiren. Auß dieser Insul wurde er abgefordert / vnnd zu einem Statthalter in dem Königreich Neaples verordnet: da hat er auch viel nach seinem Willen angestellet. Neapels. Neaples ist ein vortreffliches Königreich in Italien / so viel herrliche Landschafften / als Campanien / Lucanien / Calabrien / Apulien / rc. in sich begreifft / hat im Vmbkrayß 1468. Italianische Meilen: ist mit vielen bequemen Meerhäfen versehen / darunder die vornembste vnd berühmbteste sind / der Cajetaner / Tarentiner / Brunduster vnd Neapolitaner. Das Königreich hat seinen Nahmen von der Hauptstatt Neapoli / darinnen vnder andern köstlichen Pallästen vnnd Gebäwen / das vortrefflichste ist / in welchem der Vice Re oder Königliche Statthalter seine Residentz hat / vnd beneben andern das Königliche Schloß S. Helmo / vom Keyser Carolo V. erbawet / die Statt darmit im Zwang zuhalten. Das gantze Land ist jetziger Zeit dem König in Hispanien vnderworffen / an welchen es nach den Frantzosen / die es hiebevor ein Zeitlang innen gehabt / kommen; der gibt dem Römischen Pabst / als von welchem er es zu Lehen trägt / Jährlich ein weissen Zelter vnd ein gewisse summa Gelts zum Tribut. Die Innwohner sind stoltz vnnd hochmütig / vnd können Außländischer Herrschafft vber sich nicht wol leyden / derhalben muß man ein vorsichtiges vnnd moderirtes Regiment bey jhnen führen doch haben nunmehr der mehrertheil vnd vornemblich die vom Adel sich in der Hispanier Gehorsamb ergeben. Nach dem nun der Hertzog von Ossuna vber diese Völcker das Regiment zuführen verordnet worden / hat er dasselbe auff solche Manier gethan / daß er nicht allein der Innwohner Haß auff sich gezogen / sondern auch in Außländischer Feindschafft gerathen / darunder vornemblich die Venediger gewesen / deren Regiment er nicht allein mit Gewalt / zu der Zeit / als sie mit Ertzhertzog Ferdinando / ehe er zum Keyserthumb erhaben worden / Krieg geführet / sondern auch mit heimblichen Practicken nach getrachtet. Es hatten schon lang zuvor zu Neapoli zwischen dem Volck vnnd höhern Stands Personen / wegen deß Statt Regiments Strittigkeiten sich enthalten / welche dieser Statthalter mit sonderlichem fleiß foviret / dem gemeinen Volck hat er sich günstig vnnd geneigt / denen aber so höhern Stands gewesen / gehässig erzeigt / vnnd sie dardurch dahin bewogen / das der meiste theil von jhnen sich auß der Statt auff jhre Dörffer vnd Güter begeben. Wie nun also die Neapolitaner mit vielem Vnheyl geplagt waren / haben sie einen Cappuciner / Laurentius von Brundus genant / heimlich in Hispanien geschicket / den König aller Sachen Beschaffenheit zu berichten / vnnd zu bitten / daß er nach seiner angebornen Milte seine Vnderthanen nicht trostloß lassen / vnnd so bald der Hertzog von Ossuna die bestimpte dreyer Jahren Zeit seines Statthalter Ampts erreichet einen Successoren / welcher durch ein gelinder Regiment die Vnderthanen auß den schweren Trangsalen / in welchen sie stecketen / erlösete / senden wolte / mit vermelden / solches hetten sie durch jhre Trew vmb den König wol verdienet / es were Königischen Kriegschiffen / so wider sie außgerüstet Roscheller thun dem König Schaden. worden ein Treffen gethan / zwey grosse Schiff / welche in sechzig Stück Geschütz auffhatten erobert / vnnd die Insul Allezon eingenommen / darinn sie viel Saltz vnnd sonsten ein grosses Gut bekommen. Sie haben auch ferrner hernach die Statt Bordeaux zu Wasser allerdings beschlossen / vnd vnder andern drey Kriegs- vnd vierzehen Getreydschiff / so dahin fahren wollen / vberwältiget. Hugenoten stärcken sich. Die andern Hugenotten haben auch viel Kriegsvolck versamblet / in willens sich zu defendiren vnnd jhre Glaubensverwandte zu entsetzen / darüber ward Obrister der Hertzog von Roan. Die thaten mit den Königischen etlich starcke Treffen in der Landschafft Poictu vnnd Guienne / darinn diese den Kürtzern zogen. Vnder andern bekamen sie Clerac wider eyn / allda sie zween Jesuiten / an statt deß vorgemeldten Predigers auffhencketen / weil sonderlich die Königische auch in Eroberung deß Stättleins Monreal gar Tyrannisch gehauset. Vergebliche Handlung vom Frieden in Franckreich. Es haben zwar etliche / sonderlich der König in Engelland durch seinen Gesandten / bey König Ludwigen für die Religionsverwandten Vorbitt thun lassen / vnnd versucht ob die Sachen möchten verglichen werden: Darauff auch der König sich willig erzeiget / vnnd sich / wofern die Reformierte sich vnnd alle Stätt in seinen Gewalt absolutè ergeben vnnd lieffern würden / zum Frieden erkläret: aber weil die Reformierte nicht trawen / auch die Statt S. Johann die Angelo zu jhrer Versicherung wider haben wollen / ist die Authorität deß Königs dem Frieden vorgezogen / vnd der Krieg von newem wider gedachte Reformierte beschlossen worden. Davon wir aber hernach weitere Meldung thun wollen. Vnruhe im Königreich Neapels. Es ist in diesem Jahr im Königreich Neapels auch grosse Vnruhe gewesen / darmit es sich also verhalten: Es hatte nun fast fünff Jahr Hertzog Petrus von Ossuna in gedachtem Königreich an statt Königs Philippi III. die Verwaltung geführet / ein strenger Mann / der fast sein selbst nicht mächtig. Er führete eine Zeitlang Kriegswesen in den Niderlanden: Darnach wegen seines stattlichen Geschlechts vnd Freundschafft am Königlichen Hof / wurde er zum Statthalter in Sicilien gemacht / welches Ampt er also vertretten / mit allzuviel auff sich selbst Haltung / daß er vieler Haß vnnd Vngunst auff sich geladen. Ja er hat sich nicht geschewet Philibertum Hertzog Carl Emanuels in Saphoyen Sohn / (dessen Mutter deß Königs Schwester war /) General vber die Königliche Schiffarmada / mit Erweckung etlicher Strittigkeiten vber die Jurisdiction / zu offendiren. Auß dieser Insul wurde er abgefordert / vnnd zu einem Statthalter in dem Königreich Neaples verordnet: da hat er auch viel nach seinem Willen angestellet. Neapels. Neaples ist ein vortreffliches Königreich in Italien / so viel herrliche Landschafften / als Campanien / Lucanien / Calabrien / Apulien / rc. in sich begreifft / hat im Vmbkrayß 1468. Italianische Meilen: ist mit vielen bequemen Meerhäfen versehen / darunder die vornembste vnd berühmbteste sind / der Cajetaner / Tarentiner / Brunduster vnd Neapolitaner. Das Königreich hat seinen Nahmen von der Hauptstatt Neapoli / darinnen vnder andern köstlichen Pallästen vnnd Gebäwen / das vortrefflichste ist / in welchem der Vice Re oder Königliche Statthalter seine Residentz hat / vnd beneben andern das Königliche Schloß S. Helmo / vom Keyser Carolo V. erbawet / die Statt darmit im Zwang zuhalten. Das gantze Land ist jetziger Zeit dem König in Hispanien vnderworffen / an welchen es nach den Frantzosen / die es hiebevor ein Zeitlang innen gehabt / kommen; der gibt dem Römischen Pabst / als von welchem er es zu Lehen trägt / Jährlich ein weissen Zelter vnd ein gewisse summa Gelts zum Tribut. Die Innwohner sind stoltz vnnd hochmütig / vnd können Außländischer Herrschafft vber sich nicht wol leyden / derhalben muß man ein vorsichtiges vnnd moderirtes Regiment bey jhnen führen doch haben nunmehr der mehrertheil vnd vornemblich die vom Adel sich in der Hispanier Gehorsamb ergeben. Nach dem nun der Hertzog von Ossuna vber diese Völcker das Regiment zuführen verordnet worden / hat er dasselbe auff solche Manier gethan / daß er nicht allein der Innwohner Haß auff sich gezogen / sondern auch in Außländischer Feindschafft gerathen / darunder vornemblich die Venediger gewesen / deren Regiment er nicht allein mit Gewalt / zu der Zeit / als sie mit Ertzhertzog Ferdinando / ehe er zum Keyserthumb erhaben worden / Krieg geführet / sondern auch mit heimblichen Practicken nach getrachtet. Es hatten schon lang zuvor zu Neapoli zwischen dem Volck vnnd höhern Stands Personen / wegen deß Statt Regiments Strittigkeiten sich enthalten / welche dieser Statthalter mit sonderlichem fleiß foviret / dem gemeinen Volck hat er sich günstig vnnd geneigt / denen aber so höhern Stands gewesen / gehässig erzeigt / vnnd sie dardurch dahin bewogen / das der meiste theil von jhnen sich auß der Statt auff jhre Dörffer vnd Güter begeben. Wie nun also die Neapolitaner mit vielem Vnheyl geplagt waren / haben sie einen Cappuciner / Laurentius von Brundus genant / heimlich in Hispanien geschicket / den König aller Sachen Beschaffenheit zu berichten / vnnd zu bitten / daß er nach seiner angebornen Milte seine Vnderthanen nicht trostloß lassen / vnnd so bald der Hertzog von Ossuna die bestimpte dreyer Jahren Zeit seines Statthalter Ampts erreichet einen Successoren / welcher durch ein gelinder Regiment die Vnderthanen auß den schweren Trangsalen / in welchen sie stecketen / erlösete / senden wolte / mit vermelden / solches hetten sie durch jhre Trew vmb den König wol verdienet / es were <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0765" n="682"/> Königischen Kriegschiffen / so wider sie außgerüstet <note place="left">Roscheller thun dem König Schaden.</note> worden ein Treffen gethan / zwey grosse Schiff / welche in sechzig Stück Geschütz auffhatten erobert / vnnd die Insul Allezon eingenommen / darinn sie viel Saltz vnnd sonsten ein grosses Gut bekommen. Sie haben auch ferrner hernach die Statt Bordeaux zu Wasser allerdings beschlossen / vnd vnder andern drey Kriegs- vnd vierzehen Getreydschiff / so dahin fahren wollen / vberwältiget.</p> <p><note place="left">Hugenoten stärcken sich.</note> Die andern Hugenotten haben auch viel Kriegsvolck versamblet / in willens sich zu defendiren vnnd jhre Glaubensverwandte zu entsetzen / darüber ward Obrister der Hertzog von Roan. Die thaten mit den Königischen etlich starcke Treffen in der Landschafft Poictu vnnd Guienne / darinn diese den Kürtzern zogen. Vnder andern bekamen sie Clerac wider eyn / allda sie zween Jesuiten / an statt deß vorgemeldten Predigers auffhencketen / weil sonderlich die Königische auch in Eroberung deß Stättleins Monreal gar Tyrannisch gehauset.</p> <p><note place="left">Vergebliche Handlung vom Frieden in Franckreich.</note> Es haben zwar etliche / sonderlich der König in Engelland durch seinen Gesandten / bey König Ludwigen für die Religionsverwandten Vorbitt thun lassen / vnnd versucht ob die Sachen möchten verglichen werden: Darauff auch der König sich willig erzeiget / vnnd sich / wofern die Reformierte sich vnnd alle Stätt in seinen Gewalt absolutè ergeben vnnd lieffern würden / zum Frieden erkläret: aber weil die Reformierte nicht trawen / auch die Statt S. Johann die Angelo zu jhrer Versicherung wider haben wollen / ist die Authorität deß Königs dem Frieden vorgezogen / vnd der Krieg von newem wider gedachte Reformierte beschlossen worden. Davon wir aber hernach weitere Meldung thun wollen.</p> <p><note place="left">Vnruhe im Königreich Neapels.</note> Es ist in diesem Jahr im Königreich Neapels auch grosse Vnruhe gewesen / darmit es sich also verhalten:</p> <p>Es hatte nun fast fünff Jahr Hertzog Petrus von Ossuna in gedachtem Königreich an statt Königs Philippi III. die Verwaltung geführet / ein strenger Mann / der fast sein selbst nicht mächtig. Er führete eine Zeitlang Kriegswesen in den Niderlanden: Darnach wegen seines stattlichen Geschlechts vnd Freundschafft am Königlichen Hof / wurde er zum Statthalter in Sicilien gemacht / welches Ampt er also vertretten / mit allzuviel auff sich selbst Haltung / daß er vieler Haß vnnd Vngunst auff sich geladen. Ja er hat sich nicht geschewet Philibertum Hertzog Carl Emanuels in Saphoyen Sohn / (dessen Mutter deß Königs Schwester war /) General vber die Königliche Schiffarmada / mit Erweckung etlicher Strittigkeiten vber die Jurisdiction / zu offendiren.</p> <p>Auß dieser Insul wurde er abgefordert / vnnd zu einem Statthalter in dem Königreich Neaples verordnet: da hat er auch viel nach seinem Willen angestellet.</p> <p><note place="left">Neapels.</note> Neaples ist ein vortreffliches Königreich in Italien / so viel herrliche Landschafften / als Campanien / Lucanien / Calabrien / Apulien / rc. in sich begreifft / hat im Vmbkrayß 1468. Italianische Meilen: ist mit vielen bequemen Meerhäfen versehen / darunder die vornembste vnd berühmbteste sind / der Cajetaner / Tarentiner / Brunduster vnd Neapolitaner. Das Königreich hat seinen Nahmen von der Hauptstatt Neapoli / darinnen vnder andern köstlichen Pallästen vnnd Gebäwen / das vortrefflichste ist / in welchem der Vice Re oder Königliche Statthalter seine Residentz hat / vnd beneben andern das Königliche Schloß S. Helmo / vom Keyser Carolo V. erbawet / die Statt darmit im Zwang zuhalten.</p> <p>Das gantze Land ist jetziger Zeit dem König in Hispanien vnderworffen / an welchen es nach den Frantzosen / die es hiebevor ein Zeitlang innen gehabt / kommen; der gibt dem Römischen Pabst / als von welchem er es zu Lehen trägt / Jährlich ein weissen Zelter vnd ein gewisse summa Gelts zum Tribut.</p> <p>Die Innwohner sind stoltz vnnd hochmütig / vnd können Außländischer Herrschafft vber sich nicht wol leyden / derhalben muß man ein vorsichtiges vnnd moderirtes Regiment bey jhnen führen doch haben nunmehr der mehrertheil vnd vornemblich die vom Adel sich in der Hispanier Gehorsamb ergeben.</p> <p>Nach dem nun der Hertzog von Ossuna vber diese Völcker das Regiment zuführen verordnet worden / hat er dasselbe auff solche Manier gethan / daß er nicht allein der Innwohner Haß auff sich gezogen / sondern auch in Außländischer Feindschafft gerathen / darunder vornemblich die Venediger gewesen / deren Regiment er nicht allein mit Gewalt / zu der Zeit / als sie mit Ertzhertzog Ferdinando / ehe er zum Keyserthumb erhaben worden / Krieg geführet / sondern auch mit heimblichen Practicken nach getrachtet.</p> <p>Es hatten schon lang zuvor zu Neapoli zwischen dem Volck vnnd höhern Stands Personen / wegen deß Statt Regiments Strittigkeiten sich enthalten / welche dieser Statthalter mit sonderlichem fleiß foviret / dem gemeinen Volck hat er sich günstig vnnd geneigt / denen aber so höhern Stands gewesen / gehässig erzeigt / vnnd sie dardurch dahin bewogen / das der meiste theil von jhnen sich auß der Statt auff jhre Dörffer vnd Güter begeben. Wie nun also die Neapolitaner mit vielem Vnheyl geplagt waren / haben sie einen Cappuciner / Laurentius von Brundus genant / heimlich in Hispanien geschicket / den König aller Sachen Beschaffenheit zu berichten / vnnd zu bitten / daß er nach seiner angebornen Milte seine Vnderthanen nicht trostloß lassen / vnnd so bald der Hertzog von Ossuna die bestimpte dreyer Jahren Zeit seines Statthalter Ampts erreichet einen Successoren / welcher durch ein gelinder Regiment die Vnderthanen auß den schweren Trangsalen / in welchen sie stecketen / erlösete / senden wolte / mit vermelden / solches hetten sie durch jhre Trew vmb den König wol verdienet / es were </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [682/0765]
Königischen Kriegschiffen / so wider sie außgerüstet worden ein Treffen gethan / zwey grosse Schiff / welche in sechzig Stück Geschütz auffhatten erobert / vnnd die Insul Allezon eingenommen / darinn sie viel Saltz vnnd sonsten ein grosses Gut bekommen. Sie haben auch ferrner hernach die Statt Bordeaux zu Wasser allerdings beschlossen / vnd vnder andern drey Kriegs- vnd vierzehen Getreydschiff / so dahin fahren wollen / vberwältiget.
Roscheller thun dem König Schaden. Die andern Hugenotten haben auch viel Kriegsvolck versamblet / in willens sich zu defendiren vnnd jhre Glaubensverwandte zu entsetzen / darüber ward Obrister der Hertzog von Roan. Die thaten mit den Königischen etlich starcke Treffen in der Landschafft Poictu vnnd Guienne / darinn diese den Kürtzern zogen. Vnder andern bekamen sie Clerac wider eyn / allda sie zween Jesuiten / an statt deß vorgemeldten Predigers auffhencketen / weil sonderlich die Königische auch in Eroberung deß Stättleins Monreal gar Tyrannisch gehauset.
Hugenoten stärcken sich. Es haben zwar etliche / sonderlich der König in Engelland durch seinen Gesandten / bey König Ludwigen für die Religionsverwandten Vorbitt thun lassen / vnnd versucht ob die Sachen möchten verglichen werden: Darauff auch der König sich willig erzeiget / vnnd sich / wofern die Reformierte sich vnnd alle Stätt in seinen Gewalt absolutè ergeben vnnd lieffern würden / zum Frieden erkläret: aber weil die Reformierte nicht trawen / auch die Statt S. Johann die Angelo zu jhrer Versicherung wider haben wollen / ist die Authorität deß Königs dem Frieden vorgezogen / vnd der Krieg von newem wider gedachte Reformierte beschlossen worden. Davon wir aber hernach weitere Meldung thun wollen.
Vergebliche Handlung vom Frieden in Franckreich. Es ist in diesem Jahr im Königreich Neapels auch grosse Vnruhe gewesen / darmit es sich also verhalten:
Vnruhe im Königreich Neapels. Es hatte nun fast fünff Jahr Hertzog Petrus von Ossuna in gedachtem Königreich an statt Königs Philippi III. die Verwaltung geführet / ein strenger Mann / der fast sein selbst nicht mächtig. Er führete eine Zeitlang Kriegswesen in den Niderlanden: Darnach wegen seines stattlichen Geschlechts vnd Freundschafft am Königlichen Hof / wurde er zum Statthalter in Sicilien gemacht / welches Ampt er also vertretten / mit allzuviel auff sich selbst Haltung / daß er vieler Haß vnnd Vngunst auff sich geladen. Ja er hat sich nicht geschewet Philibertum Hertzog Carl Emanuels in Saphoyen Sohn / (dessen Mutter deß Königs Schwester war /) General vber die Königliche Schiffarmada / mit Erweckung etlicher Strittigkeiten vber die Jurisdiction / zu offendiren.
Auß dieser Insul wurde er abgefordert / vnnd zu einem Statthalter in dem Königreich Neaples verordnet: da hat er auch viel nach seinem Willen angestellet.
Neaples ist ein vortreffliches Königreich in Italien / so viel herrliche Landschafften / als Campanien / Lucanien / Calabrien / Apulien / rc. in sich begreifft / hat im Vmbkrayß 1468. Italianische Meilen: ist mit vielen bequemen Meerhäfen versehen / darunder die vornembste vnd berühmbteste sind / der Cajetaner / Tarentiner / Brunduster vnd Neapolitaner. Das Königreich hat seinen Nahmen von der Hauptstatt Neapoli / darinnen vnder andern köstlichen Pallästen vnnd Gebäwen / das vortrefflichste ist / in welchem der Vice Re oder Königliche Statthalter seine Residentz hat / vnd beneben andern das Königliche Schloß S. Helmo / vom Keyser Carolo V. erbawet / die Statt darmit im Zwang zuhalten.
Neapels. Das gantze Land ist jetziger Zeit dem König in Hispanien vnderworffen / an welchen es nach den Frantzosen / die es hiebevor ein Zeitlang innen gehabt / kommen; der gibt dem Römischen Pabst / als von welchem er es zu Lehen trägt / Jährlich ein weissen Zelter vnd ein gewisse summa Gelts zum Tribut.
Die Innwohner sind stoltz vnnd hochmütig / vnd können Außländischer Herrschafft vber sich nicht wol leyden / derhalben muß man ein vorsichtiges vnnd moderirtes Regiment bey jhnen führen doch haben nunmehr der mehrertheil vnd vornemblich die vom Adel sich in der Hispanier Gehorsamb ergeben.
Nach dem nun der Hertzog von Ossuna vber diese Völcker das Regiment zuführen verordnet worden / hat er dasselbe auff solche Manier gethan / daß er nicht allein der Innwohner Haß auff sich gezogen / sondern auch in Außländischer Feindschafft gerathen / darunder vornemblich die Venediger gewesen / deren Regiment er nicht allein mit Gewalt / zu der Zeit / als sie mit Ertzhertzog Ferdinando / ehe er zum Keyserthumb erhaben worden / Krieg geführet / sondern auch mit heimblichen Practicken nach getrachtet.
Es hatten schon lang zuvor zu Neapoli zwischen dem Volck vnnd höhern Stands Personen / wegen deß Statt Regiments Strittigkeiten sich enthalten / welche dieser Statthalter mit sonderlichem fleiß foviret / dem gemeinen Volck hat er sich günstig vnnd geneigt / denen aber so höhern Stands gewesen / gehässig erzeigt / vnnd sie dardurch dahin bewogen / das der meiste theil von jhnen sich auß der Statt auff jhre Dörffer vnd Güter begeben. Wie nun also die Neapolitaner mit vielem Vnheyl geplagt waren / haben sie einen Cappuciner / Laurentius von Brundus genant / heimlich in Hispanien geschicket / den König aller Sachen Beschaffenheit zu berichten / vnnd zu bitten / daß er nach seiner angebornen Milte seine Vnderthanen nicht trostloß lassen / vnnd so bald der Hertzog von Ossuna die bestimpte dreyer Jahren Zeit seines Statthalter Ampts erreichet einen Successoren / welcher durch ein gelinder Regiment die Vnderthanen auß den schweren Trangsalen / in welchen sie stecketen / erlösete / senden wolte / mit vermelden / solches hetten sie durch jhre Trew vmb den König wol verdienet / es were
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |