Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.auch zu Abwendung eines Auffstandes hoch vonnöthen. Dieses hat der Statthalter gemercket / vnnd diese Reyß nach eusserstem Vermögen abzuwenden sich vnderstanden; aber doch ist durch Vorsichtigkeit deß Pabsts die Sach so weit gebracht worden / daß gedachter Abgesandte in Hispanien kommen / aber es hat jhm schier / wegen vieler deß Statthalters Freunden / so jhme allenthalben zuvor kommen / kein Glauben wollen zugestellet werden: Als er nun endlich allda in grosse Kranck heit gefallen / hat er / als ei jetzo dem Todt nahend war / dem König bezeuget / daß er die Warheit gesagt / vnd das Königreich Neaples in grosser Gefahr / welcher / so der König nit durch bequeme Mittel bey Zeiten vorbawete / könte es nicht verantwortet werden. Als nun die Neapolitaner dieses offtmals hefftig begehret / haben sie es endlich noch mehr zusuchen angefangen / in dem sie Johannem Franciscum Spinellum, so ein Mann war eines stattlichen Herkommens vnnd sonderbarer Vorsichtigkeit an den Königlichen Hof abgesendet. Hingegen hat auch der Statthalter durch Brieff vnd durch seine Verwandte seine Sachen bey dem König zutreiben / das angebrachte zu widersprechen auch alle Lästerungen auff seine Widerwertige zu legen sich vnderstanden. Vnd dahin hat er sich sonderlich bearbeitet / damit nicht der Oberkeitliche Gewalt vnnd Hochheit / in Schickung eines Successoren / von jhm genommen würde. Welches daß ers desto füglicher zuwegen bringen möchte / begehrte er daß jhm möchte etwas Zeit in Hispanien zuziehen / vnnd die wider jhn gethane Klagen abzuleinen vnnd hernacher wider an sein Gubernament zukommen / erlaubet werden. Der König mit Zuziehung seiner Räthe / wiewol er den Anklägern nicht in allem durchauß glauben zustellete / vnd doch was hieran der Warheit gemäß seyn möchte / gedachte / daß in einer solchen Sach auch der Argwohn nicht geringer Wichtigkeit seyn solte / wolte hierinn kein langen Auffzug machen: Vnd damit alles zu desto schleunigerer Verrichtung käme / beschlosse er den Cardinal Casparem Borgiam, so damals zu Rom vnd also nicht weit von Neapels war / zum Statthalter zu Neaples zu verordnen. Deß Borgiae Geschlecht ist in Hispanien sehr vortrefflich / welches zween Cardinal Borgia wird zum Successo ren deß Statthalter Ampts im Königreich Neaples gemacht. Päbst / als callistus III. vnnd Alexander VI. so davon entsprungen / nicht wenig erhaben. Er Borgia verwaltete damals zu Rom die Königliche Geschäfft / weil der Spanische Ambassador nach Hauß gezogen / diß an dessen statt ein anderer ankäme. Wie nun hiervon zu End deß 1619. Jahrs die Bottschafft nach Neapels gebracht worden / sind darüber die Stände vnnd vornehme Leuth erfrewet / der von Ossuna aber hingegen erschrecket worden. Nicht lang hernach sind die Königliche Schreiben bey dem Cardinal ankommen / mit Befehl / daß er auff das fürderlichste die Verwaltung deß Königreichs antretten vnnd die Vnruhe abwenden solte. Hierüber ist der Hertzog vber alle Massen entrüstet gewesen / vnd hat jhm vorgenommen / eher alles zuwagen / als das Regimemt jhm nemmen zulassen. Zu dem Ende er vnverzüglich vnnd in aller Eyl Brieff in Hispanien an den König vnnd die Königliche Räth schickete / in welchen er vermeldet / es were dem König oder dem Königreich gantz nicht fürträglich / daß bey solchem Zustandt der Statt da die gröste Gefahr vorhanden / eine Veränderung deß Statthalters vorgienge. Dann es were vom Meer her nicht ein geringe Sorg wegen er Türckischen Schiffarmada: Vnder den Christlichen Fürsten weren nicht wenig widerwertig. Ein in solchen Difficulteten vnnd Gefahr steckendes Land einem Priester / einem Mann so eines stillen vnnd friedlichen Gemüths vnnd der Ruhe gewohnt / vnnd das gemeine Wesen zu verwalten gantz vnerfahren were / anzuvertrawen / were nich rathsamb: Es were auch vber diß der Nahm eines Cardinals gefährlich / dann weil die Cardinäl von dem Apostolischen Stuhl / welcher jhm die Gerechtigtigkeit in das Königreich zueygnete / dependirten; würde dem Volck / welche auß Vbertruß deß gegenwärtigen Zustands / einig vnnd allein auff den Römischen Stuhl sehe / dardurch zu einer Newerung Gelegenheit an die Hand gegeben werden. Er wolte seiner Trew vnnd Ampts halben das jenige / dardurch in sicher Regiment angestellet würde / jhnen selbsten zubetrachten anheim stellen. Dem Borgiae / welcher jhn aller Sachen berichtet / hat er also zugeschrieben: Er were willig vnnd bereit / das Regiment jhme abzutretten / aber er hette etlicher Hochwichtigen Sachen halben Schreiben an den König abgehen lassen / deren Beantwortung er nochwendig erwarten müßte. Vber diese ward vorgeben / er hette mit dem Hertzogen von Albuquerqua Königlichen Ambassadoren zu Rom / mit welchem er sonderliche Freundschafft hatte / heimblich gehandelt / daß er den Cardinal von seinem Vorhaben abmahnen solte / oder doch zum wenigsten so viel bey jhm erhielte / daß er vor dem Monat Majo nicht nach Neaples reysete. Dann er war in Hoffnung er würde die Auffhebung deß Decrets wegen eines Successoren noch erlangen. Es melden etliche der Hertzog hette solches nicht verhälet: sondern wie vor Jahren der Hertzog von Alba / deme das Gubernament in den Niderlanden anbefohlen war / den Successoren / so schon gegenwärtig war zu König Philippo vermessentlich wider zurück geschicket / vnnd also das Gubernament behalten; also hette auch dieser offentlich bekennet / er wolte dem Borgia nicht weichen / entweder weil es nicht deß Königs Nutzen / oder weil ohne Königlichen Befehl / wie er wolte / daß man es darfür halten solte / sondern allein durch etlich weniger Authorität jhme das Gubernament abgenommen würde. Aber er hat bey dem König nichts erhalten können / doch aber vnderdessen den Borgiam, welcher sich milt gegen jhm erzeige- auch zu Abwendung eines Auffstandes hoch vonnöthen. Dieses hat der Statthalter gemercket / vnnd diese Reyß nach eusserstem Vermögen abzuwenden sich vnderstanden; aber doch ist durch Vorsichtigkeit deß Pabsts die Sach so weit gebracht worden / daß gedachter Abgesandte in Hispanien kommen / aber es hat jhm schier / wegen vieler deß Statthalters Freunden / so jhme allenthalben zuvor kommen / kein Glauben wollen zugestellet werden: Als er nun endlich allda in grosse Kranck heit gefallen / hat er / als ei jetzo dem Todt nahend war / dem König bezeuget / daß er die Warheit gesagt / vnd das Königreich Neaples in grosser Gefahr / welcher / so der König nit durch bequeme Mittel bey Zeiten vorbawete / könte es nicht verantwortet werden. Als nun die Neapolitaner dieses offtmals hefftig begehret / haben sie es endlich noch mehr zusuchen angefangen / in dem sie Johannem Franciscum Spinellum, so ein Mann war eines stattlichen Herkommens vnnd sonderbarer Vorsichtigkeit an den Königlichen Hof abgesendet. Hingegen hat auch der Statthalter durch Brieff vnd durch seine Verwandte seine Sachen bey dem König zutreiben / das angebrachte zu widersprechen auch alle Lästerungen auff seine Widerwertige zu legen sich vnderstanden. Vnd dahin hat er sich sonderlich bearbeitet / damit nicht der Oberkeitliche Gewalt vnnd Hochheit / in Schickung eines Successoren / von jhm genommen würde. Welches daß ers desto füglicher zuwegen bringen möchte / begehrte er daß jhm möchte etwas Zeit in Hispanien zuziehen / vnnd die wider jhn gethane Klagen abzuleinen vnnd hernacher wider an sein Gubernament zukommen / erlaubet werden. Der König mit Zuziehung seiner Räthe / wiewol er den Anklägern nicht in allem durchauß glauben zustellete / vnd doch was hieran der Warheit gemäß seyn möchte / gedachte / daß in einer solchen Sach auch der Argwohn nicht geringer Wichtigkeit seyn solte / wolte hierinn kein langen Auffzug machen: Vnd damit alles zu desto schleunigerer Verrichtung käme / beschlosse er den Cardinal Casparem Borgiam, so damals zu Rom vnd also nicht weit von Neapels war / zum Statthalter zu Neaples zu verordnen. Deß Borgiae Geschlecht ist in Hispanien sehr vortrefflich / welches zween Cardinal Borgia wird zum Successo ren deß Statthalter Ampts im Königreich Neaples gemacht. Päbst / als callistus III. vnnd Alexander VI. so davon entsprungen / nicht wenig erhaben. Er Borgia verwaltete damals zu Rom die Königliche Geschäfft / weil der Spanische Ambassador nach Hauß gezogen / diß an dessen statt ein anderer ankäme. Wie nun hiervon zu End deß 1619. Jahrs die Bottschafft nach Neapels gebracht worden / sind darüber die Stände vnnd vornehme Leuth erfrewet / der von Ossuna aber hingegen erschrecket worden. Nicht lang hernach sind die Königliche Schreiben bey dem Cardinal ankommen / mit Befehl / daß er auff das fürderlichste die Verwaltung deß Königreichs antretten vnnd die Vnruhe abwenden solte. Hierüber ist der Hertzog vber alle Massen entrüstet gewesen / vnd hat jhm vorgenommen / eher alles zuwagen / als das Regimemt jhm nemmen zulassen. Zu dem Ende er vnverzüglich vnnd in aller Eyl Brieff in Hispanien an den König vnnd die Königliche Räth schickete / in welchen er vermeldet / es were dem König oder dem Königreich gantz nicht fürträglich / daß bey solchem Zustandt der Statt da die gröste Gefahr vorhanden / eine Veränderung deß Statthalters vorgienge. Dann es were vom Meer her nicht ein geringe Sorg wegen er Türckischen Schiffarmada: Vnder den Christlichen Fürsten weren nicht wenig widerwertig. Ein in solchen Difficulteten vnnd Gefahr steckendes Land einem Priester / einem Mann so eines stillen vnnd friedlichen Gemüths vnnd der Ruhe gewohnt / vnnd das gemeine Wesen zu verwalten gantz vnerfahren were / anzuvertrawen / were nich rathsamb: Es were auch vber diß der Nahm eines Cardinals gefährlich / dann weil die Cardinäl von dem Apostolischen Stuhl / welcher jhm die Gerechtigtigkeit in das Königreich zueygnete / dependirten; würde dem Volck / welche auß Vbertruß deß gegenwärtigen Zustands / einig vnnd allein auff den Römischen Stuhl sehe / dardurch zu einer Newerung Gelegenheit an die Hand gegeben werden. Er wolte seiner Trew vnnd Ampts halben das jenige / dardurch in sicher Regiment angestellet würde / jhnen selbsten zubetrachten anheim stellen. Dem Borgiae / welcher jhn aller Sachen berichtet / hat er also zugeschrieben: Er were willig vnnd bereit / das Regiment jhme abzutretten / aber er hette etlicher Hochwichtigen Sachen halben Schreiben an den König abgehen lassen / deren Beantwortung er nochwendig erwarten müßte. Vber diese ward vorgeben / er hette mit dem Hertzogen von Albuquerqua Königlichen Ambassadoren zu Rom / mit welchem er sonderliche Freundschafft hatte / heimblich gehandelt / daß er den Cardinal von seinem Vorhaben abmahnen solte / oder doch zum wenigsten so viel bey jhm erhielte / daß er vor dem Monat Majo nicht nach Neaples reysete. Dann er war in Hoffnung er würde die Auffhebung deß Decrets wegen eines Successoren noch erlangen. Es melden etliche der Hertzog hette solches nicht verhälet: sondern wie vor Jahren der Hertzog von Alba / deme das Gubernament in den Niderlanden anbefohlen war / den Successoren / so schon gegenwärtig war zu König Philippo vermessentlich wider zurück geschicket / vnnd also das Gubernament behalten; also hette auch dieser offentlich bekennet / er wolte dem Borgia nicht weichen / entweder weil es nicht deß Königs Nutzen / oder weil ohne Königlichen Befehl / wie er wolte / daß man es darfür halten solte / sondern allein durch etlich weniger Authorität jhme das Gubernament abgenommen würde. Aber er hat bey dem König nichts erhalten können / doch aber vnderdessen den Borgiam, welcher sich milt gegen jhm erzeige- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0766" n="683"/> auch zu Abwendung eines Auffstandes hoch vonnöthen.</p> <p>Dieses hat der Statthalter gemercket / vnnd diese Reyß nach eusserstem Vermögen abzuwenden sich vnderstanden; aber doch ist durch Vorsichtigkeit deß Pabsts die Sach so weit gebracht worden / daß gedachter Abgesandte in Hispanien kommen / aber es hat jhm schier / wegen vieler deß Statthalters Freunden / so jhme allenthalben zuvor kommen / kein Glauben wollen zugestellet werden: Als er nun endlich allda in grosse Kranck heit gefallen / hat er / als ei jetzo dem Todt nahend war / dem König bezeuget / daß er die Warheit gesagt / vnd das Königreich Neaples in grosser Gefahr / welcher / so der König nit durch bequeme Mittel bey Zeiten vorbawete / könte es nicht verantwortet werden. Als nun die Neapolitaner dieses offtmals hefftig begehret / haben sie es endlich noch mehr zusuchen angefangen / in dem sie Johannem Franciscum Spinellum, so ein Mann war eines stattlichen Herkommens vnnd sonderbarer Vorsichtigkeit an den Königlichen Hof abgesendet.</p> <p>Hingegen hat auch der Statthalter durch Brieff vnd durch seine Verwandte seine Sachen bey dem König zutreiben / das angebrachte zu widersprechen auch alle Lästerungen auff seine Widerwertige zu legen sich vnderstanden. Vnd dahin hat er sich sonderlich bearbeitet / damit nicht der Oberkeitliche Gewalt vnnd Hochheit / in Schickung eines Successoren / von jhm genommen würde. Welches daß ers desto füglicher zuwegen bringen möchte / begehrte er daß jhm möchte etwas Zeit in Hispanien zuziehen / vnnd die wider jhn gethane Klagen abzuleinen vnnd hernacher wider an sein Gubernament zukommen / erlaubet werden. Der König mit Zuziehung seiner Räthe / wiewol er den Anklägern nicht in allem durchauß glauben zustellete / vnd doch was hieran der Warheit gemäß seyn möchte / gedachte / daß in einer solchen Sach auch der Argwohn nicht geringer Wichtigkeit seyn solte / wolte hierinn kein langen Auffzug machen: Vnd damit alles zu desto schleunigerer Verrichtung käme / beschlosse er den Cardinal Casparem Borgiam, so damals zu Rom vnd also nicht weit von Neapels war / zum Statthalter zu Neaples zu verordnen. Deß Borgiae Geschlecht ist in Hispanien sehr vortrefflich / welches zween <note place="left">Cardinal Borgia wird zum Successo ren deß Statthalter Ampts im Königreich Neaples gemacht.</note> Päbst / als callistus III. vnnd Alexander VI. so davon entsprungen / nicht wenig erhaben. Er Borgia verwaltete damals zu Rom die Königliche Geschäfft / weil der Spanische Ambassador nach Hauß gezogen / diß an dessen statt ein anderer ankäme.</p> <p>Wie nun hiervon zu End deß 1619. Jahrs die Bottschafft nach Neapels gebracht worden / sind darüber die Stände vnnd vornehme Leuth erfrewet / der von Ossuna aber hingegen erschrecket worden. Nicht lang hernach sind die Königliche Schreiben bey dem Cardinal ankommen / mit Befehl / daß er auff das fürderlichste die Verwaltung deß Königreichs antretten vnnd die Vnruhe abwenden solte.</p> <p>Hierüber ist der Hertzog vber alle Massen entrüstet gewesen / vnd hat jhm vorgenommen / eher alles zuwagen / als das Regimemt jhm nemmen zulassen. Zu dem Ende er vnverzüglich vnnd in aller Eyl Brieff in Hispanien an den König vnnd die Königliche Räth schickete / in welchen er vermeldet / es were dem König oder dem Königreich gantz nicht fürträglich / daß bey solchem Zustandt der Statt da die gröste Gefahr vorhanden / eine Veränderung deß Statthalters vorgienge. Dann es were vom Meer her nicht ein geringe Sorg wegen er Türckischen Schiffarmada: Vnder den Christlichen Fürsten weren nicht wenig widerwertig. Ein in solchen Difficulteten vnnd Gefahr steckendes Land einem Priester / einem Mann so eines stillen vnnd friedlichen Gemüths vnnd der Ruhe gewohnt / vnnd das gemeine Wesen zu verwalten gantz vnerfahren were / anzuvertrawen / were nich rathsamb: Es were auch vber diß der Nahm eines Cardinals gefährlich / dann weil die Cardinäl von dem Apostolischen Stuhl / welcher jhm die Gerechtigtigkeit in das Königreich zueygnete / dependirten; würde dem Volck / welche auß Vbertruß deß gegenwärtigen Zustands / einig vnnd allein auff den Römischen Stuhl sehe / dardurch zu einer Newerung Gelegenheit an die Hand gegeben werden. Er wolte seiner Trew vnnd Ampts halben das jenige / dardurch in sicher Regiment angestellet würde / jhnen selbsten zubetrachten anheim stellen. Dem Borgiae / welcher jhn aller Sachen berichtet / hat er also zugeschrieben: Er were willig vnnd bereit / das Regiment jhme abzutretten / aber er hette etlicher Hochwichtigen Sachen halben Schreiben an den König abgehen lassen / deren Beantwortung er nochwendig erwarten müßte. Vber diese ward vorgeben / er hette mit dem Hertzogen von Albuquerqua Königlichen Ambassadoren zu Rom / mit welchem er sonderliche Freundschafft hatte / heimblich gehandelt / daß er den Cardinal von seinem Vorhaben abmahnen solte / oder doch zum wenigsten so viel bey jhm erhielte / daß er vor dem Monat Majo nicht nach Neaples reysete. Dann er war in Hoffnung er würde die Auffhebung deß Decrets wegen eines Successoren noch erlangen. Es melden etliche der Hertzog hette solches nicht verhälet: sondern wie vor Jahren der Hertzog von Alba / deme das Gubernament in den Niderlanden anbefohlen war / den Successoren / so schon gegenwärtig war zu König Philippo vermessentlich wider zurück geschicket / vnnd also das Gubernament behalten; also hette auch dieser offentlich bekennet / er wolte dem Borgia nicht weichen / entweder weil es nicht deß Königs Nutzen / oder weil ohne Königlichen Befehl / wie er wolte / daß man es darfür halten solte / sondern allein durch etlich weniger Authorität jhme das Gubernament abgenommen würde. Aber er hat bey dem König nichts erhalten können / doch aber vnderdessen den Borgiam, welcher sich milt gegen jhm erzeige- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [683/0766]
auch zu Abwendung eines Auffstandes hoch vonnöthen.
Dieses hat der Statthalter gemercket / vnnd diese Reyß nach eusserstem Vermögen abzuwenden sich vnderstanden; aber doch ist durch Vorsichtigkeit deß Pabsts die Sach so weit gebracht worden / daß gedachter Abgesandte in Hispanien kommen / aber es hat jhm schier / wegen vieler deß Statthalters Freunden / so jhme allenthalben zuvor kommen / kein Glauben wollen zugestellet werden: Als er nun endlich allda in grosse Kranck heit gefallen / hat er / als ei jetzo dem Todt nahend war / dem König bezeuget / daß er die Warheit gesagt / vnd das Königreich Neaples in grosser Gefahr / welcher / so der König nit durch bequeme Mittel bey Zeiten vorbawete / könte es nicht verantwortet werden. Als nun die Neapolitaner dieses offtmals hefftig begehret / haben sie es endlich noch mehr zusuchen angefangen / in dem sie Johannem Franciscum Spinellum, so ein Mann war eines stattlichen Herkommens vnnd sonderbarer Vorsichtigkeit an den Königlichen Hof abgesendet.
Hingegen hat auch der Statthalter durch Brieff vnd durch seine Verwandte seine Sachen bey dem König zutreiben / das angebrachte zu widersprechen auch alle Lästerungen auff seine Widerwertige zu legen sich vnderstanden. Vnd dahin hat er sich sonderlich bearbeitet / damit nicht der Oberkeitliche Gewalt vnnd Hochheit / in Schickung eines Successoren / von jhm genommen würde. Welches daß ers desto füglicher zuwegen bringen möchte / begehrte er daß jhm möchte etwas Zeit in Hispanien zuziehen / vnnd die wider jhn gethane Klagen abzuleinen vnnd hernacher wider an sein Gubernament zukommen / erlaubet werden. Der König mit Zuziehung seiner Räthe / wiewol er den Anklägern nicht in allem durchauß glauben zustellete / vnd doch was hieran der Warheit gemäß seyn möchte / gedachte / daß in einer solchen Sach auch der Argwohn nicht geringer Wichtigkeit seyn solte / wolte hierinn kein langen Auffzug machen: Vnd damit alles zu desto schleunigerer Verrichtung käme / beschlosse er den Cardinal Casparem Borgiam, so damals zu Rom vnd also nicht weit von Neapels war / zum Statthalter zu Neaples zu verordnen. Deß Borgiae Geschlecht ist in Hispanien sehr vortrefflich / welches zween Päbst / als callistus III. vnnd Alexander VI. so davon entsprungen / nicht wenig erhaben. Er Borgia verwaltete damals zu Rom die Königliche Geschäfft / weil der Spanische Ambassador nach Hauß gezogen / diß an dessen statt ein anderer ankäme.
Cardinal Borgia wird zum Successo ren deß Statthalter Ampts im Königreich Neaples gemacht. Wie nun hiervon zu End deß 1619. Jahrs die Bottschafft nach Neapels gebracht worden / sind darüber die Stände vnnd vornehme Leuth erfrewet / der von Ossuna aber hingegen erschrecket worden. Nicht lang hernach sind die Königliche Schreiben bey dem Cardinal ankommen / mit Befehl / daß er auff das fürderlichste die Verwaltung deß Königreichs antretten vnnd die Vnruhe abwenden solte.
Hierüber ist der Hertzog vber alle Massen entrüstet gewesen / vnd hat jhm vorgenommen / eher alles zuwagen / als das Regimemt jhm nemmen zulassen. Zu dem Ende er vnverzüglich vnnd in aller Eyl Brieff in Hispanien an den König vnnd die Königliche Räth schickete / in welchen er vermeldet / es were dem König oder dem Königreich gantz nicht fürträglich / daß bey solchem Zustandt der Statt da die gröste Gefahr vorhanden / eine Veränderung deß Statthalters vorgienge. Dann es were vom Meer her nicht ein geringe Sorg wegen er Türckischen Schiffarmada: Vnder den Christlichen Fürsten weren nicht wenig widerwertig. Ein in solchen Difficulteten vnnd Gefahr steckendes Land einem Priester / einem Mann so eines stillen vnnd friedlichen Gemüths vnnd der Ruhe gewohnt / vnnd das gemeine Wesen zu verwalten gantz vnerfahren were / anzuvertrawen / were nich rathsamb: Es were auch vber diß der Nahm eines Cardinals gefährlich / dann weil die Cardinäl von dem Apostolischen Stuhl / welcher jhm die Gerechtigtigkeit in das Königreich zueygnete / dependirten; würde dem Volck / welche auß Vbertruß deß gegenwärtigen Zustands / einig vnnd allein auff den Römischen Stuhl sehe / dardurch zu einer Newerung Gelegenheit an die Hand gegeben werden. Er wolte seiner Trew vnnd Ampts halben das jenige / dardurch in sicher Regiment angestellet würde / jhnen selbsten zubetrachten anheim stellen. Dem Borgiae / welcher jhn aller Sachen berichtet / hat er also zugeschrieben: Er were willig vnnd bereit / das Regiment jhme abzutretten / aber er hette etlicher Hochwichtigen Sachen halben Schreiben an den König abgehen lassen / deren Beantwortung er nochwendig erwarten müßte. Vber diese ward vorgeben / er hette mit dem Hertzogen von Albuquerqua Königlichen Ambassadoren zu Rom / mit welchem er sonderliche Freundschafft hatte / heimblich gehandelt / daß er den Cardinal von seinem Vorhaben abmahnen solte / oder doch zum wenigsten so viel bey jhm erhielte / daß er vor dem Monat Majo nicht nach Neaples reysete. Dann er war in Hoffnung er würde die Auffhebung deß Decrets wegen eines Successoren noch erlangen. Es melden etliche der Hertzog hette solches nicht verhälet: sondern wie vor Jahren der Hertzog von Alba / deme das Gubernament in den Niderlanden anbefohlen war / den Successoren / so schon gegenwärtig war zu König Philippo vermessentlich wider zurück geschicket / vnnd also das Gubernament behalten; also hette auch dieser offentlich bekennet / er wolte dem Borgia nicht weichen / entweder weil es nicht deß Königs Nutzen / oder weil ohne Königlichen Befehl / wie er wolte / daß man es darfür halten solte / sondern allein durch etlich weniger Authorität jhme das Gubernament abgenommen würde. Aber er hat bey dem König nichts erhalten können / doch aber vnderdessen den Borgiam, welcher sich milt gegen jhm erzeige-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |